»Ja, ja, wer gehen will, ist bald fertig«, sagte Tom Johannes.
»Ja, ja«, sagten mehrere.
Und so verließen sie an diesem Abende Witikos Leuchte.
Am fünften Tage darnach war Witiko gerüstet. Er und sein Pferd waren in den nötigen Stand gesetzt, die Reise zu erneuern, und er hatte Vorsorge getroffen, daß ihm von seiner Habe, was er brauchte, gefördert werde. An diesem Tage waren auch die Männer, die ziehen wollten, bereitet. Da war Christ Severin der Wollweber mit einem Ahornschafte dem Packe der Nahrungsmittel und einem Sacke für die Beute, Stephan der Wagenbauer mit Schwert und Spieß dem Packe der Nahrungsmittel und dem Sacke für die Beute, David der Zimmerer mit Schwert und Streitaxt dem Packe der Nahrungsmittel und dem Sacke für die Beute, eben so Paul Joachim mit einem Spieße, Jakob mit Spieß und Schwert, Tom Johannes der Fiedler mit einem Spieße und einem großen Sacke für die Beute, angleichen Maz Albrecht mit einem Ahornschafte, dann Peter Laurenz der Schmied mit einer Eisenstange und einer eisernen Wurfkeule, dann Urban, Zacharias, Lambert, und Wolfgang mit Ahornschäften, Gregor Veit mit Schwert und Spieß, dann viele von den jungen Leuten, und Knechte, die entbehrt werden konnten. Sie hatten die groben grauen Wollkleider an, Stiefel mit den großen eisenbeschlagenen Sohlen an den Füßen, und dicke Filzhauben auf den Häuptern. Der Knecht Raimund hatte begehrt, mit Witiko zu gehen, und Witiko hatte eingewilligt. Weil Witiko erklärt hatte, daß er im Schritte reiten werde, sagten die Männer, man solle bei einander bleiben, und neben ihm gehen. Witiko hielt es für gut.
Als sie versammelt waren, segnete sie der Priester mit den weißen Haaren, sprach zu ihnen, und machte das Zeichen des Kreuzes über sie. Die Weiber standen da, und weinten, und hielten noch Kinder zum Abschiede hin. Die Mädchen schauten verzagt und freudig auf die jungen Männer. Die Knaben hatten Stäbe und Stänglein als Lanzen in Nachahmung der Männer, und standen ganz vorne. Martin stand neben dem Pfarrer, und tröstete die weinende Lucia.
Endlich zogen sie fort. Viele Weiber manche Mädchen und alle Knaben gingen hinter ihnen her, bis sie die strenge Weisung erhielten, zurückzukehren, und dann blieben sie erst noch stehen, bis die Männer im Walde waren.
Da der Abend dieses Tages heran nahte, war der Zug durch den feuchten Schnee bis zu Rownos Turm gelangt. Dort sahen sie, daß Rowno sich und die Seinigen rüste. Es war eine große Bewegung in dem Turme und zwischen den Hütten. Als Rowno die Ankömmlinge erblickte, rief er: »Da ist Witiko von Plana, das ist recht, daß du dich rüstest. Witiko, wer hätte das gedacht? Wir wissen nicht einmal genau, wer gegen den Herzog ist, und wer mit ihm. Wenn alle die Anhänger des verstorbenen Sobeslaw zu den Mährern gehen, der wilde Wšebor, und der alte Diwiš, und der uralte Bolemil mit seiner großen Sippschaft und Untergebenheit, und der alte Lubomir, und der starke Bozebor, so kann ein schwerer Krieg werden, und der junge Wladislaw der Sohn Sobeslaws kann gegen den älteren Wladislaw, den wir erwählt haben, siegen. Wir wollen die Rechte der Wladyken schützen, daß sie nicht von den großen Lechen verletzt werden können, wir wollen für ihre Unabhängigkeit und Wohlfahrt streiten. Komme herein, und übernachte in meinem Hause.«
Witiko ritt in den Turm, und die andern wurden in den Hütten aufgenommen, erwärmten sich, und erhielten Speise und Trank.
Da der Morgen des nächsten Tages angebrochen, und Witiko in die große Stube gekommen war, standen viele Männer in derselben. Sie hatten das weite Kleid kurz geschürzt und gegürtet, hatten rauwollige Beinbekleidungen und grobe Stiefel, und auf den Häuptern dicke Filzhauben. Jeder hatte ein Schwert und eine Lanze, und viele trugen, wie es gelegentlich hervor schimmerte, Panzerhemden unter dem Überkleide. Rowno trug ein Panzerhemd und ein Schwert; aber er war noch nicht völlig bekleidet, namentlich war sein Haupt unbedeckt. Es wurde Bier zum Frühtrunke gereicht, und an einige Männer, die noch in die Stube kamen, wurden Waffen verteilt. Ludmila die Gattin Rownos war mit ihrem Knäblein Miš und mit ihrem Töchterlein Durantia in die Stube getreten, um die Männer und Witiko zu begrüßen. Sie war blaß und stille.
Rowno sagte zu Witiko: »Trink einen Frühtrunk, ehe du aufbrichst, und sage Ludmila einen Morgengruß.«
Witiko tat einen Trunk aus einem Krüglein, in welchem Bier war, und schritt dann zu Ludmila, und sagte: »Seid gegrüßt, edle Frau, und es seien auch Eure Kindlein gegrüßet, wir werden einen Zug in das Feld bekommen.«
»Der Beschluß der Männer wird geschehen«, sagte Ludmila, »und sie werden wahren, was ihnen gebührt.«
»Ich werde im Felde sein«, sagte Rowno, »Bustin wird den Turm besetzt halten, der Turm wird gut versehen sein, es werden sich in ihm die nötigen Männer befinden, und die Knaben, die da sind, mögen in dem Walde Kundschaft treiben, und wenn etwas geschieht, das euch Gefahr droht, sendet schnell, und ich werde zurückkehren.«
»Tue nach deinem Herzen, Rowno«, sagte Ludmila, »und Ihr Witiko seid gegrüßet, und habet Dank für den Gruß an die Kinder.«
Da ging bei diesen Worten die Tür der Stube auf, und die Jungfrau mit den schwarzen Haaren den schwarzen Augen den roten Wangen und den kirschroten Lippen, die das dunkelblaue Kleid mit dem veilchenblauen Gürtel angehabt hatte, da Witiko einmal als Gast in dem Turme war, Dimut die Schwester Rownos trat herein. Sie trug aber kein dunkelblaues Kleid mit irgend einem Gürtel, sondern an ihrer Brust glänzte ein helles Waffenhemd, das wohlgereinigt schimmerte, und mit kurzen weiten Ärmeln über das Kleid ihrer Arme ging. Das andere Kleid außer dem Panzerhemde war schwarz und weitfaltig. An den Füßen hatte sie schwarze Stiefel. Ihr Haupt war mit einer schwarzen dicken Filzhaube bedeckt. Sonst trug sie eine Waffe nicht. Sie ging an den Männern vorüber zu Ludmila, und sagte: »Sei gegrüßt, Schwester.«
Dann ging sie zu Rowno, und sagte: »Ich bringe dir den Morgengruß.«
Und dann sagte sie zu Witiko gewendet: »Ich grüße Euch auch, Witiko, Ihr geht gegen Mähren.«
»Ich gehe in den Krieg«, antwortete Witiko.
»Du hast dich auch gerüstet«, sprach Rowno zu ihr.
Dimut antwortete: »Ihr werdet alle, die ihr es könnt, in das Feld gehen, ihr werdet dort genau ergründen, wo das Recht ist, und werdet für das Recht mit eurem Leben streiten, und wenn es sein muß, euer Leben dafür lassen. Ich will tun, was ein Weib vermag, zu meinem Schutze soll wenigstens niemand benötigt sein. Das Rechte muß geschehen, wie es auf Erden und im Himmel gilt.«
»Du wirst immer klug handeln, meine Dimut«, sagte Rowno.
»So klug, wie es der Teil Klugheit verlangt«, entgegnete Dimut, »der mir geschenkt worden ist.«
Dann ging sie zu den bewaffneten Männern, und reichte ihnen die Hände.
»Ich muß jetzt fortgehen«, sagte Witiko.
»So gehe, und wir werden dich vielleicht noch erreichen«, entgegnete Rowno.
Witiko verabschiedete sich, verließ die Stube, suchte sein Pferd, und ritt über den Damm hinaus. Die Männer von Plan schlossen sich an, und gingen mit ihm. Als weit hinter Rownos Turm der Wald aus war, hörte der Schnee auf, und sie kamen am Abende in den Zupenort Daudleb. Dort kaufte Witiko für Raimund ein Pferd, besorgte noch manches für seinen Zug, und die Männer beschlossen, eine Zeit auf Kundschaft hier zu bleiben.
Als Witiko in den Zupenhof ging, war er verschlossen, es wurde ihm das Tor geöffnet, und er wurde, weil ihm der Torwart gesagt hatte, daß Lubomir fort sei, zu Boleslawa geführt, die mit Männern in dem Hause war. Witiko begrüßte sie, und sagte: »So ist Lubomir in seinem Alter fortgegangen?«
»Ja, er ist fortgegangen«, sagte Boleslawa. »Da es an der Zeit war, kam, wie es sich gebührt, unser Erstgeborner Moyslaw mit seinen Männern von seinem Hofe Chlum zu uns, dann kam unser Zweitgeborner Pustimir von seinem Felde und Walde in Dauby mit seinen Männern, dann kam auch der Drittgeborne Radosta mit seinen Männern von Trebin, es kamen die Gatten Marias Euphemias und Boleslawas mit ihren Männern, Lubomir hatte seine eigenen Leute versammelt, der demütige Priester dieses Hauses hat sich auch zu trösten und zu helfen beigesellt, und sie gingen alle zu Wladislaw dem Herzoge.«
»Zu Wladislaw dem Herzoge?«