Es war ein Schweigen, als der Herzog seine Frage ausgesprochen hatte.
»Redet, Söhne Premysls«, sagte der Herzog endlich.
Als sie schwiegen, sprach er: »Rede, Diepold.«
»Es mögen die Männer und die Herren reden, welche von dem Volke kommen, weil es an dem ist, daß die Nachkommen Premysls gegen einander im Streite sind«, sagte Diepold.
»Rede, Heinrich«, sprach der Herzog.
»Ich rede, wie mein Bruder Diepold geredet hat«, entgegnete Heinrich.
»Sprecht, ihr Herren der Kirche, und sprecht, ihr Lechen und Wladyken der Länder, die ihr von dem Volke kommt«, sagte der Herzog.
»Hocherlauchter Herr und erhabener Herzog der Länder Böhmen und Mähren«, sprach Otto, der Bischof von Prag, »der allmächtige, der gütige, der barmherzige und gerechte Gott hat den Krieg in unsere Länder gesendet, daß wir büßen, was wir verschuldet haben, daß wir gereiniget werden, daß wir das Rechte verteidigen, und daß wir uns zur Besserung wenden. Wir müssen ihn dulden und führen, wie er ihn auferlegt hat, und wir dürfen uns gegen seinen Rat nicht auflehnen.«
»Was sprechen die Äbte?« fragte der Herzog.
»Die Äbte sprechen durch mich, wie der hochehrwürdige Bischof gesprochen hat«, sagte der Abt von Kladrau.
»Und der Priester Daniel?« fragte Wladislaw.
»Du hast die rechten Worte zu dem Herzoge gesendet, und es können keine andern gesendet werden«, sagte Daniel.
»Und Bolemil?« fragte der Herzog.
»Es ist, wie es ist, und wir müssen es zu Ende führen«, sagte Bolemil.
»Wir müssen es zu Ende führen«, sagte Diwiš.
»Zu Ende«, sagte Lubomir.
»Zu Ende«, »zu Ende«, riefen alle in der Versammlung.
»So sind wir geeinigt, und es geschehe, was geschehen muß«, sagte der Herzog. »Ihr seid sehr zahlreich gesammelt gekommen, wir haben uns an einander gefügt, ihr kennt die Ordnung, und, was später gekommen ist, wird noch gefügt werden. Lubomir, du bist wieder zwischen dem Zupane Diwiš und dem Lechen Bolemil, wie bei der Verteidigung von Prag, und Jurik und Chotimir, ihr seid wie in Prag, die andern Zupenkrieger und die Krieger, die noch zugeführt worden sind, erhalten die Ordnung des Wysoka. Witiko, tritt vor.«
Witiko ging von dem untern Ende des Tisches gegen den Herzog vorwärts, und blieb stehen.
»Du hast die Waldleute gebracht, Witiko«, sagte der Herzog, »sie haben dich zum Führer gewählt, und du bleibst ihr Führer. Mein Bote wird es ihnen verkünden. Lagere dich sogleich rechts von dem ehrwürdigen Lechen Bolemil, wie du auf dem Berge Wysoka gewesen bist, da die Schlechten vom Plaka die Flucht ergriffen hatten. Ich gebe dir ein rotes Banner, es soll über deinen andern Zeichen sein. Rechts von dir sind die von Rowna, Wettern, Tusch, Ottau, Hora, Attes, Prachatic, Winterberg und vom reichen Bergsteine. Diepold wird rechtseits von dem Herzogsbanner befehlen. Und so, ihr Herren und Führer, ziehen wir; und Gott, der Herr des Himmels, und die Heiligen in dem Himmelreiche schützen uns, und wir flehen zu Gott dem Herrn des Himmels und zu den Heiligen in dem Himmelreiche.«
»Zu Gott, dem Herrn des Himmels, und zu den Heiligen im Himmelreiche«, riefen die Männer der Versammlung.
»Seid bedankt, ihr Herren«, sagte Wladislaw, »und achtet der Zeichen, wenn sie tönen werden, daß wir vorwärts dringen.«
Er erhob sich von seinem Sitze, und die Männer um ihn erhoben sich von ihren Sitzen.
Da ging ein Krieger von denen, welche an dem Eingange des Zeltes standen, zu dem Herzoge, und sagte: »Hoher Herr! Der Leche Bozebor harret, seit die Beratungen begonnen haben, vor dem Zelte, und bittet um Einlaß. Er ist mit vielen Männern gekommen. Sie sind außer dem Lager gehalten worden.«
»Er trete ein«, sagte der Herzog.
Der Krieger entfernte sich aus dem Zelte, und gleich darauf kam Bozebor in dasselbe.
»Gehe zu mir, Bozebor«, sagte der Herzog.
Bozebor ging bis zu dem Herzoge, und blieb stehen.
»Was begehrest du?« fragte der Herzog.
Bozebor löste sein Schwert von dem Gürtel, reichte es gegen den Herzog, und sprach: »Ich bringe dir mein Schwert, daß du es nehmest; hoher Herr, und mich strafest, so du mich einer Strafe würdig erachtest. Die mit mir gekommen sind, lasse an dem Kampfe für die Länder Anteil nehmen, und gib ihnen einen Führer, welcher ihnen gut ist.«
»Bozebor«, sagte der Herzog, »ich habe in der Hofburg von Prag gesprochen: Es hat ein jeder die Freiheit, zu reden, wie sein Herz denkt, ich habe zu dir gesprochen: Handle nach deinem Sinne, bleibe, wo du willst, bis diese Sache aus ist, und dann komme zu mir, ich werde dir die Hand reichen. Du bist da, und ich reiche dir die Hand. Befestige dein Schwert wieder an deinem Gürtel, und führe deine Männer; denn du bist ihnen gut.«
Nach diesen Worten reichte er Bozebor die Hand.
Bozebor nahm sie, und sprach nicht.
Dann sagte der Herzog: »Führe deine Schar in das Lager, und die Ordnung werde eingeleitet wie auf dem Wysoka.«
Da rief Bozebor: »Ich werde sie herein führen, es wird sein wie auf dem Wysoka, und mehr.«
»Gepriesen sei Wladislaw«, rief Predbor mit lauter Stimme.
»Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren«, riefen alle in der Versammlung.
»Wir sind alle Freunde«, sagte der Herzog, »und ich glaube, wir werden es bleiben.«
»Immer, immer, immer«, riefen die Männer.
»Und so trennen wir uns, und tue jeder, was er für nötig erachtet«, sagte der Herzog.
Und die Versammelten schickten sich an, das Zelt zu verlassen. Die älteren Männer gingen zuerst, und ihnen folgten die jüngeren.
Vor dem Gezelte grüßten sich viele, und sprachen noch mit einander. Mehrere gingen zu Bozebor, und reichten ihm die Hand. Er befestigte das Schwert erst jetzt an seinem Gürtel, und ging auf den Weg, seine Männer zu holen. Einige geleiteten ihn.
Witiko gab Welislaw, Odolen, Sezima, Jurik, dem Sohne Juriks, Zwest, Ben, dem Sohne Bens, Zdeslaw und Beneda den Gruß, den sie brachten, zurück, und ging dann mit Rowno und Diet von Wettern und Osel und Hermann von Attes und Wyhon von Prachatic gegen die Stelle, auf welcher die Waldleute gelagert waren.
Als er dort angekommen war, verkündete er seinen Männern, was der Herzog verfügt hatte.
»Das muß sein«, rief der Schmied von Plan.
»Das