Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027226405
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dich. Wo warst du so lange?

      SLADEK

      Ich hab mich geärgert.

      ANNA

      Wer hat dich geärgert?

      SLADEK

      Freut dich das?

      ANNA

      Mich?

      SLADEK

      Laß uns allein, bitte.

      KNORKE

      Nicht nötig, Sladek. Frau Schramm hat mich soeben gebeten, dir mitzuteilen, du seiest untauglich zum Soldaten, da sie sonst alles den Polen verrät.

      SLADEK

      Anna!

      ANNA

      Nein, so ein Schuft!

      KNORKE

      Ich weiß, daß du das Maul gehalten hast, aber Frau Schramm hat dir nachspioniert. Dadurch zwingt uns Frau Schramm, uns mit ihrer Persönlichkeit zu beschäftigen. Verstanden? Sladek, bist du tauglich?

      SLADEK

      Tauglich.

      KNORKE

      Nach wie vor. Wir treffen uns beim Fräulein. Auf Wiedersehen! Ab.

      SLADEK

      starrt Anna an: Auf Wiedersehen.

       Stille.

      ANNA

      Was ist das für ein Fräulein?

      SLADEK

      Das Fräulein. Das ist ein Lokal.

      ANNA

      Lüg nicht!

      SLADEK

      Du wirst noch blöd vor lauter Eifersucht.

      ANNA

      Lieber blöd! Sladek! Ich hab ja so Angst um dich! Ich seh es ja, wie hungerig dich die Weiber anschaun –

      SLADEK

      unterbricht sie: Ich bin dir treu.

      ANNA

      Nein, du nimmst nur Rücksicht, aber dann wünschst du, ich soll nicht mehr sein. Du, du wirst einfach weggehen, ich werde dich überall suchen und nirgends finden.

      SLADEK

      Anna, weißt du, was das heißt, eine Armee vor dem Feinde zu verraten? Weißt du, was die Soldaten mit dem Verräter tun?

      ANNA

      Sie sollen mich erschlagen.

      SLADEK

      Sie werden dich erschlagen.

      ANNA

      Es liegt an dir. Bleib bitte, und ich verrate nichts. Nichts. Weißt du, was das heißt, wenn ich dich verliere? Bleib, bitte, bitte, bitte – schau, ich schäme mich ja schon gar nicht mehr, so hänge ich an dir. Was denkst du jetzt?

      SLADEK

      Was ich denk, langweilt dich, hast du gesagt.

      ANNA

      Nein!

      SLADEK

      Was ich denk, ist dumm, hast du gesagt! Hast du gesagt! Ich hab nämlich ein sogenanntes Gedächtnis, ein ausgezeichnetes Gedächtnis.

      ANNA

      Wie du dir alles merkst.

      SLADEK

      Alles.

      ANNA

      Daß du nur nichts vergißt!

      SLADEK

      Nichts. Glotz nicht.

      ANNA

      Ich glotz nicht. Ich hab nur gesagt, du sollst nicht so viel denken, weil ich nichts von Politik versteh. Ich komme nicht mit.

      SLADEK

      Man muß nur selbständig denken. Ich kam zu dir zerlumpt. Bei mir in der Familie haben sie sich um ein Stück Brot gehaßt. Du warst für mich ein höheres Wesen, du hattest eine Zweizimmerwohnung und hast Kriegsanleihen gezeichnet. Du hast für Kaufmannsfrauen geschneidert, ich hab mich waschen können. Du hast mir einen Wintermantel gekauft. Danke.

      ANNA

      Bitte.

      SLADEK

      Du bist meine erste Liebe.

      ANNA

      Sei nicht boshaft.

      SLADEK

      Ich bin nicht boshaft. Ich wollt nur sagen, daß die erste Liebe eine riesige Rolle im Leben spielt. Hab ich gehört.

      ANNA

      Sladek. Du bist schon tot.

      SLADEK

      Warum?

      ANNA

      klammert sich an ihn: So sag es doch! Sag, daß alles aus ist! Aus, aus –

      SLADEK

      Sag es du.

      ANNA

      Ich kann es nicht, – wie dumm ich bin, wie dumm –

      SLADEK

      Es ist nicht aus.

      ANNA

      Nimm keine Rücksicht! Quäl mich nicht! Sag es endlich, laß mich los!

      SLADEK

      Gut. Es ist aus.

      ANNA

      Schau mich an.

       Stille.

      SLADEK

      So wirds nicht anders.

      ANNA

      Doch.

      SLADEK

      Du weißt immer alles besser.

      ANNA

      Du kannst nicht lieben, du kannst nur lieb sein.

      SLADEK

      Genügt das nicht?

       Stille.

      ANNA

      lächelt: Schau mich nicht so an – du Riese. Du kleiner Riese. Du bleibst, du bleibst. Du Jung, du – es ist dunkel, die Erde ist noch kalt, aber die Sonne war schon warm. Das ist der zunehmende Mond.

      SLADEK

      Heuer gibts kein Frühjahr. Auf dem Ozean liegen lauter Wolken, ganze Berge. Das kommt alles noch über uns, steht in der Zeitung.

      ANNA

      Ist doch alles nicht wahr, ist doch alles anders – Komm, gib mir einen Kuß – Das war doch kein Kuß. So. So – Sie küßt ihn, reißt sich plötzlich los und taumelt zurück. Was tust du?! Was fällt dir ein, wenn ich dich küß?!

      SLADEK

      Ich küß nicht gern so, so sinnlich.

      ANNA

      Du Schwein. Du Schwein –

      SLADEK

      Ich bin ein Schwein. Ab.

      III. IM WEINHAUS ZUR ALTEN LIEBE

       Salm, Horst, Halef, Knorke und Rübezahl sind die einzigen Gäste. Das Fräulein bedient.

      DAS