Gesammelte Werke. Джек Лондон. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783962813475
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hat …«

      »Es ge­nügt, Herr Zeu­ge«, un­ter­brach ihn der Vor­sit­zen­de. »Wir ha­ben ge­nug von den Squaws ge­hört.«

      »Dies­mal bit­te ich, den Zeu­gen nicht zu stö­ren!« pro­tes­tier­te Fro­na und sah da­bei ganz sorg­los aus. »Jetzt scheint mir das The­ma wich­tig zu sein.«

      »Im­mer das Un­ter­bre­chen!« knurr­te Bi­shop. »So ’n Vor­sit­zen­den habe ich in mei­nem gan­zen Le­ben noch nicht ge­se­hen. Und Sie kön­nen mir schon glau­ben, dass ich in ein paar Welt­tei­len mit dem Ge­richt so die eine oder an­de­re klei­ne Be­kannt­schaft ge­macht hab’. Ich könn­te schon lan­ge fer­tig sein, aber im­mer fährt mir da ir­gend so ein Grün­schna­bel da­zwi­schen. Ich bit­te auch um Ver­zei­hung, Herr Vor­sit­zen­der, na­tür­lich will ich Ih­rer Wür­de nicht zu nahe tre­ten. Also da hat­te mein Gre­go­ry ja wohl eine Wut auf mich, we­gen der vä­ter­li­chen Züch­ti­gung, wenn ich so sa­gen darf. Und au­ßer­dem hat er viel­leicht ge­dacht, eine hüb­sche Squaw im Boot ist bes­ser als so ’n bors­ti­ger Jung’ mit ’m Fuß­sack am Kinn. Auf ein­mal krieg’ ich da von hin­ten ei­nes mit dem Ge­wehr­kol­ben über das Köpf­chen, rein die Squaw ins Kanu, mich lie­gen­ge­las­sen und los … Wie das Yu­kon­land da­mals war, das wisst ihr ja, Jungs! Stellt euch da mal einen vor, ohne Aus­rüs­tung, mut­ter­see­len­al­lein, 1000 Mei­len tief in der Wild­nis. Ist das ein Wun­der, dass ich nicht gut auf den wer­ten Herrn zu spre­chen bin? Ge­ret­tet habe ich mich ja, sonst könn­te ich euch das al­les nicht er­zäh­len. Aber eine Ver­gnü­gungs­rei­se war es nicht, und dass ich nicht ver­hun­gert und er­fro­ren bin, das be­grei­fe ich selbst noch nicht ganz. Und nu hab’ ich ja denn hier auch so ’n Buch in der Hand, das hat mir die Frau von Pe­ter Whipp­le ver­kauft, und das ist ein sehr in­ter­essan­tes Buch, wenns auch auf rus­sisch ge­schrie­ben ist, und wenn ich auch kein Rus­sisch le­sen kann. Aber wenn hier ei­ner Rus­sisch le­sen könn­te, dann wär’ das schön. Denn da steht auch so ei­ni­ges drin, was den fei­nen Herrn ins rich­ti­ge Licht setzt.«

      »Cour­ber­tin! Der kann Rus­sisch!« tön­te eine Stim­me aus der Men­ge. Man mach­te dem Fran­zo­sen Platz. Trotz sei­nem Zö­gern wur­de er in die vor­ders­te Rei­he ge­scho­ben.

      »Sie kön­nen die Spra­che?«

      »Sehr sleckt! Ick ’abe ver­ges­sen!«

      »Nur los! Wir kri­ti­sie­ren nicht.«

      Del gab dem Baron das Buch und schlug das ver­gilb­te Ti­tel­blatt auf.

      »Groß­ar­tig, dass wir Sie ha­ben, Herr Baron. Nu man tau!«

      Cour­ber­tin be­gann zö­gernd: »Die­ses Buch, ge­schrie­ben von Pa­ter Ja­konsk, ist ein kur­z­er Be­richt über sein Le­ben im Be­ne­dik­ti­ner­klos­ter zu Obi­dorski und eine aus­führ­li­che Be­schrei­bung sei­ner wun­der­ba­ren Aben­teu­er un­ter den Hir­schmän­nern in Ost­si­bi­ri­en.«

      »Sa­gen Sie uns, wann das hüb­sche klei­ne Buch ge­druckt wor­den ist, Herr Baron?« ver­lang­te Del.

      »War­schau, 1807.«

      Der Gold­ta­schen­grä­ber tri­um­phier­te: »Auf­pas­sen; Jungs! Na­sen ge­spitzt! 1807!«

      Der Baron las die Ein­lei­tung: »Es war al­les Ta­mer­lans Schuld«, be­gann er. Bei die­sen Wor­ten wur­de Fro­na lei­chen­blass, sie kroch förm­lich in sich zu­sam­men. Ein­mal sand­te sie ih­rem Va­ter einen ver­stoh­le­nen Blick zu, als bäte sie um Ver­zei­hung. St. Vin­cent starr­te sie an, sie fühl­te es, aber sie gab ihm kei­nen Blick zu­rück. Al­les, was er sah, war ein wei­ßes, völ­lig aus­drucks­lo­ses Ge­sicht.

      »Als Ta­mer­lan mit Feu­er und Schwert durch Ostasi­en zog«, ging die Vor­le­sung wei­ter, »wur­den Staa­ten ver­nich­tet, Städ­te zer­stört und Stäm­me wie Staub in alle Win­de zer­streut. Ein un­ge­heu­res Volk wur­de zum Lan­de hin­aus­ge­jagt …«

      »Über­sprin­gen Sie ein paar Sei­ten«, ver­lang­te Bill Brown, »wir kön­nen nicht die gan­ze Nacht hier sit­zen­blei­ben.«

      »Die Be­völ­ke­rung der Küs­te be­stand aus Es­ki­mos, das sind hei­te­re und gut­ar­ti­ge Men­schen«, buch­sta­bier­te Cour­ber­tin. Plötz­lich wur­de sein Vor­trag flüs­si­ger, un­will­kür­lich sprach er wie aus­wen­dig vor sich hin:

      »… sie nen­nen sich sel­ber Uki­li­ons, das heißt Mee­res­leu­te. Ich kauf­te ih­nen Hun­de und Pro­vi­ant ab, wir ka­men gut mit­ein­an­der aus. Aber die Uki­li­ons wa­ren ei­nem Bin­nen­land­stamm un­ter­tan, den Tschaut­schu­ins, das heißt in un­se­rer Spra­che ›Hir­schmen­schen‹. Die Tschaut­schu­ins sind ein wil­des, un­be­zwing­ba­res Volk, grau­sam und bos­haft, wie nur Mon­go­len wer­den kön­nen. Kaum hat­te ich die Küs­te hin­ter mir, da über­fie­len sie mich …«

      Ein paar Sei­ten spä­ter er­klär­te Bill Brown: »Dan­ke, das ge­nügt. Wol­len Sie uns noch ein­mal sa­gen, wann das Buch er­schie­nen ist?«

      »War­schau, 1807.«

      In der Ver­samm­lung war kaum ein Mann, der den gan­zen Be­richt von St. Vin­cents Skla­ven­zeit, sei­nem Auf­stieg un­ter den Hir­schmän­nern und sei­ner Flucht nicht schon oft ge­hört hat­te oder min­des­tens vom Hö­ren­sa­gen kann­te. Aus dem Flüs­tern und Kopf­schüt­teln, mit dem der An­fang von Cour­ber­tins Vor­le­sun­gen auf­ge­nom­men wor­den war, wur­de lang­sam hei­te­res La­chen, und zu­letzt konn­te man glau­ben, in ei­nem Thea­ter zu sein, auf des­sen Büh­ne die lus­tigs­te Pos­se vor­ge­führt wur­de. Die Män­ner schlu­gen sich auf die Schen­kel, stie­ßen ein­an­der in die Sei­ten, und zu­letzt wur­de ihr La­chen ein Ge­brüll fas­sungs­lo­ser Hei­ter­keit.

      »Willst du lie­ber nichts mehr mit der Ge­schich­te zu tun ha­ben?« frag­te Wel­se lei­se sei­ne Toch­ter. Ihr Ge­sicht hing voll von Trä­nen, aber sie schüt­tel­te den Kopf.

      »Ich muss ihn trotz al­lem ver­tei­di­gen, Va­ter. Es ist mei­ne Pf­licht.«

      *

      St. Vin­cent war er­staun­lich tap­fer, als er end­lich das Wort be­kam, um sich zu ver­tei­di­gen. Vi­el­leicht hat­te er nach die­sem un­ge­heu­ren Aus­bruch von La­chen das Ge­fühl, ganz ernst sei die Ver­hand­lung nicht mehr. Je­den­falls sprach er klar und männ­lich und fass­te sich kurz. Sein Be­richt wi­der­sprach in kei­nem Punkt dem, was La Flit­che und John vor­ge­bracht hat­ten. Auch die Ge­schich­te mit dem Wasch­zu­ber stell­te er ge­nau so dar, wie die schwe­di­schen Zeu­gen es ge­tan hat­ten. Er gab zu, dass Bel­la mit sei­ner Waf­fe ge­tö­tet wor­den war, und be­haup­te­te, er habe sie Borg schon ei­ni­ge Tage zu­vor ge­lie­hen. Die An­kla­ge Bel­las sei un­be­greif­lich, ganz si­cher war die arme Frau ver­wirrt. Si­cher sei sie nicht mit ei­ner be­wuss­ten Lüge auf den Lip­pen ge­stor­ben. Er wol­le der To­ten kei­nen Stein ins Grab nach­wer­fen. Über die Aus­sa­ge Del Bi­shops wol­le er sich gar nicht äu­ßern. Das sei kin­di­sches, bos­haf­tes Ge­schwätz ei­nes Bur­schen, den man als Groß­maul und Rauf­bold kann­te. Der Mann sei mit ihm nach Alas­ka ge­kom­men, al­les an­de­re sei Er­fin­dung, zu tö­richt, um vor erns­ten Män­nern dar­auf zu ant­wor­ten. Ein Zeu­ge, der den Vor­sit­zen­den zum Bo­xen her­aus­for­dert und be­droht, sei kein Zeu­ge.

      Jetzt er­hob sich Bill Brown: »Sie wol­len, An­ge­klag­ter, mit zwei ge­heim­nis­vol­len Män­nern einen furcht­ba­ren Kampf be­stan­den ha­ben?«

      »Ja­wohl.«

      »Wie kommt es