Goethes Briefe an Leipziger Freunde. Иоганн Вольфганг фон Гёте. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Иоганн Вольфганг фон Гёте
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066114985
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neckisch und übermüthig zusetzte, zu hart und unbarmherzig, wie er meinte, wenn er sich unglücklich und leidend fühlte. Denn zu ihr nahm er seine Zuflucht, wenn Liebe und Eifersucht ihn quälten, und sie hatte um so eher ein gewisses Übergewicht über ihn, da hier keine leidenschaftliche Neigung ins Spiel kam. In den nächsten Jahren nach seinem Fortgehen von Leipzig unterhielt er mit ihr eine belebte Correspondenz und schickte ihr ein Bild seiner geliebten Schwester Cornelie, das er auf einen Correcturbogen des Götz flüchtig gezeichnet hatte, als ein Zeichen seiner Anhänglichkeit. Im Wald und auf den Wiesen von Dölitz erging er sich gern in dichterischen Streifereien, und war auch Käthchen oder wie sie dem Dichter hieß, Annette, meistens Veranlassung und Gegenstand seiner Lieder, so wurden sie der fein gebildeten und scharf urtheilenden Friederike zur Prüfung vorgelegt. Eine Sammlung „Lieder mit Melodien Mademoiselle Friederike Oeser gewiedmet von Goethen,“ das älteste und eigenthümlichste Denkmal Goethescher Poesie, wird noch handschriftlich in einer Goethe-Bibliothek in Leipzig aufbewahrt. Als dieselben „davon ein Theil das Unglück hatte, ihr zu mißfallen“ — man kann wohl errathen weshalb — durch andere vermehrt später gedruckt wurden, „würde er sich vielleicht unterstanden haben, ihr ein unterschriebenes Exemplar zu wiedmen, wenn er nicht wüßte, daß man sie durch einige Kleinigkeiten leicht zum schimpfen bewegen könnte.“ Diese neuen Lieder in Melodien gesetzt von Bernh. Theod. Breitkopf erschienen 1770 ohne Goethes Namen. Hiller, der sie anzeigte, meinte, wenn man sie läse, werde man gestehen, daß es dem Dichter keineswegs an einer glücklichen Anlage zu dieser scherzhaften Dichtungsart fehle[34] — für uns sind sie ein schönes, ächtes Denkmal seines Leipziger Aufenthalts. Die Zueignung, welche den Schluß derselben macht:

      „Da sind sie nun! Da habt ihr sie!

      Die Lieder ohne Kunst und Müh

      Am Rand des Bachs entsprungen.

      Verliebt und jung und voll Gefühl

      Trieb ich der Jugend altes Spiel

      Und hab sie so gesungen.

      Sie singe, wer sie singen mag!

      An einem hübschen Frühlingstag

      Kann sie der Jüngling brauchen.

      Der Dichter blinzt von Ferne zu,

      Jetzt drückt ihm diätätsche Ruh

      Den Daumen auf die Augen.

      Halb scheel, halb weise sieht sein Blick,

      Ein bißgen naß auf euer Glück

      Und jammert in Sentenzen.

      Hört seine letzten Lehren an,

      Er hat's so gut wie ihr gethan

      Und kennt des Glückes Gränzen.“

      drückte seine Stimmung so wahr und tief, so einfach und schön aus, wie schon damals kaum ein anderer Dichter es vermochte.

      So ging er von Leipzig am 28. August 1768 fort. Weder er selbst noch seine Freunde ahnten in ihm die künftige Größe, zu der wir jetzt bewundernd hinaufschauen. Leipzig hat Goethe nicht den Lorbeer ins Haar gewunden, aber noch hat der Blumenstrauß, den der Jüngling hier gepflückt, frischen, unvergänglich frischen Duft.

      „O Händel! dessen Ruhm vom Süd zum Norden reicht,

      Vernimm den Päan, der zu deinen Ohren steigt,

      Du bäckst, was Gallier und Britten ämsig suchen,

      Mit schöpfrischem Genie, originelle Kuchen.

      Des Kaffees Ocean, der sich vor dir ergießt,

      Ist süsser als der Saft, der von dem Hybla fließt.

      Dich ehrt die Nation, abwechselnd sanft in Moden,

      Ihr Tribunal verbannt hin zu den Antipoden,

      In trauriges Exil, den Kopf leer von Verstand

      Der kein Elysium in deinem Garten fand.

      Dein Haus ist ein Trophä von Spoljen unsrer Beutel,

      Strahlt gleich kein Diadem dir um den hohen Scheitel,

      Erhebt zu deinem Ruhm sich gleich kein Monument:

      Auch ohne Purpur ehrt dich dennoch der Student —

      Glänzt deine Urn' dereinst in majestätschem Pompe,

      Dann weint der Patriot an deiner Katakombe;

      Wann dann ein Autor dich uns im Kothurne zeigt,

      Und du Sentenzen sprichst, wird unser Herz erweicht.

      Wär es dem Marmor gleich, so darfst du uns erscheinen,

      Wie Medon uns erschien und Myriaden weinen.

      Doch leb! Dein Torus sei von edler Brut ein Nest,

      Steh hoch, wie der Olymp, wie der Hymettus fest;

      Kein Phalanx Griechenlands, nicht Römische Balisten

      Vermögen je dein Glück, o Händel, zu verwüsten!

      Dein Wohl ist unser Wohl, dein Leiden unser Schmerz

      Und Händels Tempel ist der Musensöhne Herz.“