„Da sind sie nun! Da habt ihr sie!
Die Lieder ohne Kunst und Müh
Am Rand des Bachs entsprungen.
Verliebt und jung und voll Gefühl
Trieb ich der Jugend altes Spiel
Und hab sie so gesungen.
Sie singe, wer sie singen mag!
An einem hübschen Frühlingstag
Kann sie der Jüngling brauchen.
Der Dichter blinzt von Ferne zu,
Jetzt drückt ihm diätätsche Ruh
Den Daumen auf die Augen.
Halb scheel, halb weise sieht sein Blick,
Ein bißgen naß auf euer Glück
Und jammert in Sentenzen.
Hört seine letzten Lehren an,
Er hat's so gut wie ihr gethan
Und kennt des Glückes Gränzen.“
drückte seine Stimmung so wahr und tief, so einfach und schön aus, wie schon damals kaum ein anderer Dichter es vermochte.
So ging er von Leipzig am 28. August 1768 fort. Weder er selbst noch seine Freunde ahnten in ihm die künftige Größe, zu der wir jetzt bewundernd hinaufschauen. Leipzig hat Goethe nicht den Lorbeer ins Haar gewunden, aber noch hat der Blumenstrauß, den der Jüngling hier gepflückt, frischen, unvergänglich frischen Duft.
[1] Briefe an Zelter II: S. 306. (28. Aug. 1816.)
[2] Morgenblatt 1815 N. 69 (März).
[3] Bis in die neueste Zeit gehörten alle Mitglieder der Universität, Docenten wie Studenten, einer der vier bei der Stiftung bestimmten Nationen an, der meißnischen, sächsischen, bayrischen oder polnischen. Als Frankfurter wurde Goethe der bayrischen zugeschrieben.
[4] Schöll, Briefe und Aufsätze von Goethe S. 20 ff.
[5] Ich theile hier das durch Horn abgeänderte Gedicht mit, wie es Christ. Heinrich Schmid in der Vorrede zu J. C. Rosts vermischten Gedichten (1769) hat abdrucken lassen:
„O Händel! dessen Ruhm vom Süd zum Norden reicht,
Vernimm den Päan, der zu deinen Ohren steigt,
Du bäckst, was Gallier und Britten ämsig suchen,
Mit schöpfrischem Genie, originelle Kuchen.
Des Kaffees Ocean, der sich vor dir ergießt,
Ist süsser als der Saft, der von dem Hybla fließt.
Dich ehrt die Nation, abwechselnd sanft in Moden,
Ihr Tribunal verbannt hin zu den Antipoden,
In trauriges Exil, den Kopf leer von Verstand
Der kein Elysium in deinem Garten fand.
Dein Haus ist ein Trophä von Spoljen unsrer Beutel,
Strahlt gleich kein Diadem dir um den hohen Scheitel,
Erhebt zu deinem Ruhm sich gleich kein Monument:
Auch ohne Purpur ehrt dich dennoch der Student —
Glänzt deine Urn' dereinst in majestätschem Pompe,
Dann weint der Patriot an deiner Katakombe;
Wann dann ein Autor dich uns im Kothurne zeigt,
Und du Sentenzen sprichst, wird unser Herz erweicht.
Wär es dem Marmor gleich, so darfst du uns erscheinen,
Wie Medon uns erschien und Myriaden weinen.
Doch leb! Dein Torus sei von edler Brut ein Nest,
Steh hoch, wie der Olymp, wie der Hymettus fest;
Kein Phalanx Griechenlands, nicht Römische Balisten
Vermögen je dein Glück, o Händel, zu verwüsten!
Dein Wohl ist unser Wohl, dein Leiden unser Schmerz
Und Händels Tempel ist der Musensöhne Herz.“
[6] Eckermann Gespräche II. S. 328 vgl. I. S. 340. Riemer Mittheilungen II. S. 663 f.
[7] Riemer Mittheilungen II. S. 60. Er starb 1809 in Dessau, unverheirathet, sechzig Jahre alt.
[8] Eckermann Gespräche II. S. 175 ff.
[9] Blum, ein Bild aus den Ostseeprovinzen S. 29.
[10] Originalien 1832 Nr. 83 f.
[11] „Wir würden uns doch gewiß recht gut dargestellt haben, denn ich hätte mir ein Postamentgen machen lassen“ schreibt Horn an Käthchen Schönkopf, und ein anderes Mal: „Auf der Reise wäre ich bald unglücklich gewesen, denn meine krummen Beine, wie die Mamsell spricht, hatten sich so mit den Andräischen verwickelt, daß man sie um uns zu trennen beynahe hätte zerbrechen müssen.“
[12] Das Haus liegt im Brühl Nr. 79 neben dem goldenen Apfel und ist bis vor wenig Jahren im Besitz der Familie geblieben;