Butler Parker 112 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740919283
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mit seiner Gabelschleuder noch mit seinem Universal-Regenschirm ließ sich hier etwas ausrichten. Gewiß, der Butler hätte eine reguläre Schußwaffe benutzen können, doch darauf verzichtete er selbstverständlich. Verfolger waren schließlich auch Menschen, die man nicht ohne weiteres durch gezielte Schüsse außer Gefecht setzen konnte.

      Die beiden Verfolger hatten zudem bereits die Nase voll, da ihre schwarzen Trikots rauchten. Das herumspritzende Leuchtmaterial hatte den Stoff entzündet. Die Maskierten schlugen und klopften an sich herum und löschten die vielen kleinen Brandstellen, um dann schleunigst den Rückzug anzutreten.

      »Sehr effektvoll«, stellte Lady Simpson grimmig fest. »Die Seejungfrauen werden es jetzt kaum noch erwarten können, an Land zu kommen.«

      »Es handelte sich um einen Notstand, Mylady«, entschuldigte Parker seine Eigenmächtigkeit. »Mir schien, daß schnelle Hilfe geboten war.«

      »Und mir scheint, daß Sie mich unnötig hierher in die Klippen verschleppt haben«, grollte die Detektivin. »Von welchem Notstand reden Sie eigentlich? Warum haben Sie dieses Feuerwerk veranstaltet?«

      »Wenn Mylady erlauben, werde ich auch zu diesem Ereignis erst später Stellung nehmen«, gab Parker zurück, »im Augenblick scheint meine Hilfe dringend benötigt zu werden.«

      Obwohl der Butler es eilig hätte, verzichtete er keineswegs auf korrektes Benehmen. Er lüftete seine schwarze Melone, bevor er das Versteck verließ und nach unten stieg. Gerade in dieser Situation zeigte sich, wie fit Parker auch körperlich war. Die steilen Klippen konnten ihn nicht abschrecken. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er den schmalen Strandstreifen erreicht hatte.

      Die Gischt wurde vom Wind herübergetrieben. Die Brandung war etwas schwächer geworden, die Flut schien abzulaufen.

      Parker brauchte nach dem schmalen Mann nicht lange zu suchen.

      Er fand ihn neben einem großen Felsklotz. Der Mann lag auf dem Bauch, sein Kopf war seltsam verrenkt. Nach einer schnellen Untersuchung fand Parker seinen Verdacht bestätigt. Der Mann war tot, er hatte sich offensichtlich das Genick gebrochen.

      Ging das auf das Konto seiner Flucht? War er doch noch von dem schmalen Pfad nach unten abgestürzt? Oder hatten die Seejungfrauen vielleicht ihre Hände im Spiel?

      Der Butler richtete sich auf und schaute aufs Meer hinaus.

      Er glaubte zwei im Wasser treibende Punkte zu sehen, die auf See abtrieben. Handelte es sich um die Köpfe dieser Fabelwesen oder war es Treibholz?

      *

      Agatha Simpson und ihr Butler hatten es eilig.

      Sie liefen im Geschwindschritt auf Parkers hochbeiniges Monstrum zu. Dieser Wagen, der immer noch wie ein Londoner Taxi aussah, war im Grund eine vollgefüllte Trickkiste auf Rädern. In liebevoller Kleinarbeit war dieser Wagen nach den Plänen des Butlers umgestaltet worden. Er hätte damit auf jeder Erfindermesse Aufsehen erregt.

      Man sah es Lady Simpson und dem Butler an, daß sie geschockt waren. Sie schauten sich immer wieder nach den nahen Klippen um und schienen eine Verfolgung zu befürchten. Sie verschwanden sehr schnell in dem hochbeinigen, altväterlich aussehenden Wagen, der Sekunden später Fahrt aufnahm und zur nahen Küstenstraße gesteuert wurde.

      »Die sind wir los«, sagte einer der beiden Männer, die den Wagen beobachteten. Sie lagen im Heidekraut oberhalb der Klippen und verfolgten das Verschwinden des hochbeinigen Wagens.

      »Wir hätten sie nicht verschwinden lassen sollen«, meinte der zweite Mann skeptisch.

      »Die sehen wir nie wieder.«

      »Sie hatten immerhin ’ne Leuchtpistole bei sich«, antwortete der Skeptiker, »und wußten verdammt gut damit umzugehen.«

      »Zufall«, sagte der erste Mann optimistisch, »aber wir haben ja immer noch das Kennzeichen des Wagens.«

      »Wir müssen wissen, wer die beiden Typen gewesen sind«, sinnierte der Skeptiker. »Das erledigen wir gleich morgen. Komm jetzt, wir müssen die Leiche verschwinden lassen!«

      »Ist das wirklich nötig?«

      »Sie muß raus in die See«, erklärte der Skeptiker energisch. »Die braucht erst nach Tagen gefunden zu werden. Das erhöht die Spannung.«

      Die beiden immer noch maskierten Männer erhoben sich aus dem Heidekraut und gingen zu den nahen Klippen hinüber. Sie fühlten sich völlig sicher in der dunklen Nacht, rechneten auf keinen Fall mit weiteren Überraschungen.

      Sie benutzten den schmalen und steilen Pfad, über den sie ihr Opfer gehetzt hatten. Sie hielten wieder die Preßluftharpunen in Händen und stiegen nach unten.

      Etwa ein Drittel des Pfads war zurückgelegt, als der Optimist, der dem Skeptiker folgte, plötzlich wie unter einem Peitschenhieb zusammenzuckte.

      Er blieb sofort stehen und faßte nach seinem Hinterkopf. Es gab da nämlich plötzlich eine Stelle, die ungemein brannte. Er konnte sich nicht erklären, woher der Schmerz kam, drehte sich um und versuchte oben am Rand der Steilfelsen etwas zu erkennen.

      In diesem Augenblick jaulte der Skeptiker auf und faßte ebenfalls nach seinem Hinterkopf.

      »Was ist denn?« fragte der Optimist nervös.

      »Da hat mich gerade was getroffen.«

      »Mich auch«, antwortete der Optimist, »irgendwas Hartes.«

      »Komisch.« Der Skeptiker schüttelte den Kopf und konnte sich nicht erklären, was den stechenden Schmerz auslöste.

      »Ich hab’ aber nichts gehört«, sagte der Optimist, »komm, laß uns weitergehen! Die Sache gefällt mir nicht.«

      Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als er erneut zusammenzuckte.

      Diesmal faßte der Maskierte nach seiner rechten Gesäßhälfte, stöhnte leicht auf und blieb dann wie erstarrt stehen.

      »Nein«, sagte er fast andächtig, »nein, das kann doch nicht wahr sein!«

      »Was denn?«

      »Mann, da hat mir einer ’nen Pfeil in den Hintern gejagt.«

      »Spinnst du?« Der Skeptiker war ärgerlich. Seine Stimme klang gereizt.

      »Sieh dir das an!« Der Optimist war längst kein Optimist mehr. Er hatte den schmerzenden Gegenstand aus dem verlängerten Rücken gezogen und präsentierte ihn seinem Begleiter.

      »Wie ’n Blasrohrpfeil«, sagte der Skeptiker, der seine Taschenlampe eingeschaltet hatte.

      »Blasrohrpfeil?« Der Optimist keuchte vor Überraschung. »Gibt’s hier denn Indianer?«

      »Sieht so aus, Auuuu!«

      Jetzt hatte es den Skeptiker ebenfalls erwischt.

      Er griff blitzschnell an seinen Oberschenkel und hielt Bruchteile von Sekunden später ebenfalls einen Blasrohrpfeil in der Hand.

      Beide Pfeile waren etwa so lang wie Stopfnadeln und wiesen bunte Miniaturfedern auf, die den Flug wohl stabilisieren sollten.

      »Mir ist schlecht«, verkündete der Optimist und lehnte sich gegen einen glatten Felsen. Er übertrieb keineswegs. In seinen Beinen fühlte er eine seltsame Mattigkeit, in seinem Magen die ersten Anzeichen einer kommenden Revolution.

      »Mir ist speiübel«, meldete der Skeptiker und kämpfte verzweifelt gegen aufsteigenden Brechreiz.

      Die beiden Maskierten setzten ihren Weg nach unten zum Strandstreifen nicht fort, hockten erst mal nieder und schnappten verzweifelt nach Luft.

      »Wer hat uns die Dinger verpaßt?« wollte zwischendurch der Optimist wissen.

      »Keine Ahnung«, würgte der Skeptiker hervor und wischte die Maske vom Gesicht. Er war schweißnaß darunter.

      »Wir müssen weg, bevor noch mehr passiert.«

      »Und der Bursche da unten?«

      »Den