»So, das brennt. Ich glaube, jetzt kommen Sie klar, oder?«
»Ausgezeichnet, vielen Dank. Haben Sie Telefon in Ihrer Hütte, Mr. Harding?«
»Ich werde sofort anrufen und dafür sorgen, daß die Leitung hier in Ordnung gebracht wird. Sie können sich darauf verlassen. Soll ich noch beim Auspacken helfen?«
»Das schaffen wir allein.« Der Hüttenwart nahm Randers Trinkgeld in Empfang. Er blieb vor dem Weggehen vor Josuah Parker stehen.
»Kann ich etwas für Sie tun?« erkundigte sich der Butler.
»Woher kennen Sie Jimmy Raston?« fragte Randy Harding. »An sich ist er ziemlich menschenscheu.«
»Wir trafen ihn unterwegs. Das heißt, eigentlich trafen wir ihn vor Mr. Hellers’ Büro.«
Ohne sich dazu zu äußern, stampfte Randy Harding aus der Hütte. Parker sah dem Hüttenwart nach, der bald darauf hinter dem dichten Unterholz am Bachlauf verschwunden war.
»Sofern Sie nicht dagegen sind, Sir, würde ich mich nach dem Entladen des Caravans gern einmal in der näheren Umgebung der Hütte Umsehen.«
»Wollen Sie noch Spuren suchen?«
»Ich möchte feststellen, wo sich Mr. Rastons Hütte befindet. Wenn ich die Worte des Sterbenden richtig gedeutet habe, müssen sich darin die Pläne über Uranfunde befinden.«
»Wenn Sie ebenfalls nichts dagegen haben, Parker, werde ich Sie auf diesem Ausflug begleiten. Ich bleibe nicht hier und drehe Däumchen.«
Mike Rander und sein Butler brauchten nur eine knappe halbe Stunde, um das Gepäck zu verstauen. Anschließend widmete sich der Butler den diversen Schußwaffen, die er vorsorglich miteingepackt hatte.
Er schien sein »Handbuch für Alaska« richtig gelesen zu haben. Mike Rander war erstaunt. Parker hatte sich wieder einmal sehr viel einfallen lassen. Eine Jagdexpedition im Polargebiet hätte man nicht besser ausrüsten können.
»Hoffentlich sind Sie mit mir zufrieden, Sir«, sagte er bescheiden, nachdem er seine Schätze vor dem Kamin ausgebreitet hatte.
»Eines vermisse ich, Parker.«
»Sir, Sie überraschen mich!« Parker sah seinen jungen Herrn forschend an.
»Sie haben einen Minenwerfer vergessen«, gab Rander trocken zurück. »Hoffentlich werden wir ihn eines Tages nicht allzusehr vermissen …!«
*
Die Hütte des ermordeten Jim Raston befand sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Sie sah windschief und verkommen aus. Die Blendläden schlossen nicht mehr, ein paar kleine Fensterscheiben waren zerbrochen. Das Schindeldach wies einige respektable Löcher auf. Die Tür war aufgebrochen worden. Sie stand weit auf.
»Hier waren einige Leutchen schneller als wir, Parker.« Mike Rander trat vorsichtig in den niedrigen Raum und sah sich forschend um. Sein erster Eindruck bestätigte sich. Man hatte, wie es so treffend heißt, das Innere der Hütte auf den Kopf gestellt.
»Es dürfte um die bewußten Uranpläne gehen, Sir?« bemerkte Parker treffend wie immer. »Es fragt sich allerdings, ob sie auch wirklich gefunden wurden.«
»Das werden wir bald sehr genau wissen, Parker.«
»Sie meinen, es hängt davon ab, ob Sie ungestört fischen können, Sir?«
»Natürlich. Falls Rastons Mörder die Unterlagen gefunden haben, werden wir ungestörte Ferientage verbringen können. Falls nicht …« Mike Rander verzichtete darauf, diesen Satz zu beenden. Er wurde von seinem Butler ohnehin verstanden.
Josuah Parker befaßte sich sofort mit der Arbeit seiner Vorgänger. Er fand schnell heraus, daß diese Leute nur oberflächlich und wahrscheinlich auch unter Zeitdruck gesucht hatten. Nach wenigen Minuten blieb der Butler nachdenklich an einem der kleinen, viereckigen Fenster stehen und schloß die Augen.
Mike Rander kannte das nur zu gut. Parker schaltete nach außen hin ab. Er grübelte über ein bestimmtes Problem nach. Er störte seinen Butler nicht. Mike Rander befaßte sich mit den wenigen Habseligkeiten, die auf dem schmutzigen Bretterboden lagen.
Er sah nur kurz hoch, als Josuah Parker plötzlich zu dem großen gemauerten Kamin ging und ihn mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Regenschirms abklopfte.
»Suchen Sie was Bestimmtes?« fragte Rander lächelnd.
»Nach gründlichem Nachdenken, Sir, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß die bewußten Pläne sich nur im, am oder unter dem Kamin befinden können.«
»Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht täuschen?«
»Vollkommen, Sir. Wenn Sie erlauben, werde ich bei Gelegenheit diesen Kamin demontieren.«
»Ich habe Sie noch niemals an irgendeinem Spaß gehindert«, erwiderte der junge Anwalt. »Hauptsache, Sie machen sich nicht sofort an die Arbeit. In einer halben Stunde wird es dunkel.«
»Dann sollte man sich beeilen, Sir.«
»Womit?«
»Die Hütte zu verlassen. Und zwar so, wenn ich mir diesen Vorschlag erlauben darf, daß etwaige Beobachter den unbedingten Eindruck gewinnen müssen, daß Sie und meine Wenigkeit wichtige Unterlagen gefunden haben.«
»Sie legen keinen Wert auf eine ungestörte und ruhige Nacht, wie?«
»Keineswegs, Sir. Ich möchte die Dinge etwas beschleunigen, immer vorausgesetzt, daß Sie damit einverstanden sind.«
Mike Rander seufzte.
»Je schneller, Parker, desto besser. Wenn es geht, möchte ich nämlich wirklich noch ein paar Tage fischen.«
Josuah Parker war bereits bei der Arbeit.
Aus den gefundenen Dingen, die auf dem Boden herumlagen, formte er schnell und geschickt ein kleines Päckchen. Damit trat er dann vor die Hütte und verstaute das Päckchen in einer der inneren Manteltaschen. Nachdem auch Mike Rander ins Freie gekommen war, machten sie sich auf den Heimweg. Sie benutzten den schmalen Pfad zwischen Wald und Bachlauf.
Nach einer halben Stunde fiel wieder Schnee. Die Flocken waren groß und schwer. Der dunkel werdende Himmel war bleigrau, er sah nach sehr viel Schnee aus.
Ganz in der Nähe heulte plötzlich ein Wolf. Dann schrie irgendein anderes Tier. Zweige knackten.
»Eine außerordentlich gute Schulung für die Nerven, Sir«, bemerkte Josuah Parker. »Ich bin nicht sicher, ob diese Geräusche tatsächlich echt sind oder nur nachgeahmt werden.«
»Sie glauben, daß wir die ganze Zeit über beobachtet werden?«
»Ganz sicher, Sir.« Parker nickte nachdrücklich. »Die Mörder sind uns auf den Fersen.«
»Herrliche Aussichten«, murmelte der junge Anwalt …
*
Der Schnee wurde von Minute zu Minute immer dichter. Die Sicht betrug nur noch wenige Meter. Ein schneidend kalter Wind kam von den Bergen herunter. Wütend fiel er die beiden Männer an, die ihrer Jagdhütte zustrebten. Parker wunderte sich nicht mehr, warum Mike Rander und er von den Mördern Rastons nicht angehalten wurden. Bei diesem Wetter hatten selbst die Mörder keine Chance, sich wirkungsvoll in Szene zu setzen.
Rander und sein Butler waren froh, als die Holzhütte endlich in Umrissen zu erkennen war. Es war fast dunkel geworden. Mike Rander hatte es sehr eilig, in die Hütte zu gelangen. Er trug nicht wie sein Butler einen Fellmantel, der den Frost fernhielt.
»Darf ich dringend um einige Minuten Geduld bitten, Sir?« sagte Parker und stoppte seinen jungen Herrn.
»Sie haben Nerven, Parker, ich kann nicht so schnell zittern, wie ich friere.«
»Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, möchte ich erst mal feststellen, ob die Hütte