Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740919917
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hatte der Mensch es noch nicht geschafft, die Natur zu verändern. Sie war ursprünglich und wild, verlockend und gefährlich zugleich.

      »Wenn mich nicht alles täuscht, Sir, handelt es sich bei dem Fahrer des Kleinlastwagens um den Mann, der Mr. Hellers Büro verließ.«

      »Na und …?«

      »Nachdem er sich mit Mr. Hellers wegen gewisser Uranfunde zerstritten hatte.«

      »Davon weiß ich nichts. Was war los?«

      »Nun, wenn Sie erlauben, Sir, werde ich Ihnen diese Begebenheit mit wenigen Worten schildern.«

      »Halten Sie sich an Ihr Versprechen, Parker, und bleiben Sie bei den wenigen Worten!«

      Parker nahm sich tatsächlich zusammen. Er brachte es um ein Haar fertig, nur in Stichworten zu reden. Als er geendet hatte, sah er seinen jungen Herrn erwartungsvoll an.

      »Finger weg«, antwortete Mike Rander. »Keinen Kriminalfall, Parker, keine Gangsterjagden! Ich will endlich mal meine Ruhe haben. Versuchen Sie erst gar nicht, mein Interesse zu wecken!«

      »Natürlich nicht, Sir. Ich meinte nur.«

      »Finger weg«, wiederholte der junge Anwalt noch einmal. »In ein paar Stunden dürften wir die Jagdhütte erreicht haben. Dann liegen ein paar Wochen Ferien vor uns. Und es sollen auch wirklich Ferien sein.«

      »Ihr Wunsch, Sir, ist mir selbstverständlich Befehl.« Parker widmete sich wieder der breiten Straße. Der Kleinlaster hatte sie inzwischen längst überholt und war hinter einer Straßenbiegung verschwunden.

      Auch Parker steuerte den Caravan um diese Biegung, um dann plötzlich voll auf das Bremspedal zu steigen. Nur wenige Meter vor ihnen kreuzte ein Bär die Straße. Er nahm sich nicht einmal die Mühe, schneller zu gehen. Den Wagen beachtete er nicht.

      »Ein bemerkenswertes Phlegma«, sagte Rander und grinste. »Erinnert mich an einen Menschen in meiner allernächsten Nähe.«

      »Eine bemerkenswerte Frechheit …« Parker stieß diese ungewöhnlichen Worte aus und beugte sich über das Lenkrad.

      »Wie …? Was haben Sie … Das war doch ein Schuß …!«

      »Eben, Sir, ein Gewehrschuß. Man scheint diesen Bären zu jagen. Oder den Kleinlaster vor uns, Sir.«

      Jetzt erst bemerkte auch Mike Rander den Kleinlaster, der plötzlich aus dem Kurs kam, sich kurz quer stellte und dann mit der Vorderachse in den Graben rollte. Der Laster blieb schief hängen. Er drohte jeden Moment umzustürzen.

      Parker gab Gas.

      Der Caravan schoß nach vorn. Der phlegmatische Bär schrak sichtlich zusammen und setzte sich ab. Grollend verschwand er im dichten Unterholz. Josuah Parker steuerte den Caravan an die Unfallstelle heran. Mike Rander und er stiegen schleunigst aus, zumal der Fahrer des Kleinlasters den Wagen noch nicht verlassen hatte.

      Warum er es nicht getan hatte, sahen sie wenig später.

      Die Windschutzscheibe war zertrümmert. Der Fahrer, ein bärtiger Mann mit finsterem Aussehen, lag über dem Steuerrad. Der Einschuß über dem Herzen sprach für sich. Nach Lage der Dinge war dieser Mann absichtlich beschossen und auch getötet worden.

      »Das ist, wenn ich nicht sehr irre, Sir, Mr. Raston.«

      »Der sich mit Hellers herumgestritten hat?«

      »Richtig, Sir. Und das dort, Sir, ist auf keinen Fall ein Zufallstreffer. Wir haben es mit einem Mord zu tun, der aus dem Bilderbuch des Kriminalisten stammen könnte!«

      »Auch das noch.« Mike Rander verdrehte die Augen. »In Zukunft werde ich allein in Urlaub fahren, Parker. Sie ziehen Verbrechen an wie ein Magnet Eisenfeilspäne!«

      »Was ich ungemein bedaure, Sir.«

      Während Parker sprach, beeilte er sich, den Mann zu untersuchen. Parker richtete sich nach wenigen Sekunden auf. Er sah seinen jungen Herrn überrascht an.

      »Noch ist Leben in ihm«, flüsterte er unwillkürlich.

      »Ich hole den Verbandkasten.« Mike Rander lief zurück zum Caravan. Parker beugte sich über den Sterbenden.

      »Hören Sie mich?« fragte er eindringlich. »Haben Sie noch etwas zu sagen? Wer hat auf Sie geschossen?«

      Er mußte seine eindringliche Frage noch einmal wiederholen. Dann aber öffnete der Mann mühsam die Augen. Forschend sahen sie Parkers Gesicht an.

      »Mein Kind«, stöhnte der Sterbende. »Helfen … Pläne bringen … Millionen wert.«

      »Sie können sich darauf verlassen«, sagte Parker.

      »Pläne … Uran …« Der Sterbende konnte kaum noch sprechen. »In Jagdhütte, Forkson-Creek … Vorsicht … To.«

      Parker wollte eine Frage stellen, doch er sah, daß der Mann bereits tot war. Er richtete sich auf und schüttelte den Kopf, als Mike Rander an den Wagen trat.

      »Es geht um Uranfunde, Sir«, berichtete Josuah Parker. »Mr. Raston dürfte deswegen erschossen worden sein.«

      »Hat er noch viel sagen können?«

      »Nicht direkt, Sir«, meinte Parker ausweichend. »Ich fürchte allerdings, daß der Mörder es nicht weiß.«

      »Mit anderen Worten, er wird uns nachstellen, wie?«

      »Das ist allerdings zu befürchten, Sir.«

      »Es gibt zwei Möglichkeiten, Parker. Entweder setzen wir unsere Reise fort, oder wir fliegen zurück nach Chikago.«

      »Wie ich Sie kenne, Sir, werden Sie sich Ihren Urlaub nicht verderben lassen.«

      »Richtig, Parker, und diese Garantie haben wir in Chikago.«

      »Es geht in diesem Fall um ein Kind, Sir, um ein Kind, das um sein Erbe gebracht werden soll.«

      »Woher haben Sie diese Weisheit?«

      »Es waren die letzten Worte des Sterbenden, Sir.«

      »Ein Kind soll also betrogen werden?«

      Mike Rander unterdrückte ein Lächeln. »Das ist natürlich ein Argument, Parker, dem ich nichts entgegenzusetzen habe.«

      »Das heißt, Sir?«

      »Forschen wir also nach dem Mörder, Parker! Für Sie ist so ein Fall ja doch die beste Erholung …!«

      *

      Die breite Schotterstraße führte über einen mittelhohen Paß. Der Schnee wurde tiefer. Die Zweige der Tannen bogen sich unter der Last des Schnees. Von den hohen Bergen kam ein kalter, steifer Wind. Josuah Parker steuerte den schwer beladenen Caravan geschickt und außerordentlich schnell über die Straße. Ihm machten die schwierigen Fahrverhältnisse nichts aus.

      Jim Raston hatten sie im Wagen zurückgelassen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Die nächsten Häuser waren meilenweit entfernt.

      Mike Rander hielt Ausschau nach irgendwelchen Abzweigungen, die zu eine menschlichen Siedlung führten. Er wollte die Polizei so schnell wie möglich informieren.

      »Wenn das so weitergeht, Parker, werden wir Schneeketten anlegen müssen«, sagte Mike Rander. »Was sagt Ihr ›Handbuch über Alaska‹ über den vorzeitigen Winterbeginn?«

      »Wenn Sie es wünschen, Sir, werde ich sofort anhalten und nachlesen.«

      »Besser nicht. Fahren Sie weiter! Ich will den Mord so schnell wie möglich anmelden.«

      Parker nickte und zog den Wagen sanft in eine enge Kurve. Als er wieder hochschalten wollte, mußte er jäh bremsen. Rander stemmte sich gegen den Handschuhkasten, sonst wäre er mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe geflogen.

      »Ein Hindernis, Sir«, meldete der Butler.

      »Ich bin ja nicht blind«, gab Rander ärgerlich zurück. »Wer zum Teufel mag diese Steine quer über die Straße