Das Narrenschiff. Sebastian Brant. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sebastian Brant
Издательство: Bookwire
Серия: Klassiker der Weltliteratur
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783843804080
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kommt zu spät,

      der stößt sich bald, der zu rasch geht.

      Asahel, einst als schnell bekannt,

      sank hin, durchbohrt von Abners Hand.

      An meinem Seil ich nach mir zieh’

      viel’ Affen, Esel und Narrenvieh:

      Ich täusche, trüge, verführe sie.

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      imagech, Venus mit dem strohernen Steiß51

      bin nicht die letzte des Narrenbreis;

      ich lock’ zu mir der Narren viel

      und mach’ zum Gauche, wen ich will,

      meine Kunden niemand nennet all.

      Wer je gehört von Circes Stall,

      Kalypso, der Sirenen Joch,

      bedenk, welch Macht ich habe noch.

      Denn wer meint, daß er weise sei,

      den tauch’ ich tief in Narrenbrei,

      und wer einmal von mir wird wund,

      den macht kein kräftig Kraut gesund.

      Ich habe einen Sohn, der blind:

      Kein Buhler sieht, was er beginnt;

      mein Sohn ein Kind ist, nicht ein Mann:

      und kindisch ist der Buhler Plan;

      sie kennen Worte von Gewicht

      gleich einem kleinen Kinde nicht;

      mein Sohn steht nackt und bloß vornan,

      denn Buhlschaft niemand verbergen kann;

      böse Lieb’ entfliegt, nicht lang sie steht,

      daher mein Sohn geflügelt geht.

      Buhlschaft ist leicht52 zu aller Frist,

      nichts weniger stet auf Erden ist;

      Kupido trägt den Bogen bloß,

      an jeder Seit’ einen Köcher groß,

      in einem hat er Hakenpfeile,

      damit trifft er viel Narrn in Eile,

      sie sind scharf, hakig, gülden, spitz,

      und wen sie treffen, verliert den Witz53

      und tanzt darnach am Narrenholze;

      im andern Köcher die Vogelbolze

      sind stumpf, nicht leicht, beschwert mit Blei,

      macht einer wund, so scheuchen zwei.

      Wen traf Kupidos sichre Hand,

      den setzet Amor rasch in Brand,

      daß er nicht löschen kann die Flamm’,

      die Dido einst das Leben nahm,

      durch die Medea einst verbrannt

      so Kind wie Bruder mit eigner Hand.

      Kein Wiedehopf ward Tereus je,

      den Stier vermiede Pasiphae,

      Phädra führ’ nicht dem Theseus nach,

      sucht’ nicht bei ihrem Stiefsohn Schmach;

      Nessus wär’ nicht geschossen tot,

      Troja gekommen nicht in Not;

      es ließe Scylla dem Vater das Haar,

      Hyazinth wär’ keine Blume fürwahr:

      Leander durchs Meer nicht schwimmen tät,

      Messalina wäre in Keuschheit stet;

      Mars läg’ nicht in Ketten um sein Lieben,

      und fern wäre Prokris der Hecke54 geblieben.

      Es stürzte nicht Sappho vom Felsenhang,

      keinen Kiel versehrte Sirenengesang;

      es ließe Circe wohl fahren die Schiffe,

      und Zyklops mit Pan nicht kläglich pfiffe;

      Leukothea nicht Weihrauch wär’,

      Myrrha fiel’ nicht Adonis schwer.

      Byblis war nicht ihrem Bruder hold,

      es empfinge nicht Danae durch Gold,

      Nyctimene flöge nicht aus bei Nacht,

      zur Stimme nicht wäre Echo gemacht;

      es färbte nicht Thisbe die Beeren rot,

      Atalante schüfe als Löwin nicht Not.

      Des Leviten Weib wäre nicht geschwächt

      und darum erschlagen ein ganz Geschlecht;

      David ließe baden die Bathseba,

      und Samson nicht traute der Delila;

      nicht betete Salomo Götzen an,

      der Schwester hätt’ Amon nichts Böses getan;

      ohn’ Grund wär’ Joseph verklaget nit

      wie Bellerophon und Hippolyt;

      der Weise55 wie ein Roß nicht ginge,

      am Turm Virgilius56 nicht hinge,

      Ovidius hätte des Kaisers Gunst,

      wenn er nicht gelehrt der Buhler Kunst. –

      Es würde weise mancher Mann,

      doch Buhlschaft hindert ihn daran.

      Wer viel mit Frauen hat Kredenz57,

      dem wird verbrannt sein Konszienz58;

      es dienet Gott nicht früh noch spat,

      wer viel mit ihnen zu schaffen hat,

      die Buhlschaft wird einem jeden Stande

      zu Spott und Narrheit und zu Schande;

      noch schändlicher ist sie alsdann,

      wenn buhlt im Alter Weib und Mann.

      Der ist ein Narr, der buhlen will

      und meint zu halten Maß und Ziel;

      denn daß man Weisheit pfleg’ – und buhle,

      verträgt sich nicht auf einem Stuhle.

      Ein Buhler wird verblendet gar:

      Er meint, es nähm’ ihn niemand wahr.

      Dies ist das kräftigste Narrenkraut,

      die Kappe klebt lang an der Haut.

      Wer spricht, daß Gott barmherzig sei

      allein, und nicht gerecht dabei,

      der hat Vernunft wie Gäns’ und Säu’.

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