Al Capone Staffel 2 – Kriminalroman. Al Cann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Серия: Al Capone Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863778156
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Capones Leuten zerhacken zu lassen.«

      »Wer verlangt das von dir? Wir haben soeben eine Gang gegründet, und wir werden diesem Aldoni zeigen, wer wir sind.«

      »Es ist Irrsinn!« knurrte Joe. »Absoluter Irrsinn.«

      Trotz aller Mahnungen, mit denen die beiden ihn überschütteten, beharrte er auf seiner Meinung.

      Natürlich fehlte ihm der notwendige Respekt vor Al Capone, denn er wußte von dem Aufbau und der Beschaffenheit der Chicagoer Gangs noch viel zuwenig. Aber vielleicht war es gerade diese Unbekümmertheit, die ihn den gewaltigen Schritt sehr viel leichter machen ließ.

      Trotzdem, es war Irrsinn!

      Um ihn davon abzubringen, dirigierte Joe ihn zunächst zu Longfellow in die Garage: zu den Leuten, zu denen er eine lockere Verbindung hatte. Genauer gesagt, war es die Gang, mit der er zu tun hatte. Er, London, Mike Golman und noch ein Dutzend andere.

      Alle erklärten, nachdem sie gehört hatten, was Ric plante, das Vorhaben für Wahnsinn.

      »Es ist Irrsinn!« hatte Longfellow hervorgestoßen.

      »Er braucht nicht mitzugehen«, entschied Ric, der zwischen den Wagen stand und seine hagere Gestalt reckte. »Ich gehe mit meinen beiden Verwandten allein. Noch gehört ihr ja auch nicht zu der Dillinger-Crew. Aber ihr werdet es wahrscheinlich eines Tages bedauern.«

      Damit hatte er sich mit den beiden auf den Weg gemacht. Der kleine Frank Dillinger, der von Tausenden von Polizisten zu dieser Stunde bereits gesucht wurde, weil er zum Mörder geworden war, glaubte ihm Dank zu schulden: Er hielt an einer Telefonzelle an und gab Joe einen Stoß.

      »He, los, ruf die anderen an.«

      »Welche anderen?« knurrte Joe stirnrunzelnd.

      »Na, du wirst doch nicht nur diese Pappfiguren kennen, die wir da eben in dem Autofriedhof aufgestöbert haben?«

      »Nein, es sind natürlich noch andere da. Aber die helfen uns doch nicht. Bei so einem Unsinn macht keiner mit.«

      »Ich will das Wort Unsinn nicht noch einmal hören, Joe«, schnarrte Ric. »Entweder du gehörst jetzt zu uns und gehst den Gang mit oder du bleibst, wo du bist, und wir haben nie wieder etwas mit dir zu tun.«

      Joseph Scarepa verspürte ein verdammt ungutes Gefühl in der Magengrube. Er wurde auf einmal den Eindruck nicht los, daß er diesen Richard Dillinger zu seinem erbittersten Gegner machte, wenn er jetzt ausstieg. Mit zusammengebissenen Zähnen blieb er deshalb bei den beiden.

      Sie waren auf dem Weg zur Cicero Avenue. Plötzlich verhielt Ric den Schritt, blickte auf eine Plakatsäule, schob die Hände in die Taschen und sagte, ohne den Kopf Frank zuzuwenden:

      »Du kannst nach Hause gehn, Frank.«

      »Weshalb?«

      »Weil du gesucht wirst.«

      »Ich gehe mit dir.«

      »Es ist nicht notwendig. Vielleicht sind Cops in der Nähe, und dann fliegst du sofort auf.«

      »Ich gehe mit«, beharrte Frank mit kalkigem Gesicht. Er ging mit, und es bleibt eine historische Tatsache, daß er den Irrsinn mitgemacht hat. Daß er einer der drei Dillingers war, deren Name von nun an für eine lange furchtbare Zeit mit dem Gangstertum Chicagos eng verbunden bleiben sollte.

      Sie gingen zu Fuß, da sie kein Auto hatten. Ein Hohn übrigens auf alles, was bisher in Chicago in dieser Hinsicht praktiziert worden war.

      Als sie den breiten Cicerodamm erreicht hatten und sich den langgezogenen, elegant aufgemachten Holzbauten der Buchmachereien näherten, blieb Joe stehen.

      Ric blickte sich nach ihm um.

      Da schüttelte Scarepa den Kopf.

      »Es ist Wahnsinn, Ric!«

      Der St. Louis-Mann kam mit harten Schritten auf ihn zu, blieb hautnah vor ihm stehen und schnarrte:

      »Schweig!«

      »Aber überleg doch, was du tun willst. Ich will ja einsehen, daß du ein harter Bursche bist und eine Menge Zeug zu einem Boß in dir hast, aber was du jetzt tun willst, das ist dein Untergang.«

      »Deine Ansicht.«

      »Nein, Ric, er hat recht«, schaltete sich Frank noch einmal ein.

      »Dir habe ich ja angeboten, nach Hause zu gehen. Und wenn Joe auch nicht mit will, dann gehe ich eben allein.«

      Die beiden starrten betreten vor sich hin. Schließlich fand Joe:

      »Glaubst du denn vielleicht, daß die da stehen werden und Maulaffen feilhalten, wenn wir reinkommen?«

      »Das habe ich nicht erwartet.«

      »Mensch, die sind alle schwer bewaffnet!«

      »Ich habe auch einen Revolver bei mir.«

      »Einen Revolver!« Joe schlug die Hände zusammen. »Mensch, was willst du mit einer Kanone gegen die ganze Bande ausrichten? Vielleicht hat Capone dreißig Leute da, vielleicht fünfzig. Es würde mich auch nicht wundern, wenn auf einem leisen Pfiff oder ein unsichtbares Alarmzeichen gleich zweihundert in die Bude stürmten. Al Capone hat eine Armee von Leuten zur Verfügung. Begreif das doch endlich, Ric, Chicago ist anders als St. Louis.«

      Richard Dillinger wandte sich um und setzte seinen Weg fort.

      Es war genau fünfzehn Uhr und dreizehn Minuten, als er den Haupteingang der Buchmacherei erreicht hatte.

      Joe, der dicht hinter ihm war, flüsterte ihm über den Rücken zu:

      »Laß uns etwas anderes tun, Ric. Ich habe da viele Tips auf Lager, die eine Menge einbringen.«

      »Nichts da!« zischte Ric über die Schulter zurück. »Dein Freund Aldoni wartet auf Antwort.«

      Frank hatte plötzlich das Gefühl, daß ein Vorhang vor ihm aufging. Er sah Ric nicht mehr im grauen Mantel und mit dem scharf eingekniffenen Hut, die Hände in den Taschen, am Eingang der Buchmacherei stehen – sondern mit einem breitkrempigen Stetsonhut, einem grauen Kattunhemd, einem gelben Halstuch, einer braunen kurzen Lederweste und enganliegenden Levishosen, die über die Schäfte der hochhackigen Texasstiefel ausliefen. Um die Hüften hatte er einen doppelten Waffengurt geschnallt und die Arme angewinkelt. Ganz wie die alten Revolvermänner des Wilden Westens. Wie die Menschen aus jenem Land, aus dem er kam. Das, was er hier vorhatte, war nichts anderes als Wildwestmethode. Auge um Auge! Der Irrsinn von Zahn um Zahn.

      Frank tippte mit dem linken Zeigefinger auf Rics Ellbogen.

      »Nur eine Frage: Was hast du eigentlich vor?«

      »Einer von Al Capones Leuten hat einen Dillinger geschlagen. Joe schießt ihn nieder. Ich werde mit dem Boy drüben an der Kasse inzwischen ein paar freundliche Worte sprechen.«

      Als Ric den Kopf wandte und in Jos Gesicht blickte, preßte er zynisch durch die zusammengebissenen Zähne:

      »Angst?«

      Joe schüttelte den Kopf.

      »Nein.«

      Da stieß Ric mit dem rechten Arm die schwere Glastür auf.

      In der Buchmacherei herrschte ein Höllenbetrieb.

      »Frank, du bleibst hier an der Tür. Joe geht zu Aldoni.« Das war alles, was Ric sagte. Dann hielt er schnurstracks auf die Hauptkasse zu, hatte nur noch einen Kunden abzuwarten, der eben seine Einzahlung vorgenommen hatte, und stand dann selbst am Schalter.

      Der kleine bucklige Jimmy Liggett glaubte nicht richtig zu sehen, als plötzlich die Mündung eines Revolvers über dem blankgewetzten Schalterbrett vor ihm auftauchte.

      »He, was soll denn das?«

      »Kein Wort, Junge, Greif die beiden Stoffwürste, die da neben dir liegen, und schieb sie hier rüber.«

      »Das ist nicht Ihr Ernst!«

      »Halt’s