Al Capone Staffel 2 – Kriminalroman. Al Cann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Серия: Al Capone Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863778156
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      »Und was wollten Sie hier, Ness?« fragte Longfellow plötzlich laut.

      »Ich sagte es Ihnen schon: Ich suche Frank Dillinger.«

      »Und weshalb?«

      »Weil er im Verdacht steht, eine Frau erschossen zu haben.«

      »Schon möglich. Selbst wenn es so ist, werden Sie nichts mehr daran ändern.«

      »Nein, daran nicht mehr. Aber an dem weiteren Weg Mr. Dillingers gedenke ich einiges zu ändern.«

      »Dazu werden Sie kaum noch Gelegenheit haben.« Nichts in dem Totenschädelgesicht rührte sich; der Mann besaß eine wahrhaft asiatische Unbeweglichkeit der Miene. In jedem anderen Fall hätte Eliot am Gesicht des Gegners erkannt, daß sich etwas in seinem Rücken befand. Hier aber konnte er das jetzt nicht aus dem Gesicht seines Gegenübers lesen. Dafür aber hatte sich in diesem Augenblick, in dem hinter seinem Rücken die Tür geöffnet wurde, in seiner Brust der Warner gemeldet, der ihn schon vor so mancher Gefahr bewahrt hatte.

      Diesmal allerdings steckte er zu tief in der Klemme. Nur sechs Schritt von einem Revolverlauf entfernt, der dazu noch auf seinen Rücken gerichtet war, stand seine Chance gleich Null. Eine Gänsehaut kroch von seinem Genick über den Rücken, und in seinem Hirn war plötzlich eisige Kälte. Das eben war das Besondere an diesem Mann; es hob ihn weit über seine Umgebung hinaus. Die eisige Ruhe ließ ihn klare Entschlüsse in Sekundenschnelle fassen.

      »Ich nehme an, Mr. Longfellow, daß Sie davon überzeugt sind, mich in einer Falle zu haben.«

      »Genauso ist es, Eliot Ness.«

      »Würden Sie dann trotzdem die Güte haben, mir zu sagen, wo sich Frank Dillinger befindet?«

      »Das werde ich Ihnen noch gern sagen. Er ist zusammen mit seinem neuen Freund Ric und mit seinem alten Freund Joe unterwegs zu Al Capones Kasse. Ich denke, das wird Ihnen eine freudige Nachricht sein.«

      »Ganz sicher, Mr. Longfellow, ich danke Ihnen. Wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen gern die Liste jener Männer übergeben, die mir einer Ihrer Freunde übermittelte. Es hat mich einige Dollars gekostet, aber da sie für mich jetzt doch wohl wertlos ist und für Sie größere Bedeutung hat, möchte ich sie Ihnen übergeben.« Daß er sich dazu etwas bückte und dazu noch mit der Linken in seinen Mantel griff, schien harmlos.

      Aber es war nicht harmlos. Es war die tausendfach geübte Bewegung des FBI-Spezial-Agenten. In einer Wurfpirouette schnellte er herum, war während der Drehung in die Hocke gegangen, feuerte zweimal auf die Tür, und im Abdrehen hatte er die fingergroße Mündung der schweren Colt Automatic auf den Garagenhalter gerichtet, der völlig erstarrt drüben an den Fenstern stand.

      Eliot richtete sich auf und deutete mit dem Kopf auf die Tür.

      »Los, da rüber!«

      Longfellows Gesicht hatte jede Farbe verloren. Mit hölzernen Bewegungen setzte sich der Garagenbesitzer in Gang, hielt auf die Tür zu und schob sie mit dem linken Ellbogen auf.

      »Nicht bücken – Hände hochnehmen!« befahl der G-man hinter ihm.

      Longfellow wippte mit den Knien, was eine Art von Ungeduld ausdrücken sollte, nickte dann aber mit seinem kahlen Totenschädel und nahm die Hände schließlich in Schulterhöhe.

      Zwei Schritte vor ihm lag ein Mann auf dem Rücken am Boden.

      Eliot konnte an Longfellows Hüfte vorbei das Gesicht des anderen sehen. Über der linken Braue, fast genau in der Stirnmitte, war ein kreisrundes Loch.

      Eliot Ness ging auf Longfellow zu, zog ihm die Hände auf den Rücken und schlug sie in Handschellen. Dann schob er die Tür weiter auf und blickte auf den toten Verbrecher nieder.

      »Wer war das?«

      Der Garagenhalter schwieg.

      »Auch gut. Er wird keinem mehr gefährlich.« Eliot packte ihn am Arm, schob ihn vorwärts und bugsierte ihn die sehr steile Treppe hinunter, die zur Tür führte, von der aus man in die Werkhalle kam.

      Plötzlich aber entdeckte er duch das total verschmutzte Glas der Tür hinten in der Halle eine Bewegung.

      »Augenblick!« zischte er Longfellow von hinten zu, schob ihm den Revolverlauf in den Rücken, packte ihn mit der Linken an der Handschelle und zog ihn die Treppe wieder hinauf.

      »Wieviel Leute sind da unten?«

      Longfellow schwieg.

      »Hör genau zu, Junge. Ich liebe es nicht, Ohrfeigen auszuteilen. Aber wenn du jetzt nicht deinen Rand aufmachst, fehlt dir ein Satz Zähne. Du darfst davon überzeugt sein, daß ich nicht spaße. Wieviel Leute sind also da unten?«

      Longfellow maß ihn aus schmalen Augen und schien zu der Überzeugung gekommen zu sein, daß ein G-man, mit dem er völlig allein war, keinen Mitwisser zu scheuen brauchte, also auch keinen Grund hatte, ein paar scharfe Ohrfeigen zu sparen. Er öffnete deshalb die Lippen und krächzte:

      »Einer.«

      Eliot ging zum Telefon; wenige Sekunden später hatte er Joseph Lock am Apparat.

      »Ein Kommando sofort zu Al Capones Kasse.«

      »All right, Boß.« Der schnelle Lock hatte eingehängt.

      Longfellow stieß einen Pfiff durch eine Zahnlücke.

      »Nicht schlecht«, krächzte er. »Sie hätte ich in meinem Laden brauchen können, dann wäre es uns gelungen, Anschluß bei Al zu finden. Aber so wird das nichts.«

      »Und die drei Männer? Rechnen die sich etwa eine Chance bei einem Überfall auf Al Capones Buchmacherei aus?«

      »Keine Ahnung. Der Neue ist nicht schlecht. Frank ist natürlich eine Flasche.«

      »Und weshalb hat er die Frau erschossen?«

      »Weil er scharf auf sie war. Er hat die Nacht vorher mit ihr geschlafen, und als er merkte, daß ihr nichts an ihm lag, ist er ihr gefolgt. Dann hat er wahrscheinlich gesehen, daß sie zu Ihnen wollte, und bekam plötzlich nasse Hosen.«

      »Und weshalb?«

      »Das weiß ich selbst nicht.«

      »Wie heißt der neue Mann?«

      »Weiß ich auch nicht.«

      »Mein Angebot steht noch, Longfellow. Maul auf oder Ohrfeigen!«

      Der Garagenhalter zog die Schultern hoch.

      »Ich glaube, Ric heißt er.«

      »Und weiter?«

      »Fragen Sie ihn selbst. Ich weiß es nicht. Er hat sich mir nicht vorgestellt. Ich hörte nur, daß er Ric hieß.«

      Da packte Eliot ihn an der Brust und zog ihn dicht zu sich heran.

      »Und Sie wollen mir weismachen, daß dieser Ric mit zwei Figuren auf dem Weg zu Capones Buchmacherei ist?«

      »Weshalb nicht. Einer von Capones Leuten, ein gewisser Aldoni, hat Joe Scarepa auf die Füße getreten. Vielleicht eine Weibergeschichte – ich weiß es nicht. Ric will ihnen die Antwort geben.«

      Dieser Ric mußte wahnsinnig sein – der Mann, der da plötzlich aufgetaucht war und den niemand kannte. Ein Mann, der auszog, um Al Capones »Kasse«, wie die Buchmacherei an der Turf-Street genannt wurde, zu überfallen, der mußte entweder geistesgestört oder ein Selbstmordkandidat sein.

      In diesem Augenblick ertönte unten ein dumpfes Poltern in der Halle, und gleich darauf erfüllte die dröhnende Stimme Cassedys die große Werkstatt.

      »Na, Junge, wie hat das geschmeckt? Da, nimm das – und das!« Eisenstücke polterten aufeinander.

      Ein Schuß peitschte los, und gleich darauf war ein gellender Schrei zu hören.

      Eliot stieß den Garagenhalter vor sich her.

      »Vorwärts, Mann, aber rasch, sonst mache ich Ihnen Beine.«

      Als