Al Capone Staffel 2 – Kriminalroman. Al Cann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Серия: Al Capone Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863778156
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Knie aus der Tür in die Halle, hatte den Revolver in der Linken, sah aber drüben zwischen zwei Autos den dicken Cassedy eben vom Boden aufstehen und sich den Schmutz aus der Jacke schlagen.

      »Hallo, Boß, alles in Ordnung?«

      »Und Sie?«

      »Alles okay. Es waren zwei. Ich hatte eigentlich mit dreien gerechnet. Aber es waren tatsächlich nur zwei.«

      Eliot hatte ein dumpfes Gefühl in der Magengrube. Waren die beiden Männer etwa tot?

      Der Dicke schien seine Gedanken erraten zu haben.

      »Der eine ist k.o. und der andere hat Bauchschmerzen.«

      Tatsächlich lag ein Mann im Overall eines Arbeiters unter einem Auto und war offensichtlich besinnungslos. Hinter einem Lastwagen, dessen Räder abgenommen waren, kauerte ein zweiter am Boden und preßte die Hände auf den Leib. Als diese beiden ebenfalls mit Handschellen gesichert waren, berichtete der Chef-Inspektor seinem Vertreter kurz, was sich ereignet hatte.

      »Was, mit drei Leuten zu Als Kasse? Allmächtiger! Das wär’ selbst für zwei Dutzend Leute die beste Aussicht auf eine Massenbeerdigung.«

      Der Ansicht war Eliot Ness allerdings auch.

      Die drei Gangster wurden einem rasch herbeizitierten Polizeiwagen übergeben, und dann warfen sich Eliot Ness und Pinkas Cassedy in den alten Ford, um in polizeiwidrigem Tempo in die Cicero Avenue zu brausen, wo unweit des Hawthorne Race Track in einer der langgestreckten neuen Holzbaracken Al Capones größte Kasse stand: die Zentralbuchmacherei des Chicago Turfs.

      *

      Die drei Männer, die sich entschlossen hatten, den Blinddarm von nun an gemeinsam zu bewohnen, hatten ihr neues Quartier verlassen und waren in ein Café in der Nachbarschaft gegangen.

      Joe, der sich kurz davongemacht hatte, um die Toilette aufzusuchen, stand im Waschraum vorm Spiegel und kämmte seinen schwarzen Schorf, als plötzlich in der Toilettentür ein Mann auftauchte, der ihm in den Rücken sprang und ihn mit einem schweren Schalg ins Genick zu Boden warf.

      Joe Scarepa, der im Moment nicht in der Lage war, sich zu wehren, erhielt noch weitere schwere Schläge in den Nacken und schlug hart auf die Fliesen am Boden auf. Als er wieder zu sich kam, blickte er in Rics Gesicht.

      Ric, dem Joes Ausbleiben aufgefallen war, hatte ihn im Waschraum am Boden gefunden.

      »Wer war das?« brach es über seine Lippen.

      »Eine Ratte namens Aldoni.«

      »Was hattest du mit dem Kerl?«

      »Gar nichts.«

      Rics Augen waren hart wie Flußkiesel geworden.

      »Wo wohnt der Mann?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »He, du wirst doch wissen, wo wir ihn treffen können!«

      »Das wüßte ich schon.«

      »Los, wir gehen hin.«

      »Wohin?«

      »Zu Aldoni.«

      Frank, der dazugekommen war, hatte Mund und Ohren offenstehen.

      Da sagte Scarepa zur Verblüffung der beiden:

      »Das geht nicht. Er gehört zur Capone-Gang.«

      »Wozu?« entfuhr es Frank.

      »Zur Capone-Gang!«

      »Bist du verrückt?«

      »Ich bin nicht verrückt.«

      »Woher weißt du, daß er zu Capones Leuten gehört?«

      »Ich weiß es eben von Bekannten. Von Freunden.«

      »Willst du damit etwa sagen, daß du auch zu seiner Crew gehörst?« forschte Frank, der sich in Chicagos Verhältnissen jedenfalls durch die Zeitungslektüre und die Funkberichte auskannte.

      »Na ja, so halb und halb.«

      »Ich werd’ verrückt«, stieß Ric durch die Zähne und ließ sich auf einem blechernen Papierkorb nieder. »Unser gemeinsamer Verwandter Joe gehört zu einer Bande.«

      Scarepa schüttelte den Kopf, hob beschwichtigend die Hände und meinte:

      »Vorsicht, so was darf man nicht laut sagen.«

      »Angst vor der Polente?« höhnte Ric.

      »Ach was, vor der Polente, zum Teufel! Nein, aber vor den anderen.«

      »Vor den anderen Banden?«

      »Ja, das ist es ja hier in Chicago. Frag Frank, der wird es wissen.«

      Frank nickte bestätigend.

      Da erhob sich Ric, warf einen Blick in den Spiegel, zog seine Krawatte zu einem winzigen Knoten zusammen und erklärte, während er den Kopf ins Genick warf:

      »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Joe. Ich weiß, daß man heute nur leben kann, wenn man zu einer Bande gehört. Und darum habe ich den Entschluß gefaßt, selbst eine Gang zu gründen. Ich bin deshalb eigens nach Chicago gekommen.«

      »Das ist nicht dein Ernst«, entfuhr es Frank.

      »Mein voller Ernst. So, und nun wollen wir gleich zur Sache kommen: Wo ist Aldoni?«

      »Das geht nicht«, krächzte Frank. »Du hast doch eben erfahren, daß er zur Capone-Gang gehört.«

      »Es interessiert mich nicht, zu welcher Gang er gehört. Du hast ja eben gehört, daß wir selbst eine Crew gegründet haben. Hier in diesem Augenblick…«

      Es war wie ein Hintertreppenwitz der Zeitgeschichte – und doch blieb es historische Tatsache: Der Mann aus dem Westen hatte in dieser Stunde in einem billigen Cicero-Café in einem Toilettenwaschraum die Dillinger-Gang gegründet.

      »Vorwärts«, gebot er, während er den Waschraum verließ, ein paar Geldstücke auf den Tresen warf, dem weißbeschürzten Girl, das ihn aus großen, interessierten Augen ansah, zunickte und zum Eingang ging.

      Als sie auf der Straße waren, zwängte sich Frank vor den Vetter und versperrte ihm den Weg.

      »Was ist denn mit dir los?« knurrte Ric.

      »Hör mir einen Augenblick zu, Ric. Du weißt nicht Bescheid hier in der Stadt. Laß dir doch erklären, daß du nicht einfach gegen eine Gang angehen kannst.«

      »Das werden wir ja sehen.«

      »Mensch, weißt du, wieviel Mitglieder die Capone-Gang hat?«

      »Interessiert mich nicht.«

      »Trotzdem muß ich dich bitten, mir einen Moment besonnen zuzuhören«, beharrte der Mann, der selbst eine Frau zusammengeschossen hatte. »Al Capone ist nicht irgendein Gangster. Er ist der mächtigste Mann in dieser Stadt, er hat die größte Crew, die es überhaupt jemals in Amerika gegeben hat. Kein Mensch weiß, wieviel Mitglieder wirklich dazu zählen. Er hat mehr Macht in der Stadt als die Polizei. Weißt du, was das bedeutet?«

      »Frank«, meinte Ric, und die Härte in seinen Augen blieb, »ich habe dir gesagt, daß es mich nicht interessiert. Namen sind Schall und Rauch. Ich werde selbst bald einen Namen haben, dessen Klang den Leuten in Chicago eine Gänsehaut über den Rücken jagt.«

      Es waren prophetische Worte. Der junge Richard Dillinger beharrte aber darauf, zu Aldoni gebracht zu werden.

      Frank stieß Joe mit dem Ellbogen in die Rippen.

      »Daß du Idiot auch von deiner Bande anfangen mußtest! Ich ahnte ja schon, daß du mit irgend so einem Verein zu tun hast. Du bist an dem ganzen Kram jetzt schuld.«

      »Ich? Was habe ich denn damit zu tun? Will ich vielleicht zu Al Capone laufen, um einem seiner Leute aufs Dach zu schlagen?«

      »Aber Schläge hast du kassiert!« herrschte ihn Ric mit gefletschten Zähnen an. »Ich denke, du bist