Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916657
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sie sind gegen eine Adoption, ganz besonders Markus. Aber die kleine Bettina hätten sie genommen, weil man sie kannte, auch einiges über die Mutter wusste, das Risiko also ziemlich gering war. Eine solche Einstellung kommt mir ziemlich egoistisch vor. Weißt du, es kommt mir ein bisschen so vor, als ginge man zum Metzger seines Vertrauens und holte sich dort einen besonders schönen, saftigen Schinken, weil man weiß, von welchem Schwein er stammt.«

      »Also, Bettina, ich bitte dich«, empörte Leni sich, »Yvonne und Markus hätten die kleine Bettina gern adoptiert, weil es ihnen ja leider versagt ist, eigene Kinder zu haben und sie so gern welche haben möchten.«

      »Leni, wenn der Leidensdruck bei ihnen wirklich so groß wäre, und wenn sie wirklich unbedingt ein Kind haben sollten, dann würden sie eines adoptieren, das ihnen angeboten wird, und dann kann es weiß oder schwarz sein oder aus einem asiatischen Land stammen. Es gibt überall auf der Welt Kinder, denen zu wünschen ist, dass sie in eine heile Familie kommen, wo sie Liebe und Zuneigung erfahren, wo sie lernen können, was Vertrauen ist. So etwas schließen die beiden aber aus, und deswegen musst du auch nicht jammervoll sein so nach dem Motto, ach die Armen, ihnen bleibt ein Kind versagt.«

      Jetzt griff Bettina nach ihrem Glas, um einen Schluck zu trinken. Vielleicht war Leni jetzt sauer, aber das nahm sie in Kauf, es musste einfach einmal klar und deutlich ausgesprochen werden.

      Bettina irrte sich.

      Nach einer Weile des Schweigens sagte Leni: »Du hast recht, Bettina, ich weiß auch nicht, warum sie außer der kleinen Bettina kein anderes Kind adoptieren wollen. Gerade Yvonne als Kinderärztin hätte ich mehr Verständnis zugetraut.«

      »Es ist nicht Yvonne, Markus will es nicht, und sie ordnet sich da unter, was soll sie auch anderes machen? Ihn gewaltsam mit zur Adoptionsbehörde schleppen? Das geht nicht, dazu gehören immer zwei.«

      Leni schaute Bettina an.

      »Bettina, sag mal ganz ehrlich … Yvonne ist jetzt nicht vor Markus davongelaufen, weil er …, nun, weil er kein anderes Kind adoptieren will? Mit den beiden ist doch wohl noch alles in Ordnung?«

      Ach, die arme Leni, wohin sich ihre Gedanken jetzt verirrten.

      »Nein, Leni, da kannst du ganz beruhigt sein. Die zwei lieben sich, wie sich zwei Menschen nur lieben können. Yvonne hat die Entscheidung, für sechs Wochen nach Malawi zu gehen, ganz spontan getroffen, nachdem sie durch Christian erfahren hatte, dass dort im Krankenhaus gerade als Vertretung händeringend eine Kinderärztin gesucht wird. Markus hat sie in ihrem Vorhaben unterstützt, weil er weiß, wie wichtig es für sie ist, und weil er alles tun würde, um sie glücklich zu machen. Ich finde es toll, dass sie hinterher noch Urlaub dort machen und durchs Land reisen werden. Also wirklich, Leni, um die zwei musst du dir wirklich keine Gedanken machen. Es war doch fast schon ein Wunder, dass sie sich nach der ersten schmerzlichen Trennung ein zweites Mal begegnet sind. Menschen, denen so etwas widerfahren ist, die lassen einander niemals mehr los.«

      Leni seufzte.

      »Und ausgerechnet ihnen bleibt der Kinderwunsch versagt«, jammerte Leni. »Das ist doch ungerecht, das musst du ja wohl zugeben.«

      Bettina schenkte nochmals Wein nach, denn sowohl ihres als auch Lenis Glas war leer.

      »Es hat alles seinen Sinn im Leben«, sagte Bettina, »wer weiß, was der liebe Gott mit Yvonne und Markus noch vor hat.«

      Leni gab darauf keine Antwort, sondern stand unvermittelt auf.

      »Tut mir leid, Bettina, dass ich dich so zugemüllt habe an deinem verdienten Feierabend. Ich will dich jetzt auch nicht länger stören.«

      Doch davon wollte Bettina nichts wissen.

      »Nö, meine Liebe, hiergeblieben«, rief sie, doch ihre Stimme klang nicht ernst. »Erst hast du mich um meinen Fernsehabend gebracht, und jetzt willst du dich so einfach wieder davonschleichen? Was soll ich denn mit dem angebrochenen Abend anfangen? Jetzt können wir bei einem Gläschen Wein ruhig noch ein wenig plaudern. Es gibt schließlich auch noch andere Gesprächsthemen als Yvonne und Markus und die kleine Bettina. Sag mal«, Leni hatte sich gehorsam wieder gesetzt, »du bist doch immer so gut informiert. Hast du eine Ahnung, wann Babette und Toni heiraten werden, nachdem Babettes Scheidung endlich durch ist und sie diesen Schmarotzer auf alle Zeiten losgeworden ist.«

      Da hatte Bettina das Richtige angesprochen. Leni sprang sofort darauf an und begann mit epischer Breite über dieses Thema zu sprechen.

      Bettina atmete erleichtert auf. Leni war jetzt zum Glück nicht mehr jammervoll, sondern total begeistert, denn die bevorstehende Hochzeit von Babette und Toni war so ganz nach ihrem Herzen.

      Und so wurde es noch ein schöner Abend. Bettina bedauerte nicht eine Sekunde lang, von ihrem Krimi durch Lenis plötzliches Auftauchen aufgehalten worden zu sein.

      *

      Die Tage vergingen wie im Fluge. In der Destille gab es zum Glück viel Arbeit, der neue, aufwändig gestaltete Katalog für alle Produkte versprach ein großer Erfolg zu werden. Aber es gab auch ein paar Wehmutstropfen. Wieder hatten drei Kunden, von denen Bettina es nicht geglaubt hatte, Insolvenz angemeldet, und ein Neukunde hatte sich in betrügerischer Absicht Ware erschlichen, obschon er zu dem Zeitpunkt bereits pleite gewesen war. Diese Angelegenheit hatte Bettina ihrem Anwalt übergeben, und sie hoffte, man würde diesen Mann angemessen bestrafen. In eine geschäftliche Schieflage konnte jeder einmal geraten, und Bettina hatte schon so manchem ihrer Kunden aus der Patsche geholfen, indem sie das Zahlungsziel gestreckt hatte, ohne zusätzliche Zinsen zu berechnen. Aber hier handelte es sich um einen Fall von offensichtlichem Betrug, und damit konnte Bettina nicht umgehen. Sie war ehrlich und erwartete das auch von ihren Geschäftspartnern, nein, nicht nur von denen, sie erwartete es von ihrem Umfeld insgesamt.

      Bettina war froh, dass diese Arbeitswoche vorbei war, aber jetzt stand ihr doch noch etwas Schmerzliches bevor.

      Veronika würde ihre kleine Tochter abholen, und obschon Bettina alles dazu getan hatte, tat es weh. Sie würde die kleine Bettina vermissen, die sich in das Herz aller hier auf dem Hof geschlichen hatte mit ihrem sonnigen Gemüt.

      Aber was sie empfand oder die anderen, darum ging es nicht, Kinder gehörten zu ihren Müttern, und Veronika war endlich einsichtig geworden.

      Bettina war gerade mit ihrem Frühstück fertig geworden, als es an ihrer Haustür klingelte. Sollte das schon Veronika sein? Die hatte doch erst am Nachmittag kommen wollen.

      Bettina stand auf, um zu öffnen. Und richtig, es war Veronika, die bleich wie die Wand vor ihr stand, ein Eindruck, der durch die schwarze Kleidung noch verstärkt wurde.

      »Guten Morgen, Veronika, komm rein«, sagte Bettina und sah sich suchend um, »wo hast du Florian gelassen? Ist der noch auf dem Parkplatz?«

      Ein heftiges Kopfschütteln war die Antwort.

      »Ich bin allein hier.«

      »Habt ihr Krach miteinander?«

      Wieder ein Kopfschütteln.

      Bettina zog das junge Mädchen ins Haus.

      »Willst du was trinken?«

      »Ja, gern, einen Kakao, wenn Sie haben.«

      »Hab’ ich, und jetzt setz dich erst mal.«

      Bettina stellte eine Schale mit Keksen hin, in die Veronika sofort griff.

      »Soll ich dir auch ein Brot machen?«, erkundigte Bettina sich. »Oder Rühreier oder Spiegeleier?«

      »Nein, danke.«

      Wenig später saßen sie sich gegenüber.

      »Und nun erzähl mal, warum der Florian dich nicht begleitet hat«, wollte Bettina wissen.

      Veronika zerbröselte einen Keks.

      »Er hat gesagt, es gibt Dinge im Leben, die man allein durchstehen muß … Es ist nämlich so, ich habe ihm in den letzten Tagen eine Frikadelle ans Knie geredet, weil ich nur Angst hatte, und das hat ihn bestimmt total genervt, denn auf einmal hat er gesagt,