Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916657
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in Lindes Reichweite.

      Sie war sich sicher, dass der in kürzester Zeit ratzfatz leer sein würde.

      Nachdem Linde fürs Erste ihre Naschsucht befriedigt hatte, lehnte sie sich zufrieden zurück.

      »Bettina, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich noch einmal mit einem Mann glücklich werden würde. Aber ich bin es mit Chris­tian. Es ist anders als mit Martin und mir, aber nicht minder schön. Und was das Wichtigste ist, ich komme allmählich zur Ruhe, ich bin frei von Schuldgefühlen. Die Momente inneren Friedens kommen immer öfter, und die Gedanken an Martin tun nicht mehr weh. Wir hatten eine unbeschreibliche Zeit miteinander. So etwas bleibt, ist unvergänglich.«

      Bettina nickte.

      »Ich glaube, Martin ist dir erschienen, damit du zur Ruhe kommst, er wollte dir sagen, dass du heute leben musst, dass du keine Zeit verschwenden sollst. Glück ist nicht aufschiebbar, es findet nicht morgen statt, sondern heute. Jeder Tag ist ein Geschenk … Christian ist ein guter Mann, und das sage ich jetzt nicht, weil er mein Bruder ist. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, und er liebt dich wirklich, dich und die Kinder.«

      »Das stimmt«, bestätigte Linde, »und das ist mehr, als jemand in meiner Situation erwarten kann. So schnell lädt sich ein Mann freiwillig nicht eine Frau mit zwei kleinen Kindern und einem Gasthof auf. Dazu gehört schon was. Aber dennoch, Bettina, wenn das mit Martin …, ich meine mit seinem Bild, diesem strahlendhellen Licht, nicht gewesen wäre, ich weiß nicht, ob es sich dann mit Christian und mir so entwickelt hätte … Vielleicht hätte ich doch wieder einen Rückzieher gemacht.«

      »Zum Glück ist alles so gekommen, Linde«, sagte Bettina.

      Linde trank etwas von ihrem Kaffee, stellte langsam die Tasse auf die Untertasse zurück, wollte schon nach dem Löffel greifen, um darin herumzurühren, was sie immer tat, wenn sie emotional berührt war, dann ließ sie es jedoch bleiben, legte den Löffel zurück auf den Tellerrand.

      »Ich habe einen Flug gebucht«, sagte sie, »wenn Christian weg ist, werde auch ich mit den Kindern fliegen.«

      Überrascht schaute Bettina ihre Freundin an.

      »Du willst verreisen, aber davon hast du nichts gesagt … Wohin denn?«

      Linde lächelte.

      »Wohin denn bloß, nach Portugal natürlich.«

      Ob das eine so gute Idee war? Da war Bettina sich nicht sicher. Während ihrer letzten Reise in dieses Land, das sie und Martin gleichermaßen geliebt hatten, war Linde zusammengebrochen. Warum sollte sie denn jetzt dorthin?

      Linde schien die Gedanken ihrer Freundin zu ahnen.

      »Du hast Angst, ich könnte dort durchknallen und wieder einen Rückzieher machen, weil du weißt, wie sehr mein Herz noch immer an Martin hängt. Das wird auch immer so bleiben. Nein, ich möchte wieder an genau den Ort fahren, an dem wir am glücklichsten waren, an dem ich bei der letzten Reise zusammengebrochen bin, weil ich das Gefühl hatte, Martin nicht so nahe zu sein, wie er es verdient hat. Es war ein bißchen schwachsinnig, so zu denken, wie sollte das denn mess­bar sein? Ich muss meiner Liebe zu Martin doch keine Quantität geben, um sie wertig zu machen, sondern Qualität.«

      »Du musst sie überhaupt nicht werten, sondern einfach still in deinem Herzen behalten. Durch die Kinder, die ihm immer ähnlicher werden, wirst du an ihn erinnert, er hat für sie dieses wunderbare Buch hinterlassen, durch das sie, auch wenn sie ihren Vater niemals kennenlernen werden, doch viel über ihn erfahren, vor allem, wie sehr er sie gewollt und wie sehr er sie geliebt hat, noch ehe sie den ersten Schrei ihres Lebens ausstießen, den er ja leider nicht miterleben durfte. Wenn also diese Reise stattfinden soll, um deine Gefühle zu kontrollieren, dann …«

      Linde unterbrach sie.

      »Du musst dir keine Sorgen machen, Bettina, das ist nicht der Grund. Natürlich will ich Martin nahe sein, und wo kann ich das besser als an jenem Ort, an dem ich auch seine Asche im Meer verstreut habe … Doch ich will nicht jammern, nicht wehklagen, meine Gefühle nicht überprüfen, sondern einfach nur dankbar sein. Dankbar dafür, dass es diesen wunderbaren Menschen in meinem Leben gab, dass ich von ihm als Vermächtnis diese herrlichen Kinder habe, dankbar dafür, dass ich ihn jetzt, ohne Schuldgefühle zu haben, loslassen kann und auch dankbar sein für mein neues Glück mit Christian.«

      Nach diesen Worten war es still, Bettina wischte sich verstohlen ein paar Tränen aus den Augen.

      Ihre Freundin Linde verwunderte sie immer wieder, auf der einen Seite war sie die knallharte Geschäftsfrau, auf der anderen Seite ein solches Sensibelchen.

      Die soeben gehörten Worte beruhigten sie. Linde war jetzt gefestigt, sie wusste, was sie wollte, ihr Glück mit Christian war – die Worte, die Bettina dazu einfielen, waren viel zu banal für das, was es bedeutete, aber sie hatte keine Idee, es anders auszudrücken. Ihr Glück mit Chris­tian war jetzt in trockenen Tüchern, und das war beruhigend und freute Bettina für beide – für ihre beste Freundin, aber auch für ihren Bruder Christian.

      *

      Bettina wollte gerade ins Dorf hinunterfahren, als ein junges Pärchen, Hand in Hand und offensichtlich verliebt, den Weg zum Hof hinaufgelaufen kam.

      Bettina hielt an, um ihnen zu sagen, dass es sich hierbei um eine Privatstraße handelte, was sie eigentlich auch hätten sehen müssen, denn das Schild unten an der Straße war unverkennbar und unmissverständlich. Doch ehe sie etwas sagen konnte, strahlte die junge Frau sie an.

      »Hallo, gehören Sie zum Hof?«

      Also wanderten sie gezielt hier rauf, dachte Bettina, ehe sie es bestätigte.

      »Super, dann können Sie uns auch bestimmt sagen, an wen wir uns wenden müssen, um nähere Auskünfte zu bekommen, einmal, wie es im September mit der Vermietung ausschaut, ob die Kapelle auch Fremde nutzen können und ob man irgendwo da oben«, sie deutete Richtung Hof, »vielleicht ein Zelt aufstellen kann.«

      »Ein Zelt?«, wiederholte Bettina. »Und …, können Sie mir bitte mal verraten, wozu Sie das alles wissen möchten?«

      Wieder übernahm sie das Wort.

      »Also, das Zelt soll nicht zum darin schlafen aufgestellt werden, sondern um zu feiern, und wir …«, sie strahlte den schweigsamen Mann an ihrer Seite an, »wir wollen unsere Hochzeit dort oben feiern und in der Kirche getraut werden. Wir haben es im Internet gesehen, und da war uns beiden klar, dass es genau der perfekte Platz für uns ist. Stimmt’s, Schatz?«

      »Ja, ist es genau das, was wir uns vorgestellt haben, und die Gästezimmer würden reichen, na ja, vielleicht bräuchten wir drei Betten mehr, aber ich denke, so was lässt sich arrangieren. Und das Zelt …, bei schönem Wetter können wir uns vorstellen im Freien zu feiern, so eine richtige Hochzeit auf dem Lande, das Zelt soll nur bei schlechtem Wetter aufgestellt werden.«

      Eine Hochzeit auf dem Fahrenbach-Hof, das hatten sie noch nicht gehabt. Aber warum nicht? Es hörte sich gut an, und die beiden jungen Leute wirkten sehr sympathisch und erfrischend.

      »Wir haben auch eine Remise, die zum größten Teil schon leer ist und irgendwann mal für derartige Ereignisse genutzt werden soll. Man könnte bestimmt jetzt schon einen Teil davon abtrennen und ihn entsprechend herrichten.«

      »Und Sie glauben, der Besitzer würde das erlauben?«, erkundigte die junge Frau sich ganz aufgeregt.

      Bettina lachte.

      »Ganz bestimmt, die Besitzerin bin nämlich ich, und eine Hochzeit hatten wir hier oben noch nicht. Kommen Sie, steigen Sie ein, ich bringe Sie nach oben, und dort können Sie sich alles ansehen, und wir können es mit Frau und Herrn Dunkel besprechen.«

      Das ließen sie sich nicht zweimal sagen, sondern kletterten rasch ins Auto.

      Bettina wendete und fuhr mit ihnen wieder hinauf.

      »Wieso soll es ausgerechnet eine Hochzeit auf dem Lande sein?«, erkundigte sie sich neugierig.

      »Es war Lissys Idee«, sagte er, »ach, vielleicht sollten