Gesammelte Werke. Джек Лондон. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788026884484
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bin ein Sklave meines Geldes gewesen, und da ich nicht zwei Herren dienen kann, lasse ich das Geld schwimmen. Ich will lieber dich haben als alles Geld auf der Welt, das ist alles.« Wieder schloß er sie in seine Arme. »Und jetzt habe ich dich, Dede. Ich habe dich.

      Und ich will dir noch etwas sagen. Ich habe mein letztes Glas getrunken. Du heiratest einen Säufer, aber wenn ich dein Mann bin, wird die Geschichte anders. Er wird ein anderer Mensch, und das so schnell, daß du ihn gar nicht wiederkennst. Wenn wir ein paar Monate in Glen Ellen sind, wachst du eines Morgens auf und entdeckst, daß du einen ganz fremden Mann bei dir hast. Du wirst sagen: ›Ich bin Frau Harnish, und wer sind Sie?‹, und ich werde sagen: ›Ich bin Elam Harnishs jüngerer Bruder. Ich bin eben aus Alaska zur Beerdigung gekommen.‹ ›Was für eine Beerdigung?‹ wirst du dann fragen. Und ich werde sagen: ›Nun, die Beerdigung von dem Taugenichts, dem Spieler und Säufer Burning Daylight – dem Mann, der an Herzverfettung starb, weil er die Nächte hindurch das Geschäftsspiel spielte. Ja, gnädige Frau,‹ werde ich sagen, ›er ist um die Ecke gegangen, das ist sicher, aber jetzt bin ich gekommen, um seinen Platz einzunehmen und Sie glücklich zu machen. Und jetzt, gnädige Frau, werde ich mit Ihrer Erlaubnis auf die Weide gehen und die Kuh melken, während Sie das Frühstück bereiten‹.«

      Wieder ergriff er ihre Hand und tat, als ob er sie zur Tür ziehen wollte. Als sie Widerstand leistete, beugte er sich zu ihr herab, nahm ihren Kopf in seine Hände und küßte sie wieder und wieder.

      »Ich sehne mich nach dir, mein Herz«, murmelte er.

      »Setz' dich und sei vernünftig«, bat sie mit brennenden Wangen, während das goldene Licht goldener flammte, als er es je gesehen.

      Aber Daylight wollte seinen Willen durchsetzen, und als er sich jetzt hinsetzte, tat er es neben ihr und legte den Arm um sie.

      »Du hast noch nicht auf meine Fragen geantwortet«, sagte sie vorwurfsvoll, während sie sich mit roten Wangen und strahlenden Augen aus der Umarmung löste.

      »Also, was willst du denn wissen?« fragte er.

      »Ich will wissen, wie das alles möglich ist? Wie du zu einem solchen Zeitpunkt dein Geschäft im Stich lassen kannst. Was du damit meintest, daß bald etwas geschehen würde. Ich –« Sie hielt inne und errötete. »Ich habe ja auch deine Fragen beantwortet.«

      »Komm und laß uns heiraten«, sagte er, und der neckische Klang seiner Stimme wurde durch den Glanz seiner Augen verdoppelt. »Du weißt, daß ich meinem starken jungen Bruder weichen muß und nicht mehr lange zu leben habe.« Sie verzog das Gesicht ungeduldig, und er wurde plötzlich ernst. »Siehst du, die Sache ist so, Dede. Ich habe wie vierzig Pferde gearbeitet, seit die verfluchte Panik anfing, und unterdessen lagen die Ideen, die du mir gegeben hattest, zum Keimen bereit in mir. Nun, und heute morgen keimten sie wirklich, das ist alles. Ich stand auf mit der Absicht, wie gewöhnlich ins Kontor zu gehen. Die Sonne schien durchs Fenster herein, und ich wußte, daß es ein herrlicher Tag in den Bergen würde. Und ich wußte, daß ich gern mit dir in die Berge reiten wollte – dreißigmillionenmal lieber als ins Kontor gehen. Aber dabei wußte ich, daß es unmöglich war. Und warum? Des Geschäfts wegen. Das Geschäft erlaubte es nicht. Mein ganzes Geld stellte sich auf die Hinterbeine, versperrte mir den Weg und wollte mich nicht durchlassen. Eine Art und Weise hat dies verfluchte Geld, sich einem in den Weg zu stellen. Du weißt es selbst.

      Und da sagte ich mir, daß es jetzt an einem Kreuzweg angekommen wäre. Der eine Weg führte ins Kontor. Der andere nach Berkeley. Und ich wählte den Weg nach Berkeley. Ich setze meine Füße nicht mehr ins Kontor. Das ist vorbei! Fertig! Und ich lasse alles zum Teufel gehen.«

      Sie sah erschrocken zu ihm auf.

      »Du meinst – –« begann sie.

      »Eben das. Ich wische die Tafel rein. Ich lasse die ganze Geschichte zum Teufel gehen. Als die dreißig Millionen Dollar sich gegen mich erhoben und sagten, daß ich heute nicht mit dir in die Berge reiten könnte, da wußte ich, daß die Zeit zum Handeln gekommen war. Und nun handle ich. Jetzt hab' ich dich und die Kraft, für dich und für die kleine Ranch in Sonoma zu arbeiten. Das ist alles, was ich brauche und was ich aus den Trümmern retten will, dazu noch Bob und Wolf, eine Reisetasche und hundertvierzig Roßhaarzügel. Der Rest geht zum Teufel, und ich bin froh darüber.«

      Aber Dede war hartnäckig.

      »Dann ist dieser – dieser furchtbare Verlust nicht notwendig?« fragte sie.

      »Ich sag' dir ja. Er ist notwendig. Wenn das Geld sich einbildet, es könne sich mir in den Weg stellen und mir verbieten, mit dir auszureiten –«

      »Nein, nein, jetzt im Ernst«, unterbrach ihn Dede. »Das meine ich nicht, und das weißt du auch. Ich will wissen, ob der Bankerott vom geschäftlichen Standpunkt aus notwendig ist?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Nein, das ist er nicht. Das ist ja gerade der Witz dabei. Ich lasse nicht nach, weil die Panik mich gelähmt hat und mich dazu zwingt. Ich gehe jetzt, da ich die Panik bezwungen habe und vor dem Siege stehe. Das zeigt doch gerade, wie wenig mir daran liegt. An dir liegt mir, Liebling, und dementsprechend spiele ich.«

      Doch sie entzog sich seiner schirmenden Umarmung.

      »Du bist verrückt, Elam!«

      »Sag' das noch einmal«, murmelte er entzückt. »Das ist wahrhaftig süßer als der Klang von Millionen.«

      Aber sie beachtete es nicht.

      »Es ist Wahnsinn, Du weißt nicht, was du tust –«

      »O doch«, versicherte er. »Ich gewinne das, was meinem Herzen am teuersten ist. Dein kleiner Finger ist ja mehr wert –«

      »Sei doch nur einen Augenblick vernünftig.«

      »Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so vernünftig gewesen. Ich weiß, was ich will, und ich tue es. Ich will dich haben und draußen mit dir leben. Ich will nicht mehr die Füße auf dem Pflaster und das Ohr den ganzen Tag am Telephon haben. Ich will eine kleine Ranch haben auf einem der schönsten Fleckchen Erde, die Gott geschaffen, und will selbst alles tun, was es da zu tun gibt – Kühe melken, Holz hacken, Pferde striegeln, den Boden pflügen und was sonst dazu gehört. Und ich bin sicher der glücklichste Mensch auf Erden, denn ich habe etwas, das man nicht für Geld kaufen kann. Ich habe dich, die ich nicht für dreißig Millionen, nicht für dreitausend Millionen und nicht für dreißig Cent kaufen könnte –«

      Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn; Dede ging zum Telephon hinaus.

      »Herr Hegan ist am Apparat«, sagte sie, als sie wiederkam. »Er wartet. Er sagt, es sei wichtig.«

      Daylight schüttelte den Kopf und lächelte.

      »Bitte, sage Hegan, er soll anhängen. Ich bin fertig mit dem Geschäft und will nichts mehr davon wissen.«

      Nach einer Minute kam sie wieder.

      »Er sagt, er will nicht anhängen. Er läßt dir sagen, daß Unwin im Kontor wartet und dich durchaus sprechen will. Und Harrison auch. Hegan sagte, es stehe schlimm mit Grimshaw & Hodgkins, und du müßtest sie stützen.«

      Das war eine überraschende Nachricht. Sowohl Unwin wie Harrison repräsentierten Großbanken, und Daylight wußte, daß die Firma Grimshaw & Hodgkins, wenn sie Konkurs machte, eine ganze Reihe anderer Häuser mit sich reißen würde. Aber er lächelte nur, schüttelte den Kopf und sagte mit dem Ton, den er im Geschäft anzuschlagen pflegte:

      »Fräulein Mason, wollen Sie so freundlich sein und Herrn Hegan sagen, daß nichts dabei zu machen ist, und daß er anhängen soll.«

      »Aber das kannst du nicht«, drang sie in ihn.

      »Wetten das«, sagte er kurz.

      »Elam!«

      »Sag' das noch einmal!« rief er. »Sag' das noch einmal, und dann kann meinetwegen ein ganzes Dutzend Grimshaw & Hodgkins zum Teufel gehen!«

      Er ergriff ihre Hand und zog sie an sich.

      »Laß Hegan nur am Telephon