Gesammelte Werke. Джек Лондон. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788026884484
Скачать книгу
sein Glück am Indian-River zu versuchen, konnte aber Elijah nicht überreden, ihn zu begleiten. Elijahs Seele war durch den Hunger gezeichnet, und nichts hätte vermocht, daß er sich einer Wiederholung aussetzte.

      »Ich mag mich nicht so weit vom Brotbeutel entfernen««, erklärte er. »Ich weiß, daß es der reine Wahnsinn ist, aber ich kann mir nicht helfen. Ich kann erst vom Tische aufstehen, wenn ich so satt bin, daß ich beinahe platze und keinen Bissen mehr herunterkriege. Ich will nach Circle City zurück und mich dort herausfüttern, bis ich wieder ganz gesund bin.«

      Daylight blieb noch ein paar Tage, sammelte neue Kräfte und traf seine einfachen Vorbereitungen. Er gedachte, wie die Indianer mit leichtem Gepäck zu reisen und jeden seiner Hunde dreißig Pfund tragen zu lassen, Im Vertrauen auf Ladues Bericht wollte er Bob Hendersons Beispiel folgen und ausschließlich von Fleisch leben. Als Jack Kearn's Schute, mit der Sägemühle von Linderman-See beladen, bei Sixty Mile anlegte, brachte Daylight schleunigst seine Ausrüstung und seine Hunde an Bord, überschrieb seine Grundstücke am Stewart Elijah, damit er sie einregistrieren lassen konnte, und landete noch am selben Tage an der Mündung des Indian-River.

      Vierzig Meilen flußaufwärts, an der ihm als Quartz Creek beschriebenen Stelle, fand er Spuren von Bob Hendersons Tätigkeit. Eine Woche nach der andern verging jedoch, ohne daß Daylight den andern getroffen hätte. Dagegen traf er Elche in großen Mengen, und er wie seine Hunde gediehen prächtig bei der reichen Kost. Er fand Gold, wenn auch nicht sehr viel, und das reichliche Vorhandensein verstreuten Goldstaubes im Schlamm und auf dem Grunde vieler Bäche überzeugten ihn mehr als je, daß grobes Gold in großen Mengen da war und nur darauf wartete, gehoben zu werden. Oft suchte sein Blick die Hügelreihe im Norden, und er grübelte darüber, ob das Gold wohl dorther käme. Zuletzt folgte er dem Lauf des Dominion Creek bis zur Quelle, überschritt die Wasserscheide und kam an den Nebenfluß des Klondike, der später den Namen Hunter Creek erhalten sollte. Wenn er bei der Wasserscheide weitergegangen wäre und die hohe Bergkuppel rechts gelassen hätte, so würde er nach Gold Bottom gelangt sein und Bob Henderson dabei gefunden haben, wie er das erste Gold in größeren Mengen auswusch, als je bis dahin am Klondike gefunden worden war. Statt dessen setzte Daylight aber seinen Weg den Hunter aufwärts zum Klondike fort, bis er an das Sommerfischerlager der Indianer am Yukon kam.

      Hier machte er einen Tag bei Carmack, der mit einer Indianerin verheiratet war, und seinem Schwager Skookum Jim halt, kaufte ein Boot und ließ sich mit seinen Hunden den Yukon hinunter bis nach Forty Mile treiben. Es war gegen Ende August, die Tage begannen kürzer zu werden, der Winter näherte sich. Immer noch glaubte er felsenfest, daß im Oberland Gold zu finden wäre, und gedachte mit fünf, sechs Mann, und wenn das nicht möglich war, wenigstens mit einem Partner den Fluß hinaufzufahren, ehe er zufror, um im Winter Untersuchungen anzustellen. Aber die Männer in Forty Mile hatten kein Vertrauen zu seinem Plan und begnügten sich mit den Minen im Westen.

      Da kamen Carmack, sein Schwager Skookum Jim und ein anderer Indianer namens Cultus Charlie in einem Kanu nach Forty Mile, gingen sofort zum Registrator und ließen sich drei Claims und einen Entdeckerclaim am Bonanza Creek einregistrieren. Und am selben Abend zeigten sie der ungläubigen Versammlung im Sourdough Saloon Goldkörner. Man grinste und schüttelte die Köpfe. Wußte man doch, wie so etwas in Szene gesetzt wurde. Es war ein zu offensichtlicher Trick von Harper und Joe Ladue, die auf diese Weise Menschen in die Nähe ihrer Grundstücke und ihrer Poststation locken wollten. Und wer war Carmack? Ein Squawmann. Hatte man je gehört, daß der Mann einer Indianerin etwas geleistet hatte? Und was war Bonanza Creek? Nichts als eine Elchweide an der Mündung des Klondike und seit alters her bekannt unter dem Namen Rabbit Creek. Würden Daylight und Bob Henderson sich Claims einregistrieren lassen und Goldkörner gezeigt haben, so hätte man doch gewußt, daß etwas an der Sache war. Aber Carmack, der Squawmann! Und Skookum Jim! Und Cultus Charlie! Nein, nein, das war denn doch zuviel verlangt.

      Selbst Daylight war skeptisch, und das trotz seines Glaubens an das Oberland. Hatte er nicht erst vor wenigen Tagen Carmack gesehen, wie er sich mit seinen Indianern herumtrieb, ohne auch nur im entferntesten an Goldsuchen zu denken? Aber um elf Uhr um selben Abend, als er auf seinem Bettrand saß und sich die Mokassins aufschnürte, kam ihm plötzlich ein Gedanke. Er zog seine Jacke an, setzte seinen Hut auf und ging in die Gaststube. Carmack war noch da und zeigte immer noch der ungläubigen Menge sein Gold. Daylight ging hin, nahm Carmacks Beutel und entleerte ihn in einen Schmelztiegel. Er untersuchte lange. Dann nahm er einen anderen Schmelztiegel, schüttete ein paar Unzen von Circle City und Forty Mile aus seinem eigenen Beutel hinein. Wieder untersuchte er es lange und verglich beides miteinander. Schließlich steckte er sein eigenes Gold wieder in die Tasche, gab Carmack das seine zurück und hob die Hand, um Schweigen zu gebieten.

      »Jungens, ich will euch was erzählen«, sagte er. »Es ist da – der große Fund oben am Fluß. Und ich sag' euch mit reinen Worten: Gold wie dies ist noch nie in einem Schmelztiegel hier im Land gewesen. Es ist neues Gold. Es ist mehr Silber drin. Ihr könnt es an der Farbe sehen. Carmack hat Gold gefunden, das ist sicher. Wer getraut sich, mit mir zu gehen?«

      Keiner wollte. Statt dessen erklangen Gelächter und höhnische Zurufe.

      »Du hast wohl selbst Grundstücke da oben«, meinte einer.

      »Allerdings«, lautete die Antwort. »Und außerdem ein Drittel von Harpers und Ladues Grundstücken. Und ich seh' schon im Geist, wie ich meine Eckgrundstücke für viel mehr verkaufe, als ihr je verdient habt mit eurer Buddelei am Birch Creek.«

      »Das mag schon richtig sein, Daylight«, warf Curly Parson beruhigend ein. »Du hast einen guten Namen, und wir wissen, daß man sich auf dich verlassen kann. Aber du kannst dir ebensogut wie ein anderer von diesen Taugenichtsen etwas aufbinden lassen. Ich frage dich geradeheraus: Wann hat Carmack das hier gesucht? Du hast ja selbst gesehen, wie er sich im Lager herumtrieb und mit seinen Siwash-Verwandten Lachse fischte, und das erst vor ein paar Tagen.«

      »Und doch hat Daylight die Wahrheit gesprochen«, fiel Carmack ihm heftig ins Wort. »Und es ist Wahrheit, was ich sage, die reine Wahrheit. Ich habe gar nicht ans Goldsuchen gedacht. Aber wer kommt am selben Tage, als Daylight abreiste? Bob Henderson. Mit einem großen Floß mit Proviant und allem möglichen. Er wollte nach Sixty Mile hinunter. Und dann wollte er zurück und den Indian-River hinauf mit Proviant über die Wasserscheide zwischen Quartz Creek und Gold Bottom –«

      »Wo zum Teufel ist Gold Bottom?« fragte Curly Parson.

      »Drüben auf der anderen Seite von Bonanza – der frühere Rabbit Creek«, fuhr der Squawman fort. »Es ist der Lauf eines großen Flusses, der in den Klondike fließt. Auf dem Wege stieg ich hinauf, aber zurück ging ich über die Wasserscheide und hielt mich einige Meilen auf dem Kamme, bis ich nach Bonanza kam. ›Komm mit, Carmack, und steck' das Land ab‹, sagte Bob Henderson zu mir. ›Diesmal hab' ich Gold gefunden in Bottom. Fünfundvierzig Unzen hab' ich schon herausgeholt.‹ Und ich ging mit, und Skookum Jim und Cultus Charlie auch. Und wir haben alle am Gold Bottom Land abgesteckt. Ich kam über Bonanza zurück, um zu sehen, ob keine Elche zu finden waren. Ganz unten bei Bonanza machten wir halt und kochten ab. Ich lege mich schlafen, und was macht Skookum Jim? Fängt auf eigene Faust an, Gold zu graben. Er hatte es Henderson abgesehen, wißt ihr. Geht zum Fuß einer Birke, füllt die Pfanne mit Schlamm, und als er ihn ausgewaschen hat, hat er für einen Dollar Goldkörner. Da weckte er mich, und ich machte mich auch an die Arbeit. Beim ersten Versuch kriegte ich zweieinhalb. Da nannte ich den Bach ›Bonanza‹, steckte den Boden ab, und wir kamen her, um ihn einregistrieren zu lassen.«

      Er blickte eifrig von einem zum andern, ob er Glauben finden würde, aber seine Augen trafen nur ungläubige Gesiechter – mit der einzigen Ausnahme von Daylight, der ihn während seiner Erzählung scharf beobachtet hatte.

      »Wieviel haben Harper und Ladue dir gegeben, damit du einen Massenzustrom machst?« fragte einer.

      »Sie wissen gar nichts davon«, antwortete Carmack. »Ich sag' euch ja, es ist die reine Wahrheit. Ich hab' drei Unzen in einer Stunde ausgewaschen.«

      »Und hier ist das Gold«, sagte Daylight. »Ich sag' euch, Jungens, es ist noch nie solches Gold in eurer Pfanne gewesen. Seht euch die Farbe an.«

      »Eine Kleinigkeit dunkler«, sagte Curly