Nach über 5 Stunden ging es mir endlich etwas besser. Ich konnte mich aufsetzen und ein paar Kekse essen, die noch übrig waren. Aber Hunger hatte ich nicht wirklich.
Am späten Nachmittag erst konnten wir weiterfahren. Im Auto musste ich liegen sonst hätte ich doch noch...
Erst am Abend kamen wir wieder in Waging an.
Ob es die Hitze im Allgemeinen war, oder ob ich Zug auf das Auge bekommen hatte, bleibt wohl immer ungeklärt. Nur dass ich das Schloss bis heute nicht wieder erklommen und besichtigt habe, steht fest. Aber vielleicht gibt es ja nochmals eine Schlossgelegenheit.
Kapitel 18: Koma-Saufen
Koma-Saufen gab es in meiner Jugend noch nicht. Jedenfalls nicht den Begriff. Und ich stand so gar nicht auf einen Alkohol-Rausch. Noch nie und werde ich wohl auch nicht mehr. Aber auf einer Schülerparty ohne Lehrer von uns Schülern selbst organisiert passierte mir etwas, dass so einfach nicht hätte stattfinden sollen.
Ich war 15 Jahre jung im Jahr 1978. Jemand aus unserer Klasse 9 (nur wer?) kannte jemanden, der einen kannte und so weiter... Auf jeden Fall gab es einen Feierraum ohne Aufpasser, ohne Lehrer, ohne Eltern, den wir bespielen konnten. Wir mussten anschließend nur wieder aufräumen und putzen und den Schlüssel abgeben. Jeder brachte irgendwelche Getränke und Knabberzeugs mit. Das nannte sich dann Bottle-Party oder so.
Ab 18.00 Uhr konnten wir den Raum schmücken und die Getränke und Knabbereien aufstellen. Ein mitgebrachter Kassettenrekorder und dann konnte die tolle Party steigen.
Erstmal kamen weniger als gedacht und die dann doch den Weg gefunden hatten, waren so gar nicht in Feierlaune. Irgendwie kam nix an Partygefühl hoch. Also die Getränke geschnappt und reinlaufen lassen.
Nein, so einfach dann doch nicht. Aber die Übellaunigkeit machte sich breit, keiner tanzte, keiner feierte richtig. Mir viel eine Flasche Martini Vermuth auf und goss mir ein Glas ein. Dann noch eins und noch eins und nach einer Stunde war die Flasche fast leer. Ach du meine Güte, so was war mir mit Alkohol noch nie passiert. Niemals vorher. Und jetzt das. Die Flüssigkeit aus der Pulle lief wie Wasser durch meinen Körper und wollte sich einen Weg wieder nach draußen bahnen. Die Toiletten waren in einem anderen Gebäudetrakt untergebracht. Dafür musste man sich einen Schlüssel mitnehmen, über einen kleinen Hof marschieren und die Toilettenanlagen betreten. Soweit ganz gut, nur die frische Luft machte mir zu schaffen. Erst bemerkte ich von einem Rausch gar nichts. Der Martini mundete und lief wie Saft die Kehle runter. Lecker. Aber mit der ganzen Flasche und der kühlen Luft ging es auf einmal los. Erst nur Grummeln in der Magengegend, dann schwindelig im Kopf. Ich musste mich beeilen auf den Pott zu kommen.
Ich schloss die Tür auf und dann begann das Würgegefühl. Jetzt bloß nicht anfangen zu göbeln, dachte ich mir und flüchtete schnell auf eine der Toilettenkabinen. Und dann ging es schon los. Die Toilettenschüssel umklammert und Schwapps für Schwapps reingekotzt. Ach herrlich, dann kann ich ja gleich weitermachen. Aber das ging nicht. Ich umklammerte weiter die Schüssel, kniete davor und hielt mich gut fest.
Nein, das war doch mal wieder zu viel des Guten. Mein Kreislauf machte mir ein Strich durch die Rechnung. Die anderen Mitschüler sollten doch gar nichts davon mitkriegen. Ich wollte einfach wieder zur Party latschen und fertig, aber es musste ja anders kommen.
Nach ca. einer Stunde hat man wohl auf der Party mal nachgefragt, wo denn der Dietmar so lange bliebe, der wollte doch nur mal zur Toilette.
Mittlerweile schlief ich, immer noch fest die Kloschüssel im Arm, meinen Rausch aus. Irgendwann hörte ich ein Rumsen und Bumsen und Schlagen gegen die Toilettenwände. Ein Geschrei von mehreren Leuten. Von allen Seiten wollte man an mich ran, aber die Tür war ja von innen verschlossen und ich lag wohl dann noch mit den Beinen vor der Tür, so dass, auch wenn man gewollte hätte, nicht an mich herankommen konnte. Ätsch!
Die Toilettentüren hatten nur ein paar Zentimeter Abstand zur Decke und zum Boden, so dass auch keiner drüber oder drunter her klettern konnte. Eine Mitschülerin kam auf eine bessere Idee mit Eimern voll Wasser wurde meine Toilettenkabine geflutet. Irgendwann bekam ich dann doch noch mit, dass ich klatschnass wurde und wachte so langsam aber sicher auf. Ich schloss von innen die Tür auf und dann waren sofort Hände und Arme zu Gange den Dietmar aus der Kabine wieder auf die Party zu schleppen. Ärgerlich, wenn keiner etwas mitbekommen sollte. Wie peinlich aber auch!
Ich wurde auf eine Bank an einer Wand verfrachtet und pennte wohl weiter noch ein Stündchen. Danach räkelte ich mich ein paar Mal, setzte mich wieder auf und starrte wie blöde durch den Raum.
Die Party war mittlerweile beendet worden. Ein paar meiner Mitschüler waren noch da, die aber nicht feierten, sondern den Raum wischten und putzten. Ich half noch bei den letzten Arbeiten mit und dann fuhren auch die übrigen Schüler nach Hause.
Schade, hätte doch alles so schön werden können, sollen, dürfen... Aber wenn man so bescheuert ist und sich mit dem Fusel wegkloppt, dann hat man nicht so viel davon. Das sollte mir so nicht wieder passieren.
Passierte aber dann doch noch einmal. Aber von der ganzen Kotzerei später mehr.
Kapitel 19: Die Nase-auf-OP
Immer wieder hatte ich schon als Jugendlicher mehrmals im Jahr die Nasennebenhöhlen entzündet. Das fing meist mit einer leichten Erkältung an und wuchs sich schnell zu vereiterten Nasenschleimhautentzündungen an.
1983, mit 20 Jahren, war es so schlimm, dass ich das Gefühl hatte, mein Kopf platzt. Ab zum HNO-Arzt, der mir Inhalationen und Rotlichtlampen-Therapie empfahl. Zuhause saß ich vor der Rotlichtlampe. Augen zu und das warme Licht auf den Schädel gebrannt, aber es wurde dadurch nur noch schlimmer. Der festsitzende Eiter floss einfach nicht ab und gärte in den Nebenhöhlen. Nichts löste sich. Auch nach den Inhalationen nicht. Was tun?
Wieder zum HNO-Arzt. Dieses Mal sollte mehr geschehen. Mit einer langen Nadel oder wie hieß das Ding noch? – durchstach der Arzt ohne Betäubung, ohne alles, die Gänge zu den Stirnhöhlen. Das schmerzte höllisch. Dann eine Spülung mit irgendeinem Salzwasser. Lauwarmes Salzwasser in einen Gummiball mit langer Nasentülle und dann reingespritzt in die jetzt offenen Nasengänge. Ein kleiner Erfolg stellte sich ein. Dicker zäher grünlicher Eiter floss mit dem Spülwasser aus den Stirnhöhlen. Ich bekam wieder ein wenig Luft, der Druck ließ sofort nach und ich konnte wieder nach Hause.
Um weiter Luft durch die Nase zu bekommen sprühte ich mal wieder Nasenspray in die Nase zum Abschwellen der Schleimhäute. Meistens half diese Methode ganz gut.
Aber nach 2 Wochen ging das Theater der Vereiterung wieder los. Zum dritten Mal zum HNO-Arzt. Der besah sich meine Nase von innen und meinte: „Da hilft nur noch eine Begradigung der Nasenscheidewand. Ich überweise sie ins Krankenhaus.
Unser altes katholisches Krankenhaus war sehr alt. Sehr alt und in unansehnlichem Zustand. Egal, es war damals das einzige Krankenhaus in der Stadt und mein HNO-Arzt war hier gleichzeitig auch der HNO-Chirurg. Er hieß Dr. Schwerbrock und war ein richtiger schwerer Brocken. Einer von der alten Schule. Sprüche wie stell-Dich-nicht-so-an, oder da-musst-Du-jetzt-durch, schmiss er einem um die Ohren und man kam sich als kleines elendes Würstchen vor. Man wollte nicht wimmern vor diesem Arztschreck, vor diesem Grobian. Er duzte mich sofort, als er meinen Nachnamen hörte. Pritzlaff? Aha, der Sohn vom Postboten Pritzlaff. Ja, den kannte man. Postbote Pritzlaff, mein Vater, war in jedem Bezirk der Stadt Altena schon eingesetzt worden. Der war bekannt in Altena wie ein „bunter Hund“. Dr. Schwerbrock kannte meinen Vater auch und nahm sich sofort heraus mich zu duzen. Dieser alte Sack!
Der Grobian berichtete mir von seinen Vorhaben bezüglich meiner Nase. Die Nasenscheidewand wollte er begradigen und den Huppel oder Höcker auf der Nase gleich mit abschleifen. So würde