Reisen zur Entdeckung des Nils. James Bruce. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Bruce
Издательство: Bookwire
Серия: Edition Erdmann
Жанр произведения: Путеводители
Год издания: 0
isbn: 9783843803144
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1. September traf Mahomet Gibberti ein und brachte den Firman für den Naybe von Massaua und die Briefe von Metical Aga an Ras Michael mit. Ferner hatte er auch einen Brief an mich und einen anderen an Achmet, den Neffen und künftigen Nachfolger des Naybe, bei sich. In diesem Brief wurde mir geraten, dem Naybe nicht zu sehr zu trauen, aber vor seinem Neffen, der gewiss mein Freund sein würde, nichts geheim zu halten.

      Unser Rais hatte als Fremder, ohne Verbindungen in der Stadt, große Schwierigkeiten, genügend Wasser für die Reise zu bekommen. Wir hatten nur mehr einen geringen Vorrat übrig. Wenn unser Schiff auch nur sechzig Fuß Länge hatte, waren wir doch ungefähr vierzig Menschen an Bord. Ich hatte es zwar nur für mich gemietet, erlaubte dem Rais nun aber, noch eine Anzahl ihm bekannter Passagiere mitzunehmen. Es war gefährlich, sich an unserem Bestimmungsort Feinde zu machen, indem wir jemanden von der Rückreise abhielten. Auf der anderen Seite war es ebenso bedenklich, Fremde mitzunehmen, deren Trachten es sein könnte, meine Absichten zu vereiteln.

      Wir hatten beschlossen, unseren Kurs nordwärts nach einer Insel zu richten, wo gutes Wasser im Überfluss zu bekommen sein sollte. Am 6. gingen wir früh um 5 Uhr unter Segel. Wir litten an Wassermangel, wie wir vorausgesehen hatten. Abends ankerten wir bei Foosht in zwei Faden Wassertiefe östlich der Stadt. Den folgenden Tag blieben wir hier liegen, weil die Matrosen damit beschäftigt waren, die Schläuche zu füllen. Andere Gefäße sind auf diesem Meer nicht üblich.

      Nachdem für unseren großen und so wesentlichen Bedarf an Wasser hinlänglich gesorgt war, begaben wir uns alle wieder an Bord, fanden aber, dass uns noch etwas sehr Wichtiges fehlte, nämlich Feuerholz. Das Holz ist am Roten Meer überhaupt sehr selten, es wird nur in geringen Mengen gefunden und in solchen auch verwendet. Man wusste, dass ein wenig auf der nordwärts liegenden Insel Zimmer zu finden war, doch inzwischen war auf unserem Schiff eine Unruhe von ganz besonderer Art entstanden, wovon ich nichts erfuhr, bis ich wieder an Bord kam.

      Man hatte nämlich einen Abessinier, der an Bord starb und beim Aussegeln aus der Bai von Loheia begraben wurde, seit zwei Nächten auf dem Bugspriet gesehen, worüber die Matrosen in großen Schrecken gerieten. Auch den Rais beunruhigte es nicht wenig, wenn er auch nicht sicher berichten konnte, ihn selbst gesehen zu haben. Dennoch beklagte er sich bitter, als ich mich zu Bett gelegt hatte, über die schlimmen Folgen, die entstehen könnten, wenn das Gespenst seinen Platz behauptete. Er bat mich deswegen, zu dem Geist zu gehen und mit ihm zu reden. »Guter Rais«, entgegnete ich, »ich bin müde, und mein Kopf schmerzt mir von der heftigen Sonne. Ihr wisst, dass der Abessinier für seine Überfahrt bezahlt hat. Wenn er also dem Schiff nicht zu schwer ist – und ich denke, er müsste jetzt leichter sein, denn als wir ihn an Bord nahmen –, können wir es dem Geist billigerweise nicht verwehren, seine Reise nach Abessinien fortzusetzen, da wir nicht wissen, was er dort vielleicht für wichtige Geschäfte hat.« Der Rais fing an sich glücklich zu preisen, dass er von diesen Geschäften nichts wüsste. »Wenn Ihr also«, fuhr ich fort, »nicht findet, dass er das Schiff vorne zu sehr belastet, so lasst ihn doch in Ruhe. Käme er sonst irgendwo im Schiff hin oder bestünde er darauf, mitten unter Euch zu sein, würde er Euch bei Eurer gegenwärtigen Gemütsverfassung wohl weit beschwerlicher sein als auf seinem jetzigen Platz.« Der Rais fing an, sich zu segnen und einen Vers aus dem Koran herzusagen: »Bismilla sheitan rejem« (Um Gottes willen, nimm den Teufel von mir). »Nun Rais«, fing ich abermals an, »wenn er uns keinen Schaden zufügt, lasst ihn doch ruhig auf dem Bugspriet reiten, bis er müde wird oder bis er nach Massaua kommt. Ich schwöre Euch, solange er uns weder schadet noch beunruhigt, glaube ich keine Veranlassung zu haben, aus meinem Bett aufzustehen und ihm lästig zu sein. Gebt aber nur Acht, dass er uns nichts stiehlt.«

      Dies schien der Rais sehr übel zu nehmen und sagte, dass er für seine Person um sein Leben nicht besorgter sei als sonst jemand an Bord. Wenn er sich nicht vor einem unvermuteten heftigen Wind fürchte, so möge der Geist immer auf dem Bugspriet reiten und zum Teufel gehen. Er habe aber stets gehört, dass gelehrte Männer mit Geistern reden könnten. »Seid so gut, Rais«, sagte ich, »und meldet dem Gespenst, ich sei im Begriff, Kaffee zu trinken. Es wäre mir lieb, wenn er in die Kajüte käme und mir entdeckte, was er mitzuteilen habe.« Der Rais ging hinaus, hatte aber nicht den Mut, wie mir ein Diener sagte, zum Geist zu gehen. Er konnte auch niemanden finden, der sich statt seiner getraut hätte. Er kam jedoch zurück und trank Kaffee mit mir. Ich fühlte mich sehr übel und befürchtete einen Sonnenstich bekommen zu haben. »Geht hin«, sagte ich zum Rais, »und sagt dem Mahomet Gibberti, ich sei ein Christ und hätte den Geistern auf dem Roten Meer nichts zu befehlen.«

      Mahomet Gibberti lag mit seinem Schiff direkt neben uns vor Anker. Ein Mohr namens Yasine, den ich in der Folge gut kennenlernte, kam herüber und erzählte mir, dass Gibberti seit unserer Abreise sehr stark an der Seekrankheit gelitten habe. Er ließ mich bitten, ich möge nicht über den Geist lachen oder dreist von ihm sprechen, weil es sehr leicht der Teufel selbst sein könnte, der oft in diesen Gegenden erscheine. Zugleich bat mich der Mohr auch, ich möge dem Gibberti etwas Kaffee schicken und meinem Diener befehlen, etwas Reis in frischem Wasser aus Foosht zu kochen. Bisher hatte man unsere Fische und den Reis in Seewasser gekocht, welches ich auch vorzog. Diese schlechte Nachricht von meinem Freund Gibberti vertrieb meine ganze Heiterkeit, und ich trug meinem Diener auf, ihn zu betreuen.

      Am 8. segelten wir frühmorgens von Foosht ab, konnten aber nicht eher an den Ort unserer Bestimmung gelangen, da wir an einer offenen Reede etwa eine halbe Meile vor der Küste ankern mussten. Wie Foosht hat auch Zimmer keinen Hafen. Ich nahm meinen Quadranten und begab mich in einem Boot an Land, um Holz zu sammeln. Zimmer ist eine viel kleinere Insel als Foosht, unbewohnt und ohne Wasser, obgleich man aus den noch vorhandenen Zisternen, die sechzig Ellen im Geviert in Felsengestein gehauen sind, schließen muss, dass hier einst ein wichtiger Ort gewesen ist. Zu gewissen Jahreszeiten fällt hier Regen in großer Menge. Die Insel ist mit jungen Pflanzen vom Rackbaum bedeckt, dessen Eigenschaft es ist, in salzigem Wasser zu wachsen. Die alten Bäume waren umgehauen, es war aber eine ansehnliche Menge von Akazienbäumen vorhanden, und genau diese waren es, die wir benötigten.

      Am 10. in der Frühe sah ich den Jebel (Berg) Teir, der so lange im Nebel gelegen hatte. Ich befahl dem Steuermann, gerade darauflos zu steuern. Den ganzen Vormittag war unser Schiff von einer erstaunlichen Menge Haifische umgeben. Sie waren von der Art, die man Hammerhaie nennt; ein paar große schienen miteinander zu wetteifern, wer dem Schiff am nächsten kommen könnte. Der Rais hatte eine große Harpune mit einer langen Schnur für die Fische zurechtgemacht. Ich begab mich damit auf den Bugspriet, um einem Hai aufzulauern. Vorher hatte ich noch den Rais gebeten, erst zu untersuchen, ob auch alles in Ordnung sei und ob der Geist, der so viele Nächte darauf gesessen habe, keinen Schaden angerichtet habe. Er schüttelte den Kopf, lächelte und sagte: »Die Haie suchen etwas Reelleres als Geister.« – »Wenn ich mich nicht irre«, antwortete ich darauf, »so sucht dieser Geist auch etwas Reelles, Ihr werdet es am Ende schon sehen.«

      Ich traf den größten Hai ungefähr einen Fuß vom Kopf mit solcher Gewalt, dass das ganze Eisen in ihn hineinfuhr. Er schüttelte sich wie ein Mensch, der friert, und dadurch löste sich der Stiel aus der Tülle, da die Harpune mit Absicht so eingerichtet war. Der Stiel legte sich quer und hinderte den Fisch am Schwimmen, blieb aber an der Leine befestigt. Kein Lachsfischer sah jemals einen schöneren Fang an seiner Angelrute. Der Hai hatte dreißig Faden der Leine mit sich fortgerissen und wir konnten ihm noch einmal so viel geben. Er tauchte nie unter, sondern schwamm um unser Fahrzeug wie ein Schiff, sodass ein Teil seines Rückens beständig über Wasser war. Der Rais, welcher uns Anleitungen gab, bat, wir sollten ja nicht zerren, sondern so viel Leine geben, wie er brauchte. Wir sahen auch tatsächlich, wie das Gewicht der Schnur den Fisch schwächte, denn er schwamm immer rund um das Schiff, ohne dass er versuchte sich zu entfernen. Endlich kam er näher,