Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman. Karin Bucha. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Серия: Karin Bucha Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959796712
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den kräftigen Händedruck Nikolaus’, der die ruhelosen Finger Petras eingefangen hatte.

      »Ich helfe dir dabei, Petra.«

      Da glitt es wie eine Erlösung über ihre Züge, und ein tiefer Atemzug zitterte durch den Raum.

      »Gut, Nikolaus. Mit dir zusammen will ich die Bedingungen des Testaments erfüllen«, sagte sie fest, mit großem Ernst auf den bleichen Zügen.

      »Morgen werde ich dich abholen.«

      »Morgen schon?« Ein glückliches Lächeln schimmerte in den großen Augen. »Morgen schon darf ich hier heraus?«

      »Ich habe gestern mit dem Arzt gesprochen. Er hat keine Bedenken. Du darfst nicht länger einsam sein und dich deinen Grübeleien überlassen. Es ist besser so.«

      »Und – deine Mutter?« fragte sie bang und ahnungsvoll.

      Nikolaus’ Gesicht wurde hart, stahlhart blitzten auch seine Augen.

      »Meine Mutter muß sich fügen.«

      Da senkte Petra den Kopf. Sie ahnte, daß sie keinem guten Leben entgegenging, trotz des großen Erbes, das ihr ein reuiger alter Mann in den Schoß geworfen hatte.

      *

      Regina Reuter sah immer wieder auf die Zeitungsannonce. Ein Kindermädchen wurde von der Familie Eckhardt gesucht.

      Kam diese Anzeige für sie nicht wie gerufen? Arbeit würde sie von ihren vielen Grübeleien ablenken, und sie mochte Kinder gern.

      Kurz entschlossen machte sie sich auf den Weg zu der angegebenen Adresse. Wenig später stand sie vor der prachtvollen Villa.

      Zaghaft legte sie den Finger auf den Klingelknopf und fuhr zurück, als die Tür aufsprang.

      Der Kies knirschte unter ihrem leichten Tritt. Unter dem Eingang nahm sie Johannes, Nikolaus Eckhardts Diener, in Empfang.

      Forschend blickte er der jungen Dame entgegen.

      »Sie wünschen?«

      Reginas Herz klopfte rascher vor Erregung. Aus ihrer Handtasche brachte sie die sorgfältig ausgeschnittene Anzeige hervor.

      Johannes öffnete die Tür und ließ Regina den Vortritt.

      Sie durchquerten die Halle und stiegen die breiten, teppichbelegten Stufen zum ersten Stockwerk hinan.

      Er führte sie ins Spielzimmer.

      »Nehmen Sie einstweilen Platz. Ich werde dem jungen Herrn Bescheid sagen.«

      Bei Nikolaus’ Eintritt erhob sich Regina von ihrem Platz und blieb abwartend stehen. Wenn sie bis jetzt noch im Zweifel gewesen war, daß sie in Jost Eckhardts Elternhaus sei – ein Blick in das ernste, schmale Männergesicht, das dem Josts auffallend glich, klärte sie auf.

      Sie nahm sich zusammen, um nichts von ihrem Erschrecken zu verraten.

      »Regina Reuter«, stellte sie sich vor. Auch ihre Stimme hatte sie in der Gewalt.

      »Bitte behalten Sie Platz«, sagte Nikolaus Eckhardt höflich und drückte flüchtig Reginas Hand. Unweit von ihr ließ er sich nieder.

      »Sie kommen auf die Anzeige hin?«

      Reginas dunkle Augen ruhten fest auf Nikolaus’ Gesicht.

      »Ja.«

      Er betrachtete eine Weile stumm das bildhübsche Mädchen. Beinahe hätte er gelächelt. Was würde seine Mutter sagen, wenn er so viel Schönheit ins Haus nahm?

      Er antwortete jedoch geschäftsmäßig und kühl:

      »Es handelt sich um ein fünfjähriges Mädchen, das Sie beaufsichtigen, pflegen und erziehen sollen. Haben Sie Zeugnisse?«

      Glühende Röte jagte in Reginas Stirn.

      »Nein. Es ist meine erste Stellung, um die ich mich bemühe«, antwortete sie wahrheitsgetreu. Daß sie wohlhabend genug war und nicht aufs Geldverdienen angewiesen, verschwieg sie. Ja, sie schämte sich vor den klaren Augen des Mannes, daß sie bisher tatenlos durch die Tage gebummelt war.

      Immer größer wurde der Wunsch in ihr, er möge sich doch für sie entscheiden.

      »Das Kind ist sehr liebebedürftig«, begann Nikolaus wieder. Er fand, daß das junge Mädchen sehr apart aussah. Am meisten fesselten ihn die dunklen, schwermütigen Augen.

      »Gehalt?«

      Ratlos hob Regina die Schultern.

      »Das überlasse ich Ihnen.«

      »Und wann können Sie Ihre Stellung antreten?« erkundigte er sich weiter.

      »Sofort.«

      Er mußte lächeln über ihren Eifer.

      »Lieb wäre mir das schon. Wenn Sie mit den Bedingungen einverstanden sind, die ich Ihnen schriftlich geben werde, dann steht Ihrem Antritt nichts im Wege.«

      Erfreut erhob sich Regina.

      »Ich danke Ihnen. Ich werde mir viel Mühe geben, um Ihr Vertrauen zu gewinnen.«

      Er winkte leicht ab.

      »Nicht mein Vertrauen sollen Sie gewinnen, sondern die Zuneigung des Kindes.«

      »Gewiß, Herr Eckhardt.«

      Zaghaft legte sie ihre Rechte in Nikolaus’ Hand. Er begleitete sie zur Tür und schloß sie mit einem leichten Aufatmen.

      Danach begab er sich zu seiner Mutter. Ruhig sagte er:

      »Morgen trifft Petra Eckhardt hier ein. Ich bitte dich, ihr so freundlich entgegenzukommen, wie es der Erbin der Eckhardtschen Werke zukommt.«

      Über die hohe, hagere Gestalt lief ein Beben. Kraftlos sank sie nahe bei der Tür auf einen Sessel.

      »Unmöglich!« preßte sie hervor. Sie hatte keinen Tropfen Blut mehr im Gesicht, war fassungslos und nur dieses einen Wortes mächtig.

      »Unmöglich!«

      Inniges Mitleid mit der Mutter erfaßte ihn, die ihr Herz gewaltsam verhärtete und von Liebe und Verständnis ausschloß.

      »Mutter«, bat er innig. »Sei doch nicht so unversöhnlich. Petra Eckhardt ist eine gebildete, bescheidene Frau. Du wirst sehr gut mit ihr auskommen. Überdies haben wir genügend Platz im Haus, so daß ihr euch nicht gegenseitig zur Last fallen werdet.«

      »Niemals!« Wie ein Keuchen hörte es sich an. »Ich nehme diese Frau nicht in mein Haus! Es ist mein Haus, und darin habe ich zu bestimmen. Keiner kann mich zwingen…«

      Ihre Stimme schwoll an, sie überschlug sich und brach mit einem schrillen Ton.

      »Mutter, schrei doch nicht so! Müssen denn die Angestellten wissen, wie sehr du Petra haßt?«

      »Ja, ich hasse sie!« Mit zusammengekniffenen Augen stieß sie es heraus. »Ich betrachte diese Frau als Eindringling, dem es nur um das Geld deines Vaters geht.«

      »Unsinn, Mutter!«

      »Sei still!« Schwerfällig stand sie auf, erregt, mit roten Flecken im gelblichen Gesicht. »Willkommen heißen soll ich sie auch noch? Niemals! Damit du es weißt, ich verreise. Morgen bin ich außer Haus. Ich mag nicht die gleiche Luft mit der Frau atmen, die mir erst den Sohn stahl und nun auch noch mein Geld.«

      »Du vergißt«, sagte Nikolaus traurig, »daß du es warst, die Jost aus dem Haus trieb. Heute möchtest du es mit seiner Frau ebenso machen. Heute steht das Recht aber auf Petras Seite.«

      »Und du vergißt, daß die Frau nicht würdig ist. Genug!«

      Mit einer herrischen Handbewegung schnitt sie einen weiteren Versöhnungsversuch ihres Sohnes kalt ab.

      Ganz nahe trat sie an ihn heran. Ihr Atem ging kurz und erregt. »Ich bin die Herrin dieses Hauses, und du verlangst von mir, daß ich der Frau die Stellung im Hause festige? Das hieße, mich selbst von der Schwelle meines