Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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und zu unterstützen.

      »Der Augenblick der Befreiung ist nahe; faßt Geduld und Muth und bedenkt, daß trotz Zeit und Abwesenheit alle Eure Freunde die Gefühle bewahrt haben, welche sie für Euch hegten.

      »Euere stets und immer wohlgeneigte

»Marie von Montbazon.«

      »N.S. Ich unterzeichne alle Briefe, weil es zu große Eitelkeit wäre, zu denken, Ihr würdet nach fünf Jahren meine Anfangsbuchstaben wieder erkennen.«

      Der Herzog blieb einen Augenblick wie betäubt. Was er seit fünf Jahren suchte, ohne es zu finden, einen Diener, einen Beistand, einen Freund, das fiel ihm plötzlich vom Himmel zu, und zwar in einem Augenblick, wo er es am wenigsten erwartete. Er schaute Grimaud erstaunt an, kehrte zu seinem Briefe zurück und las ihn noch einmal von Anfang bis zu Ende.

      »Oh! theure Marie,« murmelte er, als er geendigt hatte, »sie ist es also gewesen, die ich im Hintergrunde ihres Wagens wahrgenommen habe. Wie, sie denkt noch an mich nach einer Trennung von fünf Jahren! Bei Gott, das ist eine Beständigkeit, wie man sie nur in der Asträa sieht.«

      Dann sich gegen Grimaud umwendend, fügte er bei:

      »Und Du, mein braver Junge, Du willst uns also helfen?«

      Grimaud machte ein bejahendes Zeichen.

      »Du bist nur deshalb hierher gekommen?«

      Grimaud wiederholte sein Zeichen.

      »Und ich wollte Dich erdrosseln!« rief der Herzog.

      Grimaud lächelte.

      »Doch halt,« sprach der Herzog.

      Und er suchte in seinen Taschen.«

      »Warte,« fuhr der Herzog seinen fruchtlosen Versuch erneuernd fort, »man soll nicht sagen, eine solche Aufopferung für einen Enkel Heinrichs IV. bleibe unbelohnt.«

      Die Bewegung des Herzogs von Beaufort deutete die beste Absicht der Welt an. Aber es war eine der Vorsichtsmaßregeln in Vincennes, den Gefangenen kein Geld zu lassen.

      Als Grimaud die Enttäuschung und den Aerger des Herzogs bemerkte, zog er aus seiner Tasche eine Börse voll Gold, überreichte sie ihm und sagte:

      »Das ist es, was Ihr sucht.«

      Der Herzog öffnete die Börse und wollte sie in die Hände von Grimaud leeren, Grimaud aber schüttelte den Kopf und sprach zurückweichend:

      »Ich danke, Monseigneur, ich bin bezahlt.«

      Der Herzog fiel aus einem Erstaunen in das andere. Der Herzog reichte ihm die Hand; Grimaud näherte sich und küßte sie ehrfurchtsvoll. Die vornehmen Manieren von Athos waren eine Schule für Grimaud gewesen.

      »Und nun,« fragte der Herzog, »was werden wir thun?«

      »Es ist elf Uhr,« versetzte Grimaud. »Um zwei Uhr verlange Monseigneur eine Partie Ball mit La Ramée zu spielen und schleudere zwei bis drei Bälle über den Wall.«

      »Wohl, hernach?«

      »Hernach … wird sich Monseigneur der Mauer nähern und einem Manne, der im Graben arbeitet, zurufen, er solle sie ihm zurückwerfen.«

      »Ich begreife,« sagte der Herzog.

      Das Antlitz von Grimaud schien eine lebhafte Befriedigung auszudrücken; bei dem geringen Gebrauch, den er von der Gewohnheit der Sprache machte, wurde ihm das Reden schwer.

      Er schickte sich an, abzugehen.

      »Du willst also nichts annehmen?« sprach der Herzog.

      »Ich wünschte, Monseigneur würde mir eines versprechen.«

      »Was? sprich.«

      »Daß ich, wenn wir fliehen, immer zuerst hinausgehen darf; denn wenn man Monseigneur wieder erwischt, so läuft er höchstens Gefahr, in das Gefängniß gebracht zu werden, während ich, wenn man mich erwischt, wenigstens gehenkt werde.«

      »Das ist nur zu richtig,« erwiderte der Herzog, »auf Edelmannswort, es soll geschehen, wie Du verlangst.«

      »Nun habe ich mir von Monseigneur nur noch zu erbitten, daß er mir fortwährend die Ehre erweise, mich zu verabscheuen, wie bisher.«

      »Ich werde mich bemühen,« sprach der Herzog.

      Man klopfte an die Thüre.

      Der Herzog steckte sein Billet und seine Börse in die Tasche und warf sich auf sein Bett. Man wußte, daß dieß seine Zuflucht in seinen großen Augenblicken des Aergers und der Langweile war. Grimaud öffnete; es war La Ramée, welcher vom Cardinal zurückkehrte, wo die von uns erzählte Scene vorgefallen war.

      La Ramée warf einen forschenden Blick um sich her, und als er immer noch dieselben Symptome des Widerwillens zwischen dem Gefangenen und seinem Wächter wahrnahm, lächelte er voll innerer Zufriedenheit.

      Dann wandte er sich nach Grimaud um und sagtet:

      »Gut, mein Freund, gut; man hat geeigneten Ortes von Euch gesprochen, und ich hoffe, Ihr sollt bald eine Neuigkeit erfahren, die Euch nicht unangenehm sein wird.«

      Grimaud grüßte mit einer Miene, die er freundlich zu machen suchte, und entfernte sich, was seine Gewohnheit war, wenn sein Vorgesetzter eintrat.

      »Nun, Monseigneur,« sprach La Ramée mit seinem plumpen Lachen, »Ihr schmollt immer noch mit diesem armen Burschen?«

      »Ah! Ihr seid es, La Ramée,« sagte der Herzog, »meiner Treu’, es war Zeit, daß Ihr kamt. Ich hatte mich auf mein Bett geworfen und die Nase der Wand zugedreht, um der Versuchung nicht nachzugehen, mein Wort zu halten und diesen Schurken Grimaud zu er drosseln.

      »Ich zweifle,« erwiderte La Ramée mit einer geistreichen Anspielung auf die Stummheit seines Untergeordneten, »daß er Eurer Hoheit etwas Unangenehmes gesagt hat.«

      »Bei Gott, ich glaube wohl; ein Stummer aus dem Orient. Ich schwöre es Euch, es war Zeit, daß Ihr zurückkamt, La Ramée, und es drängte mich, Euch wieder zu sehen.«

      »Monseigneur ist zu gut,« versetzte La Ramée, von dem Complimente geschmeichelt.

      »Ja,« fuhr der Herzog fort, »in der That, ich fühle mich heute von einer Ungeschicklichkeit, die Euch Vergnügen gewähren wird.

      »Wir machen, also eine Partie Ball?« sagte La Ramée maschinenmäßig.

      »Wenn Ihr wollt.«

      »Ich bin Monseigneur zu Befehl.«

      »Das heißt, mein lieber Ramée,« sprach der Herzog, »Ihr seid ein sehr artiger Mann, und ich möchte gern ewig in Vincennes bleiben, um das Vergnügen zu haben, mit Euch mein Leben zuzubringen.«

      »Monseigneur,« erwiderte La Ramée, »ich glaube, es hängt nicht von dem Cardinal ab, wenn Eure Wünsche nicht erfüllt werden.«

      »Wie so? habt Ihr ihn seit Kurzem gesehen?«

      »Er hat mich diesen Morgen holen lassen.«

      »Wirklich! um Euch über mich zu sprechen.«

      »Worüber soll er mit mir sprechen? In der That, Monseigneur, Ihr seid sein Alp.«

      Der Herzog lächelte bitter.

      »Ach! wenn Ihr mein Anerbieten annehmen wolltet-, La Ramée …«

      »Stille, Monseigneur, warum abermals von diesen Dingen sprechen; Ihr sehr wohl, daß Ihr nicht vernünftig seid.«

      »La Ramée, ich habe Euch gesagt und wiederhole Euch, ich würde Euer Glück machen.«

      »Womit? Ihr werdet nicht sobald aus dem Gefängniß sein, als man Eure Güter confisciren wird.«

      »Ich werde nicht sobald aus dem Gefängniß entkommen, als ich Herr von Paris sein werde.«

      »Stille, stille doch! Kann ich denn solche Dinge anhören? Das ist eine schöne Sprache gegen einen Offizier des Königs! Ich sehe wohl, Monseigneur, ich muß einen zweiten Grimaud suchen.«

      »Gut, sprechen wir nicht mehr davon. Es war also zwischen Dir und dem Cardinal die