So sey es . Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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hat gesagt, Sie wollten uns zweitausend Francs geben, um für Gratian einen Stellvertreter zu kaufen.«

      In diesem Augenblicke kam der Bediente und händigte mir die zweitausend Francs ein.

      »Es ist die Wahrheit,« sagte ich; »hier ist das Geld, liebes Kind. Halte die Hand her.

      Sie zögerte.

      »Verschmähst Du es etwa?«

      Endlich streckte sie schüchtern die Hand aus, ich zählte die Goldstücke hinein.

      »O mein Gott!« sagte sie, »das macht ja eine große Summe aus, und wenn wir sie Ihnen nicht wiedergeben können —«

      »Hat Dir denn Madame nicht gesagt, daß ich das Geld nicht zurückverlange?«

      »Aber mein lieber Herr, Sie können uns doch so viel Geld nicht umsonst geben?«

      »Ich gebe es Euch auch nicht umsonst,« erwiederte ich.

      »Was sollen wir denn dafür thun?«

      »Beruhige Dich, mein Kind: Du sollst nur fünf Minuten von Jemand sprechen, der Dich sehr lieb hat, und dessen Liebe Du gewiß erwiederst.«

      »Ich liebe außer meiner Mutter und meiner kleinen Schwester nur zwei Menschen auf der Welt: Gratian und Frau von Chambray. Ich sollte Frau von Chambray eigentlich zuerst nennen, denn ich glaube, daß ich sie noch lieber habe als ihn.

      »Nun, von einer dieser beiden Personen wollen wir sprechen.«

      »Von welcher?«

      »Von Frau von Chambray.«

      »O! so viel Sie wollen, lieber Herr; es ist mir eine Freude, von ihr zu sprechend.«

      »Dann setze Dich, mein Kind,« sagte ich und bot ihr einen Stuhl.

      Nach einigem Zögern und auf meine wiederholte Einladung setzte sie sich.

      »Denken Sie sich mein lieber Herr,« sagte sie mit einer Gefühlsinnigkeit, die leicht erkennen ließ, daß ihr die Worte vom Herzen kamen, »denken Sie sich, daß ich sie nie verlassen habe; sie war immer so gut gegen mich, und ich weiß nicht, ob ich es ihr vergelten könnte, wenn ich mein ganzes Leben für sie betete. Sie sehen meine Kleidung an und finden sie hübsch, nicht wahr? Ja, das glaube ich, ich muß immer nett und sauber seyn, Madame will es so haben, sie sagt, es mache ihr Freude und sie spiele mit mir wie in unseren Kinderjahren. Aber Sie können leicht denken, lieber Herr, daß es nur Vorwände sind, um mich schön zu machen, und sie hat wegen des Geldes; das sie für meinen Putz ausgab, mit dem Herrn oft Streit gehabt. Kurz, sie hat an mich immer eher gedacht, als an sich selbst.«

      Ich unterbrach sie.

      »Aber Frau von Chambray sagte mir, Du wärest ihre Milchschwester —«

      »Ja wohl, ich bin ihre Milchschwester.«

      »Aber sie schien mir auf den ersten Anblick älter, als Du zu seyn scheinst.

      »Ach ja« der Kummer macht alt.«

      Diese Worte berührten mich sehr peinlich. Ich hatte mich also nicht geirrt: Frau von Chambray war unglücklich!

      »Der Kummer?« wiederholte ich.

      Die Bäuerin bemerkte, daß sie mehr gesagt hatte, als sie sagen wollte.

      »Wenn ich sage: der Kummer,« erwiederte sie, »so meine ich damit die Verdrießlichkeiten. Reiche Leute sind nicht immer glücklich; das Geld ist zuweilen wohl eine schöne Sache,« – sie warf dabei einen freudigen Blick auf die Goldstücke, die sie in der Hand hielt – »aber sehr oft macht es doch viele Plage. Das Sprichwort sagt ja: das Geld macht nicht glücklich.«

      »Ja wohl« mein Kind« so sagt das Sprichwort« und es thut mir sehr leid, daß es auf Frau von Chambray anzuwenden ist.«

      »Ach! der liebe Gott sucht die guten Menschen oft mit schweren Prüfungen heim..«

      »Ist Frau von Chambray schon lange verheirathet?« fragte ich, als ob ich das Gespräch abbrechen wollte.

      »Seit vier Jahren; sie war achtzehn Jahre alt, als sie heirathete.

      »Dann ist sie also jetzt zweiundzwanzig?«

      »Ja, zweiundzwanzig.«

      »Sie hat doch gewiß aus Liebe geheirathet?«

      Die kleine Bäuerin schüttelte den Kopf.

      »Nein,« sagte sie leise und geheimnißvoll; »sie sagt, der Priester habe die Ehe geschlossen —«

      »Der Priester? wie so?«

      »O es ist nicht,« erwiederte sie einlenkend, als ob sie über die ihr entschlüpften Worte erschrocken wäre.

      Sie stand auf.

      »Liebes Kind,« sagte ich, »ich wollte gern von Frau von Chambray sprechen, weil sie mir eine liebenswürdige Dame zu seyn scheint, aber es ist keineswegs meine Absicht, Dir die Geheimnisse deiner Wohlthäterin entlocken zu wollen.«

      »Gott behüte mich,« erwiederte sie, »daß ich etwas Unrechtes von ihr sagen sollte; aber ihre Geheimnisse kenne ich so wenig wie die anderen Leute im Hause. Ueberdies beklagt sie sich nie, und es wäre recht gut, wenn sie einen Freund fände, dem sie ihre Geheimnisse anvertrauen könnte; es würde ein Trost für sie seyn, und ich glaube, daß sie Trost braucht.«

      Ich hätte gerne mehr erfahren, aber ich sah ein, daß ich, ohne mich einer Indiscretion schuldig zu machen, nicht weiter gehen durfte, und ich trug Bedenken, dem arglosen Mädchen noch mehr zu entlocken. Vielleicht war ich schon zu weit gegangen.

      »Sey überzeugt, mein Kind,« sagte ich, »daß ich mich glücklich schätzen würde, der Freund zu seyn, dessen Frau von Chambray nach deiner Meinung so sehr bedarf, und daß ich ihr mit Freuden mein Herz öffnen würde, um ihre Geheimnisse zu bewahren. Ich weist nicht ob sich jemals die Gelegenheit dazu finden wird; aber wenn sie sich findet, wenn sie einen treuen Freund sucht, so bringe mich bei ihr in Erinnerung, gleichviel ob es morgen oder in einem Jahre oder in zehn Jahren ist. Gott wird, wie ich hoffe, das Uebrige thun.«

      Das Mädchen sah mich erstaunt an.

      »Gut,« sagte sie nach einer Pause, »ich will Sie bei ihr in Erinnerung bringen; denn ich glaube, daß Sie es wirklich so meinen, und daß Sie für meine gute Herrin thun würden, was ein Vater thut.«

      Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter.

      »Bewahre diesen Glauben in deinem Herzen, mein Kind,« sagte ich, »und vergiß meine Bitte nicht, wenn es Noth thut.»

      »Fürchten Sie nichts, ich werde schon daran denken,« erwiederte sie.

      Sie ging auf die Thür zu, blieb aber verlegen stehen.

      »Nun, was gibt’s?« fragte ich.

      »O! ich – ich getraue mich nicht —«

      »Sprich, mein Kind, fürchte Dich nicht.«

      »Es wäre wirklich eine große Gnade —«

      »Sage aufrichtig, was wünschest Du?«

      »Nein, nein, ich kann’s nicht sagen – ich will Madame bitten, Ihnen mein Anliegen mitzutheilen.«

      »Gut wie Du willst,« sagte ich zustimmend, denn ich dachte, daß dieses Anliegen mindestens einen Brief, vielleicht sogar einen Besuch von Frau von Chambray nothwendig machen würde. »Aber Madame muß mich persönlich darum ersuchen, jede andere Person würde eine abschlägige Antwort von mir bekommen.«

      »Ich auch?« fragte sie lachend.

      »Ja, Du auch,« antwortete ich.

      »Nun, dann will ich Madame darum bitten.«

      Unter dieser Bedingung sage ich im Voraus die Gewährung zu.«

      »Ach! es ist doch jammerschade,« sagte die kleine Bäuerin,« »daß Sie nicht —«

      »Nun« was weiter?« fragte ich.

      »O nichts, nichts!« erwiederte sie und lief zum Zimmer hinaus.

      Noch denselben Abend erhielt ich zu Reuilly folgenden Brief von Frau von Chambray:

»Mein