So sey es . Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
Franks zur Bestreitung meines Haushaltes, so daß ich meine eigene Rente und meinen Gehalt als Taschengeld verwenden kann. Die drei alten Damen sind herzensgute Seelen, und Du kannst denken, daß sie meine officiellen Diners besonders bezahlen müssen. Ich erweise ihnen natürlich große Aufmerksamkeit durch welche sie sich unendlich gerührt fühlen. Da wir zu einer Feinschmeckerfamilie gehören, so schicke ich ihnen den Küchenzettel, eine von mir selbst angefertigte Zeichnung des Tisches und die Namen der vornehmen Gäste, die ich auf Kosten der Tanten füttere. Mittelst dieser rührenden Aufmerksamkeit könnte ich ohne Bedenken jede Woche ein officielles Diner geben, aber ich thue es nicht.«

      »Du langweilst Dich dabei.«

      »Nein« das gerade nicht, Speisen ist nicht langweiliger als andere Unterhaltungen, wenn man gut speist; aber ich würde mich zu gewöhnlich, zu alltäglich machen, ich würde für wichtige Gelegenheiten keinen Hebel mehr anzusetzen haben. Willst Du meinen Küchenzettel sehen?«

      »Ich bin in die Geheimnisse der Gastronomie nicht eingeweiht, lieber Freund.

      »So denke Dir, ich sey ein Poet und wünsche Dich mit dem neuesten Sprößling meiner Muse bekannt zu machen; mein Küchenzettel ist gewiß nicht langweiliger als ein Gedicht.«

      »Nun, so lass hören.«

      »Armer Max« Du bringst mir ein großes Opfer!«

      Alfred zog ein Papier aus seinem amtlichen Portefeuille, entfaltete es mit wichtiger Miene und las:

      »Küchenzettel zu dem Diner, welches der Präfect des Departement de l’Eure den Generalräthen gibt.«

      »Du mußt wissen, setzte er erläuternd hinzu, »daß ich mich um meiner Tanten willen dieser mühevollen Redaktion unterzogen habe.«

      Ich nickte bejahend.

Tafel von zwanzig CouvertsZwei SuppenSuppe à la reine mit SchneckenKraftsuppe mit KrebsenVier HauptgerichteSteinbutt mit AusternpüréeTruthahn mit Trüffeln von BarbézieuxHecht à la ChambordWildschweinsrücken à la St. HuberVier EntréesWarme FeldhühnerpasteteZehn Flügel von jungen Guten mit PomeranzensaftSechs Flügel von glacirten Hühnern mit GurkenSchmerlen à la BourguignonneVier BratenZwei Fasanen, der eine gespickt, der andere mit Speck umwickeltScheiterhaufen, bestehend aus zehn kleinen Hummern und vierzig Krebsen, mit SilleryweinDetto, bestehend aus zwei Schnepfen, vier Repphühnern,vier jungen Waldtauben, zwei Turteltauben und zehn WachtelnGebratene EntenleberAcht EntremetsGroße Spargelköpfe à la Pompadour mit Butter von RennesFeinzerschnittene Champignons und schwarze Trüffeln à la BéchamelBirnschnitte à la VailleAschenkuchen mit ChocoladeArtischocken à la Lyonnaise mit SchinkenbrüheMacédoine von spanischen Pataten, grünen Erbsen,weißen Trüffeln aus Piemont à la Créme und gehackten KalbsdrüsenSchaum, von Ananassaft geschlagenFanchonettes à la Gelée aus Aepfeln von RouenDessertVier Körbe mit ObstAcht Schüsseln mit seinem ZuckerwerkZehn Sorten GefrornesAcht Sorten CompoteVier Sorten Käse, extra servirt mit Porter, Pale Aleund Scotch Ale, für die Gäste, welche diese Getränke liebenWeineLunel zur SuppeMerkurey aus dem Kometenjahre zu den Entremets und Hors-d’oeuvresAi de Monte, nicht moussirend, gegen das Ende der EntreesRomanéée Conty zum BratenPacaret, Malvasier, Albano und Lacrymä Christi zum DessertNach dem Kaffeh Ratasia, Absinth und Mirobolan von Madame Alphons

      Alfred athmete tief auf, als er dieses gelehrte gastronomische Verzeichniß zu Ende gelesen hatte.

      »Was sagst Du zu meinem Küchenzettel, lieber Freund,« fragte er.

      »Ich zolle Dir meine aufrichtige Bewunderung.«

      »Du bist ganz geblendet, wie ein nasser Hund durch das Wasser, das er abschüttelt.

      »Wie sagst Du?«

      »Nichts, ich citire Hugo. Von Zeit zu Zeit protestire ich durch eine Pariser Reminiscenz gegen die Provinz, aber in aller Stille; zu viel Aufsehen würde meiner Carriere schaden. – Wie findest Du Reuilly?«

      »Es ist ein reizender Landsitz, lieber Freund.«

      »Hierher werde ich mich zurückziehen, wenn ich Deputirter und zu lebenslänglichem Gefängniß verurtheilter und begnadigter Minister gewesen bin,« d. h. wenn ich meine Carriere vollbracht habe.«

      »Diablel Du hast ja sehr weitreichende Pläne —«

      »Wir haben ähnliche Beispiele an Polignac,« Montbel, Peyronnet. Die Diplomaten sind gegen die Minister im Vortheil: sie leisten blos einen neuen Eid und gehen ohne Weiteres von der älteren Linie zur jüngeren über.«

      Ein Diener meldete, daß die Tafel gedeckt sey.

      »Ich habe Niemand eingeladen, lieber Max, setzte Alfred hinzu, »ich möchte recht ungehindert mit Dir plaudern. Unser einziger Tischgenosse wird mein erster Secretär seyn; ich würde ihm längst den Platz eines Unterpräfekten verschafft haben, wenn ich kein Egoist wäre. Nach Tische werden zwei gesattelte Pferde für uns bereit stehen, wenn Du nicht etwa lieber ausfährst.«

      »Ich reite lieber.«

      »Ich dachte es wohl. – Also zu Tische!«

      Alfred, der stets unruhig und aufgeregt war und nach jedem Lächeln seufzte, nahm meinen Arm und führte mich in den Speisesaal.

      Der Abend wurde durch einen Spazirritt ausgefüllt; um neun Uhr kamen wir wieder nach Hause, der Thee erwartete uns.

      Nach dem Thee führte mich Alfred in eine Bibliothek von zwei- bis dreitausend Bänden.

      »Ich weiß, sagte er, »daß Du nie einzuschlafen pflegst, ohne eine Stunde gelesen zu haben. Du wirst hier von Allem etwas finden, von Mallebranche bis Viktor Hugo, von Rabelais bis Balzac. Ich lese Balzac sehr gern, er hinterläßt wenigstens keine Täuschungen, und wer behauptet, er habe seinem Zeitalter geschmeichelt, sieht die Dinge nicht im rosigen Lichte. – Jetzt gute Nacht!«

      Alfred verließ mich.

      Ich nahm Josselin von Lamartine und ging in mein Schlafzimmer.

      Ich hatte sonderbare Gedanken. Ich dachte, welcher Unterschied zwischen diesem oder jenem Schmerze, je nach der Quelle, aus welcher er hervorgegangen« stattfinden könne.

      Mein Schmerz, der aus den heiligsten Gefühlen hervorgegangen und dessen Ursache eine unersetzliche war, hatte den gewöhnlichen Verlauf genommen. Anfangs war er heftig, ergreifend, mit Thränen benetzt gewesen und allmälig in tiefe thatlose Trauer, dann in wehmüthige Betrachtung der Kämpfe in der Natur, dann in den Wunsch einer Ortsveränderung und endlich in das noch halb unbewußte Bedürfniß der Zerstreuung übergegangen. In diesem letzten Stadium war er noch.

      Ob Alfreds Schmerz mehr oder minder heftig war, weiß ich nicht, aber er lachte noch eben so und folglich war sein Inneres noch eben so wund wie bei unserem Zusammentreffen in Brüssel.

      Am andern Morgen sah ich ihn nur wenige Augenblicke beim Frühstück; er mußte sich auf die Präfectur begeben und hatte überdies noch mit seinem Diner zu thun. Man erwartete mich um halb sieben, bis dahin war ich frei.

      Ich wollte nicht bei der Tafel erscheinen, aber Alfred nahm meine Weigerung nicht an, und da ein officielles Diner in einer Provinzstadt im Grunde etwas Neues für mich war, so ließ ich mich leicht erbitten.

      Als ich mit Alfred in den Speisesaal ging, flüsterte er mir zu:

      »Ich habe Dir deinen Platz bei Herrn von Chambray angewiesen; er ist der Intelligenteste in der Gesellschaft, man kann von allen Dingen mit ihm sprechen. Ich dankte ihm für seine Aufmerksamkeit und suchte meinen Zettel.

      Mein