Olympia von Clèves. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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man muss es zu seinem Lobe sagen, Banniére widerstand heldenmütig; zum Unglück war er aber nicht der Stärkere, und man zog ihn oder trug ihn vielmehr in das Foyer als Beweis der unglücklichen Neuigkeit.

      Dann war Banniére gezwungen, vor der ganzen schon für das Schauspiel bereiten Truppe zum zweiten Mal nicht nur Alles das zu erzählen, was im Gange der Künstler vor zehn Minuten vorgefallen war, sondern auch als unerlässlichen Vorbericht für das Ereignis, welches soeben in Erfüllung gegangen, und das die komische Truppe in Verzweiflung brachte, den Besuch, den Champmeslé am Tage vorher in der Kapelle des Noviciats gemacht hatte, und das Gespräch, welches eine Folge davon gewesen war.

      Diese Erzählung, gegeben mit einer leicht begreiflichen Gemütsbewegung von dem Novizen, den seine Flucht in ein Fieber versetzt, das Feuer der Lampen entzündet, die Berührung der Wohlgerüche und des Hauchs der Damen der Komödie berauscht hatten, der Damen, die Ihm seit einem Augenblick eine Atmosphäre machten, gegen welche die der, von Champmeslé so sehr gefürchteten, Hölle ein lappländischer Wind war, diese Erzählung brachte eine traurige Wirkung aus die Versammelten hervor.

      »Ach! die Einnahme ist entschieden verloren!« rief der Redner der Truppe, während er den Arm in Verzweiflung fallen ließ.

      »Wir sind zu Grunde gerichtet!« sagte der erste komische Alte.

      »Das Theater wird schließen,« versetzte die Duenna.

      »Und die ganze Stadt ist im Saale!»rief die Zofe von Marianna, eine junge Soubrette von achtzehn Jahren, welche die ganze Stadt zu kennen schien.

      »Und Herr von Mailly hat uns einen Imbiss geschickt und uns sagen lassen, er werde ihn mit uns verzehren!«

      »Und Olympia hat keinen Herodes!« rief der komische Alte.

      »Weiß sie nicht, was vorgeht?«

      »Nein, sie ist noch in ihrer Loge und kleidet sich vollends an. Soeben, als er bei ihr vorüberging, hörte ich Champmeslé ihr guten Abend zurufen.«

      »Ei! benachrichtigen wir sie!« sagten einige Frauen, die persönliche Eitelkeit unter diesem großen öffentlichen Unglück vergessend.

      Und es trat eine gewaltige Bewegung unter den Leuten ein, welche alle mit einander nach der Thür stürzten.

      Banniére, der einen Augenblick verlassen war, benützte diese Zeit, um sich bescheiden in einen Winkel zu stellen.

      In demselben Moment wich die Menge, die sich vor der Thür drängte, zurück.

      »Was gibt es? was will man?« fragte aus der Schwelle des Foyer erscheinend eine Frau von ausgezeichneter Schönheit, die in ein prächtiges Kostüm einer Königin gekleidet, mit Reifröcken von sechs Fuß im Umfang und einer einen Fuß hohen Frisur, majestätisch, gefolgt von zwei Ehrendamen, welche die Schleppe ihres Kleides trugen, vortrat.

      Sie hatte schwarze Augen, noch schwärzer unter ihrem Puder, volle, unter der Schminke rosige Wangen von einem eirunden Schnitt, Zähne blau wie Porzellan, so durchsichtig waren sie, saftig rote, sinnliche Lippen, den Arm und die Hand einer orientalischen Königin, den Fuß eines Kindes.

      Banniére, als er sie sah, suchte die Stütze der Mauer; hätte er sie nicht hinter sich gesunden, so fiel er, wie er in der Meditationsstube gefallen war. Das war das zweite Mal an diesem Tage, daß die glänzende Schönheit dieser Frau ihn niederschmetterte.

      »Meine liebe Olympia,« erwiderte der Redner der Truppe, »Du kannst wieder in Deine Loge hinausgehen und Dich auskleiden.«

      »Mich auskleiden! und warum dies?«

      »Weil wir heute Abend nicht spielen werden.«

      »Wie!« versetzte sie mit stolzer Miene, »wir werden heute nicht spielen? Und wer wird uns verhindern zu spielen, wenn's beliebt?«

      »Schau' umher, liebe Freundin.«

      »Ich schaue!«

      Die Augen von Olympia machten wirklich die Runde im Foyer, umfassten in dem von ihrem Gesichtsstrahl durchlaufenen Umkreis Banniére wie die Andern, verweilten jedoch eben so wenig bei Banniére als bei den Andern.,,

      Nur, als diese zwei Sterne an dem Novizen vorüber liefen, warf jeder einen Strahl aus.

      Der eine von diesen Strahlen entflammte das Gehirn.

      Der andere versengte das Herz.

      »Sind wir Alle da?« fragte der Redner.

      »Ja, Alle, wie mir scheint,« antwortete nachlässig Olympia.

      »Schau' wohl, Einer von uns fehlt.«

      Die Augen von Olympia kehrten von ihrem Leibe, wo sie eine Spitze zurecht richtete, zu der Gesellschaft zurück, die sie umgab.

      »Ach! ja,« sagte sie, »Champmeslé. Wo ist Champmeslé?«

      »Frage diesen Herrn!« antwortete der Redner. Und er nahm den Novizen beim Handgelenke und bei der Schulter und schob ihn gerade vor Olympia.

      Es war ein seltsames Schauspiel, dieser Jesuitenzögling, ganz schmutzig schwarz, der goldenen Schönheitskönigin gegenüber gestellt.

      Die Lippen des jungen Mannes zitterten, aber vergebens: sie konnten keinen Ton artikulieren.

      »Nun! so sprechen Sie doch!« sagte Olympia gebieterisch zu ihm.

      Und sie bezauberte ihn mit einem Blick.

      »Madame,« stammelte Banniére, vom Dunkelrot zur bläulichen Blässe eines Todten übergehend, »Madame, entschuldigen Sie mich, ich bin nur ein armer Klosterstudent und nicht gewohnt, das zu sehen, was ich in diesem Augenblick sehe.«

      Der Redner setzte Olympia mit ein paar Worten von Allem, was vorgefallen war, in Kenntnis

      »Ist das wahr, was Sie mir da erzählen?« sagte sie.

      »Fragen Sie den Herrn.«

      Sie wandte sich gegen Banniére und befragte ihn mit ihrem Königinblicke.

      »Es ist wahr,« sprach Banniére, sich verbeugend, als ob die Schuld von Champmeslé auf ihm lastete.

      Olympia blieb einen Moment stumm und nachdenkend, die Stirne gefaltet, aber das Auge immer zerstreut aus Banniére geheftet.

      Dann sagte sie plötzlich mit einer zunehmenden inneren Aufregung:

      »Nein, nein, der Abgang von Champmeslé darf, kann die Vorstellung nicht hindern.«

      Jeder schaute sie mit erstaunter Miene an.

      »Nein,« sagte sie, »nein; es ist unmöglich, daß ich heute Abend nicht spiele, und ich werde spielen.«

      »Ganz allein,« versetzte der Redner.

      »Es fehlt ja nur Champmeslé, wie mir scheint!«

      »Das ist genug. Wer wird Herodes spielen?«

      »Nun, wenn es sein muss. . .«

      »Was?«

      »Man wird die Rolle lesen.«

      »Bei einer ersten Vorstellung eine Rolle lesen? Das ist unmöglich!«

      »Ei! ei! fuhr Olympia fort, »es ist keine Zeit zu verlieren, das Publikum wartet und wird ungeduldig werden.«

      »Aber man kann eine so wichtige Rolle nicht lesen,« murmelten mehrere Schauspieler, »Kündigt man dem Publikum an, die Rolle des Herodes werde gelesen werden, so wird es sein Geld zurückverlangen.«

      »Ich muss aber heute Abend spielen,« rief Olympia; »es muss sein.«

      »Warum sollte man nicht eine Ankündigung machen? Warum sollte man nicht eine Unpässlichkeit vorschützen? Mit dieser Ankündigung wird man eine halbe Stunde gewinnen, und während dieser Zeit läuft man dem verdammten frommen Champmeslé nach, man führt ihn gutwillig oder mit Gewalt zurück, und müsste man ihn knebeln; man kleidet ihn gegen seinen Willen an, man stößt ihn aus die Bühne hinaus. Aus! Auf! eine Ankündigung!«

      »Wenn man ihn aber nicht wieder erwischt?« bemerkte eine Stimme.

      »Nun! dann wird das Publikum in Kenntnis gesetzt