Olympia von Clèves. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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ja, ich begreife.«

      »Lassen Sie mich doch vorbei, sage ich Ihnen.«

      »Immer Ihre Ideen?«

      »Mehr als je. Wissen Sie, was mir begegnet?«

      »Sie erschrecken mich.«

      »Mein Herr,« sagte Champmeslé mit verstörten Augen, »ich habe zu Mittag gespeist, nicht wahr?« »Ich glaube Ihnen.«

      »Nach dem Mittagsbrot habe ich meine Siesta gemacht.«

      »Ich billige das.«

      »Nun wohl! mein Bruder, während meiner Siesta. . .«

      Champmeslé schaute ängstlich nach allen Seiten.

      »Während Ihrer Siesta. . .« versetzt, Banniére.

      »Habe ich auch eine Erscheinung gehabt.«

      »Ho!«

      »Eine Erscheinung wie mein Vater und mein Großvater jeder eine gehabt haben.«

      »Aber, mein Gott! was für eine Erscheinung?«

      »Ich habe mich selbst gesehen, mein lieber Bruder . . .«

      »Sie haben sich selbst gesehen?«

      »Ja, in der Hölle, auf einem glühenden Roste, in meinem Kostüm als Herodes. von einem Teufel umgedreht, der, wie ein Tropfen Wasser dem andern, Herrn von Voltaire glich, Oh! das war erschrecklich! Lassen Sie mich vorbei, lassen Sie mich vorbei!«

      »Aber, mein lieber Herr Champmeslé, Sie denken nicht daran.«

      »Ich denke im Gegenteil nur hieran, lassen Sie mich vorbei.«

      »Sie werden das Schauspiel versäumen!«

      »Ich will lieber das Schauspiel versäumen, als die Ewigkeit hindurch aus einem Roste, im Kostüm des Herodes, von einem Teufel, der mit Herrn von Voltaire Ähnlichkeit hat, umgedreht werden.«

      »Aber Sie richten Ihre Kameraden zu Grunde!«

      »Im Gegenteil, ich rette sie, ich rette mich und ich rette mit uns alle die Unglücklichen, die sich dadurch, daß sie kamen, um uns zu sehen, der Verdammnis überantworteten. Gott befohlen!«

      Und diesmal verband Champmeslé den Willen so gut mit der Bewegung, daß er Banniére drei Drehungen um sich selbst machen ließ, während dieser Sekunde vorbeischoss und verschwand.

      »Herr von Champmeslé! Herr von Champmeslé!« rief Banniére, der ihm ein paar Schritte folgte.

      Aber Banniére mochte immerhin rufen, Banniére mochte immerhin folgen, der Schauspieler hatte Tritte aus der Treppe gehört, welche nach dem Theater führte, und bei dem Geräusch dieser Tritte war er davon gerannt, wie ein Hirsch, der die Meute verspürt.

      Banniére blieb allein, erstaunt und verwirrt.

      Doch diese Tritte, doch diese Stimmen welche Champmeslé wie durch innere Erkenntnis gehört hatte, fingen an aus den holperigen Stufen zu erschallen. Die Tritte beschleunigten sich und die Stimmen riefen: »Champmeslé! Champmeslé!« Es waren dabei Männerstimmen und Frauenstimmen.

      Plötzlich öffnete sich die Thür der Treppe, die aus den Korridor ging, und man sah eine stürmische Lawine von Schauspielern und Schauspielerinnen heranrollen, welche aus Leibeskräften, mit verzweifelten Gebärden und kläglichen Stimmen: »Champmeslé! Champmeslé!« riefen.

      Und dieser ganze Schwarm umringte Banniére und heulte:

      «Champmeslé! Haben Sie Champmeslé gesehen?«

      »Ei! meine Herren, gewiß habe ich ihn gesehen,« erwiderte Banniére.

      »Was haben Sie mit ihm gemacht?«

      »Ich! nichts.«

      «Nun! wo ist er?«

      »Er ist weggelaufen.«

      »Weggelaufen!« riefen die Frauen.

      »Sie haben ihn weglaufen lassen?« sagten die Männer.

      »Ach! ja, meine Herren, ach! ja, meine Damen, er ist so eben entflohen,«

      Banniére hatte nicht so bald dieses Wort ausgesprochen, als er umzingelt, gepackt, nach zehn Seiten von zehn Händen gezerrt wurde, von denen die einen sanft und reizend, die andern rau und beinahe drohend waren.

      »Er ist entflohen! er ist entflohen!« schrien Schauspieler und Schauspielerinnen; »der Jesuit hat ihn entfliehen sehen. Mein Herr Jesuit, ist es wirklich wahr, ist es sicher daß Champmeslé entflohen?«

      Banniére konnte nicht Jedermann antworten. Diejenigen, welche ihn befragten, Begriffen selbst diese Unmöglichkeit. Der Redner der Truppe, derjenige, welcher bei großen Veranlassungen den Auftrag hatte, das Publikum zu arrangieren, erhob die Stimme, verlangte Stille, und die Stille trat ein.

      »Mein Bruder,« fragte er, »Sie haben also Champmeslé weggehen sehen?«

      »Wie ich Sie sehe, mein Herr.«

      »Er hat mit Ihnen gesprochen?«

      »Er hat nur diese Ehre erwiesen.«

      »Um Ihnen zu sagen?«

      »Er habe eine Erscheinung gehabt.«

      »Eine Erscheinung. . . eine Erscheinung . . . Ist er verrückt? Was für eine Erscheinung?«

      »Er hat sich als Verdammten aus einem Roste von Herrn von Voltaire als Teufel kostümiert umdrehen sehen.«

      »Ach! ja, er hat mit mir davon gesprochen.«

      »Und mit mir auch.«

      »Und mit mir auch.«

      »Aber wohin geht er denn?« fragte der Redner.

      »Ach! mein Herr, ich weiß es nicht.«

      »Wann wird er zurückkommen?« fragte die Duenna.

      »Ach! Madame, er hat mich hierüber in Unwissenheit gelassen.«

      »Aber das ist grässlich!«

      »Aber das ist schändlich!«

      »Aber das ist ein Verrat!«

      »Er wird seinen Eintritt versäumen.«

      »Er wird das Publikum ärgerlich machen.«

      »Ah! meine Herren, ah! meine Damen,« rief Banniére mit einer kläglichen Stimme, geeignet, sein Auditorium auf die erschrecklichsten Offenbarungen vorzubereiten.

      »Nun! was?«

      »Wenn ich es wagte, Ihnen die volle Wahrheit zu sagen . . .«

      »Sagen Sie! sagen Sie!«

      »Ich würde Sie versichern, daß Sie Herrn von Champmeslé nicht mehr sehen werden.«

      »Wir werden ihn nicht mehr sehen?«

      »Heute Abend wenigstens.«

      Bei diesen Worten erfüllte ein verzweifeltes Geschrei den Gang und erreichte wie ein Unglück bringendes Lauffeuer die Truppe des Theaters, von wo es sich in den. oberen Korridors verbreitete.

      »Aber warum? warum dies?»rief man von allen Seiten.

      »Meine Herren, ich habe Ihnen gesagt, meine Damen, ich wiederhole Ihnen,« erwiderte Banniére: »weil Herr von Champmeslé ein furchtsames Gewissen hat, und weil er verdammt zu werden befürchtet, wenn er heute Abend spielt.«

      »Mein Herr, sagte der Redner der Truppe, »wir haben hier einen schlechten Platz, um von unsern Angelegenheiten zu sprechen man kann uns hören. Das Gerücht von der Flucht von Champmeslé kann sich verbreiten, ehe wir diese Flucht haben parken können. Erweisen Sie uns die Ehre, mein Herr, ins Foyer herauszukommen.«

      »Ins Foyer!« rief Banniére, »ins Foyer der Schauspieler und Schauspielerinnen!«

      »Ja, Sie werden uns alle Einzelheiten geben, die Sie uns hier nicht geben können, und selbst vielleicht einen guten Rat.«

      »Ja, ja, kommen Sie,« sagten die Frauen, indem sie sich an die Arme von Banniére hingen, während sich der Rest der Truppe in zwei Fraktionen teilte, von