Königin Margot. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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und setzte sich auf den Arm eines Lehnstuhles.

      Die Amme trat zu ihm.

      »Was willst Du von mir, Charlot?« fragte sie.

      Die Amme näherte sich ihm mit einer Vertraulichkeit, die von der mütterlichen Zärtlichkeit herrühren mochte, welche die Frau für das Kind faßt, das sie gestillt hat, der jedoch die Pamphlete jener Zeit eine unendlich weniger reine Quelle geben.

      »Hier bin ich,« sagte sie, »sprich!«

      »Ist der Mann, den ich habe rufen lassen, hier?«

      »Seit einer halben Stunde.«

      Karl stand auf, näherte sich dem Fenster, schaute, ob Niemand auf der Lauer wäre, trat an die Thüre, spitzte das Ohr, um sich zu versichern, daß Niemand horchte, schüttelte den Staub von seinen Waffentrophäen, liebkoste einen großen Windhund, der ihm Schritt für Schritt folgte, stehen blieb, wenn sein Herr stille stand, wieder ging, wenn sein Herr sich in Bewegung setzte, und sagte sodann, zu der Amme zurückkehrend:

      »Es ist gut, Amme, laß ihn eintreten.«

      Die gute Frau entfernte sich durch denselben Gang, durch den sie eingetreten war, während der König sich auf einen Tisch stützte, auf welchem Waffen aller Art lagen.

      Kaum hatte er diese Stellung genommen, als der Thürvorhang sich abermals hob und der Erwartete eintrat.

      Es war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, mit grauem, schielendem Auge, mit einer nachteulenartig gebogenen Nase, mit hervorspringenden Backenknochen. Sein Gesicht suchte Ehrfurcht auszudrücken, lieferte aber nur ein heuchlerisches Lächeln auf seinen durch die Furcht gebleichten Lippen.

      Karl streckte sachte hinter sich eine Hand aus, welche zu dem Kolben einer Pistole von neuer Erfindung gelangte, die mit Hilfe eines mit einem stählernen Rade in Berührung gebrachten Steines losging, statt daß man hier vorher eine Lunte gebraucht hätte, und schaute mit seinem matten Auge die neue Person an, welche wir so eben in die Scene gebracht haben. Während dieser Prüfung pfiff er mit merkwürdiger Richtigkeit und Melodie eines von seinen Lieblingsjagdliedern.

      Nach einigen Secunden, in denen sich das Gesicht des Fremden immer mehr entfärbte, sagte der König zu ihm:

      »Ihr seid es, den man Franz von Louviers-Maurevel nennt?«

      »Ja, Sire.«

      »Commandant der Petardirer?«

      »Ja, Sire.«

      »Ich wollte Euch sehen.«

      Maurevel verbeugte sich.

      »Ihr wißt,« fuhr Karl, auf jedes Wort einen besonderen Nachdruck legend, fort, »Ihr wißt, das ich alle meine Unterthanen gleichmäßig liebe.«

      »Ich weiß,« stammelte Maurevel, »daß Eure Majestät der Vater seines Volkes ist.«

      »Und daß Hugenotten und Katholiken gleichmäßig meine Kinder sind.«

      Maurevel blieb stumm, nur wurde das Zittern, welches seinen Körper schüttelte, dem durchdringenden Blicke des Königs sichtbar, obgleich derjenige, zu welchem er sprach, beinahe im Schatten verborgen war.

      Maurevel fiel auf die Kniee.

      »Sire,« stammelte er, »glaubt mir …«

      »Ich glaube,« fuhr Karl IX. fort, Maurevel immer fester mit einem Blicke anschauend, der, Anfangs glasig, nach und nach beinahe flammend wurde, »ich glaube, daß ihr in Moncontour große Lust hattet, den Herrn Admiral, der sich so eben von hier entfernt, zu tödten; ich glaube, daß ihr Euren Streich verfehltet und dann zum Heere des Herzogs von Anjou, unseres Bruders, überginget; ich glaube endlich, daß Ihr sodann zum zweiten Male zu dem Prinzen übergegangen seid und Dienste in der Compagnie von Herrn Mouy von Saint-Phale genommen habt.«

      »Oh, Sire!«

      »Ein braver picardischer Edelmann.«

      »Sire, Sire!« rief Maurevel, »beugt mich nicht so sehr nieder.«

      »Es war ein würdiger Offizier,« fuhr Karl IX. fort, und allmählich trat ein Ausdruck beinahe wilder Grausamkeit auf seinem Gesichte hervor, »ein braver Offizier, der Euch wie einen Sohn aufnahm, Euch Wohnung, Kleidung, Nahrung gab.«

      Maurevel entschlüpfte ein Seufzer der Verzweiflung.

      »Ihr nanntet ihn, glaube ich, Euren Vater,« sprach der König unbarmherzig, »und eine zarte Freundschaft verband Euch mit dem jungen Mouy, seinem Sohne.«

      Immer noch aus den Knieen beugte sich Maurevel mehr und mehr unter der Macht des Wortes von Karl IX., welcher unempfindlich und einer Statue ähnlich, deren Lippen allein mit Leben begabt sind, aufrecht stand.

      »Sprecht,« fuhr der König fort, »solltet Ihr nicht zehntausend Thaler von Herrn von Guise bekommen, wenn Ihr den Admiral tödten würdet?«

      Ganz bestürzt schlug der Mörder mit der Stirne auf den Boden.

      »Was den Herrn von Mouy, Euern guten Vater, betrifft so begleitetet Ihr ihn eines Tags, als er gegen Chevreux rekognoszierte. Er ließ seine Peitsche fallen und stieg ab, um sie aufzuheben. Ihr waret allein mit ihm, nahmet eine Pistole aus Euren Polstern, und während er sich blickte, drücktet Ihr auf ihn ab. Als Ihr saht, daß er todt war, denn Ihr tödtetet ihn mit dem Schusse, ergriffet Ihr die Flucht auf dem Pferde, das er Euch geschenkt hatte.«

      Und als Maurevel bei dieser Anklage, die in allen einzelnen Umständen der Wahrheit entsprach, stumm blieb, fing Karl IX. wieder an, mit derselben Richtigkeit und demselben Wohlklang sein Lieblingsjagdlied zu pfeifen.

      »He, Meister Mörder,« sprach er sodann, »wißt Ihr, daß ich große Lust habe, Euch hängen zu lassen?«

      »Oh, Majestät!« rief Maurevel.

      »Der junge Mouy hat mich noch darum gebeten, und ich wußte nicht, was ich ihm antworten sollte, denn in der That, seine Bitte ist sehr gerecht.«

      Maurevel faltete die Hände.

      »Um so gerechter, als ich, wie Ihr sagtet, der Vater des Volkes bin, und die Hugenotten nun, da ich mich mit denselben ausgesöhnt habe, eben so gut zu meinen Kindern gehören, als die Katholiken.«

      »Sire,« sprach Maurevel völlig entmuthigt, »mein Leben ist in Euren Händen, macht damit, was Ihr wollt.«

      »Ihr habt Recht, ich würde keinen Liar dafür geben.«

      »Aber, Sire,« sagte der Mörder, »gibt es kein Mittel, mein Verbrechen abzukaufen?«

      »Ich kenne keines. Wenn ich jedoch an Eurer Stelle wäre, was Gott sei Dank nicht der Fall ist …«

      »Nun, Sire, wenn Ihr an meiner Stelle wäret,« antwortete Maurevel, dessen Blick an den Lippen von Karl hing.

      »Ich glaube, ich würde mich aus der ganzen Geschichte zu ziehen wissen,« fuhr der König fort.

      Maurevel erhob sich auf ein Knie und auf eine Hand und heftete seine Augen auf Karl, um sich zu versichern, daß er nicht spottete.

      »Ich liebe allerdings den jungen Mouy ungemein,« fuhr der König fort, »aber ich liebe auch meinen Vetter von Guise gar sehr, und wenn er von mir das Leben eines Menschen forderte, dessen Tod ein Anderer verlangen würde, so wäre ich in großer Verlegenheit. In Betreff guter Politik wie guter Religion müßte ich thun, was mein Vetter von Guise von mir verlangen wurde, denn von Mouy erscheint, ein so muthiger Kapitän er auch ist, doch nur als ein kleiner Kamerad im Vergleich mit dem Prinzen von Lothringen.«

      Während dieser Worte erhob sich Maurevel langsam und wie ein Mensch, der zum Leben zurückkehrt.

      »Das Wichtige für Euch wäre also in der verzweiflungsvollen Lage, in welcher Ihr Euch befindet, daß Ihr die Gunst meines Vetters von Guise zu gewinnen suchen würdet, und in dieser Hinsicht erinnere ich mich einer Sache, die er mir gestern erzählte.«

      Maurevel näherte sich einen Schritt.

      »»Denkt Euch, Sire,«« sagte er zu mir, »»das jeden Morgen um zehn Uhr mein Todfeind, von dem Louvre zurückkehrend, durch die Straße Saint-Germain-l’Auxerrois kommt. Ich sehe ihn von einem Fenster des Erdgeschosses aus. Es ist