Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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ohne ihr etwas zu sagen.«

      Bei der Erwähnung von zwei Knoten an einem Sacktuch bebte die Königin, ihre Augen erweiterten sich und Madame Elisabeth und sie tauschten einen Blick.

      »Tison,« sprach Santerre, »Deine Tochter ist eine Bürgerin, deren Vaterlandsliebe Niemand in Verdacht zieht, doch von heute an ist ihr der Eintritt in den Temple nicht mehr gestattet.«

      »O mein Gott!« rief Tison erschrocken, »was sagt Ihr mir da, »wie ich soll meine Tochter nur wiedersehen, wenn ich ausgehe!«

      »Du wirft nicht mehr ausgehen,« sprach Santerre.

      Tison schaute umher, ohne sein irres Auge aus irgend einem Gegenstand verweilen zu lassen; plötzlich aber rief er:

      »Ich werde nicht mehr ausgehen l Ah! so ist es? Nun! ich will ganz von hier fort. Ich nehme meine Entlassung, ich bin kein Verräther, kein Aristokrat, daß man mich hier gefangen halten könnte. Ich sage Euch, daß ich von hier fort will.«

      »Bürger,« sprach Santerre, »gehorche den Befehlen der Gemeinde und schweige, oder Du könntest Dich schlecht dabei befinden; das sage ich Dir. Bleibe hier und überwache, was vorgeht. Man beobachtet Dich, hüte Dich also.«

      Die Königin, welche sich vergessen glaubte, erheiterte sich allmählig wieder und legte ihren Sohn in sein Bett.

      »Laß Deine Frau herauskommen,« sprach der Municipal zu Tison.

      Dieser gehorchte, ohne ein Wort zu sagen. Die Drohungen von Santerre hatten ihn sanft wie ein Lamm gemacht.

      Die Frau Tison eilte herbei.

      »Komm hierher, Bürgerin,« sprach Santerre; »wir werden in das Vorzimmer gehen, und während dieser durchsuchst Du die Gefangenen,«

      »Höre doch, Frau,« sagte Tison, »sie wollen unsere Tochter nicht mehr in den Temple kommen lassen.«

      »Wie? sie wollen unsere Tochter nicht mehr in de Temple kommen lassen. Wir werden unsere Tochter nicht mehr sehen?«

      Tison schüttelte den Kopf.

      »Was sagt Ihr mir denn da?«

      »Ich sage, daß wir einen Bericht an den Rath des Temple machen werden, und daß der Rath entscheiden soll Mittlerweile . . .«

      »Mittlerweile will ich meine Tochter wiedersehen,« versetzte die Frau.

      »Stille!« rief Santerre, »man hat Dich hierher berufen, um die Gefangenen zu durchsuchen; durchsuche sie, dann wird man sehen.«

      »Aber . . .«

      »Oh! oh!« machte Santerre, die Stirne faltend, »mit scheint, die Leute werden verdorben.«

      »Thue, was der Bürger General sagt, thue es, Frau, Du hörst, er sagt, nachher werde man sehen.«

      Hierbei schaute Tison Santerre mit einem demüthigen Lächeln an.

      »Es ist gut,« sprach die Frau; »geht, ich bin bereit, sie zu durchsuchen!«

      Die Männer gingen hinaus.

      »Meine liebe Madame Tison,« sagte die Königin, »glauben Sie mir. . .«

      »Ich glaube nichts, als daß Du die Schuld von allem Unglück des Volkes bist, Bürgerin Capet,« versetzte das furchtbare Weib, mit den Zähnen knirschend. »Finde ich etwas Verdächtiges bei Dir, so sollst Du auch sehen.«

      Vier Männer blieben an der Thüre, um die Frau Tison zu unterstützen, wenn die Königin Widerstand leisten würde.

      Man fing bei der Königin an.

      Man fand bei ihr ein Sacktuch mit drei Knoten, das unglücklicher Weise eine bereit gehaltene Antwort auf das von Tison erwähnte zu sein schien, einen Bleistift, ein Skapulier und Siegellack.

      »Ah! ich wußte das wohl,« rief die Tison, »ich sagte es den Municipalen, die Oesterreicherin schreibe! vor Kurzem fand ich einen Tropfen Siegellack auf der Dille des Leuchters.«

      »Oh! Madame,« sprach die Königin mir flehendem Tone, »zeigen Sie nur das Skapulier . . .«

      »Ah! ja wohl,« versetzte die Frau, »Mitleid mit Dir… Hat man Mitleid mit mir? . . . Man nimmt mir meine Tochter.«

      Madame Elisabeth und Madame Royale hatten nichts bei sich.

      Die Frau Tison rief die Municipale zurück, und diese kamen. Santerre an ihrer Spitze; sie übergab ihnen die bei der Königin gefundenen Sachen, welche von Hand zu Hand gingen und der Gegenstand von zahllosen Muthmaßungen waren; das Sacktuch mit den drei Knoten besonders nahm lange die Einbildungskraft der Verfolger des königlichen Geschlechts in Anspruch,

      »Nun wollen wir Dir das Decret des Convents vorlesen,« sagte Santerre.

      »Was für ein Decret?« fragte die Königin^

      »Das Decret, welches befiehlt, daß Du von Deinem Sohne getrennt werden sollst.«

      »Es ist also wahr, dieser Beschluß ist gefaßt worden?«

      »Ja. Der Convent ist zu sehr für die Gesundheit Deines Kindes besorgt, das ihm von der Nation zur Bewachung anvertraut worden ist, um es in Gesellschaft einer so entsittlichten Mutter, wie Du bist, zu lassen.«

      Die Augen der Königin schleuderten Blitze.

      »Erhebt wenigstens eine Anklage, Ihr Tiger!«

      »Das ist bei Gott nicht schwierig,« versetzte ein Municipal, »höre!«

      Und er sprach eine von jenen schändlichen Anklagen wie sie Sueton gegen Agrippina vorbringt.

      »Oh!« rief die Königin hoch aufgerichtet, bleich, erhaben vor Entrüstung, »ich appellire an das Herz von allen Müttern.«

      »Ruhig! ruhig!« versetzte der Municipal, »das Alles schön und gut; doch wir sind schon seit zwei Stunden hier, und können nicht den ganzen Tag verlieren. Steh auf, Capet, und folge uns.«

      »Nie! nie!« rief die Königin, indem sie zwischen den Muncipale und den jungen Ludwig stürzte und das Bett zu vertheidigen sich anschickte, wie es eine Tigerin in ihrer Höhle thut, »nie werde ich mir mein Kind entreißen lassen.«

      »Oh! meine Herren,« sprach Elisabeth mit einem bewunderungswürdigen Ausdruck der Bitte die Hände faltend, »meine Herren, im Namen des Himmels, haben Sie Mitleid mit zwei Müttern,«

      »Sprechen Sie,« versetzte Santerre, »nennen Sie du Namen, gestehen Sie den Plan Ihrer Genossen, erklären Sie, was die zwei Knoten an dem mit Ihrer Wäsche durch die Tochter Tison überbrachten Sacktuch und die an dem Sacktuch, das man in Ihrer Tasche gefunden, bedeuten sollen, und man wird Ihnen Ihren Sohn lassen.«

      Ein Blick von Madame Elisabeth schien die Königin anzuflehen, sie möge dieses furchtbare Opfer bringen.

      Doch diese trocknete sich stolz eine Thräne, welche wie ein Diamant im Winkel ihres Auges glänzte, und sprach:

      »Lebe wohl, mein Sohn. Vergiß nie Deinen Vater, der im Himmel ist, Deine Mutter, welche sich bald mit ihm wiedervereinigen wird; sprich jeden Abend und jeden Morgen das Gebet, das ich Dich gelehrt habe. Lebe wohl, mein Sohn.«

      Sie gab ihm einen letzten Kuß, erhob sich kalt und unbeugsam und sagte:

      »Ich weiß nichts, meine Herren, thun Sie, was Sie wollen.«

      Doch diese Königin hätte mehr Kraft gebraucht, als das Herz einer Frau, und besonders das einer Mutter enthält. Sie fiel vernichtet aus einen Stuhl zurück, während man das Kind wegtrug, dessen Thränen flossen, das die Arme nach ihr ausstreckte, aber keinen Schrei hören ließ.

      Die Thür schloß sich hinter den Municipalen, welche das königliche Kind wegtrugen, und die drei Frauen blieben allein.

      Es trat einen Augenblick verzweifeltes Stillschweigen ein, das nur durch Schluchzen unterbrochen wurde.

      Die Königin sprach zuerst.

      »Meine Tochter,« sagte sie, »das Billet?«

      »Ich habe es verbrannt, wie Sie mich geheißen, meine Mutter.«

      »Ohne es zu lesen?«

      »Ohne es