Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Sie sind Bürger und können thun, was Sie wollen; aber der Militär ist Soldat und hat einen Befehl.«

      »Somit,« rief Billot, »wenn ihr den Befehl bekämet, auf uns, das heißt, auf Unbewaffnete, zu schießen, so würdet ihr schießen, die Nachfolger der Männer von Fontenoy!«

      »Ich, ich weiß wohl, daß ich nicht feuern würde,« rief eine Stimme in den Reihen.

      »Ich auch nicht, ich auch nicht,« wiederholten hundert Stimmen.

      »So verhindert also die andern, auf uns zu schießen. Uns durch die Deutschen ermorden lassen, ist gerade, als ob ihr uns selbst ermorden würdet.«

      »Die Dragoner! die Dragoner!« schrieen mehrere Stimmen, während zugleich die Menge, zurückgedrängt und durch die Rue Richelieu fliehend, auf den Platz auszuströmen anfing.

      Und man hörte noch in der Ferne, aber näher kommend, den Galopp einer schweren Kavallerie auf dem Platze schallen.

      »Zu den Waffen! zu den Waffen!« schrieen die Flüchtigen.

      »Tausend Götter!« sagte Billot, während er den Körper des Savoyarden, den er bis jetzt noch nicht losgelassen, auf den Boden warf; gebt uns wenigstens eure Gewehre, wenn ihr euch derselben nicht bedienen wollt.«

      »Doch, doch, tausend Donner! wir wollen uns derselben bedienen,« sagte der Soldat, an den sich Billot gewendet, während er aus den Händen des Pächters sein Gewehr losmachte, das der andere schon gepackt hatte. »Auf, auf, ergreift die Patronen, und wenn die Österreicher etwas zu diesen braven Leuten sagen, so werden wir sehen.«

      »Ja, ja, wir werden sehen,« schrieen die Soldaten, und sie griffen mit der Hand an die Patrontasche, um Patronen herauszuholen.

      »Oh! Donner!« rief Billot, mit dem Fuße stampfend, »daß ich mein Jagdgewehr nicht mitgenommen habe! Doch es wird wohl einer von diesen österreichischen Schuften getötet werden, dem nehme ich seine Muskete.«

      »Mittlerweile,« sagte eine Stimme, »nehmen Sie diese Büchse, sie ist geladen.«

      Und zugleich schob ein unbekannter Mann Billot eine reiche Büchse in die Hände.

      Gerade in diesem Augenblicke mündeten die Dragoner, alles, was sich vor ihnen fand, niederwerfend und niedersäbelnd, auf den Platz aus.

      Der Offizier, der die französischen Garden kommandierte, machte vier Schritte vorwärts.

      »Holla! meine Herren Dragoner, halt da, wenn's beliebt!« rief er.

      Sei es nun, daß die Dragoner nicht hörten, sei es, daß sie nicht hören wollten, sei es, daß sie durch einen zu stürmischen Lauf fortgerissen wurden, um anzuhalten, sie schwenkten rechts auf den Platz ein und warfen eine Frau und einen Greis nieder, die unter den Füßen der Pferde verschwanden.

      »Feuer also, Feuer!« rief Billot.

      Billot war ganz nahe bei dem Offizier, und man konnte glauben, der Offizier selbst rufe. Die französischen Garden schlugen an und machten ein Rottenfeuer, worauf die Dragoner rasch anhielten.

      »Ei! meine Herren Garden,« sagte ein deutscher Offizier, der vor die Front der in Unordnung gebrachten Schwadron ritt, »wissen Sie, daß Sie auf uns feuern?«

      »Bei Gott! ob wir das wissen!« rief Billot.

      Und er schoß den Offizier vom Pferde.

      Da gaben die französischen Garden eine zweite Salve, und die Deutschen, als sie sahen, daß sie es diesmal nicht mit Bürgern, die beim ersten Säbelhieb entflohen, sondern mit Soldaten zu thun hatten, die sie festen Fußes erwarteten, kehrten um und erreichten die Place Vendôme wieder unter einem so furchtbaren Ausbruch von Bravos und Triumphgeschrei, daß viele Pferde durchgingen und sich die Hirnschale an den geschlossenen Fensterläden zerschmetterten.

      »Es leben die französischen Garden!« rief das Volk.

      »Es leben die Soldaten des Vaterlandes!« rief Billot.

      »Wir danken,« antworteten diese, »wir haben das Feuer gesehen und sind nun getauft.«

      »Und ich habe das Feuer auch gesehen,« sagte Pitou.

      Nun? fragte Billot.

      »Nun! ich finde es nicht so erschrecklich, als ich es mir vorstellte.«

      »Wem gehört nun das Gewehr?« sagte Billot, der die Büchse zu untersuchen Zeit gehabt und in derselben eine Waffe von großem Wert erkannt hatte.

      »Meinem Herrn,« erwiderte dieselbe Stimme, die schon einmal hinter ihm gesprochen. »Doch mein Herr findet, Sie bedienen sich desselben zu gut, um es von Ihnen zurückzunehmen.«

      Billot wandte sich um und erblickte einen Piqueur in der Livree des Herzogs von Orleans.

      »Und wo ist dein Herr?« fragte er.

      Der Piqueur deutete auf eine halb geöffnete Jalousie, hinter der der Prinz alles, was vorgefallen war, gesehen hatte.

      »Er ist also mit uns, dein Herr?« fragte Billot.

      »Mit Herz und Seele beim Volk,« erwiderte der Piqueur.

      »Dann noch einmal: Es lebe der Herzog von Orleans!« rief Billot: »Freunde, der Herzog von Orleans ist für uns; es lebe der Herzog von Orleans!«

      Und er deutete auf den Laden, hinter dem der Prinz stand.

      Der Laden wurde ganz geöffnet, und der Herzog von Orleans verbeugte sich dreimal.

      Dann schloß sich der Laden wieder.

      So kurz die Erscheinung gewesen war, sie hatte die Begeisterung auf den höchsten Grad gesteigert.

      »Es lebe der Herzog von Orleans!« schrieen zwei- bis dreitausend Stimmen.

      »Brechen wir die Buden der Waffenschmiede auf,« sagte eine Stimme in der Mitte.

      »Laufen wir ins Invalidenhaus!« riefen einige alte Soldaten. »Sombreuil hat zwanzigtausend Gewehre.«

      »Ins Invalidenhaus!«

      »Ins Stadthaus!« riefen mehrere Stimmen; der Stadtvogt Flesselles hat den Schlüssel zum Waffendepot der Garden, er wird sie uns geben.«

      »Ins Stadthaus!« wiederholte ein Teil der Anwesenden.

      Und alle Welt lief in den drei Richtungen weg, die bezeichnet worden waren.

      Mittlerweile hatten sich die Dragoner wieder um den Baron Bezenval und den Prinzen von Lambesq auf der Place Louis XV. gesammelt. Das wußten Billot und Pitou nicht; sie waren keinem von den drei Haufen gefolgt und befanden sich beinahe allein auf dem Platze des Palais-Royal.

      »Nun, lieber Herr Billot, wohin gehen wir, wenn ich fragen darf?« sagte Pitou.

      »Ei! ich hätte große Lust, diesen braven Leuten zu folgen, nicht zu den Waffenschmieden, da ich eine so schöne Büchse habe, sondern nach dem Stadthause, oder ins Invalidenhaus. Insofern ich aber nach Paris gekommen bin, nicht um mich zu schlagen, sondern um die Adresse von Herrn Gilbert zu erfahren, so müßte ich, wie mir scheint, in das College Louis-le-Grand gehen, wo sein Sohn ist, mit dem Vorbehalt, wenn ich den Doktor gesehen habe, mich wieder in diesen ganzen Wirrwarr zu stürzen.«

      Und die Augen des Pächters schleuderten Blitze.

      »Zuerst in das College Louis-le-Grand zu gehen, kommt mir logisch vor, da wir zu diesem Ende nach Paris gekommen sind,« sprach Pitou pathetisch.

      »Nimm also einen Musketon, einen Säbel, irgend eine Waffe von einem der Faulenzer, die dort liegen, sagte Billot, auf einen der fünf bis sechs auf der Erde ausgestreckten Dragoner deutend, und laß uns nach dem College Louis-le-Grand gehen.«

      »Aber diese Waffen,« entgegnete Pitou zögernd, »gehören nicht mir.«

      »Wem gehören sie denn?« fragte Billot.

      »Sie gehören dem König.«

      »Sie gehören dem Volk,« sagte Billot.

      Stark durch das Gutheißen des Pächters, den er als einen Mann kannte, der seinen Nachbar nicht um ein Hirsenkörnchen hätte benachteiligen wollen, näherte sich Pitou mit allen Arten von Vorsichtsmaßregeln dem