Soldat, Bruder, Zauberer . Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Für Ruhm und Krone
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781640290631
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schüttelte den Kopf. „Nichts dergleichen. Du kannst lesen, was ich schreibe, wenn du willst.“

      „Ich... ich werde es versuchen.“ Sie sah so aus, als hätte sie noch mehr sagen wollen, doch Thanos sah, wie einer der Wächter zu ihnen hinüberblickte, sodass die Dienerin schnell weitereilte.

      Das Warten war schwer. Wie sollte er auch den Wachen dabei zusehen, wie sie den Galgen errichteten, auf dem sie ihn an den Abgrund des Todes stoßen wollten, bevor sie ihn auf dem großen Rad brechen wollten? Es war eine schwache Genugtuung, dass, auch wenn es Königin Athena gelänge, ihren Sohn unter Kontrolle zu bringen, das Reich alles andere als ein perfekt funktionierender Apparat wäre.

      Er stellte sich noch immer alle die Grausamkeiten vor, die Lucious und seine Mutter in der Lage wären, ihrem Reich zuzufügen, als die Dienerin zurückkam. Etwas klemmte unter ihrem Arm. Es war nur ein wenig Pergament und ein winziges Stück Kohle und doch schob sie es ihm so verstohlen zu als sei es der Schlüssel zu seiner Freiheit.

      Thanos empfing es ebenso vorsichtig. Er bezweifelte nicht, dass die Wachen es ihm wieder abnehmen würden, selbst wenn nur zu dem Zweck, ihn weiter zu demütigen. Selbst wenn es unter ihnen einige gab, die von der Grausamkeit des Reichs nicht völlig verdorben worden waren, so glaubten sie doch alle, dass er der schlimmste unter allen Verrätern war und nichts besseres verdiente.

      Er beugte sich über den Fetzen und flüsterte die niederzuschreibenden Worte, die möglichst exakt das fassen sollten, was er auszudrücken versuchte. Er schrieb in winzigen Buchstaben wissend, dass er viel auf dem Herzen hatte, das er in dieser Form zurücklassen wollte:

      Für meine geliebte Frau Stephania. Wenn du dies liest, wird man mich bereits hingerichtet haben. Vielleicht wirst du das Gefühl haben, dass ich dies, nachdem ich dich zurückgelassen habe, verdient habe. Vielleicht wirst du auch etwas von dem Schmerz spüren, den ich verspüre, wenn ich daran denke, dass man dich zu so vielen Dingen gezwungen hat, die du nicht wolltest.

      Thanos suchte nach den richtigen Worten für das, was er fühlte. Es war nicht leicht, alles niederzuschreiben oder Ordnung in den Strudel aus Gefühlen in ihm zu bringen:

      Ich… habe dich geliebt und ich kam nach Delos, um dich zu retten. Verzeih mir, dass mir das nicht gelungen ist, auch wenn ich mir nicht sicher bin, dass wir wieder zueinander gefunden hätten. Ich... weiß, wie glücklich du warst, als du erfahren hast, schwanger zu sein, und auch ich war voller Vorfreude. Dass wir unseren Sohn oder unsere Tochter nie kennenlernen werden, ist auch jetzt noch das, was mich mit größtem Bedauern erfüllt.

      Dieser Gedanke schmerzte ihn mehr als jeder Schlag, den die Wachen ihm hätten zufügen können. Er hätte schon früher zu Stephanias Rettung zurückkommen sollen. Er hätte sie niemals zurücklassen sollen.

      „Es tut mir leid“, flüsterte er, wissend, dass er nicht genügend Platz zur Verfügung hatte, um all das, was er sagen wollte, niederzuschreiben. Er konnte seinen Gefühlen keinen Ausdruck verleihen, denn er wusste, dass er sie einer Fremden anvertrauen musste. Er musste hoffen, dass dies genügen würde.

      Er hätte so viel mehr schreiben können, aber das war der Kern dessen. Seinen Kummer über die Dinge, die schiefgegangen waren. Die Tatsache, dass Liebe im Spiel gewesen war. Er hoffte, dass es genügen würde.

      Thanos wartete, bis die Bedienstete wieder bei ihm vorbeikam. Er hielt sie mit ausgestrecktem Arm an.

      „Kannst du das Lady Stephania bringen?“ fragte er.

      Die Dienerin schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, das kann ich nicht.“

      „Ich weiß, dass ich viel verlange“, sagte Thanos. Er wusste, dass sie ein großes Risiko würde eingehen müssen. „Wenn nur irgendjemand es zu ihr in den Kerker schmuggeln könnte – “

      „Das meine ich nicht“, sagte die Bedienstete. „Lady Stephania ist nicht mehr hier. Sie hat das Schloss verlassen.“

      „Das Schloss verlassen?“ wiederholte Thanos. „Wann?“

      Die Bedienstete breitete unwissend die Hände aus. „Ich weiß es nicht. Ich habe nur gehört, wie eine ihrer Zofen darüber gesprochen hat. Sie ist in die Stadt gekommen und nicht wieder zurückgekommen.“

      War sie entkommen? Hatte sie es geschafft, ohne Hilfe zu entkommen? Ihre Zofe hatte gesagt, dass dies unmöglich sei. Hatte Stephania dennoch einen Weg gefunden? Er konnte zumindest hoffen, dass es so war, oder?

      Thanos dachte noch immer darüber nach, als er bemerkte, dass es um die Galgen ruhig geworden war. Ein Blick darauf verriet ihm auch warum. Er war bereit. Wachen standen wartend neben ihm und betrachteten bewundernd ihr Werk. Die Umrisse einer Schlinge zeichneten sich dunkel gegen den Himmel ab. Ein Rad und eine Feuerschale standen gleich daneben. Über allem thronte ein gewaltiges mit Ketten versehenes Rad, neben dem ein großer Hammer auf dem Boden lag.

      Er konnte sehen, wie immer mehr Menschen sich versammelten. Wächter hatten sich in einem Kreis im Hof verteilt und sahen aus, als wären sie auf der Hut, dass niemand das Bevorstehende vereiteln würde. Vielleicht wollten sie aber auch nur Thanos’ Tod aus nächster Nähe miterleben.

      Über ihm konnte Thanos sehen, wie einige Bedienstete und Adlige aus den Fenstern blickten, Mitleid schien in einigen Blicken zu liegen, während andere völlig leer waren oder von blankem Hass erfüllt. Einige hatten sogar auf dem Dach Platz genommen. Von dort blickten sie hinab, weil sie keinen besseren Platz gefunden hatten. Sie taten so als wäre es das Großereignis des Jahres und nicht eine Hinrichtung. Das ließ Zorn in Thanos aufkeimen.

      „Verräter!“

      „Mörder!“

      Die Rufe prasselten auf ihn nieder. Nach den Beschimpfungen flog fauliges Obst aus den Fenstern. Das war der bitterste Teil. Thanos hatte geglaubt, dass diese Menschen ihn respektierten und wussten, dass er zu dem, was ihm hier vorgeworfen wurde, nicht in der Lage wäre. Doch sie verspotteten ihn, als sei er der schlimmste Verbrecher. Nicht alle von ihnen stimmten mit ein, doch genügend taten es und Thanos musste sich unweigerlich fragen, ob sie ihn wirklich so sehr hassten oder ob sie dem neuen König und seiner Mutter nur zeigen wollten, auf welcher Seite sie standen.

      Er wehrte sich, als sie zu ihm kamen und ihn aus seinem Käfig zerrten. Er schlug und trat, hieb aus und versuchte, sich frei zu winden. Doch was er auch unternahm, es war nicht genug. Die Wachen griffen seine Arme, drehten sie nach hinten und banden sie fest zusammen. Thanos hörte auf, sich zu wehren, aber nur weil er sich ein wenig Würde in diesem Moment bewahren wollte.

      Sie führten ihn Schritt für Schritt zu dem Galgen, den sie gebaut hatten. Thanos setzte sich ohne Aufforderung auf den Schemel, den sie unter die Schlinge gestellt hatten. Wenn er Glück hatte, dann würde der Fall ihm das Genick brechen und ihm den Rest des grausamen Plans ersparen.

      Als sie ihm die Schlinge umlegten, musste er an Ceres denken. An das, was anders hätte laufen können. Er hatte die Dinge verändern wollen. Er hatte es besser machen wollen und mit ihr zusammen sein wollen. Er wünschte...

      Doch ihm blieb keine Zeit für Wünsche, denn Thanos spürte bereits, wie die Wachen dem Schemel unter ihm einen Tritt verpassten und die Schlinge sich um seinen Hals zuzog.

      KAPITEL SECHS

      Ceres war es egal, dass das Schloss die letzte uneinnehmbare Bastion des Reichs darstellen sollte. Ihr war es egal, dass seine Wände aus reinem Fels bestanden und dass seine Tore den schwersten Waffen standhalten konnten. Es würde jetzt aufhören.

      „Vorwärts!“ rief sie ihrem Gefolge zu und sie griffen in der Folge an. Ein anderer General hätte sie vielleicht von hinten heraus angeführt, hätte das sorgsam geplant und andere das Risiko tragen lassen. Das konnte Ceres jedoch nicht. Sie wollte das, was vom Reich noch übrig war, selbst auseinandernehmen und sie ging davon aus, dass dies einer der Hauptgründe war, weshalb so viele Menschen ihr gefolgt waren.

      Sie waren