Ehre wem Ehre gebührt. Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Der Weg des Stahls
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781094303512
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schrie und wurde von der Wucht des Schlags herumgeschleudert. Sie landete mit dem Gesicht zuerst im Heu, brennender Schmerz flammte auf.

      Die Pferde blieben abrupt stehen, und Reiter stiegen von ihnen ab, um Genoveva mit groben Händen zu greifen. Sie wurde auf ihre Füße gestellt, ihr war noch immer schwindelig von dem Schlag, den sie hatte einstecken müssen.

      Sie stand mit wackeligen Beinen da und sah zu Manfor auf, der vor ihr stand. Seine höhnische Grimasse tauchte unter seinem Helm auf.

      „Lasst mich gehen!“ zischte sie. „Ich bin nicht Euer Eigentum!“

      Sie hörte Schreie hinter sich und blickte zu ihren Schwestern und Cousinen, die ihr zu Hilfe eilen wollten, sie retten wollten – und sie sah mit Schrecken, wie die Ritter sie zu Boden schlugen.

      Genoveva hörte Manfors widerliches Gelächter als er nach ihr griff, sie auf den Rücken seines Pferdes schmiss und ihre Handgelenke zusammenband. Einen Augenblick später stieg er hinter ihr auf, gab dem Pferd die Sporen und ritt von dannen. Die Mädchen kreischten hinter ihr als sie sich immer weiter entfernte. Sie versuchte, sich zu befreien, doch sie war unfähig, sich zu wehren, denn er hielt sie wie in einem Schraubstock gepackt.

      „Wie falsch du liegst junges Mädchen“, antwortete er lachend. „Du gehörst mir.“

      KAPITEL FÜNF

      Royce stand inmitten eines Weizenfeldes, das er mit Hilfe seiner Sichel bearbeitete während sein Herz beim Gedanken an seine Braut vor Freude hüpfte. Er konnte kaum fassen, dass ihr Hochzeitstag nun wirklich gekommen war. In seiner Erinnerung hatte er Genoveva schon immer geliebt und der heutige Tag würde der denkwürdigste in seinem Leben werden. Morgen schon würde er mit ihr an seiner Seite erwachen, in einem neuen eigenen Häuschen und einem neuen Leben, das vor ihnen lag. Er konnte die Schmetterlinge in seinem Bauch spüren. Er wünschte sich nichts sehnlicher.

      Während er seine Sichel schwang, dachte Royce an das nächtliche Training mit seinen Brüdern. Sie hatten sich unablässig mit Holzschwertern bekämpft, manchmal auch mit echten, doppelgewichteten, die so schwer waren, dass man sie kaum halten konnten, doch sollten sie sie stärker und schneller machen. Auch wenn er jünger als seine anderen drei Brüder war, so hatte Royce bemerkt, dass er der beste Kämpfer unter ihnen war, geschickter mit dem Schwert, schneller im Angriff und bei der Verteidigung. Es war, als wäre es aus einem anderen Eisen geschmiedet. Er war anders, das wusste er. Doch er wusste nicht wie. Und das machte ihn unruhig.

      Woher hatte er sein Talent zum Kämpfen? Warum war er so anders? Das ergab alles keinen Sinn. Sie waren Brüder, in ihren Adern floss das gleiche Blut. Auch waren sie vier unzertrennlich, machten alles zusammen, ob es dabei ums Kämpfen oder die Arbeit im Feld ging. Das war auch der einzige Wehrmutstropfen dieses fröhlichen Tages: würde sein Umzug bedeuten, dass er sich von seinen Brüdern entfernen würde? Er schwor sich still, dass egal was auch geschah, er das nicht zulassen würde.

      Royce Gedanken wurden durch ein Geräusch, das von Rande des Feldes kam, unterbrochen, ein für diese Tageszeit ungewöhnliches Geräusch, ein Geräusch, das er an solch einem perfekten Tag nicht hören wollte. Pferde. Ungeduldiges Getrappel.

      Royce drehte sich besorgt um, gleiches taten seine Brüder. Seine Sorge wurde noch größer als er Genovevas Schwestern und Cousinen ausmachte. Sie ritten auf ihn zu und Royce konnte bereits die in ihre Gesichter geätzte Panik und Dringlichkeit erkennen.

      Royce hatte Mühe zu verstehen, was er dort sah. Wo war Genoveva? Warum kamen sie alle auf ihn zugeritten?

      Sein Herz verkrampfte sich als er verstand, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste.

      Er ließ seine Sichel fallen, so wie auch seine Brüder und das Dutzend weiterer Bauern aus ihrem Dorf, und sie rannten ihnen entgegen. Die erste die er erreichte war Sheila, Genovevas Schwester. Sie stieg von ihrem Pferd ab, noch bevor es vollständig zum Stehen gekommen war und griff Royce bei seiner Schulter.

      „Was ist los?“ schrie Royce. Er griff ihre Schultern und er spürte wie sie zitterte.

      Sie brachte zwischen ihren Tränen kaum die Worte über die Lippen.

      „Genoveva!“ schrie sie voller Entsetzen. „Sie haben sie mitgenommen!“

      Royce trafen diese Worte wie der Schlag und schreckliche Szenen tauchten vor seinem inneren Auge auf.

      „Wer?“ rief er, seine Brüder hatten sich neben ihn gestellt.

      „Manfor!“ schrie sie. „Aus dem Hause Nors!“

      Royce spürte das Herz in seiner Brust pochen, und Empören stieg in ihm auf. Seine Braut. Geholt von den Adligen, als wäre sie ihr Eigentum. Blut stieg ihm ins Gesicht.

      „Wann!?“ fragte er und drückte Sheilas Arm fester als er es wollte.

      „Gerade eben!“ antwortete sie. „Wir haben uns diese Pferde geholt, um es dir schnellstmöglich mitzuteilen!“

      Sie anderen stiegen hinter ihr von ihren Pferden ab und übergaben Royce und seinen Brüdern die Zügel. Royce zögerte keine Sekunde. In einer schnellen Bewegung sprang er auf das Pferd, gab ihm die Sporen und stürmte durch die Felder davon.

      Er hörte die Pferde seiner Brüder hinter ihm im Gleichtakt durch das Geröll und in Richtung der entfernten Festung galoppieren.

      Sein ältester Bruder Raymond holte ihn ein.

      „Du weißt, dass das Gesetz auf seiner Seite ist“, rief er ihm zu. „Er ist ein Adliger, und sie ist unverheiratet – zumindest in diesem Moment.“

      Royce nickte.

      „Wenn wir die Festung stürmen und sie zurückfordern, werden sie sich weigern“, fügte Raymond hinzu. „Unsere Forderung hat keine gesetzliche Grundlage.“

      Royce biss die Zähne zusammen.

      „Ich werde sie nicht darum bitten, sie mir zurückzugeben“, antwortete er. „Ich werde sie mir zurückholen.“

      Lofen schüttelte den Kopf als auch er zu ihnen nach vorne ritt.

      „Du wirst es nicht einmal durch das Tor schaffen“, rief er. „Eine Berufsarmee erwartet dich dort. Ritter. Rüstungen. Waffen. Tore.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Und selbst wenn es dir gelänge da durchzukommen, selbst wenn du sie rettetest, werden sie dich nicht gehen lassen. Sie werden dich jagen und töten.

      „Ich weiß“, rief Royce zurück.

      „Mein Bruder“, rief Garet. „Ich liebe dich. Und ich liebe Genoveva. Aber das würde deinen Tod bedeuten. Den Tod für uns alle. Es gibt nichts, was du tun kannst.“

      Royce konnte hören wie sehr sich seine Brüder um ihn sorgten und er wusste es zu schätzen – doch er durfte nicht auf sie hören. Sie war seine Braut und was es auch kostete, er hatte keine Wahl. Er konnte sie nicht verlassen, auch wenn es ihn das Leben kosten würde. So war er eben.

      Royce trieb sein Pferd noch stärker voran, denn er wollte ihnen nicht mehr zuhören. Er galoppierte noch schneller durch die Felder gen Horizont und in Richtung der strahlenden Stadt, in der Manfors Festung stand. In Richtung seines sicheren Todes.

      Genoveva, dachte Royce. Ich komme.

*

      Royce ritt so schnell er konnte durch die Felder, seine Brüder neben ihm. Sie erklommen den letzten Hügelkamm und ritten nun in Richtung der sich unter ihnen ausbreitenden Stadt. In ihrer Mitte ragte eine gigantische Festung, der Sitz des Hauses Nors, der Adligen, die sein Land mit eiserner Hand regierten und die seine Familie ausgesaugt hatten, indem sie ihnen einen Zehnten nach dem anderen ihrer Erträge abverlangt hatten. Ihnen war es gelungen, die Bauern seit Generationen in Armut zu halten. Dutzende Ritter standen ihnen zur Verfügung, in vollen Rüstungen, mit echten Waffen und Pferden; sie hatten dicke Steinmauern, einen Burggraben, eine Brücke und sie ließen unter dem Vorwand von Gesetz und Ordnung die Stadt nicht aus den Augen – doch in Wahrheit ging es ihnen darum, die Kuh so gut es ging zu melken.

      Sie hatten das Gesetz gemacht. Sie setzten die grausamen Gesetze durch, auf die sich die Adligen im ganzen Land geeinigt hatten, denn es waren