Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie. Иоганн Вольфганг фон Гёте. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Иоганн Вольфганг фон Гёте
Издательство: Издательство АСТ
Серия: Bilingua подарочная: иллюстрированная книга на языке оригинала с переводом
Жанр произведения:
Год издания: 1831
isbn: 978-5-17-152558-3
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ward ein rother Leu, ein kühner Freyer,

      Im lauen Bad, der Lilie vermählt

      Und beyde dann, mit offnem Flammenfeuer,

      Aus einem Brautgemach ins andere gequält.

      Erschien darauf, mit bunten Farben,

      Die junge Königin im Glas,

      Hier war die Arzeney, die Patienten starben,

      Und niemand fragte: wer genas?

      So haben wir, mit höllischen Latwergen,

      In diesen Thälern, diesen Bergen,

      Weit schlimmer als die Pest getobt.

      Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben,

      Sie welkten hin, ich muß erleben

      Daß man die frechen Mörder lobt.

Wagner

      Wie könnt ihr euch darum betrüben!

      Thut nicht ein braver Mann genug;

      Die Kunst, die man ihm übertrug,

      Gewissenhaft und pünctlich auszuüben.

      Wenn du, als Jüngling, deinen Vater ehrst,

      So wirst du gern von ihm empfangen;

      Wenn du, als Mann, die Wissenschaft vermehrst,

      So kann dein Sohn zu höhrem Ziel gelangen.

Faust

      O! glücklich! wer noch hoffen kann

      Aus diesem Meer des Irrthums aufzutauchen.

      Was man nicht weiß das eben brauchte man,

      Und was man weiß kann man nicht brauchen.

      Doch laß uns dieser Stunde schönes Gut,

      Durch solchen Trübsinn, nicht verkümmern!

      Betrachte wie, in Abendsonne-Glut,

      Die grünumgebnen Hütten schimmern.

      Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,

      Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.

      O! daß kein Flügel mich vom Boden hebt,

      Ihr nach und immer nach zu streben.

      Ich säh’ im ewigen Abendstrahl

      Die stille Welt zu meinen Füßen,

      Entzündet alle Höhn, beruhigt jedes Thal,

      Den Silberbach in goldne Ströme fließen.

      Nicht hemmte dann den göttergleichen Lauf

      Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;

      Schon thut das Meer sich mit erwärmten Buchten

      Vor den erstaunten Augen auf.

      Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken;

      Allein der neue Trieb erwacht,

      Ich eile fort ihr ew’ges Licht zu trinken,

      Vor mir den Tag, und hinter mir die Nacht,

      Den Himmel über mir und unter mir die Wellen.

      Ein schöner Traum, indessen sie entweicht.

      Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht

      Kein körperlicher Flügel sich gesellen.

      Doch ist es jedem eingeboren,

      Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt,

      Wenn über uns, im blauen Raum verloren,

      Ihr schmetternd Lied die Lerche singt;

      Wenn über schroffen Fichtenhöhen

      Der Adler ausgebreitet schwebt,

      Und über Flächen, über Seen,

      Der Kranich nach der Heimat strebt.

Wagner

      Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden,

      Doch solchen Trieb hab’ ich noch nie empfunden.

      Man sieht sich leicht an Wald und Feldern satt,

      Des Vogels Fittig werd’ ich nie beneiden.

      Wie anders tragen uns die Geistesfreuden,

      Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt!

      Da werden Winternächte hold und schön,

      Ein selig Leben wärmet alle Glieder,

      Und ach! entrollst du gar ein würdig Pergamen;

      So steigt der ganze Himmel zu dir nieder.

Faust

      Du bist dir nur des einen Triebs bewußt,

      O lerne nie den andern kennen!

      Zwey Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,

      Die eine will sich von der andern trennen;

      Die eine hält, in derber Liebeslust,

      Sich an die Welt, mit klammernden Organen;

      Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust,

      Zu den Gefilden hoher Ahnen.

      O giebt es Geister in der Luft,

      Die zwischen Erd’ und Himmel herrschend weben,

      So steiget nieder aus dem goldnen Duft

      Und führt mich weg, zu neuem buntem Leben!

      Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein!

      Und trüg’ er mich in fremde Länder,

      Mir sollt’ er, um die köstlichsten Gewänder,

      Nicht feil um einen Königsmantel seyn.

Wagner

      Berufe nicht die wohlbekannte Schaar,

      Die, strömend, sich im Dunstkreis überbreitet,

      Dem Menschen tausendfältige Gefahr,

      Von allen Enden her, bereitet.

      Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn

      Auf dich herbey, mit pfeilgespitzten Zungen;

      Von Morgen ziehn, vertrocknend, sie heran,

      Und nähren sich von deinen Lungen;

      Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt,

      Die Glut auf Glut um deinen Scheitel häufen,

      So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt,

      Um dich und Feld und Aue zu ersäufen.

      Sie hören gern, zum Schaden froh gewandt,

      Gehorchen gern, weil sie uns gern betrügen,

      Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt,

      Und lispeln englisch, wenn sie lügen.

      Doch gehen wir! ergraut ist schon die Welt,

      Die Luft gekühlt, der Nebel fällt!

      Am Abend schätzt man erst das Haus. —

      Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus?

      Was kann dich in der Dämmrung so ergreifen?

Faust

      Siehst du den schwarzen Hund durch Saat

      und Stoppel streifen?

Wagner

      Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir.

Faust

      Betracht’ ihn recht! für was hältst du das Thier?

Wagner

      Für einen Pudel, der auf seine Weise

      Sich auf der Spur des Herren plagt.

Faust

      Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise

      Er um uns her und immer näher jagt?

      Und