Als die Gruppe der Fische sich verabschiedete, spürte ich einen sanften Anstoß, die abschließende Einladung, meine »Unterwasseraugen« zu öffnen. Auch wenn ich nicht sicher war, was das zu bedeuten hatte, folgte ich der Aufforderung und machte bei geschlossenen Augen meine Unterwasseraugen auf. Sobald ich das tat, erblickte ich eine überraschende Vielfalt an Fischen. Alle möglichen Fische schwammen umher, und ihre Augen leuchteten, meist mit einer tiefschwarzen Pupille und einem vollkommen runden Ring aus Farbe drum herum. Manche Augen waren klein und leuchteten dunkel, andere waren flach und schimmerten, wiederum andere quollen rund hervor, hatten einen Goldrand oder waren mit einer milchigen silbernen Schicht bedeckt, in der sich das Licht von oben spiegelte. Alle Augen standen weit offen, ohne zu blinzeln.
Ich lachte voller Bewunderung für das Fischvolk, für seine gutmütige Ermutigung und Bestätigung. Und ich fragte mich, wie es weitergehen würde.
URALTE WEGE
Am nächsten Tag bekam ich die Antwort. Wieder einmal schloss ich die Augen, um die Verbindung zu vertiefen, und spürte ein leichtes Gefühl des Fliegens. Wie ich später feststellte, war es nicht nur ein Schweben durch die Luft, sondern auch durch die Zeit.
Heute kommen wir aus der Luft zu dir: Vögel mit breiten weißen Flügeln. Wir sind in deiner Zeit nicht besonders bekannt, denn wir kommen aus einer uralten Welt. Wir möchten über die Wiederauferstehung des Herzens der Welt sprechen. In gewisser Weise ist es das Öffnen der Vergangenheit, um besser auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Lass uns das näher erklären.
Bei unserer Tierart geht es darum, sich hinaufzuschwingen und die Flügel zu öffnen, alte Muster aufzugeben, um für das Herausfiltern neuer Muster offen zu sein. Unsere Energie setzt sich in dieser Zeit der Veränderung auf der Erde ab. Wir schweben übers Land und bieten unser Wissen an – denen, die für unsere ›neu-alte‹ Perspektive offen sind und davon erfüllt sein wollen. Unsere Energie ist leicht und kaum sichtbar, wie Feenstaub, der herum flirrt und sich auf alles setzt, alles in einen Schleier aus weißem Licht einhüllt. Unsere Energie lässt sich leicht auflösen und durch Haut und Haare aufnehmen. Versteht, dass es sich um eine sehr feine, doch physikalische Substanz handelt, die vom Himmel fällt (von unseren Flügeln und Wesen) und die daraufhin von euren Wesen absorbiert werden kann. Sie ist wie der spirituelle Staub der Nachtfalter. Und gleichzeitig geht es um Weisheit und Ewigkeit.
Ich wusste nur zu gut, worauf sich die Vögel der weiten weißen Flügel bezogen, denn ihre Botschaft brachte eine vielschichtige Sammlung an Bildern, Vorstellungen und Eindrücken mit sich. Mit dem »Schleier aus weißem Licht« meinten sie eine Art von ätherischem Schnee – etwas, das sichtbar und zugleich unsichtbar ist, abhängig von der jeweiligen Perspektive. Der »spirituelle Staub der Nachtfalter« bezog sich auf einen Nachtfalter, der mehrere Tage lang vor dem Fenster meines Arbeitszimmers aufgetaucht war, während ich an meinem ersten Buch schrieb. Der Nachtfalter hatte mir einen Augenblick der Synchronizität geschenkt. Währenddessen holte ich eine alte Ausgabe von Carlos Castanedas Der Ring der Kraft aus dem Bücherregal und betrachtete die Zeichnung eines großen Nachtfalters, der von seinem eigenen schimmernden Lichtkörper umhüllt war. Danach klappte ich das Buch genau auf der Seite auf, auf der Juan Carlos sagt, dass es an der Zeit sei, über Nachtfalter zu reden. »Die Nachtfalter sind Boten oder gar Hüter der Ewigkeit«, sagt Juan zu Carlos. »Die Nachtfalter tragen auf ihren Flügeln Staub … dieser Staub ist der Staub des Wissens.« Als Carlos fragt, was Wissen mit Staub auf den Flügeln von Nachtfaltern zu tun hat, erklärt Juan: »Wissen fliegt wie Goldstaub herbei, derselbe Staub, der die Flügel von Nachtfaltern bedeckt.« – »Aber wie kann der Staub auf ihren Flügeln Wissen sein?«, fragt Carlos. »Das wirst du schon noch sehen«, antwortet Juan rätselhaft.¹
Die Erinnerung daran brachte mich zum Lachen, denn »Das wirst du schon noch sehen« klang für ein solches Abenteuer des Bewusstseins ziemlich alltäglich. Bruchstücke von Dingen, die ich früher nicht richtig verstanden hatte, tauchten wieder auf – heute, viele Jahre später, in Unterhaltungen oder Ereignissen – mit einer tiefsinnigeren Symbolik und tieferen Bedeutung. Wie der Staub der Nachtfalter wurde nun eine »alte« Verbindung als eine »neue« Inspiration oder – wie die Vögel es nannten – eine »neu-alte« Perspektive präsentiert.
Die Vögel fuhren fort: Als Bezug zur Wiederauferstehung ermöglicht die Aufnahme unserer ›Essenz‹ oder unseres ›Staubs‹ die Wiedergeburt eines abgestorbenen, trägen oder eingeschlafenen Geistes. Sie verjüngt, erfrischt und lässt alle sich an andere Zeiten und andere Wesen erinnern. Auf dieser Erde wird eine gemeinsame Aufgabe gebraucht und wir adressieren diesen Zugang zu der Aufgabe.
Dies ist eine leichte Abweichung von deiner Vorstellung des Shapeshiftings, doch wir steuern diese Informationen bei, um aufzuzeigen, auf wie viele verschiedene Weisen der Geist funktioniert. Eigentlich ist unser ›Staub‹ eine Form von Shapeshifting, da es sich um die Umwandlung von spiritueller Essenz in eine Form handelt, die von allen aufgenommen werden kann. Andere Tiere haben dir schon davon berichtet, wie diese gemeinsame Energie oder dieser universelle Geist durch den Verzehr ihrer Körper aufgenommen werden kann. Unsere Methode ist eine andere: Du nimmst die Essenz durch die Haut, Haare und dein Wesen in dich auf. Wie wir schon sagten, ist das eine ältere Weise, eine, die in der Gegenwart auf der Erde nicht häufig angetroffen wird, so wie auch unsere Spezies nicht sehr bekannt ist.
Wir ähneln einem Engelsorden, auch wenn das nicht unsere Bezeichnung ist. Wir stammen aus einem alten Tierorden, der in Zeiten der Veränderung mit der Erde zusammenarbeitet. Wir reagieren auf den Ruf, wenn Veränderung notwendig ist, um mit den Wegen der Natur im Einklang zu fließen. Wir reagieren auf den Ruf aufgrund des Bedarfs nach besonderen Umständen, die für die Entfaltung der irdischen Evolution notwendig sind.
Und damit verschwanden die Vögel der weiten weißen Flügel.
AUSWAHL UND CHANCEN DER INKARNATION
Lass uns weitermachen, schlug Barney am Morgen nach meinen Gesprächen vor. Was hast du aus deinem Kontakt zu den Pinguinen und Fischen und Vögeln gelernt?
»Dass es viele Weisen gibt, wie wir Wissen, tiefere Weisheiten oder ›verschlüsselte Informationen‹ erhalten können: Indem wir sie wahrnehmen, mit anderen teilen oder sie in Form von Nahrung oder über die Haut, das Wasser oder die Luft aufnehmen und so weiter.«
Ja, und es gibt noch mehr.
Ich hielt inne und überlegte. Ich ließ die Energie der Gespräche ein größeres Bild formen. »Den Wert der Vielfältigkeit?«, riet ich. »Vor allem im Rahmen der Multidimensionalität?« Während ich sprach, spürte ich das Fließen eines tieferen Fadens, der sich durch alles hindurchzog. »Die dahinter steckende Energie manifestiert sich also auf bestimmte Weisen – oder auf bestimmten Ebenen –, weil diese jeweilige Weise die beste in unserer Situation ist und am besten passt?«
Jetzt bist du etwas Wesentlichem auf der Spur! Wir wollen es einmal detaillierter aus der Sicht des Geistes betrachten.
Wenn sich dein spirituelles Wesen auf die Inkarnation vorbereitet, hat es eine breite Auswahl. Wenn man will, kann man mit nur wenigen grundsätzlichen Dingen anfangen: dem Verlangen zu lernen, zu erleben, sich zu entwickeln, zu erschaffen und so weiter. Diese Wünsche können als treibende Kräfte oder energetische Variablen angesehen werden.
Aus diesen Variablen bildest du ein Szenario: die Spezies, das Körpersystem, die passende Umgebung, Zugriff und Offenheit für lenkende Informationen (von spirituellen Führern, Engeln und anderen Lehrern) und so fort. Schicht um Schicht legt man so die Grundlagen für einen Lebensplan. Dabei wählst du – in deiner Form als spirituelles Wesen –, welche Situation, Gestalt und Umgebung deine Bedürfnisse am besten erfüllen werden.
Gleich nach der Inkarnation bieten sich sogar noch mehr Auswahlmöglichkeiten