Außerdem war er es gewesen, der die finsteren Gestalten endgültig auf sie aufmerksam gemacht hatte. Somit brachte Darius es einfach nicht über sich, Therry bei dem Kampf gegen die Übermacht von Gegnern sich selbst überlassen. Mit dem Gedanken, dass das alles kein gutes Ende nehmen würde, stürzte er sich in den Kampf.
Als Darius mit seinem Schwert auf den ersten Gegner einhieb, stellte er urplötzlich und mit schreckgeweiteten Augen fest, dass er keinen Menschen vor sich hatte. Erst vor Kurzem hatte er die grüngeschuppte Haut, den mächtigen Kiefer mit den hervorstehenden Hauern und den muskulösen Körper gesehen. Bei der Kreatur, die sich ihm in dem Weg stellte, handelte es sich um einen Ork. Sicherlich nicht dasselbe Exemplar, welches er in dem Gefangenentransport der Zwerge vor zwei Tagen gesehen hatte und das ihm damals noch leidgetan hatte, aber genau sagen ließ sich das nicht.
Wie Darius feststellte, sahen die Gefährten der Kreatur, ebenfalls alles grobschlächtige Orks, genauso aus. Tiefe Furchen durchzogen ihre, von lederner Haut bespannten Gesichter. Für das menschliche Auge ließ sich in der Dunkelheit kaum ein Unterschied zwischen den Monstren feststellen, was sie nur noch bedrohlicher wirken ließ. In jedem einzelnen der vom Mondlicht nur schwach beleuchteten, gelben Augenpaare war die unverhohlene Blutgier deutlich zu lesen.
Jegliches Mitleid, das Darius für diese, seiner Meinung nach zutiefst missverstandenen, Geschöpfe bisher empfunden hatte, löste sich in Luft auf, als sein Schwert auf das der ersten Bestie stieß. Der Ork schien den Schlag mühelos zu parieren, denn er ließ ein grausames Lachen hören, dass sich mehr wie das Bellen eines Hundes anhörte. Als die nach Dung stinkende und von Warzen übersäte Kreatur ihrerseits zum Schlag ausholte, hatte Darius, der gerade noch rechtzeitig das Schwert heben konnte, das Gefühl, sein Arm würde durch das Schultergelenk gedrückt und gleich aus dem Rücken wieder austreten. Die Kreaturen sahen nicht nur gemein aus, sie hatten auch eine unglaubliche Kraft. Schon waren zwei weitere Gegner heran und Darius, der aus dem Augenwinkel sah, wie Therry einem riesigen Ork die Klinge in den Bauch rammte und beinahe im selben Moment vom Körperstoß eines weiteren von den Beinen gerissen wurde, erkannte, dass es nun vorbei war. Der Kampf war verloren, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte.
Jetzt würde er niemals ein Iatas werden, der für das Gute kämpfte, um damit all die Fehltritte auszugleichen, die er in seinem Leben begangen hatte. Doch genau in diesem Moment der Ausweglosigkeit ergriff irgendetwas von ihm Besitz. Mit einem Mal nahm Darius alles nur noch ganz verschwommen und unecht wahr. Es war, als steuerte jemand anderes seinen Körper. Alles lief wie von selbst ab.
»Ich schlitz dich auf, wie ‘n Steppenkriecher!«, grölte der Ork, der ihm am nächsten stand. Doch bevor er seine schartige Klinge auf Darius niederfahren ließ, stach der ihm kurzerhand in den Fuß, indem er sein Schwert schnellstmöglich nach unten stieß. Der hünenhafte Koloss stolperte mit einem Schmerzenslaut nach hinten, der sich anhörte wie das Quieken einer verängstigten Sau. Doch Darius setzte ihm sogleich mit einem Angriffsschrei, welcher auf ihn selbst so wirkte, als käme er von ganz weit weg, nach und köpfte die Bestie mit einem Streich.
Dem nächsten Ork schenkte er noch nicht einmal die Aufmerksamkeit seiner Klinge, sondern trat ihm nur mit voller Wucht gegen den Wanst, sodass auch dieser nach hinten wegtaumelte und Darius den Platz gab, den er brauchte, um mit seinem Schwert in einem weiten Bogen auszuholen. Einen Lidschlag später nahm seine Waffe ein weiteres Leben, indem sie den Kopf einer der Kreaturen bis zum Schlüsselbein teilte.
Dem gerade ausgeführten Schwertstich eines anderen Orks wich Darius geschickt aus und erkannte mit Schrecken, wie zwei der verbliebenen Gegner, die mit dem Rücken zu ihm standen, ihre Äxte stetig auf die am Boden liegende Therry niederfahren ließen. Bisher hatte sie es wie durch ein Wunder geschafft, jeden der Schläge abzufälschen. Doch wie lange das noch so bleiben würde, war mehr als fraglich.
Hauend und stechend bahnte Darius sich den Weg zu ihr und mehr als einmal fand sein Schwert dabei mit tödlicher Genauigkeit sein Ziel. Die gegnerischen Attacken schienen ihm indes nichts anhaben zu können, zumal sie mit einem Mal unnatürlich langsam, ja beinahe schon lächerlich wirkten. Während er sich durch die Menge der Angreifer bewegte, die mittlerweile schon fast um die Hälfte geschrumpft war, fügten ihm die Echsenmänner nicht einen einzigen Kratzer zu. Dafür spritzte das grüne Orkblut nur so nach allen Seiten.
Als Darius direkt hinter den beiden war, die auf die am Boden liegende Therry einhackten und vom Sterben ihrer Artgenossen nichts mitbekamen, sprang er dem einen aus vollem Lauf in die Kniekehle. Gleichzeitig ließ er dem anderen, noch in der Flugphase, sein Schwert waagerecht und mit der ganzen Länge der Schneide wuchtig gegen den Rücken fahren.
»Darius?«, hörte er Therry wie durch einen Schleier erschöpft und ungläubig, während sie sich mühsam wieder aufrichtete.
Indes stieß einer der Orks, der seine Kameraden noch gut um Haupteslänge überragte und aus einem Schnitt am Hals blutete, ein animalisches Brüllen aus woraufhin sie sich zum Rückzug wandten. Allerdings nicht geordnet, sondern wild und in panischer Furcht vor dem Menschen, der unter ihnen gewütet hatte, wie ein rasender Troll.
Kurz bevor sie in der Dunkelheit verschwunden waren, drehte sich der Große im Laufen noch einmal um, funkelte die beiden wütend aus seinen Reptilienaugen an und grunzte: »Das werdet ihr noch bereuen, das schwöre ich!«
Als sich die Monstren entfernt hatten, konnte sich auch Darius langsam beruhigen und begann wieder alles normal wahrzunehmen.
»Was zum Henker war das?«, keuchte Therry verständnislos. Ihre Brust hob und senkte sich ich rascher Folge.
»Was?«, fragte Darius ebenso atemlos und wanke leicht. Ihm wurde schwindlig und er wollte sich, ungeachtet des grünen Lebenssaftes, der wie eine zweite Haut an ihm klebte, erschöpft auf sein Lager niederlassen. Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass sowohl sein Schlaf- als auch sein Rucksack nicht mehr da waren.
»Mach dich nicht über mich lustig, Darius. Du weißt genau, was ich meine. Wie konntest du all diese Orks in die Flucht schlagen?«, fragte Therry wütend.
»Weiß ich doch nicht!«, schrie Darius sie an, der mittlerweile vor lauter Kopfschmerzen auf die Knie gesunken war und sich die Hände gegen die Schläfen presste. In diesem Moment erkannte auch Therry, dass irgendetwas mit ihm nicht in Ordnung war.
»Alles klar?«, fragte sie vorsichtig und berührte Darius leicht an der Schulter, um ihn umzudrehen. Doch in diesem Moment erbrach er sich geräuschvoll auf den Boden.
»Alles ... alles in ... Ordnung«, keuchte Darius. »Wir ... wir sollten verschwinden, bevor sie mit Verstärkung wieder zurückkommen.«
»Ähh ... ja«, entgegnete Therry völlig perplex. »Fehlt dir was?«
»Nur meine Sachen. Keine Ahnung, warum sie die mitgenommen haben. Besonders wertvoll war nichts davon«, antwortete der Iatas-Anwärter, während er unbeholfen aufzustehen versuchte.
»Das hab ich nicht gemeint«, sagte sie besorgt und blickte unentschlossen auf ihren Gefährten hinab, dem noch immer Speichelfäden aus dem Mund hingen. »Bist du verletzt worden?«
»Nein ... nein, mir geht es gut«, sprach Darius und versuchte die Situation mit einem Lächeln herunterzuspielen. »Hast du eine Ahnung, was die von uns wollten?«
»Ich denke mal, sie sind nur zufällig auf uns gestoßen«, meinte Therry und verkniff es sich, Darius dafür zu kritisieren, dass er es gewesen war, der die Orks erst auf sie aufmerksam gemacht hatte. »Sie haben vermutlich kurzerhand beschlossen, uns ausrauben und umzubringen. Und nach deiner Attacke haben sie sich eben genommen, was in Greifweite war«, schlussfolgerte die junge Frau, während sie Darius wieder auf die Beine half. Einige Augenblicke später setzten die zwei sich in Bewegung, um den von Leichen übersäten Kampfplatz so schnell wie möglich hinter sich zu lassen.
»Was