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Vollständige e-Book Ausgabe
© 2020 ISEGRIM VERLAG
in der Spielberg Verlag GmbH, Neumarkt
Covergestaltung: Ria Raven www.riaraven.de
Coverillustrationen: © shutterstock.com
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ISBN: 978-3-95452-831-8
Für meine Schwester.
Danke, dass du immer an mich glaubst.
Dorothea Masal wurde 1991 in Osthessen geboren und ist gelernte Mediengestalterin Bild und Ton. Zurzeit absolviert sie ein Studium im Medienbereich. Sie hat schon als Kind gerne Geschichten geschrieben und liebt es, Welten zu erschaffen, in denen man alles um sich herum vergessen kann. Inspirationen dafür findet sie überall – ob in der Natur, beim Sport oder beim Zähneputzen.
KAPITEL 1
Es war dunkel. Der Himmel hatte sich zugezogen und nur einzelne Wolkenlücken gaben den Blick auf den Vollmond frei. Doch das Licht des Mondes reichte nicht aus, um die Straßen ausreichend zu beleuchten. Die Umgebung war in ein tiefes Schwarz gehüllt und schien alles zu verschlingen.
Automatisch griff Katie nach dem Reisverschluss ihrer Jacke und schloss ihn bis zum Hals. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie fröstelte. Dabei hatte es in den letzten Stunden kaum abgekühlt und die Wärme des Tages lag immer noch spürbar in der Luft. Und doch schien es hier draußen auf einmal unnatürlich kalt zu sein.
Katie griff in ihre Jackentasche und zog eine kleine Taschenlampe hervor. Der helle Lichtkegel gab die Sicht auf die umliegenden Blumenbeete und Büsche frei und ihre Anspannung fiel etwas ab. Sie liebte die Dunkelheit, Vollmondnächte und auch Halloween. Aber alles zusammen ließ auch sie erschaudern. Schließlich war Halloween die Nacht, in der alles möglich war.
Einmal tief durchatmend ließ Katie das vertraute Haus ihrer Eltern hinter sich und ging mit eiligen Schritten die Straße entlang. Die Taschenlampe behielt sie fest in der Hand. Als sie sich den benachbarten Grundstücken näherte, verschwand die Dunkelheit etwas. Ausgehöhlte Kürbisse, Plastikskelette und Grabsteine ragten aus den Gärten und illuminierten die Straße in einem schaurigen Licht. Vereinzelt zogen Eltern mit ihren kostümierten Kindern durch die Straßen und warteten geduldig auf den Bürgersteigen, während ihre Sprösslinge mit dem traditionellen »Süßes oder Saures« - Spruch Naschereien bei den Anwohnern der Kleinstadt einforderten.
Der größte Ansturm war jedoch bereits vorbei. Katie bedauerte das. Sie hätte gerne mehr Zeugen bei ihrem Vorhaben gehabt. Aber das konnte sie jetzt nicht mehr ändern. Mit immer schnelleren Schritten lief sie weiter die Straße entlang und erreichte schließlich eine breite Kreuzung. Noch zwei Häuserblocks und sie würde die schützende Kleinstadt hinter sich lassen. Ihre Armbanduhr verriet, dass es schon fast halb acht war. Sie musste sich beeilen.
Ein letzter Blick zurück und Katie betrat eine dunkle Seitenstraße, die Richtung »Gruselvilla« führte. Anfangs hatte sie noch über diesen Namen gelacht. Aber als sie die verlassene und heruntergekommene Villa vor wenigen Tagen das erste Mal gesehen hatte, war sie fasziniert und erschrocken zugleich gewesen. Das Gebäude musste zu seinen Prachtzeiten bezaubernd ausgesehen haben. Schmale Säulen und ein langer Treppenaufstieg wurden von einem großen Garten und mehreren marmornen Statuen umzäunt. Es wirkte eher wie ein kleines Schloss als eine Villa, mit den Rundbogenfenstern, den hohen Mauern und dem großen Giebel auf der Nordseite. Sogar ein Turm ragte auf der vorderen Seite gen Himmel.
Doch die Glanzzeiten waren längst vorbei. Mittlerweile war die Villa stark heruntergekommen, Türen und Fenster vernagelt und das Dach mit klaffenden, dunklen Löchern versehen. Niemand wollte sich der Villa annehmen. Gerüchten zufolge hatte es mehrere Käufer gegeben, die die Villa gerne ihr Eigen genannt hätten. Doch keiner, der einmal einen Fuß hineingesetzt hatte, wollte sie noch ein zweites Mal betreten. Man sagte, es spuke in dem Haus.
Einige Bewohner schworen, Musik und Stimmengewirr von dort gehört zu haben. Von außen glich die Villa jedenfalls einer Geisterbahn vom Jahrmarkt. Nur, dass dort die Gespenster aus Pappmaché und das Gebäude TÜV geprüft waren.
Katie überkam ein erneuter Schauer. Bisher hatte sie die Gruselvilla nur bei Tageslicht gesehen. Der Gedanke, ihr bei Nacht zu begegnen, war alles andere als einladend. Sofort ermahnte sie sich. Wie sollte sie die bevorstehende Prüfung schaffen, wenn sie sich bereits auf dem Weg dorthin völlig verrückt machte?
»Nur