DNA. K. Krista. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Krista
Издательство: Bookwire
Серия: Wer den Wolf zähmt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754188149
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Mädchen unter Drogen und folterte sie, mit dem Ziel ihr Gedächtnis zu zerstören. Sein Plan sah vor, dass Nicole sie befreit, mit nach Österreich nimmt, dort einige Wochen verbleibt, von ihm wieder zurückgeholt wird und er dann aus erster Hand erfährt, wie er am besten an Nicole heran kommt.

      Das Gedächtnis des Mädchens zeitweise zu zerstören, war nötig, da Dr. Gagarin wusste, dass Lisa Gedankenlesen kann, sein Plan wäre sofort aufgeflogen. Da er jedoch wusste, durch welche Drogen er das Gedächtnis von Svetlana wieder herstellen kann, schien dieser Plan äußerst aussichtsreich. Der Bruder von Svetlana, Alexander Gudoy wurde jedoch misstrauisch und machte sich auf die Suche nach seiner Schwester, was letztendlich zum Scheitern des Planes führte und Dr. Gagarin nicht mehr an Svetlana herankam. Die Verabreichung der Drogen in Verbindung mit einer massiven Folter lösten bei Svetlana nicht nur einen Gedächtnisverlust aus, der zu einem späteren Zeitpunkt von Prof. Dr. Juan Jintao behoben werden konnte, sondern ebenso eine Synästhesie.

      Dieser Begriff steht altgriechisch für „mitempfinden“, oder „zugleich wahrnehmen“. Darunter fallen Farbe und Temperatur, beispielsweise die Verbindung – warmes Grün. Töne, Musik und Räumlichkeit werden auf ungewöhnliche Weise verbunden. Menschen, die Wahrnehmungen derartig verknüpfen, werden Synästheten genannt.

      Svetlana verknüpft Töne mit Farben, soll heißen sie sieht Töne als Farben. So konnte Svetlana plötzlich Klavierspielen, obwohl sie dies niemals gelernt hatte, ferner sieht das Mädchen auch Sprache in Farben. Sie erkennt, ob jemand lügt, daran, dass sich die Farbe ändert.

      Im Normalfall entsteht eine Synästhesie bereits im Kindesalter und wird von den Betroffenen als völlig normal empfunden. Allerdings sind auch Fälle bekannt, in denen eine Synästhesie nach schweren Hirnschädigungen plötzlich aufgetreten sind. Nach neusten Studien sind unterschiedliche Arten der Synästhesie bekannt. Man geht davon aus, dass in etwa vier Prozent aller Menschen Synästhesie haben können. Die Graphem-Farb-Synästhesie, die Svetlana zugeschrieben wird, tritt nach neusten Studien am häufigsten auf. Sie ist die Synästhesie-Form, die bislang am besten untersucht wurde.

      Neben den vier genannten Personen halten sich noch der Shaolin-Mönch, Lisa und Prof. Dr. Juan Jintao in der Küche auf. Samanta, Nicoles Tochter liegt bereits friedlich schlafend im Bett.

      Lisa würde niemals ungefragt die Gedanken von ihr Nahestehenden lesen, muss sie auch nicht, denn es ist allen Anwesenden anzusehen, dass sie zwar froh sind, wieder einmal gemeinsam zu Essen, doch die Stimmung bedrückt, um nicht zu sagen, von Trauer geschwängert ist. Seit sie ohne Nicole aus Russland zurückgekehrt sind, scheint es so, als ob das Leben und die Freude aus dem Haus verschwunden wäre. Gäbe es nicht die Momente, in denen die kleine Samanta das Haus zum Leben erweckt und jedem Bewohner ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, ist die Stille, die in diesem Haus Einzug gehalten hat, fast körperlich spürbar.

      Wäre da nicht ihre noch ganz frisch erwachte Liebe zu Alexander Gudoy, würde Lisa verzweifeln, scheitern, an der Kraft, die ihr abverlangt wird, die traurigen Gefühle, welche jeder einzelne Bewohner ausstrahlt, abzublocken. Dies ist leider eines der wenigen Dinge ihrer Gabe, die Lisa nicht sehr gut im Griff hat. Negative Gefühle die unverhofft auf sie einwirken, kann die junge Frau nur schlecht verarbeiten. Je destruktiver die Gefühle sind, umso schwieriger wird es für Lisa diese zu verdrängen. In der Vergangenheit ist es oft vorgekommen, dass sie diese Art der Gefühle nicht abblocken konnte und ihr Körper einen Schutzmechanismus entwickelt hat, damit umzugehen, sie fällt in Ohnmacht.

      ***

      >>Schön dass wir heute endlich wieder einmal alle zusammen sein können<<, ergreift der Professor das Wort und sieht lächelnd in die Runde.

      >>Ich sehe jedem einzelnen an, dass er immer noch damit zu tun hat, den Verlust von Nicole zu verarbeiten. Mir ergeht es ebenso, deshalb kann ich die Gefühle eines Jeden nachvollziehen, doch möchte ich heute gerne etwas ansprechen, was uns allen wichtig sein sollte. Wollen wir Nicoles Vermächtnis weiterführen?

      Wollen wir ihren Kampf fortsetzen?

      Wir haben alle eine Zeit gebraucht, um über ihren Tod hinwegzukommen, was nicht heißen soll, dass die Trauer bereits beendet ist. Jeder hat die Zeit und kann sich so viel Zeit nehmen wie er benötigt, doch für mich fühlt es sich inzwischen so an, als ob Nicole umsonst gestorben wäre, wenn wir nicht langsam wieder beginnen, ihren Kampf weiterzuführen. Auch hätte sie nicht gewollt, dass wir hier herumsitzen und Trübsal blasen. Ich will niemandem zu nahe treten<<, würgt er den Einwurf ab, den Lisa auf den Lippen hat.

      >>Wir müssen weitermachen Lisa<<, fährt der Professor an das Mädchen gewandt fort. >>Nicole hätte es so gewollt. Sie hatte recht damit, als sie mutmaßte, dass Viktors Schwester Olga irgendwann erkennen wird, was für ein Mensch Dr. Gagarin ist. In dem Moment, wird sie ernsthaft in Gefahr sein. Das Mädchen wird älter, jetzt kann er sie noch manipulieren, aber wie lange noch? Nicole wollte sie retten und wir sollten es schon allein im Gedenken an Nicole tun, findet ihr nicht?<<

      >>Olga wird nicht mit uns kommen<<, wirft Viktor resigniert ein.

      >>Vielleicht jetzt noch nicht<<, erwidert der Professor, >>doch wir sollten uns mit ihr in Verbindung setzen, irgendwie. Sie muss wissen, dass es einen Ausweg gibt, sollte sie einen suchen und selbst wenn wir es nicht schaffen, sie zu überzeugen, Dr. Gagarin wird das Werk von Dr. Maikow weiterführen, in der einen oder anderen Weise. Dieser Mann ist gefährlich, wir wissen das und allein deshalb müssen wir versuchen ihn aus-zuschalten.<<

      >>Aber „Onkel“, wie soll uns das gelingen, ohne Nicole<<, wirft Lisa zweifelnd ein. >>Hast du die modifizierten Männer vergessen, die uns überfallen haben, wir haben nichts, was wir ihnen entgegen setzen können. Nicole ist nicht mehr unter uns<<, fährt die junge Frau mit zitternder Stimme fort. >>Sie war die Einzige, die eine reelle Chance gegen diese Männer hatte.<<

      >>Nun<<, erwidert der Professor lächelnd, >>da bin ich mir nicht mehr so sicher.<<

      Das staunende Gemurmel aller Anwesenden ignorierend fährt Prof. Dr. Jintao fort.

      >>Wie ihr wisst<<, beginnt er lächelnd mit der Erklärung, >>hat Dr. Nikita Gagarin, der Vater von Nikolai, die Männer mittels einer Operation an der Amygdala, der Bereich des Gehirns, der für Emotionen und die Impulskontrolle zuständig ist, zu gefühllosen Monstern gemacht und da Dr. Maikow dies damals noch nicht ausreichte, den Männern auch noch Adrenalin zur Steigerung ihrer Aggressivität zugeführt. Hätte er es bei der OP belassen, sähen wir nun tatsächlich alt aus, da er aber seinen Hals wie immer nicht voll bekam, wurden den Männern Adrenalinpumpen in den Bauchraum implantiert. Ich muss euch nicht daran erinnern, wie schlecht sich Nikita fühlte, da er für die Erschaffung dieser Monster verantwortlich war, deshalb vertraute er mir an, wie man sie besiegen kann. Nun ja, besiegen ist vielleicht etwas hochgegriffen, doch empfindlich treffen können wir sie alle mal.<<

      >>Nun spann uns nicht so auf die Folter Juan<<, mischt sich nun der Shaolin-Mönch ein. >>Wir wissen deine Vorträge im Grunde ja sehr zu schätzen, aber bitte komm endlich zum Punkt.<<

      >>Du hast recht mein Freund<<, grinst der Professor den Mönch breit an, >>die Jungs können durch einen gezielten Stromschlag ausgeschaltet werden.

      Theoretisch<< – schränkt er ein.

      >>Nikita erzählte mir, dass seinerzeit bei einem Versuch einer der Männer aus Versehen an eine Stromquelle gekommen ist, er war zu diesem Zeitpunkt vollgepumpt mit Adrenalin und obwohl der Stromschlag eher leicht war, fiel der Mann um wie ein Brett. Er ist davon nicht gestorben, doch er war Minutenlang außer Gefecht gesetzt und das Beste kommt noch<<, ereifert sich der Professor und blickt triumphierend