Hetzjagd im All. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847648277
Скачать книгу
darauf hingewiesen.

      Vielleicht war er es sogar, der seinerzeit die endgültige Löschung ALLER Daten, die mit der Aktion in Zusammenhang standen, verhindert hat, überlegte ich. Die Möglichkeit dazu hätte er vermutlich gehabt.

      Er erhob mich aus meinem Sessel, lehnte mich mit der Hüfte gegen eine Konsole und verschränkte die Arme.

      Es war sinnlos, darüber nachzugrübeln. Ich war in seiner Hand, je gründlicher ich mir das eingestand, desto besser. Und offensichtlich war Jarvus daran gelegen, mir tatsächlich eine goldene Brücke zu bauen. 200 000 Galax. Das war wirklich außergewöhnlich.

      "Worin besteht der Auftrag?" fragte ich.

      "Es geht um eine rein private Sache."

      "Es hat nichts mit GADRAM oder BARETTO zu tun?"

      "Nein."

      Um so besser, dachte ich.

      "Schießen Sie los."

      "Wie bitte?"

      "Oh, Sorry, eine alte Redewendung wie sie in antiken 2-D-Filmen manchmal verwendet wird."

      "Ach so. Wie man hört, ist das alte Zeug ja wieder mächtig populär geworden."

      "Nur innerhalb einer kleinen Szene von Freaks", korrigierte ich etwas ungeduldig. Ich hatte nämlich nicht die geringste Lust, mit meinem Gegenüber weiter Smalltalk zu führen. Jarvus hingegen zögerte noch, mir seine Karten auf den Tisch zu legen. Er schien Zeit gewinnen zu wollen, um sich letztendlich zu entscheiden, in wie weit er mir vertrauen wollte.

      Du sitzt genau so in der Falle wie ich! ging es mir durch den Kopf, während ich Jarvus' Gesichtsausdruck studierte. Was würdest du tun, wenn ich mich aus der Sache einfach raushalten, meine Sachen packen und untertauchen würde? Wahrscheinlich hast du keine Ahnung, wie schnell das geht...

      Ich war jederzeit darauf vorbereitet.

      Allerdings gefiel mir der Gedanke nicht.

      Schon Soranas wegen. Ich hing sehr an ihr und vermutlich hätte das eine Trennung bedeutet. Zumindest für eine Weile.

      "Haben Sie schonmal etwas von der Kirche des reinen Lichts gehört?" fragte er.

      Ich zuckte die Achseln.

      "Nein, tut mir leid."

      "Es handelt sich um eine radikale Sekte, die gewisse astronomische Gegebenheiten so interpretiert, daß das Ende des Universums unmittelbar bevorstünde. Der Kosmos, so die Lehre dieser Leute, stehe kurz vor einer Art Transformation in einen anderen Daseinszustand, den aber natürlich nur die Jünger des reinen Lichts erreichen können. Alle anderen Menschen gehören zur sogenannten satanischen Sphäre und werden als seelenlose Diener des Bösen angesehen, die man bedenkenlos töten darf..."

      "Klingt nicht gerade besonders sympathisch."

      "Dieser Sekte gehört die Pazifikinsel Makatua. Dort befindet sich das sogenannte Zentrum des reinen Lichtes. Die Insel ist von der Außenwelt abgetrennt. Es gibt keine Transmitterverbindungen und keinen Anschluß ans GalaxyNet. All das lehnen die Jünger des reinen Lichts als Teufelszeug ab."

      Ich hob die Augenbrauen.

      "Worin besteht jetzt meine Aufgabe?" hakte ich nach.

      Jarvus preßte die Lippen aufeinander. Sein Gesicht bekam einen starren Ausdruck. "Mein Sohn ist auf dieser Insel. Sie sollen ihn dort herausholen."

      "Ist Ihr Sohn Mitglied dieser Licht-Jünger?"

      "Ja. Wissen Sie, diese Leute versprechen einem die Geborgenheit einer Gemeinschaft und die Gewißheit, zu den Auserwählten zu gehören, das wirkt auf labile Persönlichkeiten äußerst attraktiv."

      Ich hob die Schultern. "Wie stellen Sie sich das vor? Ich soll Ihren Sohn von Makatua entführen und dann zu Ihnen nach New Manhattan bringen?"

      "Es ist ihm gelungen, eine Botschaft abzusenden."

      "Ich dachte, es gäbe dort keine Verbindung zum Netz."

      "Er verwendete das Navigationssystem eines Gleiters. Darauf können selbst diese Fanatiker nicht verzichten. Brondin, mein Sohn, unternahm offenbar einen Fluchtversuch und wurde dabei von Lichtjüngern gestellt. Morley, er will die Insel verlassen und wird dort gefangengehalten. Diese Sekte ist berüchtigt dafür, austrittswillige Mitglieder einzuschüchtern. Angeblich soll es sogar Fälle von Gehirnwäsche und Mord geben."

      "Sie verzeihen es einem einfach nicht, wenn man sich vom rechten Glauben abwendet", stellte ich fest.

      "Sie sagen es, Morley. Glauben Sie mir, Brondin ist in akuter Gefahr!"

      "Warum gehen Sie nicht zur Polizei?"

      "Ich habe mich beraten lassen. Seit Einführung der sogenannten Toleranzgesetze gibt es so gut wie überhaupt kei- ne legale Zugriffsmöglichkeit auf Makatua."

      Ich ging etwas auf und ab, aktivierte über den CyberSensor eine Fensterwand. Der Anblick des Meeres half mir bei der Konzentration.

      Hatte ich überhaupt eine andere Wahl, als den Auftrag anzunehmen.

      Warum zögerst du? meldete sich eine leicht sarkastische Stimme in meinem Inneren. Du hast ohnehin keine Wahl.

      Ich war alles andere als begeistert von der Aussicht, eine Insel anzufliegen, auf der ich praktisch Freiwild für die Angehörigen einer Sekte war.

      Und die Methoden dieser Lichtjünger schienen alles andere als zimperlich zu sein. Vorausgesetzt, die Informationen, die Jarvus mir gegeben hatte, stimmten. Ich würde jeden Halbsatz davon zunächst genauestens überprüfen, bevor ich einen Gleiter bestieg, um den armen Brondin herauszuhauen.

      "Okay", sagte ich also, "ich werde diesen Auftrag annehmen."

      "Sie wissen nicht, was für ein Stein mir da vom Herzen fällt. Haben Sie Kinder?"

      "Sie müssen nicht mehr über mich wissen, als unbedingt nötig", erwiderte ich kühl.

      "Wie auch immer. Vielleicht haben Sie ja Fantasie genug, um sich vorstellen zu können, wie es in einem aussieht, wenn ein Mensch, der einem sehr nahesteht, zu Grunde gerichtet wird."

      "Ich brauche sämtliche relevanten Daten über Ihren Sohn und diese Lichtjünger", erklärte ich.

      Jarvus nickte. Er griff in eine Tasche, die sich am Gürtel seiner Kombination befand, holte einen etwa daumengroßen Datenträger hervor, den er mir übergab.

      "Ich dachte, diese Dinger werden schon gar nicht mehr hergestellt", meinte ich.

      "Ich wollte vermeiden, daß später irgendein Datenstrom zwischen unseren Systemen nachweisbar ist.

      "Ich verstehe..."

      Durch einen Gedankenbefehl über den CyberSensor aktivierte ich den Datenträger. Eine winzige 3-Projektion der Insel Makatua erschien.

      "Das ist alles, was ich in Erfahrung bringen konnte. Die persönlichen Daten meines Sohnes sind natürlich enthalten."

      "Inklusive von Identifizierungsmustern für Bio-Scanner?"

      "Ja."

      "Sorgen Sie dafür, daß die 200 000 Galax meinen Konto gutgeschrieben werden. Anschließend beginne ich mit der Vorbereitung der Aktion."

      "Ich kann die Summe sofort anweisen."

      "Über Ihren CyberSensor? Tun Sie das bitte erst, wenn Sie wieder in New Manhattan sind."

      "Ah, ja. Ich vergaß! Die Spuren..."

      "Genau."

      "Schließlich soll später niemand nachweisen können, daß ich jemals hier war. Das Geld wird zur Tarnung ein paar Umwege nehmen müssen, aber Sie können sich darauf verlassen, daß es ankommt."

      "Das freut mich."

      Jarvus erhob sich, trat dann etwas näher an mich heran.

      "Ich möchte Sie beschwören, die Aktion so schnell wie möglich zu starten! Sonst kann es