Hetzjagd im All. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847648277
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können passieren. Der Fehler ist behoben.>

      "Und das Analyseergebnis?"

      >Noch unklar. Wollen Sie die Protokolle angezeigt haben?>

      "Später."

      Ich passierte den Schott mit einem schnellen Schritt. Die beiden Hälften bewegten sich nicht dabei, was ich für ein gutes Zeichen hielt.

      Ich ging zurück ins Büro und aktivierte eine der alten 2-D-Fassungen von THE MALTESE FALCON, einem uralten Film aus dem zwanzigsten Jahrhundert, bei dem sich die Experten darüber stritten, ob er nun aus künstlerischen Gründen in Schwarzweiß gedreht worden war oder nur deswegen, weil der Aufwand an finanziellen Resourcen für einen Farbfilm zu groß gewesen wäre. Denn daß der Farbfilm um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts bereits erfunden gewesen war, das galt als allgemeine Lehrmeinung der Historiker. Aber vielleicht hatten ja auch die Außenseiterpositionen recht, die behaupteten, daß man den Farbfilm erst im einundzwanzigsten Jahrhundert erfunden hatte und alles, was an archäologischen Gegenbeweisen die Jahrtausende in irgendwelchen Datenspeichern überdauert hatte, in Wahrheit nachträglich koloriert worden war.

      Ich blickte auf die Leinwand und verfolgte die Geschichte um den zwielichtigen Detektiv Sam Spade, die noch zwielichtigere Bridgid O'Shaughnessy und einen komischen angemalten Vogel, der für alle Beteiligten von unschätzbarem Wert war. Angeblich war der Film gar nicht die erste Fassung dieses Stoffes. Es sollte ein Roman von einem gewissen Dashiell Hammett existiert haben, der der Verfilmung zu Grunde gelegen hatte. Aber das war kaum mehr als eine Legende, für die es bislang nicht den Hauch eines Beweises gab.

      Das SYSTEM meldete sich über die Anzeige in meinem linken Auge.

      So wie ich gerade saß und auf die Leinwand sah, überdeckte die Meldung des Systems den Hut von Sam Spade.

      >Sämtliche Fehlfunktionen sind behoben. Ursache der Störung war ein eingeschleustes reproduktionsfähiges Fremdprogramm.>

      "Ein Virus...", murmelte ich.

      >Die fremden Programmkomponenten konnten sämtlich entfernt werden. Mit weiteren Fehlfunktionen ist nicht zu rechnen. Alle Programme arbeiten wieder einwandfrei.>

      "Gut", nickte ich zufrieden.

      Währenddessen sah ich auf dem gewohnt wackeligen Bild auf der Leinwand ein paar Schlieren. Aber die hatten nichts mit irgendwelchen Systemfehlern oder Viren zu tun. Diese Schlieren machten den Reiz des alten 2-D-Materials aus und zeigen an, daß es sich nicht um eine Fake-Datei handelte, wie man sie manchmal als preiswerte Sonderangebote in GalaxyNet-Flohmärkten angeboten bekam.

      Ich saß da, grübelte etwas darüber nach, wieso man in den zweieinhalb Jahrtausenden seit Erfindung des Computers kein wirksames Mittel gegen Viren erfunden hatte, dachte an Sorana und die vergangene Nacht und fragte mich, ob ich mein Leben in Zukunft einfach so weiter laufen lassen sollte wie bisher oder ob es nicht an der Zeit war, etwas zu ändern. Eine ziemlich bunte Mischung von Gedanken und Empfindungen, die sich da gegenseitig überlagerten, dazwischen die federnden Dialoge aus THE MALTESE FALCON, die großen Augen von Joel Cairo, der von einem Mann namens Peter Lorre gespielt worden war; dazu das dicke feiste Gesicht von jemandem, der sich Gutman nannte und die grauen Eminenz im Hintergrund darstellte.

      Irgendwann meldete mir meine Sichtanzeige im linken Auge Besuch. Die Buchstaben verdeckten Humphrey Bogarts alias Sam Spades V-förmiges Gesicht.

      Ein gewisser Palmon Jarvus aus New Manhattan wollte mich sprechen.

      Persönlich und...

      ...corporal!

      Ich gab ihm die Erlaubnis, mein Transmitterportal anzusteuern und deaktivierte THE MALTESE FALCON.

      Wenn jemand mich in meinem Büro aufsuchen - und nicht nur über Bildschirm, Holoprojektion oder im Cyberspace mit mir sprechen wollte - dann mußte es um etwas sehr wichtiges gehen. Bei den Klienten, die meine Dienste suchten, war das durchaus keine Seltenheit. Die meisten wollten absolute Diskretion, so weit die überhaupt zu gewährleisten war. Sie wollten verhindern, daß irgenwelche Datenströme unterwegs von interessierter Seite herausgefiltert wurden.

      Auf einer der Wände ließ ich mir das Transmitterportal meiner Wohnung anzeigen. Konturen bildeten sich. Ein hagerer Mann mit deutlich hervortretenden Wangenknochen materialisierte und trat aus dem Flimmerlicht des Transmitters heraus.

      >Der Ankömmling ist unbewaffnet>, meldete mir das SYSTEM.

      "Er soll hereinkommen."

      Augenblicke später trat Palmon Jarvus aus New Manhattan ein.

      "Schön, daß Sie Zeit für mich haben, Morley!", erklärte er.

      Ich deutete auf einen der Ledersessel.

      "Bitte, nehmen Sie Platz, Jarvus!"

      "Danke."

      Er setzte sich und schlug die Beine übereinander. Sein Gesicht wirkte angespannt. Er tickte nervös mit den Fingern auf der Armlehne herum.

      "Es muß einen wichtigen Grund dafür geben, daß es Ihnen nicht genügt, meinem Cyber-Ich zu begegnen", stellte ich fest.

      "Ja, das ist wahr", sagte er. "Sie sind jemand, der auch heikle Aufträge zuverlässig ausführt..."

      "Darf ich fragen, wer Ihnen meine Adresse gegeben hat?"

      "Um ehrlich zu sein: Ich habe sie mir selbst beschafft."

      "Ach..."

      "Ich bin Management-Mitarbeiter der Firma GADRAM. Sie erinnern sich vielleicht. Vor etwa einem Jahr haben Sie für GADRAM ein sehr schwerwiegendes Problem -- wie soll ich mich da ausdrücken? -- gelöst."

      "Ich erinnere mich. Aber eigentlich hatte ich mit GARDRAM abgemacht, daß außer meinem Kontaktmann niemand etwas von mir erfährt."

      "Das ist auch nicht geschehen."

      "Offenbar sind meine Daten aber immer noch in den GADRAM-Speichern abrufbar."

      "Nur in geheimen Speicherbereichen."

      "Auch das entsprach nicht den Abmachungen."

      "Ich bedaure, aber dafür bin ich nicht verantwortlich."

      "Mag sein. Aber es ist trotzdem ärgerlich. Und besonders geheim scheinen die erwähnten Speicherbereiche ja auch nicht zu sein -- schließlich sind Sie an die entsprechenden Informationen ja problemlos herangekommen."

      Jarvus lächelte dünn. "Problemlos nicht, aber mit gewissen Tricks. Und mit gewissen Tricks könnte ich auch dafür sorgen, daß Ihr Datenmaterial völlig aus den GADRAM-Speichern verschwindet."

      "Ah, daher weht also der Wind!"

      "Nein, Sie mißverstehen mich. Ich will Sie nicht erpressen, Morley! Ganz bstimmt nicht. Ich biete Ihnen lediglich meine Hilfe an. Das ist alles. Für die Erfüllung Ihres Auftrages werdem Sie von mir gut bezahlt."

      "Was bedeutet 'gut'?"

      "Sie bekommen 200 000 Galax."

      Ich hob die Augenbrauen.

      Das war wirklich ein sehr beachtliches Honorar, mehr als ich damals bekommen hatte, als ich für GADRAM ein Verfahren des Konkurrenzunternehmens BARETTO zur Optimierung von CyberSensoren gestohlen hatte und dabei um ein Haar vom Security Service umgebracht worden war.

      Ich konnte nur dafür beten, daß BARETTO niemals meine Identität herausbekam.

      In dem Fall war ich so gut wie tot.

      Leider hatten BARETTO und GADRAM ihre Zentralen gegenseitig mit Spionen durchsetzt, so daß ich befürchten mußte, daß BA- RETTO doch irgendwann in den Besitz meiner Daten gelangte, mochten die Sektoren in den GADRAM-Rechnern, in denen sie gespeichert waren, auch noch so geheim sein. Es war nur eine Frage der Zeit.

      Diee verdammten Hunde! durchzuckte es mich. Ich hätte es wissen müssen, daß sie eine krumme Tour versuchten!

      Jarvus sprach es nicht aus, aber ich zweifelte keine Sekunde daran, daß ihm meine Zwangslage