Final Game. Valuta Tomas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Valuta Tomas
Издательство: Bookwire
Серия: Five Dogs
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742749260
Скачать книгу
in Neves Halsbeuge. Sehnsüchtig atmet sie den Duft ihrer Frau ein. Sie konnte sie nicht gehen lassen, unter keinen Umständen. Niemals!

      »Was ist das, Mommy?« Precious’ Stimme reißt Sam in die kalte Gegenwart zurück. Schniefend nimmt sie den Kopf hoch und blickt hinter sich. Precious steht einen Schritt hinter ihr und schaut sich den Perfusor an. Angestrengt schluckt sie. Sie schaut zu Neve zurück und streicht ihr sanft über die Wange.

      »Das nennt man einen Perfusor. Es ist eine Spritzenpumpe, die verschiedene Medikamente in Mummys Körper pumpt.«

      »Und welches Medikament ist das da?« Precious’ kleine Hand zeigt auf eine der Spritzen. Ohne richtig hingesehen zu haben, antwortet Sam »Ich weiß es nicht«.

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      Precious bohrt ihrer Mutter unermüdlich und erbarmungslos diese Fragen zwischen die Rippen, die sie beim besten Willen nicht beantworten kann. Und weil sie das nicht kann, und weil sie für Neves Zustand verantwortlich ist, spürt Sam Wut in sich aufsteigen.

      Angestrengt blickt sie zu Neve hinunter. Precious geht währenddessen um das Bett herum. Anstatt sich auf den Stuhl zu setzen, bleibt sie vor den Maschinen stehen.

      »Und was ist das da für eine komische Maschine?«

      »Ich weiß es nicht, Precious.« Nervosität steigt in Sam auf.

      »Was steht da auf dem Bildschirm?«

      »Keine Ahnung.« Sam spürt, dass ein merkwürdiges kribbeln in ihr aufsteigt.

      »Was dreht sich da so komisch?«

      »Woher soll ich das wissen?« Sams Stimme wird gereizter.

      »Was ist denn das rote da?«

      »Precious!« Mit einem Mal schreit Sam so laut durch das Zimmer, dass sie sich selbst davor ängstigt. Erschrocken hebt sie den Kopf und schaut zu ihrer Tochter hinüber. Die steht mit ausgestrecktem Finger vor eine der Maschinen und schaut ihre Mutter mit großen Augen eingeschüchtert an. Als Sam erkennen kann, dass Tränen in Precious aufsteigen, wird ihr bewusst was sie getan hat.

      »Oh Gott Precious, es tut mir leid. Entschuldige bitte.« Sofort eilt Sam um das Bett herum und zieht Precious an sich.

      »Entschuldige, Schatz. Ich … ich bin einfach nur kaputt. Meine Nerven sind etwas angespannt. Ich wollte dich nicht anschreien. Entschuldige bitte.«

      »Ist schon gut.« Precious zögert keine Sekunde. Bestätigend zu ihrer Aussage umarmt sie ihre Mutter fest. Durch Precious' Bewegung weiß Sam, dass sie zu Neve schaut.

      »Und Mummy schläft wirklich ganz tief und fest? So fest wie sie neulich bei mir im Bett geschlafen hat?« Sam schnauft angestrengt.

      »Fester, viel viel fester. Nur die Ärzte können sie wecken. Aber das geht im Augenblick noch nicht. Das habe ich dir doch erklärt.«

      »Ja«, nickt Precious.

      Sam geht aus der Hocke, streicht Precious über den Haufen Haare und zeigt auf die Maschinen.

      »Soll ich dir erklären was ich weiß? Auch wenn das nicht wirklich viel ist?« Freudig nickt Precious wild mit dem Kopf und folgt wissbegierig dem Finger ihrer Mutter. Dieser wandert etwas planlos über den kleinen Bildschirm.

      »Also, die Zahlen zeigen an, wie hoch oder niedrig Mummys Körpertemperatur ist. Im Moment ist sie zu niedrig, aber das ist nicht schlimm. Das da ist der Blutdruck.« Sams Hand wandert zur anderen Maschine. Neugierig folgt ihr Precious.

      »Und das ist das Beatmungsgerät. Es pumpt Luft in Mummys Lungen, weil sie das im Augenblick selber nicht kann. Das Atmen übernimmt also die Maschine für sie.« Mit fragendem Blick schaut Precious zu Sam hoch.

      »Das verstehe ich nicht.« Sam setzt sich auf den Stuhl und zieht Precious zu sich.

      »Das hier …«, sie holt tief Luft und atmet diese danach wieder aus »ist das atmen, das weißt du ja.« Bestätigend nickt Precious und macht ihrer Mutter die Atmung nach.

      »Super, Mummy kann das im Moment allerdings von alleine nicht machen. Deswegen macht das die Maschine für sie. Es gibt auch noch Maschinen wo man die Atmung ganz gut beobachten kann.«

      »Echt? Sieht man dann die Luft? So wie im Winter, wenn man warme Luft in die kalte pustet?« Sam muss bei so viel Neugierde tatsächlich grinsen.

      »Nein Schatz, so sieht man das nicht. Aber es gibt Maschinen wo ein schwarzer Faltenbalg zu sehen ist, der bei jedem aus oder einatmen entweder rauf oder runter geht. So kann man die Atmung sehr gut nachverfolgen. Diese Maschine …« Sam zeigt flüchtig hinter sich »ist praktisch genau dasselbe, nur etwas anders aufgebaut. Dennoch hilft es Mummy beim Atmen.« Neugierig blickt Precious zu Neve. Sie verengt die Augen und schaut dann bockig zu Sam zurück.

      »Hat Mummy deswegen diesen Schlauch im Mund?« Sam grinst. Liebevoll stupst sie ihrer Maus auf die Nase.

      »Du bist unfassbar schlau. Richtig Schatz, genau richtig.« Sie steht wieder vom Stuhl auf und tritt an die Herz-Lungen-Maschine.

      »Tja …«, murmelt sie hilflos und blickt über dieses Monstrum an Technik »so ganz genau weiß ich auch nicht wie das funktioniert. Lass mich kurz überlegen.« Precious wird so still, dass man sogar die Mäuse husten hören könnte, falls es im Krankenhaus welche geben sollte.

      »Ok, also Mummys Blut wird durch den Schlauch hier aus ihrem Körper in die Maschine gepumpt.« Sofort reißt Precious ihren Kopf hoch.

      »Was?«, quiekt sie erschrocken.

      »Hör mir zu«, lächelt Sam zuversichtlich.

      »Mummys Blut wird hier hineingepumpt und sofern ich die Technik richtig verstehe, wird das Blut dort gereinigt. Dort hinten wird aus dem Blut dann der verbrauchte Sauerstoff rausgenommen und frischer Sauerstoff wieder dazu gepumpt. Und wenn das alles fertig ist, pumpt die Maschine das Blut wieder in Mummys Körper zurück. Das geht die ganze Zeit so. Ununterbrochen. Ein Kreislauf, verstehst du? Deswegen redet man auch oft davon, dass der Kreislauf eines Menschen nicht stimmt, weil dann das Blut nicht gleichmäßig durch den Körper gepumpt wird. Die Maschine macht das aber so gut und präzise, dass Mummy nichts passieren kann.« Mit großen Augen schaut Precious die monströse Maschine an.

      »Das da ist also Mummys Blut?« Sie zeigt auf einen Schlauch, in dem sich ein roter Rinnsal bewegt. Bei dem Gedanken daran, dass das tatsächlich Neves Blut ist, wird Sam für einen kurzen Augenblick anders.

      »Ja Schatz, das ist Mummys Blut.« Gefangen von diesem schon fast abartigen Gedanken, setzt sich Sam auf den Stuhl zurück und zieht Precious auf ihren Schoß.

      »Und was machen wir jetzt?«, fragt die kleine Maus. Sam schüttelt den Kopf.

      »Nichts, wir werden einfach nur hier sitzen und Mummy beim schlafen zusehen, ok?« Precious scheint ein klein wenig zu überlegen, bis ein kurzes »Ok« von ihr kommt. Dann schlingt sie ihre Arme um Sams Hals, legt ihren Kopf gegen den ihrer Mutter und schaut zu Neve in das Bett.

      ***

      »Jessica?«

      »Hm?« Sam rutscht etwas bequemer in den Stuhl der ihr in den letzten Tagen so vertraut geworden ist. Die Arme und Hände hat sie auf der Matratze ablegt und ihr Kinn dort platziert. Seit einer Stunde betrachtet sie ihre regungslose Frau.

      Tag für Tag wechseln sich die Freunde an Neves Seite ab. Außer Sam, sie ist jeden Tag hier. Manchmal nimmt sie Precious mit, manchmal kommt sie alleine, nur um kurz danach einen ihrer Freunde zu empfangen. Heute ist Jessica an ihrer Seite. Auch wenn es an sich nichts Aufregendes zutun gibt, sitzt Jessica in diesem Zimmer und leistet