Dyako war verwirrt, und das sah man ihm an.
„Du weißt es nicht…:“ stellte sie fest.
„Aber ich weiß nun, dass ich mich nicht geirrt hatte, denn ich nehme an, dass du ein Geheimnis verbirgst.“ teilte Dyako mit.
„Was interessiert es einen Venatoren, was ich will oder vorhabe?“ fragte sie nun direkt. Es fragte kein kleines zierliches Kind, dies musste eine Frau sein!
„Es interessiert mich nicht, aber jetzt werde ich neugierig.“ Patzte Dyako.
Wieder Stille.
„Nun gut“, begann sie und stand dabei auf. „ Ich habe einen Auftraggeber, der sehr daran interessiert ist, dass Milos an den Ort seiner Bestimmung gelangt.“ verriet sie.
Dyako antwortete nicht.
Laetizia schlich ein wenig um ihn herum.
„Ich mach‘ dir ein Angebot“, fing sie an, „dass du nicht ablehnen kannst.“
„Ich kann ihn nicht umbringen.“ fuhr Dyako dazwischen.
Laetizia lachte leicht.
„Das will ich auch gar nicht. Ich will, dass du ihn schützt, bis der Auftrag erfüllt ist. Dafür bezahle ich dich gut.“ versprach sie.
Dyako überlegte.
„Wenn du einverstanden bist, dann bleib über den morgigen Tag bei Milos, ich erzähle dir dann alles Weitere.“
Dann ging Laetizia.
Dyako konnte, wie jeder Venator, dem Geld schlecht widerstehen. Es widersprach jedoch auf keinen Fall seinem Kodex, wenn er diesen Auftrag annahm. Moral besaßen Venatoren nicht, deshalb fiel es hm nicht schwer auch unmoralische Aufträge anzunehmen.
Es war der Gedanke, dass dieser Auftrag Milos schaden könnte, was sein Herz wollte, wenn er eines gehabt hätte, aber sein Kopf verbot, was seiner Ehre galt. Dyako ruhte und es ging die Sonne auf, um den nächsten Tag einzuläuten.
Milos zeigte sich überrascht, als Dyako ihm erklärte, dass er nun eine Art Wegbegleiter sein wollte. Diesem vorgeschobenen Grund glaubte Milos nicht, denn er wusste, dass Venatoren nicht einfach so, ohne Geld mit jemandem reisten.
Milos dachte, die Rettungsaktion Dyakos sei die Ursache. Eigentlich sollte es ihm gleichgültig sein. So teilte Milos mit, dass die Reise zum Saphirsee gehen müsse, genauer gesagt auf die andere Seite, nicht bei Rax, wobei dort ein Berg den Weg versperrte.
Milos benötigte dafür ein Boot. So beschloss er, ein paar Dinge zu verkaufen, um sich davon das Boot leisten zu können.
Laetizia sprach nicht viel. Die Blicke zwischen ihr und Dyako trafen sich immer wieder. Sie sah, dass Dyako noch dort war, um scheinbar die Mission zu erfüllen. Dyako hatte ihn angenommen, aber er spürte nach wie vor, dass etwas nicht stimmte.
Der Verkauf der Dinge gestaltete sich schwierig und so verbrachten die drei ihren Tag auf dem Marktplatz.
Laetizia entfernte sich auf einmal von Milos. Sie gab an, noch Proviant zu erstehen. Dyako nutzte die Chance, um die Verfolgung aufzunehmen. Laetizia bewegte sich zu den Obst- und Gemüseständen und stahl bei jeder Gelegenheit ein paar Dinge, ohne dabei erwischt zu werden.
Danach ging sie weiter. Sie wirkte ziellos, aber sie bemerkte Dyako nicht, der ihr auf den Fersen war. Es zog sie in einer Gasse, die sich abseits von der Menschenmenge befand.
Kurz nachdem sie dort angelangt war, legte sie das Erbeutete nieder, murmelte irgendetwas vor sich hin und verwandelte sich! Dyako war überrascht! Noch überraschter zeigte Dyako sich, als er feststellte, zu welcher Person sich Laetizia, oder wer auch immer sie gewesen war, wandelte: Es war er selbst. Ein exakter Doppelgänger von sich, mit allen Fehlern und dem selbigen Anzug. Dyako fühlte Bestätigung in seiner Vermutung, dass etwas nicht stimmte.
Dyako fragte sich, was Laetizia als seiner Kopie anrichten wollte. Dyako kam der Gedanke, dass sie versuchen würde, Milos zu töten, oder eine Attacke auf jemanden zu starten, um ihn aus dem Rennen zu werfen. Sie sah ihn als Gefahr!
Laetizia bemerkte plötzlich, dass sie jemand beobachtete. Sie sah, dass es Dyako war. So verwandelte sie sich in ihm, da ihr letzter Gedanke ihm galt, wenn auch unfreiwillig.
Eigentlich wollte sie sich in jemand anderes wandeln, aber nun hatte sie kaum Energie, um dies zu ändern. Sie beschloss, auf Dyako zuzugehen, um es ihm zu erklären, aber sie entdeckte ihn nicht mehr.
Sie realisierte, dass es an der Zeit war, offen zu zeigen, wer sie war. Sie legte ihre Waffen nieder und hob ihre Arme:
„Ich weiß, dass du dich versteckst hast. Ich will nur mitteilen, dass ich nicht die Absicht habe, Milos oder dir etwas zu tun. Meine Wandlung war ein Versehen, ich hatte etwas anderes vor.“ brachte sie vor.
Es war ruhig, sehr ruhig, zu ruhig. Der Marktplatz war weit entfernt im Hintergrund, nur die Stille war spürbar.
„Ich kann dir helfen“, bot sie an, „ich weiß von ihr… von Mirabella.“
Dyako zitterte bei diesem Namen. Woher konnte sie von ihr wissen, war sie doch tot, schon vor Jahren gestorben. Er trat aus seinem Schlupfwinkel. Als Laetizia sich umdrehte, erblickte sie den Venator.
„Woher?“ fragte er kurz und durchdringlich.
Laetizia in der Gestalt des Venators schaute weg.
„Ich weiß es, ich weiß, dass sie die Liebe deines Lebens war“, begann sie, „und ich kann sie dir wiedergeben.“
Dyako war fassungslos. Es war unglaublich, dennoch schien sie die Wahrheit zu sagen. Mirabella war tot, da war sich Dyako ziemlich sicher- er hatte sie auch innerlich begraben, um weitermachen zu können. Jeder Hoffnungsschimmer in ihm protestierte und wurde lauter und lauter.
„Wie?“ Dyako hielt sich kurz und energisch.
„Das darf ich nicht verraten“, gab sie preis, „aber ich gebe dir mein Wort.“
Venatoren waren Ehrenmänner und das Wort eines Venators war absolut vertrauenswürdig- sie hielten es immer. Zumal Verlogenheit keine Kunden locken würde. Venatoren aber trauten fast niemandem. Wer sein Wort gab, sollte es halten, falls nicht, so war er des Todes!
„Ich messe dich an deinem Wort“, gab Dyako an, mit drohender Stimme, „falls du die Unwahrheit sagst, dann werde ich dich nicht nur töten, sondern auch quälen!“
Laetizia stimmte zu. Zudem gelang es ihr, sich zu dem Mädchen zurück zu wandeln, welches sie bisher vorgab zu sein.
„Lass‘ uns zu Milos zurückkehren, aber er darf dir nichts anmerken.“ wandte sie ein. „Zudem darf er hiervon und über meine Person nichts erfahren.“
„Das wird er nicht“, versprach Dyako.
Sie schritten durch den Marktplatz und fanden Milos wieder. Dieser teilte ihnen mit, dass er nun sein Boot besorgt hätte und der Weg zum Saphirsee nun machbar sei.
Sodann machten sich die Drei auf den Weg, den Gaardes entlang, zu dem vorgegebenen Ziel von Milos.
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Friedrich war nun seit ein paar Tagen der neue Piratenkönig der Caducos und ihm gefiel diese Rolle. Er war erbarmungslos und veranlasste gegen alle Gegner eine Köpfung.
Nach dem diese Prozeduren ihr Ende fanden, respektierten ihn die Männer, zwar nicht die eigenen, aber diese waren dennoch nicht dumm genug, um ihn zu verletzen- wo sollten sie denn dann hin?
Außer Josias, der immer mehr der oberste Schutzmann des neuen Piratenkönigs wurde, waren die anderen eher zurückhaltend.
Friedrich interessierte dies wenig. Er war beschäftigt. Zu seinen Ehren wurde, als Eröffnung seiner Regentschaft, ein Fest veranstaltet.
Groß sollte es werden, nein, gigantisch- endlich