Der-beste-Mensch-der-Welt. Nehat Krasnici. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nehat Krasnici
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783750216600
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sollst mich nicht bei Al-Lat und Al-Uzza

      bitten! Bei Allah, nichts hasse ich mehr als sie!“ „Dann bitte ich dich bei Allah, mir zu antworten!“

      Muhammad erwiderte: „Frage mich, was du fragen möchtest!“ Er fragte nach seinen Träumen, nach seinem Körper und nach vielen Angelegenheiten in seinem Leben.

      Muhammads Antworten stimmten mit den Zeichen Bahiras überein, die er kannte. Bahira sah sich nun den Rücken Muhammads an, auf dem er das ovale Muttermal entdeckte, das den Propheten kennzeichnen sollte. Nun wusste er, dass es sich bei dem Jungen um einen Gesandten Allahs handelte - einen Propheten, der es, wie Noah, Abraham, Moses und Jesus, sehr schwer haben würde. Als er Muhammad zu seinem Onkel Abu Talib zurückbrachte, fragte er ihn: „Welcher Verwandtschaftsgrad besteht zwischen dir und diesem Jungen?“

      „Er ist mein Sohn.“

      „Er kann nicht dein Sohn sein! Der Vater dieses Jungen soll nicht mehr am Leben sein!“

      „Er ist der Sohn meines Bruders“, berichtigte Abu Talib.

      „Was ist seinem Vater zugestoßen?“

      „Er starb, während die Mutter des Jungen mit ihm schwanger war.“ „Du hast die Wahrheit gesagt! Bring deinen Neffen in seine Heimat zurück und beschütze ihn vor den Juden! Denn bei Allah, wenn sie wissen, was ich über ihn weiß, werden sie ihm Böses antun! Große Dinge erwarten deinen Neffen! Beeile dich und bring ihn nach Hause!“43

      Kaum hatte Abu Talib seine Geschäfte in Ash-Sham48 erledigt, eilte er, Bahiras Warnung folgend, mit Muhammad nach Mekka zurück. Die Jahre vergingen und Muhammad wuchs zum Mann heran.

      Weil die Mekkaner Muhammad stets als ehrlichen, vertrauenswürdigen und freundlichen Menschen erlebten, nannten sie ihn „Al-Amin“, den Vertrauenswürdigen. Händler der Stadt beauftragten ihn, ihre Ware mit

      Handelskarawanen ins Ausland zu bringen. Durch diese Reisen konnte Muhammad seine finanzielle Lage verbessern und seinem Onkel manche Last abnehmen.

      Auch Chadidscha, eine reiche und kluge Kaufmannswitwe, lebte zu jener Zeit in Mekka. Sie war schon zweimal verheiratet gewesen und hatte beide Männer verloren. Als sie von Muhammads Ehrlichkeit und seinem edlen Charakter hörte, schickte sie eines Tages nach ihm und machte ihm das Angebot, ihre Handelskarawane nach Ash-Sham zu bringen. Muhammad war zu dieser Zeit fünfundzwanzig Jahre alt. Sie bot Muhammad einen höheren Lohn als jedem anderen, und sie war sogar bereit, ihm einen ihrer Sklaven, einen Mann namens Maisara, zur Verfügung zu stellen.

      Muhammad nahm ihr Angebot an und schloss sich mit Maisara der Handelskarawane an.

      Als sie in Busra im Süden Syriens ankamen, ließ Muhammad sich im Schatten eines Baumes in der Nähe eines Klosters nieder, das einem Mönch namens Nestor gehörte.

      Der Mönch fragte Maisara: „Wer ist dieser Mann unter diesem Baum?“ „Er gehört zum Stamm Quraisch, zu den Leuten der Kaaba“, antwortete Maisara.

      „Unter diesem Baum haben bisher nur Propheten gesessen!“ sagte der Mönch.44

      Auf dem Markt verkaufte Muhammad die Waren und wählte sorgfältig aus, was er den Mekkanern zum Kauf anbieten wollte. Maisara merkte, dass er einen Menschen begleitete, der anders war als alle Anderen. Schon die Worte Nestors hatten ihn verwundert. Es gab aber etwas, das ihn noch mehr verwunderte: Während der Reise sah Maisara, wenn die Sonne stark schien, zwei Engel, die Muhammad Schatten gaben. Bei ihrer Rückkehr nach Mekka berichtete Maisara Chadidscha von den Worten des Mönches und von den zwei Engeln. „Du hast mich mit ihm geschickt, damit ich ihm diene. Dabei hat er mir gedient. Wenn ich krank war, pflegte er mich, wenn ich traurig war, tröstete er mich!“, sagte Maisara.

      Chadidscha ging zu ihrem Cousin Waraqa und erzählte ihm, was sie über Muhammad gehört hatte.

      Waraqa Bin Naufal war in seiner Jugend Christ geworden, er konnte

      Hebräisch lesen und schreiben und hatte Kenntnis von den heiligen Schriften der Juden und Christen. Im Alter war er erblindet, wurde aber in Mekka wegen seiner Weisheit geschätzt.

      „Chadidscha! Wenn das stimmt, dann ist Muhammad der Prophet Allahs! Denn ich weiß seit langer Zeit, dass ein Prophet erwartet wird.

      Seine Zeit ist schon gekommen!“, sagte er.

      Chadidscha schickte Maisara zu Muhammad, um ihn zu holen.

      Als Muhammad bei ihr eintraf, brachte sie gleich ihre Gefühle ihm gegenüber zum Ausdruck, besonders ihre Wertschätzung seiner Gerechtigkeit. Sie sagte ihm auch: „Ich schätze dich wegen deiner Beliebtheit in deiner Familie, wegen der Schönheit deines Charakters und deiner Ehrlichkeit.“ Nach diesen Worten bot sie ihm die Ehe an.45 Muhammad stimmte zu.

      Muhammad sprach mit seinen Onkeln über sein Vorhaben. Diese beauftragten darauf seinen Onkel Hamza, zu Chadidschas Familie zu gehen und - wie es der Brauch war - förmlich für Muhammad um ihre Hand anzuhalten. Hamza war wohl deswegen gut dafür geeignet, weil seine Schwester Safiya mit Chadidschas Bruder Awwam verheiratet war. Die Verwandten der Brautleute freuten sich über die Heirat, und Muhammad schenkte seiner Frau zwanzig Kamele als Brautgabe.

      Chadidscha war zu diesem Zeitpunkt vierzig Jahre alt, Muhammad fünfundzwanzig.

      Bald verließ Muhammad das Haus seines Onkels. Er lebte nun bei seiner Frau und führte eine glückliche Ehe. Sie gründeten eine große Familie, die nicht nur aus ihren eigenen Kindern bestand. Ihr erstes Kind war Qasim, der jedoch in seinem zweiten Lebensjahr starb.46 Nach ihm gebar Chadidscha vier Töchter, die sie Zaynab, Ruqayya, Umm Kulthum und Fatima nannten. Das letzte Kind, ein Junge, den Muhammad Abdullah47 nannte, starb ebenfalls früh.

      Muhammad war sehr dankbar für seine Töchter, die er sehr liebte. Baraka, die Dienerin seiner Mutter, die ihre Freiheit von der Sklaverei Muhammad zu verdanken hatte, lebte auch bei ihnen, nachdem sie ihren Mann verloren hatte. Zaid, ein Sklavenjunge, den Muhammad freigelassen und auf eigenen Wunsch als Sohn angenommen hatte, gehörte ebenfalls zur Familie.48 Da Muhammads Onkel Abu Talib seine Kinder kaum ernähren konnte, weil er zu arm wurde, schlug Muhammad seinem Onkel Abbas vor, dass jeder von ihnen einen seiner Söhne aufnehmen sollte. Abu Talibs Sohn Dschaafar wurde von Abbas aufgenommen, sein Sohn Ali von Muhammad. So gehörte nun auch Ali zum Hause des Propheten.

      Die Kaaba

      D

      ie friedliche Zeit in Mekka näherte sich ihrem Ende; eine schlimme Überschwemmung beschädigte die Kaaba, und mancherlei dunkle Zeichen zeigten sich. Tag für Tag erschien auf den Mauern der Ruine der Kaaba eine riesige Schlange. Jeden, der sich ihr näherte, zischte sie an und versetzte alle in Angst und Schrecken. Daher konnte die Kaaba nicht wieder aufgebaut werden. War das furchterregende Tier ein übles Vorzeichen? Ein paar Menschen beobachteten, dass die Schlange eines Tages in der Sonne lag und Allah einen Adler schickte. Er flog tiefer und tiefer, bis er sie schnappte und sogleich mit ihr verschwand.49

      Die Quraisch sahen darin ein Zeichen, dass Allah mit ihrem Vorhaben, die Kaaba wieder aufzubauen, einverstanden war. Doch wer würde sich trauen, Allahs Haus zu berühren? Zwar waren die Mekkaner wieder Götzendiener geworden, aber an Allah und die Botschaft seiner Propheten Abraham und Ismael glaubten sie immer noch. Dass die Kaaba von ihrer Entstehung bis zum Tag der Auferstehung der Mittelpunkt der göttlichen Botschaft und ein Symbol der Einzigkeit Allahs war, wussten sie noch - aber in jener Zeit waren Unwissenheit, Götzendienst und Gewalt so verbreitet, dass sie manchmal nicht mehr zu unterscheiden vermochten, was zur Religion Abrahams gehörte und was zum Aberglauben. Würde Allah einen weiteren Gesandten schicken, um die Menschen wieder auf Seinen Weg zu führen? Reichten die Propheten Adam, Noah, Abraham, Ismael, Moses, Zacharias, Johannes, Jesus und alle anderen, die gesandt worden waren, nicht aus?

      Die christlichen und jüdischen Gelehrten erwarteten jenen Propheten, der barmherzig zu aller Welt sein sollte, mit unbeirrbarer Sehnsucht. Dessen letzte Botschaft sollte der ganzen Menschheit gelten - nicht nur einem bestimmten