Der-beste-Mensch-der-Welt. Nehat Krasnici. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nehat Krasnici
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783750216600
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Allah für Hadschar und ihr Kind hatte hervorsprudeln lassen, brachte Menschen zu ihnen. Es brachte Karawanen, die sie mit allem versorgten, was sie an Nahrung und Kleidung benötigten, und es brachte ihnen Nachbarn, die in immer größerer Zahl vom Stamme Dschurhum zu ihnen strömten und das Tal von Mekka mit Leben und Geselligkeit füllten.

      Eines Tages kam Abraham zurück und sah, was Allah mit seiner Frau und seinem Sohn hatte geschehen lassen. Er hatte Allah gebeten: „So mache ihnen die Herzen der Menschen zugeneigt und versorge sie mit Früchten, damit sie dankbar sein mögen.“3 Seine Bitte war auf wunderbare Weise erfüllt worden.

      Ein gesegnetes Haus

      H

      adschar sollte nicht mehr erleben, wie Abraham und Ismael die Kaaba, das Haus Allahs, erbauten: Kaum hatte ihr Sohn das Jugendalter erreicht, starb sie. Nachbarn vom Stamme Dschurhum gaben Ismael eine ihrer Töchter zur Frau, die fortan das Leben mit ihm teilte.4

      Eines Tages kam Abraham und verkündete seinem Sohn, dass Allah ihnen beiden befohlen habe, Sein Haus in der Mitte des Tales von Mekka zu bauen. Der Bau sollte auf Fundamenten errichtet werden, die sich schon dort befanden.

      Abraham und Ismael arbeiteten hart, um den schwierigen Auftrag auszuführen. Als die zwei Männer die Grundmauern der Kaaba errichtet hatten, bat Abraham: „Unser Herr, nimm es von uns an; denn wahrlich, Du bist der Allhörende, der Allwissende!“5

      Voller Eifer rief Abraham nun die Menschen zum Glauben an Allah und zur Pilgerfahrt zu Seinem heiligen Haus auf und gründete damit das Zentrum der reinen Religion des Einzigen Gottes. Für die Zukunft vertraute er das Haus seinem Sohn an und erklärte ihm, wie er den Gläubigen die Riten der Pilgerfahrt und deren Handlungen beibringen sollte - so, wie Allah es ihn gelehrt hatte.

      Schließlich kehrte Abraham nach Kanaan zurück. Ismael hütete die Kaaba, und nach ihm hüteten sie seine Kinder und deren Onkel von den Dschurhum.

      Die Zeit verging; eine Generation folgte der anderen, so wie die Tage und Nächte einander folgen. Unterdessen hatten sich manche von Ismaels Nachkommen auf der arabischen Halbinsel zerstreut, während andere in Mekka geblieben waren. Doch statt der reinen Religion Allahs zu folgen, zu der Abraham sie aufgerufen hatte, vergaßen sie viele und verfielen wieder dem törichten Aberglauben. Übles geschah nun beim Haus Allahs: Es wurde zu einem Ort der Götzenanbetung. Menschen aus allen Gegenden der Halbinsel pilgerten zu den Götzen, um ihnen Opfergaben und Schlachtopfer darzubringen. Kaum noch etwas erinnerte an die edle Absicht, mit der Abraham und Ismael die Kaaba im Auftrag Allahs erbaut hatten.

      Dieser traurige Zustand fand seinen Tiefpunkt, als die Obhut der Stadt an Mudad Bin Amr vom Stamme der Dschurhum überging.

      Seine Herrschaft erfüllte alles andere als den Zweck, die Kaaba in Ehren zu halten. Vielmehr wurde sie dermaßen vernachlässigt, dass einige Bewohner Mekkas es wagten, die Gaben, die dem Haus für die Armen dargebracht worden waren und im Innern aufbewahrt wurden, zu stehlen. Sie schreckten nicht einmal davor zurück, Krieg in Mekka, dem Ort des Friedens, zu führen. Die süße reine Quelle Zamzam war den Menschen längst gleichgültig geworden - sie betrachteten sie als einen gewöhnlichen Brunnen. Zudem war ihr Wasser erschreckend knapp geworden.

      Dies alles weckte die Aufmerksamkeit einiger der Nachbarstämme Mekkas, die sich des Brunnens bemächtigen und seine unachtsamen und nachlässigen Bewohner vertreiben wollten.

      So stürzten sich die Stämme von Chuza'a6 auf die Dschurhum und griffen sie an. Der erbitterte Kampf forderte so manches Opfer. Bald zeigte sich, dass die gut gerüsteten Eindringlinge den überraschten Dschurhum weit überlegen waren. Als Mudad Bin Amr sah, dass seine Herrschaft zu Ende ging und Mekka in die Hände der Chuza´a fallen würde, begriff er, dass es keinen anderen Ausweg gab, als Mekka zu verlassen. Wehmütig grub er den heiligen Brunnen tiefer, versenkte die für die Kaaba gestifteten Geschenke in ihm und schüttete die Stelle sorgfältig mit Sand zu, bis nichts mehr an den Brunnen erinnerte. Schweren Herzens verließ er die Stadt. Als er ging, hoffte er inbrünstig, eines Tages die Herrschaft über Mekka zurückgewinnen zu können.

      Mekka aber ging in die Hände der Chuza'a über.7

      Der Schatz

      Q

      usai Bin Kilab, ein Nachkomme Ismaels, des Sohnes Abrahams, war Herrscher über Mekka geworden. Unter ihm lebten die Menschen ruhiger und zufriedener als zuvor, denn er war der erste, der befahl, Häuser zu bauen, um innerhalb sicherer, fester Wände zu wohnen statt in dünnen Lauben und Zelten. Bisher hatten die Bewohner sich gescheut, Häuser in der Nähe der Kaaba zu errichten.

      Qusai machte sich daran, ein Rathaus zu bauen, in dem alle wichtigen Beschlüsse gefasst werden sollten. Auch vereinigte er die verschiedenen Ämter, die mit der Kaaba verbunden waren, in seiner Hand und verwaltete sie mit Tatkraft und Klugheit. Zu ihnen gehörte die Siqaya, die Bewirtung der Pilger, das heißt die Bereitstellung von Wasser, Dattelsaft und anderen Getränken sowie das Heranschaffen des Wassers von weit entfernten Brunnen, die an einigen Stellen Mekkas gegraben worden waren. Außerdem schuf Qusai das Amt der Rifada, das er den Quraisch8 zur Pflicht machte. Es bedeutete, dass sie ihm einen Teil ihres Vermögens abzutreten hatten, damit er die armen Pilger speisen konnte. So festigte Qusai die zukünftige Macht der Quraisch. Die beiden Ämter gingen nach seinem Tod an seine Söhne und deren Nachkommen weiter, bis sie Abdul-Muttalib Bin Haschim Bin Abd Manaf Bin Qusai übernahm.

      Abdul–Muttalib war ein gutaussehender, freundlicher Mann von kräftiger Statur. Im Laufe der Jahre war er zu einigem Wohlstand gelangt, welchen er stets zum Wohle aller einsetzte.

      Zu dieser Zeit hatte er nur einen Sohn, der Al-Harith hieß. Al-Harith arbeitete hart, um Wasser aus den äußeren Bezirken Mekkas heranzuschaffen, dessen Sauberkeit zu überwachen und es für die Pilger bereitzustellen.

      Als Abdul-Muttalib sah, wie sein Sohn sich abplagte, wünschte er, dass der berühmte Brunnen Ismaels, an den die Araber sich noch dunkel erinnerten, nicht zerstört worden wäre. Dann wäre Al-Harith das Amt der Wasser-Bereitstellung gewiss leichter gefallen! Der Wunsch beschäftigte ihn zunehmend; er konnte kaum noch an etwas anderes denken.

      Während er eines Nachts im heiligen Bezirk nahe der Kaaba schlief, rief ihm jemand im Schlaf zu: „Grabe nach Taiba!“9Abdul–Muttalib fragte verwirrt: „Aber was ist Taiba?“ Doch die Stimme schwieg, und Abdul-Muttalib erwachte.

      In der folgenden Nacht schlief er wieder am gleichen Ort, und diesmal rief jemand ihm zu: „Grabe nach Barra!“10 Abdul–Muttalib fragte: „Doch was ist Barra?“

      Der geheimnisvolle Rufer verschwand wie in der Nacht zuvor, und Abdul-Muttalib erwachte wieder verwirrt.

      In der dritten Nacht rief die Stimme: „Grabe nach Madnuna!“11Als Abdul-Muttalib wissen wollte, was Madnuna sei, schwieg die Stimme abermals.

      In der vierten Nacht schließlich, als die unbekannte Stimme ihn aufforderte: „Grabe nach Zamzam!“, fragte Abdul-Muttalib mehrmals: „Und wo ist Zamzam?“

      Endlich beschrieb ihm die Stimme den Ort, an dem Zamzam zu finden war.

      Als die Quraisch von Mekka erwachten, wunderten sie sich über Abdul–Muttalib und Al-Harith, die eifrig dabei waren, zwischen den im heiligen Bezirk aufgestellten Götzenbildern Isaf und Nayila12 zu graben - genau dort, wo die Quraisch gewöhnlich ihre Schlachtopfer darzubringen pflegten. Sie fragten die beiden, was sie da täten.

      Abdul-Muttalib gab ihnen zur Antwort: „Ich grabe nach dem Brunnen

      Zamzam, damit die Pilger daraus Wasser schöpfen können!“

      Die Männer der Quraisch wollten Abdul-Muttalib daran hindern, zwischen ihren Götzenbildern zu graben. Ihre Drohungen und Versuche, ihn aufzuhalten, ließen Abdul-Muttalib jedoch unberührt - beharrlich grub er weiter, und sein Sohn stellte sich schützend hinter ihn.

      „Bei Allah! Ich werde tun, was mir befohlen