Der-beste-Mensch-der-Welt. Nehat Krasnici. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nehat Krasnici
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783750216600
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dessen, dass Muhammad „dank der Gnade seines Herrn nicht besessen, sondern“ der Prophet Allahs „von großartiger Wesensart59 war.

      Muhammad selbst hat die Art und Weise, wie ihm die göttlichen Offenbarungen zuteil wurden, so beschrieben: „Manchmal überkommt sie mich wie Glockengeläut, und das ist die schmerzhafteste Art. Sobald ich die Botschaft fassen kann, verklingt das Läuten. Manchmal erscheint der Engel vor mir in der Gestalt eines Menschen und spricht zu mir, und ich bewahre in meinem Gedächtnis, was er sagt.“65

      Der Prophet Muhammad, wie er nun von den Muslimen genannt wurde, begann, denjenigen aus seiner Sippe, zu denen er Vertrauen hatte, im Geheimen von seiner Botschaft zu berichten.

      Als das Gebet zur Pflicht wurde, erschien Gabriel auf der höchsten Stelle Mekkas in der Gestalt eines Mannes60 und schlug mit seinem Fuß ein Loch in die Erde, aus dem sogleich Wasser sprudelte.

      Der Engel verrichtete die rituelle Waschung, während Muhammad ihn dabei beobachtete und anschließend das Gleiche tat. Dann stellte der Engel sich zum Gebet auf, und Muhammad stellte sich neben ihn und betete mit ihm.67

      Der Prophet ging zu Chadidscha, wusch sich und betete mit ihr, wie Gabriel mit ihm gebetet hatte, damit auch sie es lernte.61

      Er begann, den Menschen die klare monotheistische Botschaft des Einzigen Gottes zu predigen und ermutigte sie, nur noch Allah zu dienen. Ihm war bewusst, dass diese Botschaft Gefahren mit sich brachte, denn die Gleichheit, die Allah für die Menschen wollte, bedeutete für viele reiche Männer in Mekka und in der übrigen Welt das Ende der Tyrannei gegenüber den Schwachen - vor allem gegenüber den Frauen. Diejenigen, die hunderte Sklaven besaßen und sie wie Tiere behandelten, sollten sie nach der neuen Religion nämlich freilassen. Die Frau sollte ein Erbrecht erhalten und eigenen Besitz haben dürfen. Muhammad ermutigte die Menschen, Sklaven freizulassen. Männer durften nicht mehr eine unbegrenzte Anzahl von Frauen haben. Er bestand darauf, den Frauen Rechte, eine Aussteuer, Erbe und Eigentum zu geben. Er erklärte den zum Besten, der am freundlichsten zu seiner Frau ist.62

      Die Mekkaner machten sich lustig über Muhammad, wenn er sich für die Rechte der Schwachen einsetzte und Tränen über Mädchen vergoss, die lebendig begraben wurden. Frauen wurden damals verachtet – nicht nur im vorislamischen Arabien, auch von den Römern und Persern. Der Koran verkündete offen, dass die Männer sich dafür einst verantworten werden müssen. „...und wenn das lebendig begrabene Mädchen gefragt wird: ‚Für welch ein Verbrechen wurdest du getötet?’“63

      Eines Tages erzählte einer seiner Gefährten dem Propheten, was er vor der Annahme des Islams getan hatte.

      „O Gesandter Allahs, in der vorislamischen Unwissenheit haben wir unsere Kinder getötet! Ich hatte eine Tochter, die ich eines Tages im

      Sand begrub.“

      Als der Prophet dies hörte, schluchzte er so sehr, als habe er eines seiner eigenen Kinder verloren. Er weinte so lange, bis sein Bart nass wurde, und doch konnte er den Mann für seine Tat nicht bestrafen. Er hatte ja bereut und dies nur erzählt, um zum Ausdruck zu bringen, wie schrecklich sich die Menschen vor dem Islam verhalten hatten.64

      Viele Menschen begriffen bald, dass der Prophet, der so ungewöhnliche Dinge sagte und tat, nur das Beste für sie wollte, sie vom Aberglauben befreien und ihnen zeigen wollte, dass Götzen nur Steine waren, die den Menschen weder nützen noch schaden. Die Quraisch aber betrachteten die neue Religion, die durch Muhammad verkündet wurde, als Verunglimpfung ihrer Götter und Beleidigung ihrer Vorfahren. Der Kult um die Götzen, die vor der Kaaba standen, war für die Quraisch aber auch die Grundlage ihres Wohlstands und ihrer Macht. Dass sich die Kaaba und die Götzen in ihrer Obhut befanden, war der Grund für ihre Vormachtstellung in Arabien. Der Handel, der während der Pilgerzeit getrieben wurde, war die Quelle ihres Reichtums.

      Nach Chadidscha waren Ali, Zaid und Abu Bakr die Ersten, die sich dem Islam anschlossen. Abu Bakr war bekannt für seine große Weisheit und brauchte keine Bedenkzeit, um sich dem Propheten anzuschließen. Er kannte ihn besser als jeder andere und wusste, wie ehrlich und aufrecht sein Freund war. Er begann, die klugen Leute aufzufordern, dem Propheten zu folgen. Durch ihn wurden Abu Ubayda Bin Al-Dscharrah, Abdurrahman65 Bin Awf und später noch viele andere Muslime.

      Chalid war der Sohn des mächtigen Anführers der Bani Abd Schams66, Said Bin Al-As. Einmal träumte er, er stehe am Rande eines Abgrunds, in dem ein verzehrendes Feuer wütete. Plötzlich kam sein Vater und versuchte, ihn ins Feuer zu stoßen. Während sie miteinander rangen, spürte er den Griff zweier Hände, die seinen Vater zurückhielten. Er sah: Sein Retter war Al-Amin - der vertrauenswürdige Muhammad. Da erwachte er und ging gleich zu Abu Bakr.

      „Freue dich!“, rief Abu Bakr, „der Mann, der dich gerettet hat, ist der Gesandte Allahs! Folge ihm! Bestimmt wirst du ihm folgen, den Islam annehmen und so vor dem Feuer gerettet werden!“

      Chalid begab sich zum Propheten, erzählte ihm seinen Traum und fragte ihn nach seiner Botschaft. Der Prophet lehrte ihn, was er wissen wollte. Chalid nahm den Islam an, hielt dies aber vor seiner Familie geheim.74

      In jener Zeit war der Händler Uthman Bin Affan in der Wüste von Syrien nach Mekka unterwegs. Während er schlief, weckte ihn eine Stimme: „Wache auf, in Mekka erschien bereits Ahmad67, der Hochgepriesene!“68

      Bevor er Mekka erreichte, begegnete er Talha, einem Cousin Abu Bakrs. Uthman erzählte ihm von der Stimme in der Wüste, während Talha von einem Erlebnis mit einem Mönch berichtete, der ihn fragte, ob der Prophet Ahmad erschienen sei.

      Beide machten sich auf den Weg zu Abu Bakr, der sie, nachdem er sie angehört hatte, sogleich zu Muhammad brachte, damit sie den Islam annehmen könnten.

      Noch wurde der Islam im Verborgenen verkündet. Der Prophet hatte sich bislang nicht öffentlich zu den Götzen geäußert, daher sahen die Quraisch in der Botschaft nur indirekt eine Bedrohung. Ihre Reaktion war entsprechend schwach. Das sollte sich aber nun ändern.

      Anfeindungen

      D

      en reichen Herrschern von Mekka war die soziale Gleichheit, die Muhammad predigte, ein Dorn im Auge. Deshalb wollten sie verhindern, dass er Anhänger um sich sammelte. Es hätte auch ihre Geschäfte ruiniert – denn einen einzigen, anbetungswürdigen Gott als unsichtbaren Schöpfer anzuerkennen und Ihm allein zu dienen, bedeutete, allen Götzen abzuschwören. Viele Menschen hatten Steine als Götzen um die Kaaba herum aufgestellt, beteten sie als Götter an und glaubten, dass sie für Glück, Reichtum und Ehre sorgten. In Mekka herrschte damals das Recht des Stärkeren: Wer reich und stark war, konnte sich alles erlauben. Frauen und Sklaven wurden ausgebeutet.

      Die Botschaft war vom Propheten drei Jahre im Verborgenen verbreitet worden, doch nun wurde ihm von Allah der Befehl erteilt, sie öffentlich zu verkünden.

      Zuerst sprach der Prophet mit seinem Clan, den Bani Haschim. Es bekannten sich zwar nur wenige von ihnen zum Islam, aber Abu Talib sicherte ihm den Schutz der Bani Haschim zu und sagte ihm, dass er mit der Verkündung seiner Botschaft fortfahren könne. Nur einer der Bani Haschim stellte sich gegen ihn: Muhammads Onkel Abu Lahab. Am folgenden Tag stieg der Prophet auf den Hügel Safa in der Nähe der Kaaba und rief: „O Bani Machzum, o Bani Zuhra, o Bani…“. So rief er alle Stämme der Quraisch.

      Als sie hörten, dass es Muhammad war, der rief, eilten sie zum Hügel Safa. Nachdem die Stämme der Quraisch sich nun alle versammelt hatten, fragte der Prophet: “Würde ich euch berichten, dass sich hinter diesem Berg Reiter befinden, die euch angreifen wollen, würdet ihr mir glauben?“ Sie antworteten: „Ja, wir haben von Dir noch nie eine Lüge gehört und kennen dich als jemanden, der immer die Wahrheit spricht“. Da sagte der Prophet: “Ich bin für euch ein Warner vor einer schlimmen Strafe. Ich bin wie jemand, der einen Feind erspäht hat und nun seine Stammesangehörigen warnt“. Er erzählte ihnen von seiner Botschaft und dem Auftrag, den Allah ihm gegeben hatte. Er schloss mit den Worten: „O Quraisch, glaubt an Allah, rettet euch vor dem Feuer

      der