Sarah Boils Bluterbe. Nicole Laue`. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nicole Laue`
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844261509
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Gott, ich werde verrückt. Ich brauche ärztliche Hilfe.

      Ich wühlte in meiner Jackentasche nach dem Autoschlüssel, öffnete das Schloss und setzte mich wieder hinter das Steuer. Die Tür zog ich mechanisch einfach nur zu. Eine seltsame Panik stieg in mir auf. War ich wirklich verrückt? Was wollte dieser Mann von mir, wie konnte er überhaupt so schnell in Nippes sein? Eben saß er noch am Schalter des Elektromarktes und dann lief er an mir vorbei und verschwand wie ein Schatten genauso schnell, wie er neben mir aufgetaucht war. Oder hatte ich mich getäuscht? War das alles nur Einbildung? Ich gab Gas und sah zu, dass ich nach Hause kam. Kaum hatte ich den Wagen geparkt, überquerte ich die Straße, öffnete die Wohnungstüre und betrat meinen Flur. Mir dröhnte der Schädel. Die Schuhe flogen in die Ecke und meine Jacke warf ich einfach auf den Boden. Mit Klamotten krabbelte ich aufs Bett und zog die Decke über mich. Mir wurde übel, Kälte kroch an mir hoch. Die Schwere in meinem Kopf lähmte jeden klaren Gedanken. Ich schloss die Augen. Versuchte irgendwie das schnelle Pumpen meines Herzens zu kontrollieren und dann fiel in einen unruhigen Schlaf.

      Kapitel 3

      Irgendwo rief jemand leise in der Ferne meinen Namen.

      Ist Martin schon zurück von der Baustelle? Viel zu früh…und wo kommt dieser merkwürdige Nebel her?

      Wie eine verschleierte Wolke webte sich ein Spinnennetz aus grauer und undefinierbarer Masse um mich. Sie fühlte sich kalt und feucht an.

      In Träumen spürt man doch eigentlich nichts. Oh Gott, ist das kalt hier.

      Mein erster Gedanke war `Laufen`, ich wollte nur noch laufen. Doch ich blieb wie angewurzelt stehen, als wären meine Beine aus Blei und meine Schuhe auf dem undurchsichtigem Boden aus dunkler Masse festgetackert.

      „Sarah“ hauchte es irgendwo durch den dichten Nebel. Langsam bewegte sich etwas Dunkles auf mich zu. Die Umrisse wurden zusehend klarer. Eine Gestalt schritt durch den grauen Schleier und blieb in geringem Abstand vor mir stehen. Ich starrte durch das dichte Luftgewebe. Angst kroch an meinen Beinen hoch. Sie verteilte sich über meine Oberschenkel und schlängelte sich über meinen Rücken hinauf bis in den Nacken. Von dort schlich sie weiter und legte sich eng um meinen Hals. Dann drückte sie zu. Ein beklemmendes Gefühl. Ich rang nach Luft.

      „Was willst du schon wieder von mir? Beim letzten Mal hast du mich nicht leiden lassen.“

      „Du brauchst Dich nicht zu fürchten, du bist nicht in Gefahr. Noch nicht.“

      Es war eine andere Stimme, als die aus der letzten Nacht. Der Mann, der mir im Hinterhof begegnet war, der sich als mein Vater ausgegeben hatte, sprach anders. Konzentriert versuchte ich der Stimme eine Form zu gegen. Er war ganz nah an mich herangetreten. Die Gestalt bekam langsam ein Gesicht. Ich starrte wieder in diese zwei glasklaren und blauen, leuchtenden Augen, die mir schon am Vormittag begegnet waren. Dieses Blau war so unglaublich schön, dass ich meinen Blick nicht abwenden konnte. Nie zuvor hatte ich derartige Augen gesehen. Der dunkle Kreis um seine leuchtende Iris lies das glasklare Blau noch heller schimmern, als es eh schon war. Seine Haut, glänzte immer noch wie poliertes Elfenbein und betonte sein markantes Gesicht auf faszinierende und animalische Weise. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. In diesem Moment erkannte ich zwei weiße, spitze und längere Eckzähne. Gleichzeitig blitzten seine Augen für einen kurzen Moment auf. Die Farbe seiner Iris hatte sich in schimmerndes gelb Gold verwandelt. Das konnte nur ein Traum sein. Das war nicht die Realität.

      Aufwachen, ich muss einfach nur aufwachen.

      Ich versuchte krampfhaft die Lieder zu öffnen, doch ich hatte keine Macht mehr über meinen Körper. Mr. Nadelstreifenanzug blieb seelenruhig vor mir stehen. Ich versuchte mich zu erinnern, was man im Ernstfall tun würde, wenn einem ein Wesen begegnete, das nicht menschlich war. Nicht dass ich glaubte, dass es so etwas möglich sei, um Himmels willen, Nein. Natürlich nicht. Aber das hier war mein Traum und das einzige mystische Wesen, dessen Augenfarbe sich veränderte und dem Eckzähne aus dem Kiefer wuchsen, war ein Vampir.

      Ok. Jetzt nicht in seine Augen sehen……er hat keine Macht über mich, wenn ich ihn einfach ignoriere und keine Angst zeige, dann werde ich wach und der Vampir ist verschwunden.

      Er lächelte: „Sarah, du liest zu viele Bücher. Ich kann dich nicht mit meinen Augen hypnotisieren. Und ich will es auch gar nicht. Du brauchst meinen Blicken nicht auszuweichen. Ich werde dir nichts tun.“

      Seine Stimme klang genauso melodisch und einfühlsam, wie bei unserem kurzen Gespräch am Vormittag. Er sprach leise, mit einer schier unglaublichen Sicherheit, dass mich seine Worte, in ein Meer weicher Daunenfedern betteten. Das konnte nur die dämonische Macht sein, das war reine Manipulation eines Opfers.

      „Ja sicher, und ehe ich mich versehen habe, stecken deine Beißerchen in meinem Hals. Was für ein dämlicher Traum.“

      Ich konzentrierte mich mit aller Kraft auf meine Gedanken, kämpfte gegen das warme Gefühl an, dass er mir entgegenbrachte und versuchte mir krampfhaft die Realität zurückzuholen.

      „Ich werde dann mal jetzt wieder wach und sage dir adieu, du Freak.“

      Er schüttelte den Kopf, wobei seine Mimik dieselbe blieb und erwiderte: „ Es tut mir leid, dass ich dich noch kurz hier festhalten muss, aber das hier ist nicht mehr dein Traum allein. Ich habe keine andere Wahl, als dich noch einen kurzen Moment hier zu behalten.“

      Ich verstand kein Wort von dem was er sprach. Und ich wollte auch keines mehr verstehen, aufwachen wollte ich, einfach nur aufwachen.

      „Sarah, du bist an einem Ort, an dem ich dich eigentlich nicht treffen darf. Es ist mir verboten mit dir Kontakt aufzunehmen. Du allein musst entscheiden, ob du mich sehen willst oder nicht. Ich darf den Kontakt zu dir nicht suchen, solange du nicht weißt, wer und was du bist, und solange du selbst es nicht willst.“

      Ich starrte ihn an, der Nebel wurde immer schwächer. Gleich würde ich aufwachen und der ganze Unsinn hätte ein Ende. Ich würde in meinem schnuckelig warmen Bettchen liegen und alles würde gut sein. Ich würde die nächsten Wochen keine Vampirbücher mehr lesen, keine Serien wie Charmed oder Buffy gucken und nur noch ganz viele lustige Talk-Shows verfolgen. Die Sonne würde scheinen und Martin würde heim kommen und mir eine Schachtel Pralinen ans Bett stellen.

      „Sarah! “ Seine Stimme hauchte in den trüben Nebel, sanft und weich. Etwas tief in meinem Inneren zuckte unter dieser Berührung eines einzigen Wortes zusammen.

      Oh nein, Du wirst mich nicht in deinen Bann ziehen.

      Ich versuchte mich zu wehren, doch er war stark, viel zu stark und seine dunkle und mächtige Stimme drang tiefer in mein Bewusstsein ein. Sie versuchte Besitz von mir zu ergreifen. „ Hör mir bitte zu, wir haben keine Zeit mehr, ich habe keine Zeit. Es geht um die Vorherrschaft in eurer Stadt. Und wenn du mir nicht hilfst, dann wird die Stadt bald nur so von Vampiren wimmeln. Das mag jetzt alles ein wenig viel für dich sein, aber wenn du später erwachst, dann wirst du die Zeichen erkennen. Aber hör mir jetzt endlich zu.“

      „So, hier ist nun wirklich Schluss, jetzt reicht es. Ich will nichts mehr hören und dich auch nicht mehr sehen. Verschwinde aus meinen Gedanken. Denn eigentlich gibt es dich ja gar nicht. Alles hier ist reine Einbildung und mein Gehirn verarbeitet vermutlich gerade die Ereignisse meines Lebens, die ich wohl noch nicht selbst verdaut habe. Vermutlich bekomme ich auch eine Grippe. Ich bin fiebrig und habe dich soeben erfunden. Das hier sind die ersten Warnsignale, ich werde mir heute noch einen Termin bei einem Psychiater geben lassen.“

      Ich schloss die Augen, versuchte meine Bettdecke zu fühlen, die Lieder zu öffnen, doch dieser Traum war realer, als alles, was mir je zuvor begegnet war. Wie sehr ich mich auch anstrengte, ich wurde einfach nicht wach.

      Verdammt!

      „Sarah, du liest so viel über Magie,