Der Weg in das Morgen. Kay Welzel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kay Welzel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844251562
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Sieh mal dahinten.“ In der hinteren Hälfte des gefliesten Labors waren große Ausgussbecken. An den ersten zwei Becken lehnten die Laboranten oder was sie einmal waren. Man hatte ihre Köpfe mit Klebeband, das Gesicht nach unten, in den Becken fixiert, die Becken dann wahrscheinlich mit Salzsäure gefüllt. Das Ergebnis war die Zerstörung des biologischen Materials. Die Reaktion dauerte noch an, deswegen waren auch die scharfen Dämpfe im Raum. „Wie eben schon, nichts mehr zu machen, am besten wir verschwinden schnell, nicht dass die Brüder hier noch im Hause sind, wäre mir gar nicht angenehm, so liebe Freunde zu treffen, ich bin nämlich heute nicht in Stimmung.“ „Kann ich gut verstehen, bei mir ist auch ziemlich alles verstimmt.“ „Los komm!“ Sie durchquerten das Labor, Joe konnte gerade noch an sich halten, sich nicht zu übergeben. „Ein schöner Mist ist das, ich hoffe ja immer noch, dass das nicht mit Deiner Erfindung zusammenhängt.“ „Tja, hoffe ich auch nicht, vor allem begreife ich nicht, was die Russen für eine Rolle spielen, die waren doch seinerzeit überhaupt nicht beteiligt.“ „Das Beste wäre, wenn wir Egon Turner finden könnten.“ Sie gingen über den Hof, in Richtung Pförtnerhäuschen, der Doktor steckte seinen Kopf durch das offene Schiebefenster um das Telefon zu benutzen. „Er liegt da drinnen! Oh, schrecklich!“ „Ja, da sollten wir ihm vielleicht helfen?“ „Dem kannst Du nicht mehr helfen, der hat sich auch für immer verabschiedet.“ „Sieh lieber nicht rein, es ist nicht gut!“ „Noch schlimmer als oben? Du machst mir Angst!“ Der Onkel winkte ab, und ging Richtung Tor, Joe sah ins Innere des Pförtnerhäuschens. Robert hatte recht, es wäre besser gewesen, er hätte auf ihn gehört und nicht hinein geschaut. Man hatte Arme und Beine, Kopf und Körper des Pförtners mit Drahtschlingen umwunden, hatte diese vielen Schlingen zu einem Draht vereinigt, und mit einem Haken in der Decke verbunden, an dem früher irgend etwas befestigt war, der Pförtner schwebte quasi an seinen Drähten horizontal im Raum, dann hatte man ihm an allen Adern Schnitte beigebracht und ihn langsam verbluten lassen, der Geruch war denkbar unangenehm. Das Blut war auf dem Boden und tausende von Fliegen umschwärmten die Überreste des Pförtners.

      Joe kotzte vor das Häuschen. „Herrjemine, jetzt mach keine Geschichten, wir müssen los!“ ermahnte ihn Roberts Stimme. „Da werden wir besser nicht mit dem Telefon des Pförtners anrufen, sondern mit dem Funktelefon, wenn wir hier erstmal weg sind! Los Neffe, jetzt reiß Dich mal zusammen, bist doch sonst nicht so zartfühlend, war ja wenigstens kein Verwandter dabei!“ „Entschuldige bitte, aber der Geruch, das vertrage ich überhaupt nicht!“ „Das Beste ist, wir verabschieden uns jetzt wirklich erstmal, um zu überlegen, wie wir weitermachen.“ „Ich wäre dafür, dass wir mein Privatlabor aufsuchen und uns dort Gedanken über das Weitere machen, auch wäre es vielleicht gut, mal nachzusehen was der Computer bis jetzt über die Papiere herausgefunden hat. Außerdem sollten wir mal darüber nachdenken, wie wir unsere Operationsbasis sprich mein Haus etwas sichern könnten, denn mir scheint, unsere Widersacher sind was Technik betrifft, mit allen Wassern gewaschen.“ „Ja, ich bin auch dafür, dass wir uns erstmal besprechen und den Sicherheitsaspekt überdenken, denn bis jetzt war es mehr oder weniger Glück, dass wir noch nicht in die Fänge dieser netten Brüder geraten sind.“ Robert nickte. Sie bestiegen das Elektromobil, nahmen Fahrt auf und ließen die traurigen Vorkommnisse hinter sich. Robert sagte eine Weile nichts und dachte nach. Er war von den Ereignissen noch ordentlich mitgenommen, hatte jedoch schon wieder angefangen in den Tiefen seiner Gehirnzellen nachzuforschen, ob er etwas übersehen hatte.

      Zuerst einmal galt es den Firmeninhaber zu finden. Obwohl Onkel Robert das noch nicht zugegeben hatte, war er mit diesem etwas mehr als sehr gut bekannt. Sie waren in alten Zeiten zusammen in einer Heereseinheit gewesen und dort ging es hoch her. Auch in der Folgezeit hatten sie sich lange nicht aus den Augen verloren. Irgendwann war es doch soweit, aber nicht für immer, denn als er sein Labor aufbaute und Anfragen an verschiedene Zulieferer richtete, fand er ihn wieder. Die Wiedersehensfreude war damals schon groß und Egon Turner so hieß er, war heute noch kein Kind von Traurigkeit, er selbst jedoch war ein ernsterer Mensch geworden. Der Doktor entsann sich, dass Egon ihn schon mehrmals zur alten Truppe mitnehmen wollte, er glaubte sich zu erinnern, dass die Kneipe in der sie damals einkehrten „Roter Auerhahn“ hieß und in der Ortschaft war, auch hatte Egon ihm schon angedeutet, dass er dort auch manchmal tagsüber zu erreichen wäre.

      Der Auerhahn hatte eine nette Wirtin, die wohl schon Witwe war..., er stieß Joe an: „Ich glaube, wir müssen in einer gewissen gastronomischen Einrichtung jemand sprechen, der dort, wenn ich mich nicht täusche, Stammgast ist!“ Da Joe den Zusammenhang nicht kannte ,wunderte er sich ein wenig, woher Robert diese Weisheit nun wieder nahm. Den einen Anhaltspunkt sich in dieser Richtung zu orientieren hatten sie nicht gefunden, er schlussfolgerte daraus, dass der Onkel doch etwas mehr über gewisse Leute wissen müsste, als er offiziell zugab. Egal, jedenfalls hatte man dadurch mal wieder einen Orientierungspunkt zwischen den vielen Unbekannten. „Also kennst Du die Leute doch besser?“ „Ja, ja immer wieder dieselbe Geschichte jugendlicher Zügellosigkeit. Da sind mir einige Leute gut bekannt, ich möchte fast sagen, zu gut bekannt, also los!“ Das Elektromobil brauchte nicht lange zur Ortschaft, Parkplätze waren natürlich fast wieder keine vorhanden. Mit Mühe fanden sie eine Lücke in die sich die „elektrische Keksdose“ noch hereinquetschen ließ. „Schön, dass der Wagen so klein ist!“ „Hoffentlich werden wir den Kleinen auch wieder finden!“ meinte Joe.

      Beide traten vor die Eckkneipe, den Roten Auerhahn. Drinnen hörte man eine reichliche Geräuschkulisse, nachdem sie ordentlich gegen die Tür gehämmert hatten, ließ sich aus dem Inneren eine Stimme vernehmen: „Hier handelt es sich um eine geschlossene Gesellschaft.“ „Du brauchst nur uns zwei reinzulassen, dann kannst Du alles wieder geschlossen halten!“ „Oh diese Stimme, die kenne ich aber, wenn das nicht der Herr Doktor ist!“ Von drinnen hörte man es an der Tür rumoren, und tatsächlich nach einer kleinen Weile wurde geöffnet. Ein etwas gebeugter Herr öffnete. „Doktorchen, dass ich das noch erlebe, Sie einmal wiederzusehen, Sie verfügen wohl über telepathische Fähigkeiten! Kommen Sie nur schnell herein, die anderen werden Augen machen.“ Die Beleuchtung war ziemlich spärlich, durch den Zigarrenqualm, der sich wie ein Nebel über alles legte, erkannte man erst einmal eine Weile nichts, mit der Zeit gewöhnten sich die Augen aber daran. Sie traten langsam etwas weiter hinein und sahen sich um. „Menschenskind Doktor, dass Sie hier mal wieder aufkreuzen ist wirklich grandios!“ „Robert winkte ab und ging auf die anderen zu. Die meisten begrüßten ihn mit Handschlag. Einer am Tisch rief lautstark die Bedienung, das war tatsächlich Egon. Die reine Apokalypse in seiner Firma und er saß hier rum, unglaublich! Eine nicht mehr ganz junge aber doch sehr attraktive Dame näherte sich ihm. „Komplette Lage Champagner, für den Doktor aber am besten den Stiefel, und für Dich was Du Dir wünschst“, sagte der Rufer zur Bedienung, er ließ seine Hand an ihrem hinteren Ende etwas tiefer gleiten und gab ihr dorthin einen leichten Klaps. Die Schöne verzog leicht ihren Mund zu einem hintergründigen Lächeln. „Was ich mir wünsche, kann hier nicht serviert werden!“ flüsterte sie. Die Truppe brachte es tatsächlich fertig, dem Onkel einen Bierstiefel gefüllt mit Champagner hinzustellen.

      „Ihr seid doch verrückt, ich bin doch nicht mehr zwanzig. Aber schön, will mal sehen, was das möglichste ist, das ich für Euch tun kann“. Joe suchte sich irgendwo einen Platz, die am Tisch johlten und pochten auf den Tisch, in Erwartung der Stiefelleerung. Er fand, dass das ein ziemlich durchgeknallter Verein war. Er hatte Robert gar nicht zugetraut, dass der sich in solchen Gefilden bewegte, er hatte sonst immer das richtige Gespür, bloß bei seinem eigenen Verwandten lag er meistens etwas daneben, aber macht nichts, oft war es ja eine angenehme Überraschung.

      „Herr Doktor, was verschafft uns denn die Ehre Ihres Besuches, scheint’s ist der Durst doch größer als die Arbeitswut. Dass Sie endlich mal wieder erscheinen!“ „Jeder braucht mal eine kleine Auszeit, darum wollte ich bei Euch mal nach dem Rechten sehen!“ „Gut pariert!“ rief der Sprecher, ein vierschrötiger Kerl, an den er sich nicht recht erinnern konnte. Die meisten kannte er, selige alte Zeiten zogen durch seine Erinnerungen. Der Doktor leerte den Stiefel, und hob ihn dann am ausgestreckten Arm vor. Alles johlte und stampfte mit den Füßen, oder schlug mit dem was noch vorhanden war auf den Tisch, der Radau war fast nicht zu überbieten. Der Doktor überlegte wie er Direktor Turner eine Nachricht von den heutigen Ereignissen zukommen lassen sollte, quer über den Tisch war es schon wegen der Lautstärke nicht möglich, außerdem handelt es sich hierbei um