Der Weg in das Morgen. Kay Welzel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kay Welzel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844251562
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Außerdem wenn ich sterben würde, wäre die Sache für immer verloren.“ Joe staunte, sollte sich etwas noch nie da Gewesenes, Einzigartiges vor ihm auftun, oder sollte er in Sekunden ernüchtert sein? Obwohl er sonst immer ganz ruhig war, wurde ihm die Spannung unerträglich. Wie der Onkel vorhin festgestellt hatte, in Geduld musste er sich noch üben. Der Onkel brannte sich eine Zigarre an, nicht ohne vorher mit seiner bedächtigen Art und dem Zigarrenschneider die Spitze abzutrennen. Er nahm tiefe Züge, der Rauch kräuselte langsam zur Decke. „Es ist solange her, dass ich mich kaum noch erinnern kann“ begann er. „Während meines Studiums suchte ich mir ein Arbeit, da das Geld knapp war, meine Familie war nach Kriegsende enteignet worden und kam gerade so über die Runden. Ich habe eine Stelle angenommen, um etwas zum Leben zu verdienen. Die guten Leute waren ganz froh mich zu haben, ich studierte Physik und in dieser Firma suchten sie jemand, der noch nicht zu gebildet, ihre Ideen unterstützte und vor Allem nicht ablehnte. Man gab mir sogar ein eigenes Labor und ich konnte mir im Rahmen der dortigen Forschung ein Projekt aussuchen, welches finanziell unterstützt wurde und mir bei meinen Studien weiter half. Wir forschten grundlegend. Die Kernspaltung war ja kein Thema mehr, es ginge um vielmehr, es ging kurz gesagt darum, Energie nicht nur frei zusetzen, sondern sie in ungeahnter Menge zu vervielfältigen. Damit sind mit kleinsten Materialmengen unvorstellbare Energien zu erzeugen. Du kannst Dir vorstellen, was das praktisch bedeuten würde. Die langwierigen Experimente wurden erfolgreich abgeschlossen. Das Elektromobil, dass Dich so amüsiert hat, ist im Prinzip ein in der Praxis angewendeter Prototyp. Du könntest nun einwenden, dass das weiter nichts ist, aber dieser Wagen muss nie an eine Steckdose. Ich denke der Antrieb wird den Wagen überleben. Es ist als eine Art Perpetuum Mobile, natürlich nicht ganz, da tatsächlich dies nicht möglich ist, aber eben nahe daran. Dabei aber eben vollkommen ungefährlich im Gegensatz zur Kernspaltung.“ Joe's Augen schmerzten, ob das am Cognac oder der eben gemachten Mitteilung lag, war nicht zu sagen, aber das war ja wohl unvorstellbar, fantastisch geradezu unglaublich. „Ja und dann? Wie ging die Geschichte weiter?“ „Obwohl bei uns ein gutes Klima herrschte, war man sich nicht einig, staatliche Stellen zu involvieren oder selbstständig weiterzumachen. Bei Hilfe von staatlicher Seite, wäre unsere Firma sicher verschwunden, die Inhaber waren gebrannte Kinder, sie arbeiteten seit 1926 an verschiedenen Projekten und sollten schon mehrmals vereinnahmt werden, darum entschloss man sich im Geheimen weiterzuarbeiten und die Firma ins Ausland zu verlagern. Mein Haus ist übrigens die ehemalige Villa des Firmengründers, der leider keine Nachfahren hatte.“ „Aber als Ihr das erst Mal aus Deutschland raus gegangen seid, war dies zu dieser Zeit nicht reichlich kompliziert für eine Firma?“ „Oh, nicht für uns. Wir hatten gute Beziehungen ins Ausland, außerdem wurde das ganze als meteorologische Forschung deklariert, so dass es kaum Nachfragen von Seiten irgendwelcher Behörden gab. Wir haben ein Schiff erworben und es für unsere Zwecke umgerüstet. Unser Ziel war der Vulkan Langila auf Papua-Neuguinea. Mit den Behörden kamen wir gut zurecht. Man nahm uns freundlich auf, unter uns gesprochen, wir haben auch gut gezahlt. Auf einem seitlichen Höhenzug des Langila errichteten wir das Basislager, es war auch schon ein Teil der Anlage vorhanden, teilweise unterirdisch. Keine Ahnung wie weit vorher die Arbeiten schon begonnen hatten. Die technischen Details gehen jetzt zu weit, aber das Experiment führte wahrscheinlich zu dem katastrophalen Vulkanausbruch von 1954, in deren Folge alle Teilnehmer der Expedition ums Leben gekommen sind, außer meiner Wenigkeit. Damals hieß es: Menschenleben waren bei dem Vulkanausbruch nicht zu beklagen, doch ich wusste es besser. Angaben habe ich aber keine gemacht, da unsere gesamte Anlage dort noch vor Ort sein muss.“ „Das klingt alles unglaublich!“, bemerkte Joe und schenkte noch einmal den Cognac nach: „Wie ging es weiter?“ „Leider gar nicht, das Forschungsschiff war gesunken, alles liegt wahrscheinlich heute noch unter der Vulkanasche begraben. Ich bin daraufhin nach Deutschland zurück gereist, die Firma war schon verlagert, so dass die Behörden keine Nachfragen hatten. Das Experiment war ein voller Erfolg. Wie sich aber eben herausstellte, ein bisschen zu erfolgreich.“ „Aha, und seitdem wohnst Du hier?“ „So ist es, habe schon während meiner Studienzeit in diesem Haus gewohnt. Der ehemalige Eigentümer, also mein damaliger Chef, hatte es schon mir überlassen, ehe wir in die Südsee aufbrachen. Er sah mich wahrscheinlich damals als seinen größten Hoffnungsträger an, bestimmt auch aus diesem Grund konnte ich eine fast unbegrenzte Forschung in seiner Firma durchführen. Außerdem bekomme ich seit ewigen Zeiten Zahlungen aus einer Stiftung.“ „Ja Onkel, bist Du denn jetzt im Besitz der Technologie?“

      „In gewissem Rahmen ja, ich bin durchaus in der Lage, die Sache im kleinen Maßstab durchzuführen. Ich sage bloß Elektromobil, im größeren Maßstab fehlt mir ein kleines Puzzleteil, wenn Du so willst der Stabilisator. Das ist auch derzeit meine Forschung.“ Joe setzte sein Glas ab und zog an der Zigarre: „Da wäre also jetzt die Frage, was hat die ganze Angelegenheit mit den Vorfällen im Hotel zu tun, wusste doch noch irgend jemand etwas, der damals mit der Sache zu tun hatte davon?“ „Wenn Du mich so direkt fragst, und vor allem seit ich die Papiere mit den japanischen Schriftzeichen gesehen habe, fällt mir ein, dass unser Chef mit einem japanischen Gelehrten zu tun hatte, der ab und an einmal vor Ort war, ich dachte damals, es handelt sich um eine reine Geschäftsbeziehung, doch vielleicht waren die beiden sich auf wissenschaftlicher Ebene viel näher als es den Anschein hatte.“ Der Doktor erhob sich: „Trotz der späten Stunde lass uns ins Labor gehen, vielleicht können wir heute noch den Code vom Mininotebook knacken!“

      Die beiden verließen den mit dunklem Holzparkett und alten schweren Möbeln seit vielen Jahren unveränderten Raum. „Hast Du in diesem Haus, seit Du es hast, etwas verändert?“ „Nein, ich habe eigentlich alles so gelassen, wie ich es übernommen habe, auch wegen der dankbaren Erinnerungen.“ „Da könnte dieses Haus ja noch manche Überraschungen bergen, denn dass Dein ehemaliger Chef ein unruhiger Geist war, steht wohl fest. Ich glaube nicht, dass er ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen so einfach durch die Zeitenläufe gekommen ist.“ Derweil waren sie wieder im Labor angekommen, wobei sich ihnen doch wieder die Frage aufdrängte, was war aus Albert und dem Papagei geworden? Nach längerem Schweigen sagte der Doktor: „Ich glaube sicher zu wissen, dass wir von beiden noch hören werden, sie waren beide hier im Labor, von hier aus verschickt die Energiequelle ihre Kräfte, ich kann mir zwar noch nicht vorstellen wie, aber die Vermutung liegt nahe, da sie auf die eine oder andere Weise mit der Energiequelle in Berührung gekommen sind, wobei ich in dieser Richtung noch nicht geforscht habe, es könnte alles Mögliche passiert sein.“ „Du hast also keine Ahnung, welche Auswirkungen die Anlage auf biologisches Material hat?“ „Als keine Ahnung würde ich meinen Wissensstand in dieser Angelegenheit nicht gerade bezeichnen, ich will sagen, ich forsche auch daran, aber es ist ebenfalls ein sehr weit gestrecktes Feld.“ „Die Forschung daran ist also ebenfalls sehr aufwendig?“ „Ja, was hast Du denn gedacht, ich agiere ja hier als quasi Einmannbetrieb, da ich niemanden getraut habe. Die Energiestrahlen sind wahrscheinlich auch in der Lage, ich sage es mal vorsichtig biologisches Material von A nach B zu transportieren, wobei das nur ein Nebeneffekt ist, auf den ich wahrscheinlich auch jetzt nicht weiter aufbauen möchte.“ Der Doktor legte den Mini-PC auf einen seitlich stehenden Arbeitstisch, auf dem mehrere Monitore arbeiteten. Er startete den PC und es erschien wieder das unentschlüsselbare mehrdimensionale Begrüßungsrätsel. Sie injizierten dem Minirechner, der sich so hartnäckig verweigerte, eine hübsche Software von Robert, die als Passwortknacker fungierte und wahlweise den Inhalt des Dudens, in mehreren Sprachen probierte, oder auch die Inhalte des chemisch physikalischen Tafel- und Tabellenwerkes. Wenn es sein müsste, ließ es auch die aktuellen Daten der Gestirne ablaufen und das Gewünschte, ob Wort ob Zahl oder Daten selbsttätig ergänzte. Das Programm lief. Derweil bediente der Onkel umständlich seine museumsreife Kaffeemaschine. Die Nacht war nun schon weit fortgeschritten, da konnte eine Aufmunterung nicht schaden. „Findest Du das nicht gefährlich?“ „Was denn, dass der Kaffee zu stark wird?“

      „Du bist ja heute sehr geistreich, ich meine natürlich das Verfallsdatum Deiner Maschine!“ „Och, die hält noch, die ist noch gut, vor vier Jahren habe ich mal einen Schlauch in ihr ersetzt, seitdem ist sie wieder wie neu. Jedenfalls habe ich am Kaffee noch nichts Altes geschmeckt.“ Ein leiser Ton war zu vernehmen: „Aha, das Programm ist durch, mein Programm hat's mal wieder geschafft!“ Der Monitor am Mini-PC wechselte die Anzeige: „Tatsächlich wir haben Zugriff!“

      Sie zogen sämtliche Daten auf die laborinterne Anlage zur Auswertung herunter. Robert schmunzelte: „Wir machen noch etwas Feines, ich