Der Weg in das Morgen. Kay Welzel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kay Welzel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844251562
Скачать книгу
sich einem umgestürzten Baum, der eine gute Sitzgelegenheit bot. Eine kleine Weile gab er sich seinen Gedanken hin, versuchte noch einmal die Ereignisse in Verbindung zu bringen. Oder waren es reine Zufälle gewesen? Schwer vorstellbar zwar, aber immerhin möglich. Er hing weiter seinen Gedanken nach, aus dem Unterholz kamen Geräusche, wahrscheinlich ein Fuchs oder ähnliches. Es war schon eine ziemlich unberührte Gegend hier. In Gedanken hörte er die Stimme seines Onkels: „Ich muss Dir etwas mitteilen, was ich lange Jahre bewahrt habe. Ich zweifle nicht daran, dass Du derjenige bist, der mir weiterhelfen kann“. Er kannte seinen Onkel, dieser war ihm lieb und teuer, aber im Alter wird der Mensch nun einmal wunderlich. Hoffen wir, dass es sich nicht bloß um etwas Versponnenes handeln würde, überhaupt hatte er ihn ja versetzt. Joe lächelte bei dem Gedanken, der Onkel könne die Verabredung vergessen haben. Er nahm das in dem ominösen Hotelzimmer gefundene braune Päckchen und öffnete es. „Donnerwetter, das sieht ja wie einige Generationen alt aus!“, murmelte er vor sich hin, im Päckchen befanden sich uralte Blätter, und wie es aussah, waren es japanische Schriftzeichen. Auch einige Lageskizzen waren dabei, die Beschriftung wieder mit den gleichen Schriftzeichen. „Da ist erstmal nichts zu wollen.“, sprach er und klappte das Ganze wieder zu. Er betrachtete den Minicomputer, der kaum größer war als zweimal seine Handfläche, klappte ihn auf und suchte den Startknopf, das System startete, aber fiel sofort mit Zittern wieder in sich zusammen. „Wäre auch zu viel verlangt, wenn ab und zu mal jemand den Akku lädt." Sein Telefon vibrierte: "Ja, ich bin es Onkel Robert.“ „Entschuldige bitte die Verspätung, ich habe schon gedacht, dass Du mehrmals angerufen hast, ich hab es auch gehört, leider konnte ich nicht ans Telefon gehen!“ „Verstehe ich nicht, wieso konntest Du nicht ans Telefon gehen?“ „Ich hatte das Telefon im Koffer, der Koffer hat ein Zahlenschloss und ich hatte die Zahl vergessen.“ „Das schlägt mich zu Boden, da sieht man wieder kleine Ursache große Wirkung. Unglaublich, wir sollten uns schnell treffen, es gibt einiges zu besprechen!“ „Jajaja, ich habe ja auch..., also wir müssen uns treffen, welchen Treffpunkt schlägst Du vor?“ „Pass auf, Onkel Robert, hinter dem Hotel ist ein Waldweg, der auch offiziell befahrbar ist, fahr ihm nach, er geht über einen Höhenrücken ins nächste Dorf, ich komm Dir dort entgegen.“ Onkel Robert am anderen Ende: „Kenne ich, bis gleich!“ Joe ging vom Steinbruch wieder zurück. Ein fast zugewachsener Trampelpfad führte ihn gewunden durch Brennnesseln und andere Pflanzen in Richtung Waldweg. Auf dem Weg aus der Richtung des Hotels war ein leises Geräusch zu hören, das Surren verstärkte sich, ein Elektrosmart rollte um die Ecke. Er erkannte darin seinen Onkel, typisch mit seinem in die Stirn gezogenen Hut.

      Onkel Robert winkte ihm zu, „Komm steig endlich ein, bitte zurücktreten von der Bahnsteigkante, der Zug hat Abfahrt!“ Robert wendete umständlich den Wagen und ließ dem Elektromobil freien Lauf. Seit seiner Jugendzeit war der Onkel in technische Innovationen vernarrt, so weit Joe wusste, war er erfolgreich an privaten Schulen gewesen, und hatte sich daraufhin der Forschung zugewandt, allerdings ohne den erhofften Durchbruch. Am Elektromobil hat er große Anteile bei der Entwicklung der Antriebstechnik. Joe und der Onkel zündeten sich im Wagen jeder eine Zigarre an. „Mit etwas Nikotin denkt sich's besser nach! Also was gibt's für tolle Neuigkeiten?“ Joe blies den Rauch von sich weg: „Im Hotel haben einige das Zeitliche gesegnet, eine ziemlich brutale Vorgehensweise und ich habe etwas gefunden, mit dem ich nichts anfangen kann! Ich muss sagen in jeder Hinsicht nichts anfangen kann.“ Sie hielten am Wegesrand, die Stelle war so, dass man alles sehen konnte, selbst aber wohl schlecht gesehen werden konnte. Joe zog den Mini-Notebook aus der Tasche und zeigt ihm dem Onkel: „Lässt sich nicht einschalten, es ist kein Saft drauf.“ „Ein Problem, dass ich nicht kenne“ meinte Robert. Er öffnete das Minihandschuhfach und holte eine kleine Schachtel hervor. Aus der Schachtel entnahm er ein Kabel und einen passenden Adapter, das Kabel kam mit dem anderen Ende in den Zigarettenanzünder. Robert schmunzelte und sprach: „Sämtliche Stromanpassungen und Adapter aller bekannten Geräte, vom Nasenhaarschneider bis zum tragbaren Fernseher, alles dabei“. Ein Gerät dieser Bauart war dem Onkel unbekannt, aber der Adapter passte. Der Bildschirm wurde hell und verlangte ein Passwort, jedoch nicht das Übliche, sondern es bewegte sich eine dreidimensionale Darstellung aus Formeln über den Bildschirm, in der einige fehlten. „Ach, da will einer meine Tauglichkeit in Punkto physikalischer Formeln feststellen, nicht übel, kann er haben! Ich muss das Ding mit ins Labor nehmen, hier auf der grünen Wiese habe ich damit ein Problem. Was hast Du noch?“ Joe überreicht ihm das braune Päckchen aus seiner Tasche. Onkel Robert schaute es an: „Japanisch, wenn ich mich nicht irre, ebenfalls Direktion Labor“. Joe sah zu Robert: „Meinst Du die Sache im Hotel steht in irgendeinem Zusammenhang mit Deiner von mir erwarteten Ankunft? Oder ist alles reiner Zufall?“ Robert runzelte die Stirn: „Kann ich nicht sagen, eigentlich weiß niemand außer Dir und mir von meiner geplanten Ankunft, tja wer könnte in Frage kommen?“ Da fällt mir eigentlich nur das Hotelpersonal ein! Sicher war der Onkel kein Unbekannter. Aber was für Leute könnten ein Interesse an ihm haben?

      ----------------------------------------

      In der Dunkelheit hört man ein Motorengeräusch, der Wagen hält vor einer Hauseinfahrt. Drei dunkel gekleidete Gestalten entsteigen ihm, zwei halten sich im Hintergrund, einer geht vor zur Türschelle und läutet. Ein vom Alter gebeugter Greis erscheint in der Tür. „Ist der Doktor zu sprechen?“ „Leider nein, er befindet sich auf einer Reise.“ Die finstere Gestalt im Hauseingang spricht leise: „Dann wird er nicht stören!" Er stützt den Greis im Hauseingang , geht mit ihm hinein, drinnen legt er ihn auf den Fußboden, es bildet sich eine Lache aus einer dunklen Flüssigkeit, das Blut des alten Mannes. Der dunkle Eindringling wischt das Messer an der Jacke des Toten ab. Die draußen gewartet haben, folgen nun nach. In der Gründerzeitvilla brennt gedämpftes Licht, beinahe wie künstlicher Fackelschein. Sie schwärmen im Haus aus, einer gibt Anweisung: „Wenn möglich kein weiteres Licht und bleibt leise!“ Er verriegelt die Haustür von innen. „Stellt alles auf den Kopf, wir müssen es finden, uns bleibt nicht mehr viel Zeit!“ Eine Zeit lang vernimmt man im Haus gedämpfte Geräusche fieberhafter Tätigkeit. Das Unterste wird zuoberst gekehrt. Nach geraumer Zeit tritt etwas mehr Ruhe ein. Zwei der dunklen Gestalten betreten die matt erleuchtete Halle, beide schauen sich um, der dritte Begleiter fehlt. Einer unterdrückt einen Fluch. „Wo ist er abgeblieben, alles muss man selber machen, ich wünschte, na egal...“ In diesem Moment vernahm man ein ungewöhnliches durchdringendes Geräusch. „Könnte eine elektrische Entladung gewesen sein!“ „Ja, wahrscheinlich nicht von einer Taschenlampenbatterie, das klang schon verflucht kräftig, lass uns nachsehen.“ Beide gingen in die Richtung, in der sie das seltsame Geräusch vernommen hatten. „Vielleicht macht er sich bloß einen Jux mit uns und erscheint uns gleich als elektrisches Nachtgespenst!" „Lass gut sein und halt's Maul!“ zischte der Andere. Langsam näherten sie sich einer doppelflügeligen Tür, ganz langsam und vorsichtig drückte einer die vergoldete Klinke. Sie waren noch nicht ganz durch die Tür gegangen, als in ihrem Rücken ein Geräusch war, etwa in der Art von Huuuu ... „Was zum Teufel ...“ Einer drückte jetzt auf den Lichtschalter, entgegen der Abmachung. Das Licht flammte auf, in der Ecke stand im Käfig ein Papagei, der sich am Kopf kratzte. „Puh, Du warst das Gespenst, na wo soll heutzutage auch ein Echtes herkommen?“ Der Papagei nickte zustimmend auf seiner Stange und streckte seinen Kopf vor. Sie betraten die Mitte des Raumes, hier waren einige zumindest für Nichtwissenschaftler rätselhafte Dinge versammelt, allem Anschein nach handelte es sich um ein Laboratorium.

      Sie gingen vorsichtig näher: „Meinst Du, dass das das Ding ist, von dem wir die Pläne suchen?“ „Vielleicht sollte man alles mitnehmen, dann bräuchten die Anderen den Plan nicht mehr?" „Bloß wenn beim Einpacken was schief geht, sehen wir alt aus.“ „Da haste wohl mal wieder Recht, verdammt was machen wir da?“ „Wo ist jetzt eigentlich Oleg abgeblieben?“ Die Gerätezusammenstellung auf dem Tisch war einfach nicht zu deuten, riesige Stromkabel liefen in die Anlage hinein. In der Mitte erhob sich eine Art Plexiglassäule unter der eine grünliche Strahlung ihr unheimliches phosphorzierendes Licht in den Raum abgab, in einem so hohen Maß, dass die Erscheinung den beiden Betrachtern weitere Rätsel aufgab. „Hast Du so was schon einmal gesehen?“ Der Angesprochene schüttelte stumm den Kopf. „Das Ganze wird mir langsam unheimlich. Sie standen stumm und dachten lange nach. „Was machen wir eigentlich mit dem Alten, der noch draußen liegt?“ „Am besten in den Keller, da kann er den Mäusen beim Wettrennen zusehen.“ „Wird wohl das