Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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konnte es nicht glauben und forschte ebenfalls nach. Was ich erblickte, machte mir Angst und warf Fragen auf, denn ich konnte ganz klar auf dem Bild einen Jungen mit roten Augen erkennen. Er sah krank und irgendwie aus, wie ein Zombie aus einem Film.

      Hatte meine Mama das falsche Foto angeschaut oder wollte sie es nicht wahrhaben? Dachte sie, ich spiele ihr einen Streich? Auf all diese Fragen wusste ich keine Antwort.

      „Und wie war dein Ausflug auf dem Dachboden?“ wollte mein Vater von mit erfahren als ich ihm sein Smartphone zurückgab.

      „Spannend“, antwortete ich.

      „Marder- spannend?“ fragte mein Paps.

      „Ich denke schon“, sagte ich knapp.

      „Vielleicht sollten wir zusammen hoch gehen, um nachzuschauen“, schlug er vor und ich fand die Idee gar nicht schlecht.

      „Essen!“ rief meine Mutter aus der Küche und unterbrach unseren Gedanken.

      „Wir werden uns erstmal die Bäuche vollschlagen und dann gehen wir auf die Jagd“, grinste mein Vater und ging Richtung Küche.

      Und wir hauten rein, dass die Wände wackelten! Es gab nämlich mein Lieblingsessen: Senfeier! Und meine Mami konnte schon immer die besten Senfeier der Welt machen. Das Geheimnis lag daran… ja jetzt hätte ich es fast verraten. Es ist die Sauce. Und ihr Geheimnis ist besser gehütet als das Gold von Fort Knox.

      Kurz nach unserem Mal geriet ich ins Suppenkoma. Es ist der Zustand, nachdem der Bauch sich schon etwas dehnen musste und man die Sättigungssignale ignoriert hat und trotzdem weiter geschlemmt hat. Einem ist übel und wohlig zugleich.

      „Dachboden?“ sagte mein Vater mit satter Stimme.

      „Powernapp?“ entgegnete ich und er nickte sofort.

      Okay, für alle Nichtwissenden. Ein Powernapp ist wie richtiger Schlaf, aber halt nur eine Viertelstunde bis längstens zwanzig Minuten. Dann muss man aufstehen, wenn nicht, dann wird es sehr schwer. Und es ist typabhängig- es gibt Menschen, die können es und es gibt Mama- die kann es nämlich nicht (sie schläft dann weiter oder wird erst richtig müde).

      Wir ratzten also unseren Schlaf der Gerechten oder wie Paps zu sagen pflegte, wir benutzten die Powern- App. Wortwitz und zwar ein schlechter, aber dafür war mein Vater bekannt.

      „Paps“, flüsterte ich nachdem ich aus dem Powernapp wieder erwacht war.

      „Ja?“ sagte er und der Schlaf hatte ihn noch fest im Griff.

      „Wir wollten auf den Dachboden“, erinnerte ich ihn.

      „Stimmt“, sagte er und schwang sich auf.

      Es klappte nicht beim ersten Mal, sodass er ein zweites Mal ansetzen musste. Mein Vater wurde halt älter, sagte er selbst immer über sich.

      „Taschenlampe“, sprach er und verschwand kurz, um mit einer riesigen zurück zu kommen, „Recht diese hier?“

      „Auf jeden Fall“, antwortete ich begeistert und wir machten uns auf.

      Papa öffnete mithilfe des Stabs die Lucke und wir kletterten vorsichtig hinaus, zumindest ich, denn ich hatte noch immer den Marder und den Jungen im Kopf. Natürlich wollte ich meinem Vater davon nichts erzählen. Zum einen, um meine eigentliche Angst zu verbergen und zum anderen, damit er mich nicht für verrückt erklärt. Mein Vater schaltete die Taschenlampe an und der Dachboden wirkte an sich schon heller, denn sie strahlte mehr als das Handy.

      „Wo war der Marder denn?“ fragte Paps während er suchte.

      „Da hinten“, antwortete ich und zeigte in die Richtung der Truhe und des Spiegels.

      Mir wurde plötzlich wieder Bange, denn mir wurde wieder bewusst, dass ich diesen Jungen im Nachthemd gesehen hatte. Ich wollte meinem Vater dennoch nichts anmerken lassen und blieb cool.

      „Alles in Ordnung?“ fragte mein Paps.

      „Ja“ antwortete ich mit zitternder Stimme.

      „Der Marder tut dir schon nichts“, versuchte er mich zu beruhigen, „der hat mehr Angst vor dir als du vor ihm.“

      Mein Vater ging in Richtung der Truhe und des Spiegels und kam schnell dort an.

      „Oh schau mal“, sagte er, „eine Truhe und ein alter Spiegel und anderer antiker Trödel.“

      „Mh“, sagte ich kurz und dreht mich ständig um, denn ich wollte nicht schon wieder überrascht werden von diesem Jungen.

      Als mein Blick beim Spiegel vorbeiging, erhaschte ich den Jungen wieder. Er stand hinter meinem Vater! Ich schreckte auf und fing zu schreien an. Mein Vater drehte sich blitzschnell zu mir und leuchtete mir ins Gesicht, was mir noch mehr verwirrte.

      „Hinter dir ist etwas!“ schrie ich, „Papa, schnell, hinter dir!“

      Mein Vater machte eine weitere Drehung und hielt seine Taschenlampe dorthin, aber da war nichts!

      „War es der Marder?“ fragte er, schaute sich um und nahm einen herumliegenden Besenstiel vom Boden.

      „Ich weiß nicht“, antwortete ich zögerlich, denn ein zweiter Blick in den Spiegel verriet, dass der Junge noch immer da stand.

      Ich erstarrte vor Angst und konnte nicht glauben, was ich dort sah. Im Spiegel bildete sich ab, dass der Junge direkt vor meinem Vater stehen musste, aber das tat er nicht, wenn ich in die Richtung schaute. Ich musste unter Halluzinationen leiden- das musste es sein!

      „Was ist los?“ fragte mein Vater, der meine Irritation mitbekommen hatte.

      Ich sagte kein Wort, denn ich konnte nichts sagen. Als steckte ein dicker fetter Kloß in meinem Hals! Als habe es mir die Luft verschlagen! Durch meinen starren und ängstlichen Blick in Richtung Spiegel, wo noch immer der Junge mit dem weißen Nachthemd stand, drehte sich mein Vater ebenfalls dort hin.

      „Ist da was im Spiegel?“ fragte er und seine Stimme verriet, dass er nicht wusste, worauf meine Augen sich fixiert hatten.

      „Verrate mich nicht“, ertönte eine Stimme klar und deutlich in meinem Kopf als hätte ich In- Ear- Kopfhörer drin.

      „Tjalf“, sprach mein Vater mich an und packte mich an der rechten Schulter, um mich leicht zu schütteln, „Erde an Tjalf, bitte melden.“

      Erst jetzt riss es mich aus der Starre und ich schaute meinen Paps an.

      „Ja?“

      „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte er besorgt, „du wirkst abwesend. Hast du Angst?“

      „Ja, nein“, stammelte ich, „ich weiß nicht. Habe mich wohl erschrocken.“

      „Das hat man gesehen“, sagte mein Vater dann, „ es handelte sich aber wahrscheinlich nicht um Marder- Angst, oder?“

      Ich überlegte kurz, denn ich wusste auf Anhieb nicht, was ich ihm antworten sollte. Ich hatte einen Jungen im Spiegel gesehen- was kann man da schon zu sagen? Klapsmühle vielleicht. Und so eine Furcht vor einem Marder? Das kaufte er mir auch nicht ab. Und dann fiel mir wieder die Stimme im meinem Kopf ein und dass dies ebenso verrückt klang wie alles andere. Ich entschied mich für eine Lüge, obwohl ich meinen Vater ungern anschwindele.

      „Es war ein Schatten, vor dem ich mich erschrocken habe“, sagte ich, „er erinnerte mich an eine Schattenwesen aus Cavegame.“

      „Dieses bekloppte Spiel“, ärgerte es meinen Vater, „überbeansprucht deine Fantasie. Du solltest in Zukunft weniger spielen oder besser gar nicht mehr, wenn es nach mir ginge.“

      „Ja, Paps“, pflichtete ihm bei und hoffte insgeheim, dass er es bis heute Abend wieder vergessen hatte.

      „Ich denke, für heute beenden wir die Marderjagd“, beschloss mein Vater.

      Ich nickte und machte einen letzten Blick auf den Spiegel, wo ich nichts sah, außer dem Spiegelbild. Dann drehten wir um und verließen