Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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baust keinen Mist?“

      „Nein.“

      Ich war leicht genervt, war ich doch kein Baby mehr, dass noch auf den Arm genommen werden musste. Für mich war es gerade das einzige Spannende hier in diesem alten Haus.

      „Na gut, aber du bist zum Mittag wieder hier“, war Moms Kompromiss.

      Paps gab mir sein Handy mit dem „du weißt, was dir blüht, wenn dem Smartphone etwas zustößt“ und ich konnte nach oben gehen. Der Dachboden konnte durch eine Ausziehtreppe erreicht werden. Und noch immer hatte ich keine Ahnung, wo sie der Stab befand, der diese Tür öffnen konnte. Ich durchstöberte daraufhin alle Zimmer und fand ihn in einem auf dem Boden liegend. Es erschien mir unlogisch, dass ein Stab, mit dem man zum Dachboden gelangen konnte, weit weg von der Luke lag. Wie sollte denn jemand darauf kommen? Oder sollte dort keiner hoch?

      Ich schnappte mir den Stab und ging zu der Stelle, wo sich die Dachbodentür befand. Ich versuchte einige Male, den Haken in die vorgesehene Öse zu bugsieren und es sollte mir erst nach einigen Versuchen und ein einer kleinen Geduldsübung gelingen. Und ja, ich habe auch geflucht, aber das hat meine Mutter (hoffentlich) nicht gemerkt.

      Es quietschte und knarzte als ich mit Kraft die Tür aufzog. An ihr war dann die eigentliche Treppe befestigt, die ebenfalls mit einer Öse versehen war. Diese erreichte ich leichter und es gelang mir, die Treppe hinunter zu ziehen.

      „Endlich“, flüsterte ich leise und freute mich schon darauf, den Dachboden zu entdecken.

      Ich ging vorsichtig hinauf. Meine Angst ließ mich ein wenig in dem Glauben, der Mader könnte dort noch oben sein und würde womöglich sein Revier verteidigen. Ich aktivierte die Taschenlampenfunktion auf dem Handy meines Vaters und leuchtete es einmal rundherum, um mir eine Übersicht zu verschaffen.

      Der Dachboden war ein dunkel. Einen Lichtschalter oder eine andere Lichtquelle konnte ich zunächst nicht finden. Ich ging ganz hinauf und horchte, falls das Madervieh kommen sollte. Bei jedem Schritt knarzte der alte Holzfußboden. Nach einiger Zeit bekam ich das Gefühl, dass der Dachboden riesig sein musste. Die ganze Konstruktion wurde durch riesige, dicke Holzbalken getragen. Weiter hinten befanden sich kleine Fenster, die ein wenig Sonnenlicht hinein ließen.

      Überall lagen Kisten und Gerümpel herum, die von Staub, Spinnweben und Schmutz bedeckt waren. Eine der Kisten stach mir sofort ins Auge. Sie lag neben einem Spiegel, der einen goldenen und verzierten Rand hatte. Als ich näher kam, erkannte ich kleine Kinder, die wie diese Engelskindern auf manchen Bildern oder als Porzellanfiguren auf Flohmärkten zu finden waren. Sie sahen gruselig aus, aber meine Neugierde trieb mich voran.

      Ich ging schnurstracks zur Kiste, die aus massivem Holz war. Sie hatte Verschnörkelungen und Verzierungen, die ich nicht näher erkennen konnte. Es waren aber definitiv keine Kinder oder kleine angstmachende Engel.

      Immer wieder fielen meine Blicke aber auf die geheimnisvolle Kiste. Ich konnte es nicht erklären, aber sie zog mich in ihren Bann. Sie war magisch. Ich hielt mit der einen Hand das Smartphone meines Paps und mit der anderen öffnete ich vorsichtig die Kiste.

      Sie war schwer, dass merkte ich. Meine Mom würde wieder sagen, ich hätte zu wenig Schwarzbrot gegessen und daher Pudding in den Armen, aber der Deckel von dieser Holzkiste war von Gewicht. Ich beschloss, dass Handy auf den Boden zu legen und mit beiden Händen nun zu Werke zu gehen.

      Leider gab das bisschen Licht nicht genug her, sodass ich sehen konnte, was sich in dieser Kiste befand. Ich hielt daher mit der einen den Deckel fest und mit der anderen versuchte ich das Handy zu nehmen.

      Ein zufälliger Blick in den Spiegel ließ mich erschaudern, denn ich sah dort einen Jungen, der mich anstarrte. Vor Schreck zog ich beide Hände an mich heran. Der Deckel knallte auf die Kiste und verursachte einen lauten Knall. Das Smartphone meines Vaters ging aus und ich verlor es aus meinen Händen. Nun war es wieder dunkel. Ich spürte mein Herz, wie es mir bis an die Halsschlagader ging und laut pochte. Zudem füllte Kälte den Dachboden. Mein warmer Atem kam wie Nebel aus meinem Mund.

      Ich riskierte einen Blick Richtung Spiegel, aber dort war niemand zu sehen. Ich drehte mich langsam um, um nachzusehen, ob ich mir meine Einbildung einen Streich gespielt hatte. Ich konnte nichts erkennen. Vorsichtig kniete ich mich nieder, um das Handy zu ertasten. Ich musste den sandigen und staubigen Boden ein wenig absuchen, ehe ich es finden konnte.

      Ich aktivierte die Taschenlampe und hielt das Licht in die Richtung aus der ich den Jungen, oder was auch immer die Gestalt war, vermutete. Plötzlich sah ich ihn dort stehend in einem weißen Nachthemd. Ich erstarrte und meine Hände begannen zu zittern. Ich hatte das Gefühl, Opfer eines Streichs zu werden.

      „Das ist nicht witzig, Kleiner“, rief ich mit ängstlicher Stimme, denn obwohl ich annahm, es handelte sich um einen Nachbarsjungen, war ich mir unsicher, denn er lief für seine Verhältnisse spärlich bekleidet herum.

      Es kam keine Reaktion.

      „Ich schlage vor, du gehst wieder nach Hause“, sagte ich.

      Dieses Mal wirkte ich entschlossener. Plötzlich regte sich der Junge und seien Augen wurden rot. Ich bekam einen Schreck und hielt das Handy direkt auf ihn.

      „Das glaubt mir keiner“, staunte ich und mir fiel ein, dass das Smartphone eine Kamerafunktion hatte.

      „Gut, dass es die moderne Technik gibt“, flüsterte ich, drehte das Handy in die Horizontale und drückte ab.

      Es aktivierte sich der automatische Blitz und es wurde für einen Moment hell, als wäre die Sonne in diesen Raum gekommen. Dann wurde es genauso schnell wieder finster. Ich leuchtete wieder mit der Taschenlampenfunktion, aber von dem Jungen war keine Spur.

      Aber ich hatte ja die Aufnahme von der Kamera! Ich schaute schnell nach, konnte aber nichts Konkretes erkennen. Ich ging schnell zum Eingang des Dachbodens und merkte, wie etwas hinter mir her war. Dieses Mal packte mich nicht die Neugier, sondern die Angst! Ich beeilte mich und es war ein Lauf inmitten der Dunkelheit. Ich sah den Eingang des Dachbodens, den ich schnell erreichte. Es musste nun rasant gehen, aber ich wollte die Leiter nicht runterfallen. Als ich mich in mittig auf der Holzleiter befand, schaute ich nach oben und sah den Jungen mit den feuerroten Augen. Ich fürchtete, dass er vorhatte, mir zu folgen, sodass ich schnell mithilfe des Stabs die Lucke schloss.

      „Alles okay?“ fragte eine Stimme und es versetzte mich in Panik.

      Mein Herz macht einen Satz. Als ich wieder klar war, erkannte ich die Stimme meiner Mutter.

      „Äh, ja, schon gut“, antwortete ich und wirkte verstört.

      „Also Tjalf“, sprach sie, „ich bin deine Mutter und kenne dich. Du kannst ja anderen etwas vorschwindeln, aber nicht mir.“

      Sie hatte recht. Sie konnte bei mir eine Lüge immer an der Nasenspitze erkennen. Daher brachte es nichts, sich etwas auszudenken, denn die Dachbodengeschichte an sich klang schon ausgedacht.

      „Es war etwas auf dem Dachboden“, antwortete ich.

      Meine Mutter schaute verdutzt.

      „Was denn?“ wollte sie von mir wissen.

      „Ich glaube, es war ein…“, ich überlegte, denn es konnte nicht echt gewesen sein.

      Vielleicht machte mir die Angst einen Strich durch die Rechnung und ließ mich Dinge einbilden.

      „…Ja?“ wartete meine Mutter meine Antwort ab.

      „Marder?“

      „Weißt du es nicht?“ fragte sie.

      „Nein, ich bin mir nicht sicher“, gab ich wahrheitsgemäß an.

      „Hast du etwa ein Foto gemacht?“ wollte meine Mutter erfahren und zeigte auf Paps Smartphone.

      „Ähm…“

      Ich konnte kaum antworten, da riss mir meine Mutter das Handy aus der Hand und schaute in die Fotoalben des Speichers nach.

      „Tolles Bild“, lachte sie,