Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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angekommen beschlich mich das leise Gefühl, dass es bereits später Vormittag sein musste, denn die Sonne war für Morgens viel zu hell.

      „Guten Morgen der Herr“, begrüßte mich meine Mom, kurz nachdem ich die Dachbodentreppe geschlossen hatte, „gehörst du jetzt den Langschläfern an?“

      „Ähm, ja“, stammelte ich und wurde rot, „ich habe es so genossen auszuschlafen.“

      „Das ist schön“, fand sie, „dann geh mal in die Küche, Papa hat deine Lieblingsbrötchen gemacht.“

      Meine Nase nahm nun einen Brötchengeruch aus der Küche kommend wahr. Bei meinen favorisierten Brötchen handelte es sich um Aufbackware. Einfach, aber unheimlich lecker. Ich stolzierte in die Küche und hatte fast vergessen, was ich eigentlich wollte. In diesem Moment meldete sich mein Bauch und signalisierte mir, dass er Nachschub brauchte. Also beschloss ich, erst zu essen und danach meinen Bescheid zu geben, damit wir von hier abhauen konnten.

      „Dann mal guten Appetit“, sagte mein Vater und las seine Zeitung, die von Weltwirtschaftskrisen, Kriegen und Flüchtlingen handelte. Könnte es nicht einmal eine Zeitung geben, die nur Gutes berichtet? Das wäre doch mal was.

      „Danke“, entgegnete ich und stopfte mir ganze drei Brötchen rein- eines mit Marmelade und zwei mit Haselnusscreme. Man war das lecker! Ich hätte fast verdrängt, dass ich mit meinen Eltern das Problem mit dem Poltergeist besprechen wollte. Mama betrat gerade die Küche. Wunderbar, sie waren beide da, dann konnte ich es angehen.

      „Mom, Paps“, begann ich, „ich muss etwas mit euch bereden.“

      Mein Vater knickte die Zeitung kurz ein, um mich zu betrachten, dabei zog er eine Augenbraue hoch. Er schien verwundert zu sein, während meine Mutter sich direkt an den Tisch setzte, als könne sie es kaum erwarten, obwohl sie nicht wusste, was der Anlass war.

      „Was gibt es denn?“ fragte sie neugierig.

      Anscheinend war sie derart froh darüber, dass ich etwas besprechen wollte, dass sie bis über beide Ohren strahlte. Na gut, ich erzähle sonst nicht sonderlich viel und insgeheim wusste ich, dass meine Mutter alles, und ich meine wirklich alles, über mein Leben wissen wollte. Gebe es einen „Tjalfs- Leben“ Blog, sie würde ihn garantiert lesen und ein riesiger Fan sein. Ich versuchte meine aufgeregte Mutter zu ignorieren und schaute zu meinem Vater hinüber, der wieder in seiner Zeitung vertieft war. Meist war er ein Genießer der Ruhe. Obwohl er ein guter Vater war, steckte er sein Zeitmanagement so ab, dass stets etwas Zeit für ihn übrig blieb und diese wollte er alleine verbringen. Zu diesen Momenten gehörte auch das ritualisierte Zeitunglesen. Das wusste und respektierte ich und aus diesem Grunde hatte ich Schwierigkeiten, meinen Vater dabei zu unterbrechen.

      „Jetzt leg‘ doch die Zeitung mal weg“, sprach meine Mutter und nahm mir die Aufgabe ab, „unser Junge wollte uns was erzählen.“

      Er guckte, als ob ihm eine Laus über die Leber gelaufen wäre, legte die Zeitung aber beiseite. Anschließend schaute er mich an, nein er starrte mich an. Nun lastete der Druck auf mir, da ich die Aufmerksamkeit meiner in diesem Augenblick hatte. Ich kam mir vor wie bei einem Referat vor der gesamten Klasse und spürte meinen Kloß im Hals.

      „Also, Mom und Paps“, fing ich an zu erzählen und wurde dabei rot, denn die Aufregung ließ sich nur schwer im Schach halten, „danke, dass ihr mir zuhört.“

      „Meine Güte“, unterbrach mich mein Vater, „was ist denn los… haste was ausgefressen?“

      „Lass‘ ihn doch mal ausreden“, funkte ihrerseits meine Mutter dazwischen, „vielleicht hat er gar nichts angestellt.“

      „In Ordnung, ich will nicht unfair sein und werde nun nicht mehr für eine Unterbrechung sorgen“, räumte mein Vater ein, „die Bühne gehört dir.“

      „Gut“, sagte ich, „dann werde ich es euch jetzt erzählen, aber ihr müsst mir zuhören, okay?“

      Meine Mutter nickt und mein Vater tat es ihr nach, denn er wollte vermutlich nicht schon wieder etwas hinterfragen.

      „Wir müssen hier weg und zwar sofort“, sprach ich mit besorgter Stimme.

      Mein Paps wollte nun wieder etwas von sich geben, aber es reichte eine Handbewegung meiner Mutter, die deutlich machte, dass er dies nicht tun sollte. Und er hielt sich dran, auch wenn seine Mimik verriet, dass er es nur widerwillig machte.

      „Warum?“ fragte meine Mutter.

      „Erst einmal… und bitte glaubt mir… gibt es Geister wirklich. Sie leben unter uns, ohne dass wir sie sehen können. Irgendwie habe ich gestern Nacht einen Poltergeist befreit, der zunächst geflohen ist, aber bald wiederkommt. Und bis dahin sollten wir verschwunden sein, sonst tötet er uns.“

      Meine Mutter riss während meiner Erzählungen die Augen immer weiter auf. Ich hatte Angst, dass ihre Augäpfel gleich herausploppten. Mein Vater verzog keine Miene, saß wie versteinert auf seinem Platz.

      „Das ist doch Quatsch“, sagte er dann, „du spielst zu viel diesen Caveman- Kram.“

      „Es heißt Cavegame“, verbesserte ich ihn, „und es ist alles wahr, so glaubt mir doch. Oben auf dem Dachboden lebt ein Geist, er ist ganz in Ordnung und tut uns nichts. Er ist gefangen im Spiegel.“

      Meine Mutter sprang auf und nahm mich in den Arm.

      „Mensch Junge, dich hat der Umzug aber auch mitgenommen“, sprach sei und drückte mich ganz fest.

      „Es ist nicht der Umzug“, korrigierte ich, „es gibt sie wirklich. Ich kann es beweisen.“

      Meine Eltern schauten ziemlich erstaunt. Ich merkte, dass sie mir nicht glauben wollten- es klang ja auch unglaublich.

      „Ich zeig‘ es euch“, sagte ich mit Nachdruck und stand auf, „kommt mit.“

      Ich lief zur Dachbodentür und öffnete sie. Meine Eltern kamen etwas langsamer hinterher und redeten miteinander. Ich nahm nur Gesprächsfetzen wahr, aber die interessierten mich nicht.

      „… er ist nicht verrückt…“ sagte meine Mutter.

      „…das geht so nicht…. Ich mache mir Sorgen“, kam von meinem Vater.

      Dann waren sie an der Treppe zum Dachboden und stiegen nacheinander hoch. Ich befand mich bereits vor dem Spiegel. Peter konnte ich nicht sehen.

      „Peter!“ rief ich.

      Meine Eltern stellten sich neben mich.

      „Wen rufst du da?“ wollte meine Mutter wissen.

      „Peter… er ist ein Geist“, antwortete ich.

      „Und wo soll der herkommen?“ fragte mein Vater.

      „Er befindet sich im Spiegel“, verriet ich, „Peter zeig‘ dich bitte!“

      Auf einmal erschien im Spiegel eine Art Nebel und nach und nach wurde Peter sichtbar.

      „Seht ihr, da steht er“, sagte ich und Freude machte sich bei mir breit, denn nun würden mir meine Eltern endlich glauben.

      Peter sagte kein Wort. War verständlich, denn immerhin waren sie ihm fremd und er konnte nicht wissen, wie sie waren. Meine Eltern dagegen schauten verwirrt.

      „Er tut euch nichts“, sprach ich, damit sie keine Angst bekommen sollten.

      „Wo steht er?“ fragte meine Mutter.

      „Dort…im Spiegel“, antwortete ich und zeigte mit meinem Zeigefinger in die Richtung.

      „Sie können mich nicht sehen“, äußerte sich Peter.

      Ich spürte, wie Leid es ihm tat, denn wir beide wussten, es hätte die Sache einfacher gemacht, mich und meine Eltern von hier wegzubekommen. Aber nun war es kompliziert.

      „Ich sehe nur Staub“, sagte mein Vater.

      Ich drehte mich zu ihnen um. Mir war das Ganze unheimlich peinlich, denn nun verstand ich, dass sie mich für