Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M.E. Lee Jonas
Издательство: Bookwire
Серия: Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847606017
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eure lichtlose Welt.«

      Ein letztes Mal stemmt sie das Zepter in den Boden. Die schwarzen Schatten werden von der rotierenden Kugel eingesaugt und dann ist es endlich vorbei. Es ist still, als wäre hier nichts Bedeutendes geschehen. Ein letzter greller Blitz zuckt auf und verwandelt das Zepter in den alten Reisigbesen zurück. Oma Vettel rennt zu Jezabel, die mit geschlossenen Augen auf der Schaukel liegt. Broaf kommt aus dem Haus gerannt und hebt den kleinen Körper hoch.

      »Nicht so schnell, Broaf! Lass sie noch einen Moment hier liegen. Ich bin noch nicht fertig.«

      Der Diener legt das Mädchen sanft zurück und tritt zur Seite. Er zittert am ganzen Körper und hat große Mühe, seine Tränen zurückzudrängen. Oma Vettel küsst ihre Enkelin behutsam auf die Stirn und hält beide Hände über sie.

      »Geh in die grüne Kammer und bring mir den Würfel. Beeil dich!«, befiehlt sie Broaf mit bebender Stimme.

      Der Diener macht aus Gewohnheit eine leichte Verbeugung und eilt in die grüne Kammer, die sich hinter den Himbeerhecken befindet. Ein paar Sekunden später kommt er mit einem Glaswürfel zurück, den er vorsichtig auf den Bauch des schlafenden Mädchens stellt. Im selben Moment öffnet sich der gläserne Würfel und faltet sich selbstständig auseinander. Er wird größer und größer, bis er den regungslosen Körper Jezabels gänzlich umschlossen hat. Oma Vettel und Broaf nehmen sich an die Hand.

      »Dieser Kubus wird dich schützen. Er verhindert, dass dich die Skulks und diese widerlichen Gluggs finden können. Keine schlechte Energie tritt hinein und keine Gute kann heraus.«

      Die dunkle Hexe tritt einen Schritt zurück und sieht zu Rosinante.

      »Ardogo et Stabigo«, flüstert sie mit tränenerstickter Stimme.

      Der Hexenbesen verwandelt sich in das mächtige Zepter und stellt sich neben ihr auf. Oma Vettel verbeugt sich vor ihrer Enkelin und spricht leise weiter.

      »El livo grodano tu. Möge das Licht dich schützen!«

      Anders als bei dem Vergessenszauber zischen nun keine grellen Blitze aus der rotierenden Kugel. Ein warmes, angenehm gelbliches Licht, umgibt Jezabels Körper, das mit dem gläsernen Schutzschild verschmilzt.

      »Broaf, ruf bitte bei Mrs. Rogan an. Sag ihr, dass wir heute Abend Jezabel vorbeibringen. Sie möchte alle nötigen Papiere fertigmachen!«

      Der Diener nickt und eilt zurück ins Haus. Oma Vettel setzt sich auf die Schaukel und legt den Kopf ihrer Enkelin vorsichtig auf ihren Schoß. Sanft streicht sie über das lange, hellblonde Haar des Kindes und weint.

      »Ich hoffe, dass der Zauber stark genug ist, um dich vor Darania zu schützen, mein Engel. Ich schenke dir ein normales Leben, beraube mich dafür jedoch deiner Nähe. Ich werde dich niemals vergessen, kleine J.J.!«

      Kapitel 2

      Nach dem Vergessen und vor der Erinnerung

      Knapp 8 Jahre später.

      Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2011 und befinden uns in Marton, einer größeren Ortschaft auf der Nordinsel Neuseelands, die etwa zwanzig Kilometer nördlich der South Taranaki Bight liegt. Niemand Geringeres als der legendäre Seefahrer James Cook soll diesen Boden als erster Mensch betreten haben, weshalb die ansässige Privatschule auch nach ihm benannt wurde. Während des Schuljahres dient das Internat etlichen Kindern und Jugendlichen aus allen Teilen Neuseelands als zweiter Wohnsitz.

      Es ist Ende Dezember und die großen Feiertage stehen vor der Tür. Für die meisten Schüler bedeutet das mehr als fünf Wochen Sommerferien, die sie bei ihren Familien verbringen können. Die letzte Unterrichtswoche steht folglich an, wobei die Internatsbewohner in Gedanken schon zu Hause sind. Alle außer Josie Jezabel Smith, die ihre Ferien auf dem Campus verbringt, den sie seit acht Jahren ihr Zuhause nennt. Soweit sie sich erinnern kann, lebt sie schon immer hier, da sie sich an die Zeit davor nicht erinnern kann. Aber J.J., wie sie alle nennen, ist glücklich.

      Mittlerweile besucht sie die 8. Klasse und freut sich schon seit Wochen auf ihren 14. Geburtstag. Den will sie mit der Hausdame Pippa und deren Familie feiern, die sie liebevoll wie ein weiteres Familienmitglied behandeln.

      J.J. ist für ihre außerordentlich kreative Begabung bekannt und wegen ihrer natürlichen, lockeren Art bei ihren Mitschülern eigentlich sehr beliebt. Das hellblonde Haar, welches ihre graugrünen Augen wie ein kostbares Gemälde umrahmt, wird ihr von vielen Mädchen geneidet. Für ihr Alter ist sie ziemlich groß, weshalb sie auf den ersten Blick recht erwachsen erscheint. Ihre temperamentvolle Art zu sprechen tut ihr Übriges.

      Am liebsten trägt sie Jeans und individuelle T-Shirts, die sie selbst schneidert. J.J. ist sehr talentiert. Es spielt keine Rolle, welche Farben und Formen sie kombiniert, am Ende passt alles perfekt zusammen, und braucht den Vergleich mit Designermode nicht zu scheuen.

      Seit zwei Jahren teilt sie sich mit Zoé, ihrer besten Freundin, ein Zimmer. Das quirlige Mädchen hat ebenfalls ein Faible für Kunst und individuellen Stil, den sie jedoch weniger in ihrer Kleidung auslebt. Zoé liebt verrückte Frisuren, weshalb sie ihre Freizeit meist mit abenteuerlichen Experimenten verbringt, um ihre Haarpracht zu verschönern. Im Moment trägt sie schulterlange Rastazöpfe, die sie erst vor drei Tagen grell pink gefärbt hat.

      William und Felder vervollständigen die Clique um J.J.

      William gilt an der Schule als Vorzeige-Nerd, was J.J. lediglich an seiner großen Brille festmachen möchte. Eigentlich ist er nämlich ein lockerer und lustiger Zeitgenosse, der sie mit trockenem Humor ständig zum Lachen bringt. William ist eben nicht der athletische Typ, sondern eher ein Philosoph, wie J.J. immer betont. Felder, der Vierte im Bunde, heißt eigentlich Barnabas Lionel Felder. Da er allerdings keine Lust auf die ständigen Hänseleien wegen seines Vornamens hat, stellt er sich immer nur mit Nachnamen vor. Im Gegensatz zu seinem bestem Freund ist er hochgewachsen und ein absoluter Spitzensportler. Er beschützt J.J. wie ein großer Bruder, ist jedoch seit Jahren heimlich in Zoé verliebt. Im Großen und Ganzen ist es eine Gruppe Teenager mit vielen Träumen und Problemen, wie wir sie in diesem Moment sicherlich an jeder Schule dieser Welt vorfinden würden.

      Seit ein paar Monaten hat J.J. allerdings mehr Probleme, als sie gebrauchen kann, und ihre Träume sind alles andere als schön.

      »Hey J.J., heute schon ein paar Leute in die Luft gejagt?«

      Eine Traube kichernder Mädchen drängt sich dicht an J.J. vorbei. Die kneift genervt die Augen zusammen und holt tief Luft.

      »Nein. Heute noch nicht. Aber wenn ihr eine Minute Zeit für mich hättet?«, zischt sie gereizt, bevor sie die Spindtür zuknallt und wütend durch die Gruppe trampelt.

      Die Mädchen amüsieren sich köstlich und rufen noch ein paar alberne Beleidigungen hinterher, bevor sie nach anderen Opfern suchen, denen sie auf die Nerven gehen können.

      J.J. stampft wütend den Gang hinunter und betritt wortlos den Klassenraum, wo Zoé sie schon sehnsüchtig erwartet.

      »Na endlich! Wo warst du denn? Ich warte schon seit einer Ewigkeit auf dich«, fragt sie theatralisch.

      J.J. schnaubt und wirft die Bücher auf den Tisch, ohne ihre Freundin anzusehen.

      »Ich war bei Mrs. Rogan. Ausgleichsgespräch«, antwortet sie knapp und spitzt dabei die Lippen extra gekünstelt zu einem Schmollmund, sodass Zoé lachen muss.

      »Wegen der Geschichte mit Britany?«, fragt sie besorgt.

      J.J. räumt ihre Bücher ordentlich zusammen und lässt sich genervt auf den Stuhl fallen. Erschöpft legt sie den Kopf auf den Tisch und grummelt. Zoé starrt sie erwartungsvoll an.

      »Ja und was hat sie gesagt?«, blafft sie neugierig.

      J.J. mustert die Tischplatte und zuckt ratlos mit den Schultern.

      »Britanys Eltern haben bei ihr angerufen und um eine Stellungnahme gebeten. Britany hat ihren Eltern erzählt, dass ich sie in die Luft sprengen wollte, und sie Glück hätten, dass sie noch am Leben sei. Mrs. Rogan