Sampa Girls - Fußballfieber. Frank Alves. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Alves
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783737501736
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Es ist kurz nach 10 Uhr als Laura im Präsidium ankommt. Janaina, Naomi und Charly sitzen schon am Konferenztisch in dessen Büro und trinken Kaffee. Laura tritt ein, entschuldigt sich für ihre Verspätung, setzt sich zu ihnen an den Tisch und schenkt sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein. Dann ergreift Charly das Wort:

       „Guten Morgen zusammen! Bevor wir zu unserem aktuellen Fall kommen, habe ich noch eine erfreuliche Nachricht für Euch. Der Polizeipräsident hat mir gestern Nachmittag lobend mitgeteilt, dass unsere Einheit eine hervorragende Arbeit in den letzten Wochen und Monaten geleistet hat, weil wir überdurchschnittlich viele Fälle aufgeklärt haben beziehungsweise sehr viele Straftäter verhaftet haben, und somit unsere Stadt São Paulo für seine Bürgerinnen und Bürger sicherer gemacht haben. Als spezielle Belohnung und Anerkennung für diese außergewöhnliche Leistung bekommt jede von Euch eine Eintrittskarte für das Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft im neuen Stadion.“ Die drei Frauen springen auf, umarmen sich vor Freude und jede gibt Charly einen Kuss auf die Backe. Sie sind alle drei große Fußballfans besonders vom Club SC Corinthians Paulista und waren schon oft gemeinsam bei Heimspielen im Stadion Pacaembu. Charly mag am liebsten SE Palmeiras, den größten Lokalrivalen von Corinthians. Er ist einmal gemeinsam mit seinen drei Mitarbeiterinnen bei einem Derby zwischen Corinthians und Palmeiras im Stadion Morumbi gewesen. Während des Spiels ist es zum Streit über eine fragwürdige Schiedsrichterentscheidung zwischen den Frauen und ihrem Chef gekommen, und alle sind so emotional aufgewühlt gewesen, dass sie auch im Dienst zwei Wochen lang nicht miteinander geredet haben. Seitdem ist Charly nicht mehr zu einem Fußballspiel gegangen.

       „So Kolleginnen“, versucht Charly die Frauen zu beruhigen. „Kommt wieder 'runter ! Ich hoffe, dass Ihr beim Spiel unserer brasilianischen Selecao gegen Kroatien auch so euphorisch seit und die Mannschaft anfeuert. Lasst uns jetzt über unseren aktuellen Fall reden. Die Kriminaltechnik hat uns den Bericht vorgelegt. Der Tod trat zwischen zwei und vier Uhr morgens ein. Das Opfer wurde mit fünf Schlägen auf den Kopf ermordet. Die Tatwaffe war ein stumpfer Gegenstand, möglicherweise ein Baseballschläger oder etwas ähnliches. Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Vergewaltigung oder eine sexuell motivierte Straftat. Leider sind am Tatort keine Fingerabdrücke oder sonstige Spuren entdeckt wurden. Das deutet darauf hin, dass der Mord geplant war, und der Täter Handschuhe getragen hat. Ihr habt ja gestern Abend und heute morgen schon verschiedene Leute befragt. Lasst uns jetzt 'mal zusammentragen, was Ihr an Erkenntnissen gewonnen habt. Janaina fang Du bitte an und erzähle uns, was Du herausbekommen hast!“

       „Ich war in der Bar an der Avenida Cupece“, beginnt Janaina zu berichten. „Dort habe ich einen Mann kennengelernt, der aktuelle Fotos vom Opfer geschossen hat, die er mir auf einer Speicherkarte überreicht hat. Dadurch haben wir die Möglichkeit eine öffentliche Fahndung einzuleiten, um einiges über das Leben von dieser Mia zu erfahren.“

       „Danke Janaina, gib' die Speicherkarte an unsere IT-Abteilung weiter.“ Dann wendet sich Charly zu Naomi: „Mach' Du bitte weiter!“

       „Ja, ich habe schon einen möglichen Verdächtigen“, startet Naomi ihre Rede. „Er heißt Pedro und soll Frauen im Stadtteil belästigt haben. Wie mir zwei junge Frauen erzählt haben, ist er auf Drogen, deshalb wurde er aus seinem Miethaus 'rausgeworfen wurden. Derzeit ist er obdachlos. Wir sollten diesen Pedro dringend zur Fahndung ausschreiben!“

       „Wie heißt der Typ?“ unterbricht Laura. „Pedro? Der Vermieter von Mia Henrique Gomez hat mir erzählt, dass Mia von einem Pedro Garcia bedroht wurde. Er hatte ebenfalls ein Haus von Gomez gemietet und Mia beschuldigt, dass sie an seinem Rausschmiss schuld sei. Ich glaube auch, dass dieser Kerl dringend zur Fahndung ausgeschrieben werden sollte.“

       „Was wissen wir bis jetzt alles über diesen Pedro?“ fragt Charly. „Hat er irgendwelche Vorstrafen?“

       „Nein“, antwortet Naomi. „Ich habe schon im System nachgeschaut. Es gibt keine Vorstrafen, aber es gibt einige Beschwerden bei der Polizeidirektion in Jardim Miriam bezüglich der Belästigungen. Ich habe schon mit den Kollegen vor Ort telefoniert, sie sagten, dass sie versucht haben, den Konflikt zwischen Pedro und den Frauen, die sich beschwert haben, zu deeskalieren und das sei ihnen auch gelungen.“

       „Ok, dann rufe ich die Kollegen nochmal an und teile ihnen mit, dass dieser Pedro zur Fahndung ausgeschrieben ist. Ob wir mit dieser Fahndung an die Öffentlichkeit gehen, entscheidet der Staatsanwalt. Ihr fahrt nach Jardim Miriam und hört Euch um, ob dort jemand Hinweise geben kann, ob dieser Pedro irgendwelche Verwandte oder Bekannte hat, bei denen er untergekommen sein könnte, oder wo wir ihn sonst ausfindig machen können“, befiehlt Charly und steht von seinem Stuhl auf. Das ist das Zeichen, dass die Besprechung jetzt beendet ist. Naomi und Laura stehen ebenfalls auf und verlassen Charlys Büro. Janaina fährt mit ihrem Auto zum Ex-Haus von Pedro und danach will sie nochmal Jose besuchen, um ihn nach Bildern von Pedro zu fragen. Laura und Naomi nehmen Lauras Auto, um sich in der Bar und an der Bushaltestelle an der Avenida Cupece umzuhören.

      3

       Janaina parkt ihren Wagen an der Straße neben dem Aufgang der Treppen, die zu Pedros ehemaligem Haus führt. Die derzeitige Bewohnerin des Hauses ist die 67-jährige Witwe Paula Baptista, deren Ehemann vor zwei Jahren an Herzversagen starb. Sie betrieb mit ihrem Mann zusammen eine Strandbar in Caraguatatuba an der Nordküste vom Staat São Paulo. Nach dem Tod ihres Gatten verkaufte sie die Bar und zog nach São Paulo. Sie mietete das kleine Haus von Henrique Gomez, aus dem Pedro kurz zuvor 'rausgeworfen wurde. Janaina steigt die Treppengasse auf und klingelt an der Haustür.

       „Wer ist da?“ ruft Paula lauthals aus dem Küchenfenster. „ich kaufe nichts. Das habe ich Euch schon gestern gesagt!“

       „Hier ist die Kriminalpolizei“, antwortet Janaina ebenso lauthals. „Machen Sie bitte sofort die Tür auf!“

       Kurz darauf öffnet Paula die Tür. Sie wirkt auf Janaina eher verängstigt und zurückhaltend. Jetzt kleinlaut sagt sie:

       „Entschuldigung für meinen rauen Ton, aber ich dachte Sie wären wieder so ein Vagabund, der unbrauchbares Zeug verscherbeln will.“

       „Kein Problem“, entgegnet Janaina mit beruhigender Stimme und zeigt Paula ihren Polizeiausweis. „Sie wissen wahrscheinlich schon, warum ich hier bin.“

       „Wegen des Mordes an der jungen Frau, die ein paar Straßen weiter wohnt, oder besser gewohnt hat?“

       „Genau, ich möchte Sie zu dem Vorbewohner Ihres Hauses befragen. Hat er irgendetwas im Haus hinterlassen?“

       „Ach dieser komische Pedro“, antwortet Paula jetzt wieder etwas lauter. „Ich habe seinen zurückgebliebenen Müll direkt nach meinem Einzug sofort entsorgt. Er hat mich beschuldigt, dass ich an seinem Rauswurf schuld gewesen sein soll. Da hab' ich ihm einmal richtig lautstark meine Meinung gesagt, und seitdem haben wir nicht mehr zusammen gesprochen.“

       „Er soll sich doch weiterhin hier im Stadtteil aufgehalten haben, meistens im Bereich der Bushaltestelle unten an der Avenida Cupece. Haben Sie ihn dort nicht gesehen?“ fragt Janaina nach.

       „Doch, ich habe aber nie mehr mit ihm geredet.“

       „Wir suchen Pedro dringend. Er kann ein wichtiger Zeuge für uns sein. Hier ist meine Telefonnummer. Rufen Sie mich bitte sofort an, wenn Sie Pedro sehen sollten.“

       Janaina händigt Paula ihre Visitenkarte aus und verabschiedet sich. Sie steigt in ihr Auto und fährt langsam in Richtung Joses Haus. Die Straße ist fast leer, nur einige Kinder spielen am Rand. Janaina findet direkt einen Parkplatz vor Joses Eingang. Sie steigt aus ihrem Auto und klingelt an der Haustür. Nach nur wenigen Augenblicken öffnet sich die Tür und Jose steht dort bekleidet mit einem T-Shirt und Shorts.

       „Entschuldigung, komme ich ungelegen?“ fragt Janaina höflich.

       „Nein, nein, nein!“ antwortet Jose mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Eine so hübsche Frau kommt niemals ungelegen!“

       „Ich habe noch ein paar Fragen an Sie“, entgegnet Janaina.

       „Immer herein spaziert“, verneigt sich Jose vor Janaina und zeigt mit dem linken Arm in Richtung des Wohnzimmers. Janaina tritt ein und schaut sich im Raum um. Auf dem Tisch entdeckt